Bewertung

Review: #8.04 Nur irgendwer

Foto: Khary Payton, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Khary Payton, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Es dauerte bis zur vierten Episode, bis man das Gefühl hat, dass es in der 8. Staffel von "The Walking Dead" nicht nur um den Krieg an sich, sondern vor allem auch um die Menschen darin geht. Und wer eignet sich am besten dafür, den Schrecken des Kampfes zu illustrieren, als ein selbsternannter König, der noch vor einiger Zeit mit motivierenden, theatralischen Reden seine Gefolgsleute zum Kämpfen eingeschworen hat.

"Thank you your majesty." "For what?" "For being such a cool dude."

Die Überblendung von seiner ersten "and yet I smile"-Rede an seine besten Kämpfer, die an seiner Seite in den Krieg ziehen werden, und dem Massengrab vor dem Versteck der Saviours ist grandios inszeniert. Es ist der Auftakt zu einer Demontage eines Mannes, der sich selbst stark überschätzt hat und bislang ein sehr behütetes Leben in seinem "Königreich" geführt hatte, während andere die Drecksarbeit für ihn erledigten.

Nicht eine Sekunde rechnet man damit, dass Ezekiel das Zeitliche segnet und doch fiebert man mit diesem Mann mit, wie er durch die erwachenden Leichen seiner Gefolgsleute robbt, wohl wissend, dass er kaum eine Chance hat, ihnen mit seiner Verletzung zu entkommen. Gerettet wird Ezekiel durch ein namenloses Redshirt, der ihn bis an die Basis, in der die Waffen versteckt gehalten werden, zerrt und ihm dabei klar macht, dass sie alle ihn und seine Scharade längst durchschaut haben. Gut, es könnte an dieser Stelle etwas weniger Gelaber sein, aber es bringt Ezekiel nur dem Punkt näher, an dem er erkennt, dass er ein belangloser kleiner Schwindler ist, der bislang nur Glück hatte, nie für seine Freiheit und sein Leben kämpfen zu müssen.

Jerry rettet Ezekiel am Ende das Leben. Nur kurz darauf werden die beiden selbst von Carol gerettet. Bis sie sich entscheidet, die beiden zu retten, hat auch Carol eine wahnwitzige Odyssee hinter sich, in der sie mehrere Männer ausschaltet, mal wieder das hilflose Heimchen mimt, nur um im nächsten Moment eiskalt zuzuschlagen. Ich liebe Bad-Ass-Carol, auch wenn es natürlich sehr interessant ist, dass sie ohne Blessuren davon kommt, trotz Dauerbeschuss aus mehreren Richtungen.

Auch wenn Carol zwei Männer am Ende mit den Waffen ziehen lassen muss, als sie Daryls Motorrad hört, weiß sie, dass sie sich keine Sorgen machen muss, dass sie sich am Ende entschieden hat, das Leben Ezekiels und Jerrys zu retten. Daryl und Rick holen sich die Waffen zurück, in einem wahnwitzigen Verfolgungsduell, das fast schon ein wenig an "Fast and the Furious" meets "Indiana Jones" erinnert. Es ist lachhaft, aber man erwischt sich dann doch dabei, wie man schmunzelt, als Rick neben dem Wagen des Saviours auffährt, rüber springt und den Wagen unter Kontrolle bringt. Naja, irgendwie ins Gebüsch fährt. Am Ende haben sie jedenfalls erfolgreich verhindert, dass die Waffen zu Negan ins Sanctuary gebracht werden können.

Carol, Jerry und Ezekiel machen sich derweil auf den Weg zurück ins Kingdom und müssen sich dabei einer immer größer werdenden Horde Beißer erwehren, während ihre Munition stetig weniger wird. Mehrmals verlangt Ezekiel, dass man ihn zurück lässt, aber gerade Jerry ist nicht gewillt, seinen König im Stich zu lassen. Es bedarf einer schier ausweglosen Lage, umringt von Beißern, die ihm klar machen, dass er an einem Wendepunkt angekommen ist – er muss sich eingestehen, dass er kein König ist. Dass er ein Niemand ist. Einfach nur ein Typ, der zur rechten Zeit mit einer guten Geschichte am rechten Ort war. Doch gerade als er sich selbst dies eingesteht, springt ihm Shiva zur Hilfe. Sie rettet ihm das Leben, so wie er einst ihres gerettet hat, und opfert sich für ihren Freund. Klingt theatralisch? Nicht anders hätte diese Situation inszeniert werden dürfen. Immerhin ist es der Niedergang des Königs, der hier stattfindet.

Als am Ende das klägliche Elend von Ezekiel gebrochen die Tore durchschreitet und wortlos an seinen Untertanen vorbei im Kingdom verschwindet, da weiß man, dass für ihn nichts mehr so sein wird, wie es war. Das halbe Kingdom ist tot. Shiva ist tot. Der König ist tot.

Fazit

Es ist eine bildgewaltige Episode geworden, die endlich mal wieder einen Charakter in den Mittelpunkt stellt und daraus ihre Stärke zieht. Dass es unendlich viele Ungereimtheiten gibt und vieles an den Haaren herbeigezogen ist, lässt sich dieses Mal leicht verschmerzen. Zum ersten Mal in der laufenden Staffel muss ich sagen, ich wurde richtig gut unterhalten.

Melanie Wolff - myFanbase

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