Bewertung

Review: #3.16 Stirb und töte

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Ein bisschen sprachlos bin ich jetzt schon, denn wenn ich ehrlich sein soll, dann war dieses Finale der dritten Staffel von "The Walking Dead" nicht das, was ich erwartet hatte. Im positiven, wie im negativen Sinne allerdings. Es war definitiv eine spannende Episode, mit großartigen Momenten für Michonne, Andrea, den Governor und auch für Rick und Carl. Und doch fühlt es sich vor allem am Ende an, als müsste jetzt noch etwas kommen. Etwas, das der Staffel einen würdigen Abschluss erweist.

Es ist nicht der Showdown geworden, den ich mir vorgestellt hatte. Natürlich schwört der Governor die Leute aus Woodbury ein, gegen die Menschen im Gefängnis zu ziehen und da jeder einfach blindlings glaubt, hinterfragt keiner sein Motiv, sondern sie folgen ihrem Anführer alle blindlings in den Tod.

"In this life now, you kill or you die. Or you die and you kill."

Die Szenen zu Beginn der Episode, als der Governor und seine Leute das Gefängnis quasi überfallen und dann erkennen müssen, dass es allem Anschein nach längst verlassen worden ist, ist natürlich unglaublich spannend inszeniert, nicht zuletzt wegen der dieses Mal großartigen musikalischen Untermalung.Und auch der anschließende Kampf der Gruppe um Rick, die eben nicht den Weg des geringsten Widerstands gegangen ist, sondern zurückgeblieben ist, um das zu verteidigen, was ihnen über die letzten Wochen zu eine Art Zuhause geworden ist, kann sich wirklich sehen lassen. Doch es ist nicht das zentrale Element der Episode.

Es kommt auch zu keiner weiteren Konfrontation zwischen Rick und dem Governor, wie man hätte vermuten können. Die Autoren legen den Fokus nicht auf den Kampf der beiden gegeneinander, sondern auf die Charaktere selbst. So muss der Governor hilflos mitansehen, wie all seine „Untertanen“ die Flucht ergreifen, als Maggie und Glenn das Feuer auf sie eröffnen. Ihm bleibt schließlich nichts andres übrig, als den Rückzug anzutreten und das Gefängnis hinter sich zu lassen, was nicht nur für ihn ungeheuer frustrierend ist. Auch der Zuschauer hat hier sicherlich etwas mehr Gegenwehr der Woodbury-Truppe erwartet. Gut, nach dem Gemetzel in der letzten Woche muss man ja aber auch festhalten, dass dieses Mal eine ganze Menge "Normalos" gekämpft haben, da von der Militärtruppe des Governor bis auf Martinez und einem anderen Schwarzen nicht mehr viel übrig geblieben ist.

Der Governor kann nicht fassen, dass die Menschen einfach fliehen wollen und richtet sie auf halben Weg nach Woodbury einzeln, ohne mit der Wimper zu zucken hin. Stellt sich ihm jemand in den Weg, so wird er niedergeschossen. Martinez geht es während dieser unglaublich eindringlichen Szene wie dem Zuschauer vor dem Fernseher – er sieht fassungslos mit zu, wie der Governor das letzte bisschen Menschlichkeit verliert, das er noch in sich hatte. Martinez schluckt, aber er schafft es nicht, einzuschreiten. Stattdessen fährt er mit dem Governor davon. Wohin, das wird in dieser Staffel nicht mehr geklärt.

Die Autoren ließen ja schon kurz nach der Ausstrahlung des Finales verlauten, dass der Governor in der vierten Staffel zurückkehren wird und ich muss sagen, es ist eine gute Entscheidung. Denn gerade jetzt ist er das, was ich mir von Anfang an gewünscht habe. Er ist ein charismatischer Antagonist für Rick und seine Truppe, der nun quasi ganz auf sich alleine gestellt eine Entscheidung treffen muss. Noch ist mir nicht ganz klar, in welche Richtung sich die nächste Staffel bewegen wird und was der Governor noch für eine Rolle übernehmen soll, aber ich hoffe doch mal, dass es stimmt, was Robert Kirkman in einem Interview gesagt hat und man wirklich noch einen Plan mit diesem durchgeknallten Irren hat.

"I just didn't want anyone to die."

Natürlich durfte auch in diesem Staffelfinale ein signifikanter Tod nicht fehlen und es trifft genau die Person, die ein den letzten Wochen beim Publikum nicht mehr sonderlich punkten konnte - Andrea. Wenigstens gibt man ihr eine annähernd würdige Sterbeszene und ich finde es sehr stark, dass man darauf verzichtet, zu zeigen, wie sie sich letztendlich das Gehirn selbst wegpustet.

Ich muss sagen, dass ich von ihrem Ableben weit weniger überrascht bin als von der Tatsache, dass Milton das Zeitliche segnen musste. Klar, es war relativ deutlich, dass er sich immer mehr gegen den Governor gestellt hatte, aber ich hätte mir gewünscht, dass gerade dieser langsame Sinneswandel positive Effekte gehabt hätte. Stattdessen wird Milton vom Governor niedergestochen und mit der immer noch gefesselten Andrea im Folterraum zurückggelassen, wo die beiden sich noch seelenruhig miteinander unterhalten, während Milton verblutet. Ich hab mich mehr als einmal dabei erwischt, wie ich meinen Fernseher angeschrien habe, dass Andrea doch endlich einen Zahn zulegen sollte und nicht so viel Zeit mit quatschen vergeuden sollte. Und zwischenzeitlich sah es dann ja noch so aus, als hätte sie gerade noch die Kurve gekriegt.

Kurz bevor Andrea sich erschießt, gibt es noch einmal eine sehr emotionale Szene zwischen ihr, Rick und Michonne. Rick macht ihr klar, dass egal was passiert ist, sie immer noch eine von ihnen ist und Michonne leistet ihrer Freundin, die sie nie aufgegeben hat, Beistand bis in den Tod. Die Momente, in denen Rick schließlich mit Daryl und Tyreese vor der Türe steht und gemeinsam mit uns allen auf den erlösenden Schuss wartet, sind quälend lang und geben der Episode eine gewisse Schwere mit auf die letzten Meter, die die Stimmung doch gewaltig in den Keller drückt.

Der Governor ist weg. Andrea ist tot. Und Rick beschließt, den kläglichen Rest von Woodbury im Gefängnis aufzunehmen, unsicher, wie es weitergehen soll.

Wer mir dieses Mal sehr gut gefallen hat, war auch Carl, der sein letztes bisschen Gewissen ablegt und einen jungen Kämpfer aus der Gruppe des Governors ohne zu Zögern tötet, obwohl dieser kapituliert und seine Waffe übergeben soll. Da hält nicht nur Hershel die Luft an. Aber wenigstens ist Carls Reaktion nachzuvollziehen. Er hat in den letzten Wochen gesehen, was passiert, wenn man zögert. Rick hatte Gnade mit Andrew und er kam zurück, woraufhin Lori gestorben ist. Rick hat den Governor verschont und daraufhin ist Merle gestorben. Er ist nicht mehr bereit, jemanden aus der Gruppe sterben zu lassen, selbst wenn dies bedeutet, dass er einen vielleicht Unschuldigen tötet. Das ist natürlich schon harter Tobak für einen kleinen Jungen wie Carl und ich bin wirklich gespannt, wie es mit ihm in der nächsten Staffel weitergehen wird.

Fazit

Die letzte Episode von Staffel drei bot Spannung, Emotionen und auch eine Menge Action. Aber anders als die zweite Staffel endete sie nicht mit einer letzten Einstellung, die Lust auf die kommende Season machte und die Vorfreude auf die kommenden Episoden ins unermessliche steigert. Vielmehr lässt uns #3.16 mit einer gewissen Unsicherheit zurück. Aber vielleicht ist genau das der richtige Weg, denn im Moment ist eigentlich alles möglich.

Melanie Wolff - myFanbase

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