Bewertung

Review: #3.19 Cape May

#3.19 Cape May ist eine eigenartige Episode geworden. Eine Folge, die sich ganz auf die Trauerarbeit von Raymond Reddington konzentriert und die Auswirkungen von Elizabeth Keens (vermeintlichem) Tod auf sein Gefühlsleben. Ich schreibe bewusst vermeintlich hinzu, da ich noch immer nicht davon überzeugt bin, dass Megan Boone tatsächlich die Serie so sang- und klanglos verlassen hat.

Einen Hauptcharakter aus einer Serie zu schreiben geht normalerweise damit einher, dass Autoren und Produzenten diesen Schritt zu rechtfertigen versuchen und sich der ausgeschiedene Protagonist sich im ein oder anderen Interview wohlwollend zu Wort meldet. Nichts davon ist bei "The Blacklist" bislang geschehen und da die Serie sehr stark von der Beziehung zwischen Red und Liz getragen wird, glaube ich auch weiterhin, dass ihr Tod ein geschicktes Ablenkungsmanöver war, um sie aus der Schusslinie zu bringen. Ich mag mich irren, aber das Gefühl lässt mich nicht los, dass wir Liz wiedersehen werden.

"No matter what I tried to do, all I brought her was misery and violence."

Zunächst einmal konzentrieren wir uns jedoch ganz auf Reddington, den der Tod von Liz sehr mitgenommen hat. Nachdem auch Tom ihm unmissverständlich klar gemacht hat, dass er ihn nicht in Agnes' Leben haben will, da er sie nur in Gefahr bringen wird, sieht er sich vor den Trümmern seiner Existenz wieder. Er zieht sich zurück nach Cape May, einem Ort, der anscheinend eine besondere Verbindung zu ihm hat.

Von da an entspinnt sich eine unterhaltsame Geschichte, die am Ende mit einem interessanten Plot-Twist aufwarten kann, der vielleicht nicht 100 km gegen den Wind gerochen wurde, jedoch gar nicht so überraschend kommt, wie man sich seitens der Autoren vielleicht gewünscht hätte. Die Frau, die Reddington scheinbar aus den Fluten vor einem Selbstmord rettet, nur um sie dann gegen ihre Angreifer zu verteidigen, entpuppt sich als Halluzination, ausgelöst durch die Schuldgefühle, die ihn bezüglich des Todes von Liz quälen. Und dass es sich bei der Frau um Katarina Rostova handelt, das dürfte eigentlich auch jedem klar gewesen sein, nachdem sie sich so lang und breit über Kinder, Liebe und Schuld unterhalten haben (und sie ihn irgendwann beim Vornamen nannte, ohne diesen zu kennen).

Die Zuschauer erfahren am Ende nicht viel mehr als sie schon wissen. Reddington hat eine besondere Verbindung zu Liz aka Masha, weil er eine Verbindung zu deren Mutter hatte, die er über alles liebte. Es wird nicht angedeutet, dass Masha sein Kind sei oder aus welchen Umständen heraus, er sich ihr verpflichtet fühlte. Es wird jedoch klar, dass er Liz aufrichtig geliebt hat, wie eine eigene Tochter. Und dass er sie am Ende nicht retten konnte, wo er schon ihre Mutter verloren hatte, lässt ihn schier verzweifeln.

Oft wird nicht klar, ob Red bei seinen Ausführungen von Katarina und Masha oder von Liz und Agnes redet, aber das wurde wohl bewusst so angelegt. Er musste in der Vergangenheit eine Entscheidung treffen, die ihn schwer gezeichnet hat und die letztendlich dazu führte, dass eine Frau zu Tode gekommen ist. Und James Spader spielt diese Innere Leere, diese tiefgehende Verletzung nach dem Tod von Liz mit Bravour. Sein Monolog über die Auswirkungen eines Selbstmords, den er mit dem Anschlag eines Selbstmordattentäters vergleicht, ist unglaublich eindringlich und jagt mir als Zuschauer eine Gänsehaut über den ganzen Körper.

Am Ende findet er durch ein Amulett zu neuem Lebensmut. Egal, ob er es jetzt am Strand fand oder aus der Tasche gezogen hatte, als ihm klar wird, dass er die gesamten Ereignisse der Nacht halluziniert hat und vor seinen Augen plötzlich Katarina steht, die ihm seine Entscheidung für ihre Tochter und gegen sie vergibt, da weiß er, dass es nichts nützt, in der Vergangenheit zu leben oder sich von der Trauer auffressen zu lassen. Er hat wieder ein Ziel vor Augen – welches, das werden wir wohl in der nächsten Episode erfahren.

Fazit

Bis auf einen kurzen Auftritt von Tom Keen kommt "The Blacklist" dieses Mal lediglich mit der Präsenz von Raymond Reddington aus und bietet damit die beste Episode seit langem. Man konzentriert sich ganz auf das Gefühls- und Seelenleben dieses gezeichneten Mannes und schafft mit der durchgehenden Dunkelheit und der melancholischen Grundstimmung eine absolut intensive Episode, die richtig unter die Haut geht. Kudos an James Spader und seine Szenenpartnerin Lotte Verbeek, die dem bekannten Darsteller in Nichts nachsteht. Zum ersten Mal seit langem freue ich mich darauf zu erfahren, wie es bei "The Blacklist" weitergeht.

Melanie Wolff - myFanbase

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