Bewertung

Review: #3.01 Die Saat

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Während der zweiten Staffel wurden immer wieder Stimmen laut, die monierten, dass die Serie mittlerweile zu dialoglastig geworden ist und einige Handlungselemente fast schon soapigen Charakter haben. Bereits mit dem Staffelfinale #2.13 Die Mahd straften die Autoren die Kritiker lügen und präsentierten eine actiongeladene Episode, die am Ende die Gruppe in eine fast verzweifelte Lage brachte. Die dritte Staffel setzt nun genau dort an, wo die zweite Staffel aufgehört hatte. Zwar nicht unbedingt, was die Geschichte betrifft, aber doch was Spannung und Action betrifft.

Die ersten Minuten der neuen Staffel sind unglaublich intensiv und kommen ohne jeglichen Dialog aus. Stattdessen bieten sie viel Blut und einiges an Zombie-Action, die in manchen Belangen fast schon ein wenig an die guten Alten Romero-Zeiten erinnern. Während unsere Helden sich von Haus zu Haus auf der Suche nach Vorräten und Unterschlupf kämpfen, wird klar, dass einiges an Zeit vergangen sein muss seit dem Staffelfinale. Die Gruppe agiert bewusster, routinierter und vor allem unglaublich eingespielt. Wie ein Schweizer Uhrwerk greifen die einzelnen Figuren im Kampf gegen die Beißer sich gegenseitig unter die Arme, es gibt keine Diskussionen, sondern nur den Fokus auf das gemeinsame Weiterkommen.

Spätestens als Lori dann mit deutlich gewölbten Bauch durch das Bild huscht wird klar, dass einige Monate vergangen sein müssen. Es ist ein guter Schachzug der Autoren. Zum einen tragen die Autoren der Tatsache Rechnung, dass sie einen Kinderdarsteller im Hauptcast haben, der nun mal nicht so altert, wie man es storytechnisch gerne hätte. Der Zeitsprung gab Carl nun die Gelegenheit, zu wachsen – körperlich, wie mental. Er ist nicht mehr der ängstliche kleine Junge aus der zweiten Staffel, sondern ein wertvoller Kämpfer in der Gruppe geworden, der weiß, was er tut und sich von seiner Mutter abgenabelt und sich seinem Vater angeschlossen hat.

Zwischen Rick und Lori hat die Zeit einen tiefen Keil getrieben. Die beiden sprechen kaum mehr miteinander. Zwar sorgt Rick weiterhin dafür, dass es Lori gut geht. Liebe ist zwischen den beiden Charakteren jedoch nicht mehr zu spüren. Lori wirkt vollkommen abgekapselt von der Gruppe, denn selbst ihr Sohn scheint ihr den Rücken gekehrt zu haben. Lori bringt dies in eine unglaublich schwierige Lage. Sie weiß, dass sie durch ihre Schwangerschaft die Gruppe ausbremst und den Rückhalt ihrer Familie verloren hat. Zu allem Überfluss muss sie sich auch noch fragen, was passiert, wenn sie während der Geburt stirbt oder ihr Kind stirbt und als Beißer zurückkehrt. Ihr Gespräch mit Hershel ist ungeheuer aufrichtig und lässt Lori zum ersten Mal seit vielen Episoden wieder menschlich und sympathisch erscheinen. Es wirkt, als sei sie sich endlich bewusst, dass sie Rick damit, dass sie ihn dazu getrieben hat, Shane zu töten, in eine unmögliche Lage gebracht hat.

Rick ist, ganz wie er im Finale angekündigt hat, ein wahrer Anführer geworden. Niemand stellt seine Führungsposition mehr in Frage, sondern tut genau das, was er ansagt. Dabei hat er sich emotional von der Gruppe zwar etwas entfernt, doch immerhin hat er dafür gesorgt, dass sie alle gut über den Winter gekommen sind und nun im Gefängnis einen einigermaßen sicheren Hafen gefunden haben.

Ein wenig verwunderlich ist, dass die Gruppe das Gefängnis nun jetzt erst, Monate nach den Ereignissen auf der Farm entdeckt, obwohl es in der letzten Episode so wirkte, als sei das Gefängnis bereits sehr nahe. Aber wir wissen ja nicht, was genau passiert ist und ob man vielleicht erst einmal eine ganz andere Richtung eingeschlagen hat, die weiter weg vom Gefängnis führte. Auch wenn viele dies im Moment als großen Kritikpunkt finden, so kann ich durchaus damit leben.

Die Eroberung des Gefängnisses zieht das Tempo der Episode wieder gehörig an und bietet für viele Charaktere Möglichkeit zum glänzen. So sehen wir, wie eingespielt Glenn und Maggie mittlerweile sind, die noch immer eine glückliche Beziehung führen und aufeinander Acht geben. Auch zwischen Carol und Daryl scheint sich etwas anzubahnen, wobei nicht ganz klar wird, ob es sich um romantische Gefühle handelt, oder einfach nur eine Freundschaft zwischen zwei Menschen, die einen wichtigen Menschen verloren haben. Nur Lori fällt, wie oben schon erwähnt, ein wenig aus der Gruppe heraus.

Der sichere Hafen erweist sich wie so oft gegen Ende der Episode als Trugschluss, denn in den engen Gängen des Gefängnisses befinden sich nun Unmengen an Beißern. Und einer davon wird Hershel zum Verhängnis, denn er verbeißt sich in dessen Bein, so dass Rick gezwungen ist, ihm das Bein zu amputieren. Bei aller Liebe ist diese Szene selbst für hartgesottene Fans der Serie nur schwer zu ertragen und man sieht es auch Rick an, dass er es nur sehr schwer über sich bringt. Genauso fassungslos wie die Zuschauer vor den Bildschirmen sind die Zuschauer in einem Nebenraum. Ja, genau. Im Gefängnis gibt es anscheinend noch ein paar nicht zombifizierte Menschen. Dum Dum Dum – Cliffhanger.

Ob der Erlebnisse der Gruppe geht die Geschichte um Andrea und Michonne fast ein wenig unter. Die beiden Frauen sind noch am Leben und haben über die letzten Monate eine gewisse Freundschaft zueinander entwickelt, die sich jetzt zeigt, als es Andrea gesundheitlich nicht sonderlich gut geht. Michonne lässt sie nicht zurück und verspricht ihr, sich um sie zu kümmern. Viel gibt das ganze noch nicht her, aber wir haben ja auch erst die ersten vierzig Minuten der dritten Staffel hinter uns gebracht.

Fazit

Der Staffelauftakt bietet alles, was das Herz begehrt. Zombies, Action, Angst, Verzweiflung, Freundschaft und eine Portion Ekel. Der Start in die dritte Runde der Serie ist mehr als geglückt.

Melanie Wolff - myFanbase

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