Review: #5.04 Slabtown
Irgendwann musste die Talfahrt ja kommen. Nach drei großartigen Episoden gibt es nun einen harten Cut und wir kümmern uns um einen Charakter, von dem wir in dieser Staffel nur sehr wenig gehört haben – Beth Greene. Für alle, die sich fragen, was mit ihr passiert ist, der darf sich glücklich schätzen, denn nun erfahren wir, wer sie gekidnappt hat und wohin sie gebracht wurde. Leider erweist sich die Geschichte als ziemlich lahm und kann nicht wirklich mit den Geschehnissen des Staffelauftakts mithalten.
"You were alone. If we hadn't saved you, you'd be one of them right now. So you owe us."
Beth wurde von einer Gruppe "entführt", die sich in einem Krankenhaus in Atlanta verschanzt hat und dort darauf wartet, dass eines Tages jemand kommen wird, der sie alle aus ihrer misslichen Lage befreien wird und sie endlich wieder ein normales Leben führen können. Es ist schon interessant, dass sich viele Überlebenden Gruppen darauf versteifen, dass irgendwann Hilfe nahen wird und es ein Gegenmittel für die Seuche geben muss. Wobei, so richtig schlau wird man aus dem zusammengewürfelten Haufen im Krankenhaus ja nicht.
Wie die Leute in Terminus agieren die Überlebenden in Atlanta nach einem bestimmten Code. Dieser besagt, dass jeder, der von ihnen gerettet wurde (ob erwünscht oder nicht) in ihrer Schuld steht und diese im Krankenhaus abarbeiten muss. Interessanter Ansatz, der jedoch schnell dazu missbraucht werden kann, jemanden gegen seinen Willen an Ort und Stelle festzuhalten. Tatsächlich entpuppt sich die vermeintlich sichere Zufluchtsstätte als Gefängnis, aus der es für niemanden ein Entrinnen zu geben scheint. Dass auch niemand auf die Idee kommt, zu fliehen, dafür sorgt Dawn Lerner, eine ehemalige Polizistin, die nach der Bombardierung von Atlanta das Regiment übernommen hat und nun ihre eigene kleine Zivilisation aufgebaut hat, mit ihr selbst als ungekrönter Kaiserin, nach deren Pfeife alle tanzen. Man hat also eine ähnliche Gruppe wie in Terminus, mit dem Unterschied, dass in Atlanta Meerschweinchen auf der Speisekarte steht und nicht der nette Junge von nebenan.
Wir erfahren nicht viel über Dawn, doch mehr als einmal wird angedeutet, dass sie eine gewisse Agenda hat, die man nicht so recht durchschauen kann. Einer ihrer Untergebenen, zu dem Beth später auch so eine Art Freundschaft schließt, macht Beth darauf aufmerksam, dass er damals gerettet wurde, während man seinen Vater zurückgelassen hat, seiner Meinung nach, weil jener der Stärkere war und sich eventuell hätte zur Wehr setzen können. Wie also trifft Dawn ihre Wahl und was hat sie mit ihren Untergebenen vor?
Dawn ist in der neuen Gruppe definitiv ein sehr interessanter Charakter, weil sie kaum zu durchschauen ist und absolut unberechenbar scheint. In einem Augenblick ist sie eine starke, vernünftige Person, im anderen Augenblick gibt sie Beth eine schallende Ohrfeige, weil einer ihrer Patienten gestorben ist. Auch die Tatsache, dass sie anscheinend ihren ehemaligen Vorgesetzten losgeworden ist, gibt Anlass zu glauben, dass sie eben nicht das Wohl der Anderen im Sinn hat, sondern ganz eigene Ziele verfolgt.
"When they arrested Christ, Peter denied being one of his disciples. He didn't have a choice."
Die anderen Charaktere bleiben leider sehr blass. Glücklicherweise endet der brutale Officer Gorman, der Beth in einer Szene fast vergewaltigt, schnell als Zombiefutter für eine reanimierte Frau, der kurz zuvor noch bei vollem Bewusstsein der Arm amputiert wird, obwohl sie dringend darum fleht, sie sterben zu lassen. Beide dienen lediglich dafür, eine Grundsituation zu etablieren, nämlich dass niemand freiwillig hier ist und Dawn ein brutales Regiment führt, in der Aufsässigkeit keinen Platz hat.
Ein wenig interessanter ist der Arzt Dr. Steven Edward, der so etwas wie ein Mentor für Beth wird und sie ein wenig über die Situation, Dawn und das Krankenhaus aufklärt und für Beth und die Zuschauer einige Lücken füllt. Ihn hält einzig und allein die Angst vor der neuen Welt da draußen im Krankenhaus, so dass er sogar soweit geht, einen anderen Arzt, der als Patient im Krankenhaus liegt und den er als ehemaligen Kollegen identifizieren kann, zu eliminieren, damit Dawn nicht auf die Idee kommen könnte, er sei nicht mehr nützlich. Dabei geht er äußerst geschickt vor, denn er bringt seinen Kollegen nicht eigenhändig um, sondern sorgt dafür, dass Beth ihm versehentlich eine falsche Spritze setzt. Beth durchschaut am Ende sein Spiel, doch wirklich etwas tun kann sie nicht, denn sie kann nicht beweisen, dass er ganz genau wusste, wen er da vor sich hatte. Seine Freundlichkeit, die sicherlich ernst gemeint war, wird hier ein wenig relativiert und rückt ihn in eine schlechtes Licht, was jedoch nicht mal schlecht ist, denn es gibt ihm Format. Auf jeden Fall ist das besser als eine machtgeiler Psycho, der sich gerne an jungen Frauen vergeht.
Der letzte, erwähnenswerte Charakter ist Noah, ein junger Mann, der wie oben beschrieben, ohne seinen Vater gerettet wurde und nun im Geheimen plant, das Krankenhaus hinter sich zu lassen. Seine Fluchtpläne fallen bei Beth auf fruchtbaren Boden und die beiden unternehmen einen Versuch, dem Gefängnis zu entkommen, was jedoch am Ende nur Noah selbst gelingt. Ich frage mich, ob wir ihn wiedersehen werden oder ob er die Gelegenheit nutzt und ganz schnell das Weite sucht.
Das Problem bei dieser Episode ist sicherlich nicht, dass Emily Kinney die Episode nicht tragen kann, denn sie ist definitiv ein stärkerer Charakter als noch zu Beginn der vierten Staffel. Vielmehr ist es die Entschleunigung des Plots, die die Episode so zäh macht. Man weiß, dass Beth an diesem Ort nicht lange bleiben wird und dass irgendwann jemand aufschlagen wird, um sie dort heraus zu holen. Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist also nur Füllmaterial bis sie wieder mit einem Teil der Gruppe zusammengeführt wird. Dass es so garantiert kommen muss, darauf lässt die letzte und gleichzeitig auch beste Szene der Episode schließen, in der man Carol bewusstlos auf einer Trage herein bringt. Daryl muss sie also verloren haben, was bei mir jetzt nicht nur die Frage aufwirft, wie Carol in die Hände von Dawns Schergen gefallen ist, sondern auch, wen Daryl mit zur Kirche gebracht hat (Morgan?).
Fazit
Es ist zwar interessant zu sehen, was mit Beth passiert ist, doch so richtig funktioniert die Gesichte um das Krankenhausgefängnis nicht, einfach weil zu viele Charaktere noch zu blass bleiben oder stereotype Klischees erfüllen und man mit niemandem so richtig warm werden kann. Wie es den Anschein hat, bleibt Serienmacher Scott Gimple seinem Erfolgsrezept aus Staffel 4 treu und schickt seine Protagonisten auf verschiedene Abenteuer, bis sie irgendwann wieder zusammenfinden. Das kann gut gehen, wie wir in der zweiten Staffelhälfte letztes Jahr gesehen haben. Hier jedoch mag vieles nicht so recht überzeugen.
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: SlabtownErstausstrahlung (US): 02.11.2014
Erstausstrahlung (DE): 01.11.2015
Regie: Michael E. Satrazemis
Drehbuch: Matt Negrete & Channing Powell
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