Review: #3.12 Gesichter der Toten
"The Walking Dead" bleibt mit #3.12 Gesichter der Toten auf der Spur, die in der vorherigen Episode begonnen wurde: die personenzentrierte Storyline. In dieser Episode stehen zwei Leute im Mittelpunkt: Carl und Morgan Jones. Dabei wird in Morgans Fall die offene Frage nach seinem Schicksal beantwortet und dabei deutlich, wie er sich durch die Entwicklungen verändert hat. Bei Carl wird die Divergenz zwischen Carl dem Kämpfer und Carl dem Jungen sehr deutlich, was ihn in meinem Ansehen auf den zweiten Platz der Charaktere bei "The Walking Dead" katapultiert. Denn bei Carl wurde in den letzten Episoden so viel Charakterarbeit geleistet, wie bei keiner weiteren Figur.
Morgan Jones
Zunächst muss ich einmal sagen, dass mir dieses Mal die Vorsequenz "Was bisher geschah..." gehörig die Suppe versalzen hat. Ich habe gewusst, dass Morgan wieder auftreten wird, als ich Rick mit seinem Funkgerät sah. Hier stößt mir dieser Umstand äußerst sauer auf, da so die Überraschung, Morgan zu sehen, vollkommen misslungen ist. Lediglich die Frage, ob Carl ihn getötet hat oder ob er noch lebt, war ein kleiner Aufreger. Hier ging extrem viel Potenzial verloren, das in diesem Moment ein schöner (weil vom Zuschauer aus Wiedersehensfreude empfunden) Kontrast zu seinem Schicksal gewesen wäre.
Und dieses Schicksal ist es, das nach der Episode wohl am meisten trifft. Der Mann, den Rick bewunderte, weil er so gut mit der neuen Welt umzugehen wusste, ist ein weinendes Wrack, das Rick nicht einmal erkennt, obwohl er sein ganzes Leben auf ihn ausgerichtet hatte. Ich muss zugeben, dass ich diesen Schachzug der Autoren sehr plausibel und von Lennie James äußerst faszinierend und verstörend gespielt fand. Ich bin aber auch geschockt, wie sehr Morgan sich verändert hat, denn er ist nicht mehr der Vater, der Rick rettete, sondern zu einer Art Totengräber geworden. Er will nicht mehr leben, verbringt seine Zeit aber damit, die Toten zu sammeln. Seine gesamte Figur hat eine verstörte Silhouette, die mich als Zuschauer sehr mitnimmt, aber gleichzeitig auch Abstand halten lässt.
In diesem Moment erst wird deutlich, wie sehr das Ende der Welt die Menschen verändert hat. Denn bei allen anderen Figuren war es ein schleichender Prozess, der von Episode zu Episode fortschritt und daher nur all zu gerne untergeht. Bei Morgan sieht der Zuschauer deutlich, dass er vollkommen anders ist. Er liebt seinen Sohn noch immer, er liebt auch seine Frau noch immer, doch scheint er keinerlei Bezug mehr zur Wirklichkeit zu haben. Er lebt vor sich her und verschanzt sich. Ganz offensichtlich wartend, doch worauf weiß er wahrscheinlich nicht einmal selbst, denn Ricks Auftreten bringt ihn nicht von seiner Arbeit ab.
Zuletzt möchte ich auf seine Begegnung mit Rick noch einmal kurz eingehen. Diese empfand ich als sehr emotional. Rick klammert sich an Morgan, dem er so oft helfen wollte, welcher aber dann in Vergessenheit geriet (und nicht nur bei Rick, sondern auch bei mir). Die Stichwunde, die Morgan ihm zufügte, wird hoffentlich noch weiter Beachtung finden und auch die Schuld, die Rick nun auf seinen Schultern mit sich tragen wird bezüglich Duanes Tod, wird ihn schwer beeinflussen. Ich weiß an dieser Stelle absolut nicht, wohin die Geschichte führen wird, doch ich hoffe, dass ich Morgan noch einmal wiedersehe, sei es nur, um zu erfahren, welchem Schicksal er anhängig wurde, denn er selbst hat keinerlei Hoffnung mehr.
Carl
Ricks Sohn steht, seit er seine Mutter hat erschießen müssen, zwischen zwei Welten. Zum einen wird er seit vielen Episoden als sehr erwachsen, klug und äußerst anpassungsfähig gezeichnet. Nun wird in dieser Folge aber klar, dass er noch immer ein kleiner Junge ist, zwar einer mit einer gehörigen Portion Mut, doch noch immer ein Junge. Ich fand seine Ausrede, dass er das Bild nur besorgen wollte, damit Judith weiß, wie Lori aussieht, eine passende Erklärung. Er will sich vor Michonne nicht die Blöße geben, er will stark und unabhängig erscheinen. Die Szene, in der er an der Tür zu dem Café steht, zeigt ihn als einen so kleinen Jungen, wie ich ihn seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe und ich muss sagen, dass es mir gefiel. Wie bereits erwähnt, steht Carl mittlerweile bei mir sehr hoch im Kurs, da sehr viel Zeit darauf verwendet wird, ihm eine Geschichte zu geben und sie so überzeugend wie möglich zu präsentieren. Dabei wird das bisschen an Screetime, das er hat, optimal genutzt, auch wenn man in dieser Folge eingestehen muss, dass Carl sehr viel Screentime hatte, was ihm nur zugute kam.
Kleinigkeiten
Zuletzt möchte ich noch zwei Details hervorheben, die mir in dieser Episode sehr aufgefallen sind. Zunächst ist da der Unbekannte vom Straßenrand, nun in Kombination, die entsteht, wenn man sich vor Augen führt, wie sehr Rick sich verändert hat, was dem Zuschauer anhand von Morgan deutlich wird. Der alte Rick hätte dem Mann geholfen, wie er jedem früher geholfen und vertraut hat. Nun lässt er ihn links liegen und sammelt am Ende nur den Rucksack von ihm ein. Eine kleine Substoryline, die nicht deutlicher hätte zeigen können, wie sehr die Welt sich verändert hat.
Das zweite Detail bezieht sich auf Michonne. Mir ist in dieser Folge aufgefallen, wie gut sie sich mit Carl versteht und mit Kindern anscheinend im Allgemeinen. So recht Bezug hatte sie nun bis jetzt zu niemandem, außer vielleicht zu Andrea. Es wurde ganz deutlich, wie schnell sie mit Carl zurecht kam und wie schnell dieser sie akzeptierte und das nicht nur, weil sie ihm das Foto brachte. Mein Highlight war, als sie mit dieser furchtbaren Katze wiederkam und auch noch behauptete, sie sei süß. Ich habe mich vor Lachen kaum mehr einbekommen, denn das wollte so gar nicht zu der Michonne passen, die ich bisher habe kennen lernen dürfen. Hier bin ich äußerst gespannt, welche Geschichte sich hinter ihr verbirgt; wer ist Michonne?
Fazit
Alles in allem konnte mich #3.12 Gesichter der Toten begeistern. Sie erinnerte mich an alte Zeiten und zeigte ganz deutlich noch einmal auf, welche Entwicklung Rick hinter sich hat. Schön war es von Morgan zu hören, auch wenn seine Geschichte nicht so positiv war, wie ich es immer für ihn erhofft habe. Nun stellt sich für mich nur noch die Frage, wie es wohl der anderen Gruppe, auf die Rick in Atlanta stieß, erging. Ich für mich kann nur hoffen, dass auch diese Lücke geschlossen wird, würde es aber auch nicht schlimm finden, wenn der Zuschauer hier im Dunkeln belassen wird. Punktabzug bekommt die Episode dafür, dass man in der Rückschau die Überraschung, Morgan wieder zu sehen, absolut vergeigt hat. Mit dem Rest der Episode und gerade mit der Charakterarbeit kann ich nur allzu zufrieden sein.
Jamie Lisa Hebisch - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: ClearErstausstrahlung (US): 03.03.2013
Erstausstrahlung (DE): 02.11.2013
Regie: Tricia Brock
Drehbuch: Scott M. Gimple
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