Bewertung

Review: #7.16 Heute beginnt der Rest des Lebens

Foto: Chandler Riggs, Jeffrey Dean Morgan & Andrew Lincoln, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Chandler Riggs, Jeffrey Dean Morgan & Andrew Lincoln, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Die gesamte zweite Hälfte der 7. Staffel arbeitete auf eine offene Konfrontation zwischen Negan und Rick, zwischen den Saviours und Alexandria hin. Und genau das lieferte Scott M. Gimple mit der letzten Folge dieser durchwachsenen Season. Leider war es nicht der erhoffte große Showdown, sondern lediglich ein kleiner Befreiungsschlag, der mit einigen Opfern bezahlt werden musste und am Ende doch wenigstens einen klitzekleinen Silberstreif am düsteren Horizont bot.

"We’re going to war"

Irgendwie vergeht kein Staffelfinale, in dem nicht mindestens einer der Hauptcharaktere das Zeitliche segnet oder kurz davor ist, seinem Schöpfer gegenüber zu treten. Dieses Mal erwischt es Sasha, die nicht wie andere Charaktere kurz vor ihrem gewaltsamen Ableben nochmal einen kleinen "character-boost" bekommt, sondern in vollkommener Dunkelheit die Gelegenheit bekommt, mit ihrem Leben respektive ihrem Ableben ins Reine zu kommen. Sasha erinnert sich an ein Gespräch mit Abraham, das sie geführt hatte, und kommt dabei zu dem Entschluss, dass es Zeit ist, das Leben hinter sich zu lassen. Mit sich und ihrer Entscheidung im Einklang schluckt sie die Giftpille, die Eugene ihr gegeben hatte, und hofft so, selbst zur Waffe gegen Negan werden zu können. Tatsächlich verschafft Sasha Rick und den anderen einen kleinen Moment, der Negan für einen Moment aus der Bahn wirft.

Sashas Tod kommt nicht unerwartet. Bereits seit dem Verlust ihres Bruders Tyreese und ihres Kurzzeitgeliebten Bob hängt ihr Leben am seidenen Faden. Sie selbst war bereits mehrfach kurz davor, sich das Leben zu nehmen, und konnte erst durch Abraham wieder ein wenig Freude am Leben finden. Die beiden als Paar hatten definitiv zu wenig Screentime. Und auch wenn Abraham ein Kotzbrocken war, der Rosita auf unmögliche Art abserviert hat, so zeigte er mit Sasha jedoch seine verständnisvolle, weiche Seite. Und auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte – Abraham fehlt der Serie. Er war ein interessanter Charakter und brachte eine gewisse Leichtigkeit mit seinen nicht selten schlüpfrigen Sprüchen in die Serie. Er fehlt. Nicht nur Sasha. Dass sie sich am Ende opfert, sich selbst zur Waffe macht, um Negan vielleicht doch noch zu erwischen, ist eine konsequente Fortführung ihres Charakters. Es ist nachvollziehbar. Und genau deswegen macht es ihren Tod so wenig tragisch, so makaber das nun klingen mag. Sashas Geschichte war hier zu Ende erzählt.

"Alexandria will not fall! Not on this day!"

Abseits von Sashas Tod wartet die Episode mit einem unglaublich emotionalen Ende auf, in dem Maggie die Zuschauer erinnert, dass ganz zu Beginn der Serie, Glenn einmal sein Leben für Rick riskiert hat, obwohl er ihn nicht kannte. Von dort an entspann sich eine Geschichte zufällig zusammen gewürfelter Menschen, die im Laufe der Zeit zu einer Familie geworden waren. Und diese Familie, die Zusammengehörigkeit zwischen ihren Mitgliedern, wird hier einmal mehr klar, als sie alle – von Hilltop bis zum Königreich – Rick zur Seite eilen, als dieser erneut versucht, Negan die Stirn zu bieten.

Dass sein Unterfangen, Negan mithilfe der Junkyard-Leute um Jadis zu überrumpeln, eigentlich zum Scheitern verurteilt war, kommt jetzt nicht überraschend. Jadis ist eine Geschäftsfrau und wenn jemand auftaucht, der ein besseres Angebot unterbreitet, ist sie emotionslos und schwenkt ihr Fähnchen in eine andere Richtung. Dem Spannungsmoment ist es geschuldet, dass es mich nicht wundert, dass sie es am Ende ist, die Rick in den Rücken fällt.

Nicht erwartet hätte ich den fantastischen Auftritt von Shiva, der vollkommen unerwartet ins Bild springt und den Zuschauer aus einem unglaublich langweiligen, weil repetitiven Monolog von Negan befreit, in dem er mal wieder mit großen Worten umschreibt, was er Rick alles antun wird, weil er es wagt, sich ihm nicht zu unterwerfen. Yada Yada Yada. Der Moment, als Shiva ihn vollkommen überrumpelt und die Alexandriner diesen Moment nutzen, um endlich einmal die Oberhand zu gewinnen, ist fantastisch, eben weil es (für mich) so unvorhersehbar war.

Alles andere – nun ja. Haken drunter, Staffel 7 liegt endlich hinter uns. Es war nicht alles schlecht und doch krankt die Serie momentan daran, dass ihr das richtige Momentum fehlt, man sich mit vielen uninteressanten Charakteren aufgehalten hat, mit denen der Zuschauer trotz etlicher Versuche nie so recht warmwerden wollte (Richard, Gregory, Dwight). Negan, der einst so charismatisch die Bühne betrat, verkommt immer mehr zu einem selbstverliebten Schwätzer, der nur gelegentlich dem Bild des archetypischen Comicbuch-Bösewichts entfliehen kann und beim genauen Hinsehen einer der plattesten und farblosesten Charaktere der letzten Jahre ist. Und Rick? Rick hat sich über die Staffel kein wenig verändert. Was also kommt in Staffel 8 auf uns zu? Der Kampf zwischen Negan und Rick geht in eine weitere Runde und ich befürchteg der Krieg wird nicht so schnell entschieden werden. Es wird Verluste auf beiden Seiten geben und am Ende, ja was? Am Ende wird einer der beiden Männer besiegt sein und auf die Gruppe warten neue Abenteuer und neue Fieslinge. Will ich das sehen? Im Moment eigentlich nicht. Und trotzdem werde ich im Oktober wieder einschalten.

Randnotizen

  • Ist Eugene ein vollkommener Saviour oder besteht die Chance, dass er es sich angesichts von Sashas mutiger Tat doch noch einmal anders überlegt? Interessiert es mich wirklich?
  • Vor nicht allzu langer Zeit, da war es Michonne, die um das Leben von Rick bangte. Nun hat er den Moment, in dem er glaubt, seine Geliebte hat das Zeitliche gesegnet. Natürlich hat sie das nicht und er kann ihr zur Rettung eilen und ihre Wunden küssen. Die beiden haben sich gefunden und sie kämpfen füreinander.
  • Warum der 80er Jahre Soundtrack in der finalen Schlacht um Alexandrias Heil? Für einen Moment fühlte sich das seltsam fremd an.
  • "Alexandria will not fall" - ein wenig erinnert die Szene ja schon an Streifen wie Lord of the Rings und Co. Irgendwie wirkte es aus dem Mund eines selbsternannten Königs jedoch unfreiwillig komisch
  • Tolle Szene: ein desillusionierter Morgan und Carol sitzen nebeneinander, nicken sich nur stumm zu. Beide haben es versucht und beide sind gescheitert. Pazifisten haben es in der Welt von TWD wirklich schwer.

Fazit

Trotz der aufwendigen Schlacht bietet man den Zuschauern ein seltsam blutleeres Staffelfinale, in dem es zu einem kleinen Showdown kommt, der jedoch nicht wirklich einen Abschluss bietet und daher wirkt, als wäre es nur der Auftakt für etwas Größeres, auf das man jetzt jedoch wieder eine laange, laange Zeit warten muss. Ob einem diese Art des Staffelabschluss besser gefällt als der letztjährige Cliffhanger, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Melanie Wolff - myFanbase

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