Bewertung

Review: #5.03 Vier Wände und ein Dach

Foto: Lawrence Gilliard Jr. & Sonequa Martin-Green, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Lawrence Gilliard Jr. & Sonequa Martin-Green, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Wie sich herausgestellt hat, haben Gareth und seine Anhänger in der letzten Episode tatsächlich "verdorbenes Fleisch" gegessen, denn Bob wurde, wie erwartet, bei der Suche nach Lebensmitteln gebissen und hatte sich deswegen so komisch verhalten. Leider wird nicht mehr abgewartet, um zu sehen, was dies jetzt bedeuten könnte, denn mit dieser Episode ist die Geschichte um die Kannibalen ein für alle Mal beendet. Und das mit einer Wucht und Intensität, die den bislang sehr blutigen und schweren Ton der Serie konsequent weiterführt.

"Still, you could have killed us when you came in. There had to be a reason for that." - "We didn't want to waste the bullets."

Eigentlich ist es nicht verkehrt, dass man nicht den selben Fehler macht wie im letzten Jahr und die Bedrohung um Gareth endlos in die Länge zieht. In der vierten Staffel hing die Bedrohung durch den Gouverneur lange Zeit wie ein Schatten über der Serie und hinderte sie so daran, einen neuen Weg einzuschlagen. Dieses Mal entledigt man sich dem vermeintlichen Bösewicht der Staffel binnen weniger Episoden und das ist auch gut so.

Die Brutalität, mit der Rick am Ende Gareth abschlachtet, zeigt einmal mehr seine Verrohung, die ihn überkommt, wenn man ihn in eine bestimmte Lage drängt. Dann ist in seinen Augen nichts Menschliches mehr. Dieses Mal zögert er nicht lange, bis er sich an Gareth für dessen Taten rächt. Da hilft auch nicht, dass er einmal mehr sein Handeln damit zu rechtfertigen versucht, dass er keine andere Wahl hatte, wollte er am Leben bleiben. Rick hat kein Verständnis mehr für ihn und löst sein Versprechen aus #5.01 Keine Zuflucht ein und schlägt auf ihn ein. Die Szene, in der Michonne, Sasha und Rick auf die anderen einprügeln, ist schockierend und grausam und steht der letzten Szene aus der vorangegangenen Episode in Nichts nach.

Was mir jedoch besonders gefällt, ist die Tatsache, dass Rick dieses Mal nicht blindlings in die Falle von Gareth tappt, sondern endlich mal einen Plan ausarbeitet. Das war in den vergangenen Episoden nicht immer so. Oftmals fragte man sich, ob ein halbwegs rational denkender Mensch wirklich Entscheidungen treffen würde, wie Rick sie getroffen hat und musste hin und wieder einmal ein Auge zudrücken, wenn es um Logik ging. Dieses Mal jedoch erweist Rick Weitblick und durchschaut den Plan von Gareth, sie alle aus der Kirche zu locken, um an die vermeintlich schwachen Zurückgebliebenen zu kommen und sorgt am Ende für den zufriedenstellenden Abschluss einer interessanten Geschichte.

"Even in light of current events. Nightmares end. They shouldn't end who you are. "

Leider bildet der Abschluss der Geschichte um Gareth auch das Ende der Figur Bob Stookey. Und ich sage hier bewusst "leider", denn auch wenn er nie wirklich eine große Storyline hatte, so hat er doch gerade in den letzten Episoden der Serie etwas wichtiges gegeben, was man zwischenzeitlich fast schon verloren hatte – Hoffnung und eine positive Einstellung zum Leben. In #4.13 Allein wurde thematisiert, dass er lange Zeit seinen Platz in der Welt gesucht hatte und immer dann, wenn er sich einer Gruppe anvertraut hatte, es nicht lange dauerte, bis er wieder auf sich alleine gestellt war. Als Rick ihn in seine Gruppe aufgenommen hatte, wendete sich das Blatt für ihn, auch wenn er es zu Beginn nicht wahrhaben wollte. Er hatte wieder eine Art Familie gefunden.

Spätestens seit seinem unfreiwilligen Roadtrip mit Sasha und Maggie hat er sämtliche Zweifel und schlechte Gedanken an die Vergangenheit abgeschüttelt und fühlte sich wohl. Er ging optimistisch der Zukunft entgegen und bot damit einen schönen Gegenpart zu Ricks pessimistischer Einstellung. Mit seinem Tod schwindet einmal mehr eine Figur, die daran glaubt, dass es doch noch Gutes in der Welt geben könnte. Es ist schön, dass man den Anderen die Gelegenheit gibt, sich von Bob zu verabschieden und den Zuschauern den Anblick eines zombifizierten Bob erspart. So bleibt ein Stück seines Optimismus zurück und erinnert uns daran, dass selbst der schlimmste Albtraum früher oder später ein Ende finden wird, auch wenn man momentan in der jetzigen Situation nicht daran glauben kann. Und auch wenn es vielleicht nie wieder wie früher werden wird, so gibt es doch noch genug Gutes auf der Welt, für das es sich zu kämpfen lohnt.

Schön ist am Ende auch, dass Tyreese seiner Schwester unnötiges Leid erspart und Bob nach seinem Tod daran hindert, zu reanimieren. Es muss ihn einiges an Überwindung kosten, Bob diese letzte Ehre, müsste man fast schon sagen, zu erweisen. In seinem Gespräch mit Rick am Ende wird nämlich klar, dass ihn die Ereignisse um Lizzie und Mika sehr gezeichnet haben.

"Sorry I was an asshole. Come to Washington. The New World's gonna need Rick Grimes."

Dass sich am Ende die Gruppe mal wieder auftrennt und es ab nächster Woche mindestens zwei Storylines geben wird, kann ich momentan verschmerzen, solange man dem eingeschlagenen Weg der letzten Staffel treu bleibt und eine gute Balance zwischen Action und Charakterarbeit findet. Auf der einen Seite werden wir also Abraham und seine Gruppe auf dem Weg nach Washington begleiten, während Rick mit einigen zurückbleiben wird, um nach den immer noch verschollenen Daryl und Carol zu suchen.

Bevor man sich jedoch trennt, gibt es noch einmal einen letzten Face-Off zwischen Abraham und Rick, die sich beide nicht immer grün waren und doch eigentlich für dieselbe Sache kämpfen. Abrahams Fixierung auf die Rettung von Eugene ist fast schon ein wenig übertrieben und wenn er erfährt, dass Eugene in Wahrheit ein Hochstapler ist (und das wird definitiv so kommen, denn so wie er sich gibt, hat er Dreck am Stecken und ist alles andere als ein Wissenschaftler), wird er bitter bereuen, dass er sich und andere dafür in Gefahr gebracht hat. Vorerst ist es jedoch sein erklärtes Ziel, Eugene nach Washington zu bringen, koste es, was es wolle. Um ihn aber nicht aus den Augen zu verlieren, stellt man ihm nun, nach seinem Streit mit Rick und der anschließenden Versöhnung der beiden, mit Maggie, Glenn und Tara drei interessante Charaktere zur Seite, die man nicht einfach in der Versenkung verschwinden lassen kann. Ich bin gespannt, welche Abenteuer die sechs erleben werden.

Randnotizen

  • Ganz am Ende der Episode taucht dann doch noch Daryl auf, der mitten in der Nacht aus dem Wald stolpert und jemanden im Schlepptau hat. Wen, das erfahren wir leider erst nächste Woche.
  • Auch wenn sie vor kurzem noch gesagt hat, dass sie ihr Schwert nicht vermisst, so ist es doch schön, dass Michonne und ihr Katana nun wieder zueinander gefunden haben.
  • Schön, dass man sich bei "The Walking Dead" immer wieder an alte Charaktere erinnert. Dieses Mal gedenkt man Jim, der während der ersten Staffel gebissen wurde und auch nicht gleich gestorben ist. So geht man der Diskussion aus dem Weg, wieso Bob so lange verhindern konnte, dass heraus kam, dass er gebissen wurde. Ein Biss bedeutet zwar das Todesurteil für diejenige Person, aber eben nicht sofort.
  • Gabriels große Sünde belief sich am Ende übrigens darauf, dass er in der größten Not seine Schäfchen abgewiesen hat und statt die Tore der Kirche für sie zu öffnen, sich lieber dahinter versteckt hat und dabei zugesehen und zugehört hat, wie einer nach dem anderen den Beißern zum Opfer fiel. Das kommt nicht überraschend, aber erklärt wenigstens, wieso er sich selbst so geißelt. Sein Verhalten hat ihn tief erschüttert. Was man nun mit ihm anfangen wird, keine Ahnung. Lassen wir uns überraschen.

Fazit

#5.03 Vier Wände und ein Dach bietet einen würdigen Abschluss für die Geschichte um Gareth und die Kannibalen, ohne sie zu lange in die länge zu ziehen. Man hat aus früheren Fehlern gelernt und lässt die Protagonisten nachvollziehbar agieren, bietet dabei jedoch immer wieder überraschende Wendungen für die Zuschauer. Momentan ist "The Walking Dead" auf einem kreativen Hoch und ich hoffe, dass es noch eine Zeit lang so weiter geht.

Melanie Wolff - myFanbase

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