Review: #8.05 Die Beichte

Mit "The Great Scary U" versucht man, die Saviours ein wenig näher zu bringen. Wie die Gruppe funktioniert, welche Funktion die Lieutenants dort haben und nicht zuletzt, wie Negan zu ihrem Anführer geworden ist. Die Ausgangslage ist dabei durchaus spannend. Immerhin sind Gabriel und Negan noch immer in dem kleinen Trailer vor dem Sanctuary gefangen. Zeit also, ein wenig Licht auf den andauernd fluchenden, undurchsichtigen Charakter zu werfen.

"Your friend Rick is an asshole" "You're an asshole."

Leider entspinnt sich aus dem zu Beginn durchaus interessanten Gespräch am Ende ein langweiliges Hin und Her zwischen dem Priester und dem Baseballschläger schwingenden (Massen-)Mörder. Wir erfahren nur wenig aus Negans Vergangenheit, wie beispielsweise, dass er mit Jugendlichen arbeitete und einst verheiratet war. Die wenigen Informationen sind verpackt in die typische vulgäre Sprache, zahlreiche Flüche, Drohungen und das typische Geschwätz, das Negan auch sonst an den Tag legt. Einen wirklichen Einblick in sein Leben oder gar seine Gefühlswelt gibt es nur sehr, sehr selten.

Gabriel ist eingeschüchtert und fasziniert von Negan zugleich. Immer wieder versucht er ihn dazu zu bringen, ihm sich zu offenbaren. Er scheitert letztendlich daran, wirklich zu ihm durchzudringen, weil Negan einfach niemanden an sich heran lässt. Er schottet sich nach außen hin sehr stark ab, agiert als starker Macher, der zur richtigen Zeit notwendige Konsequenzen sieht und dadurch nicht nur sein Leben schützt, sondern auch das Leben anderer. Er glaubt, eine funktionierende Gemeinschaft könne nur funktionieren, wenn man zur richtigen Zeit Härte zeigt und die Menschen in ihre Schranken weist. Und das bedeutet für ihn eben, dass er auch mal Lucille zum Einsatz bringen muss. Nur so schafft er es, dass das Sanctuary funktioniert. Dass die Saviours funktionieren.

Wie hilflos sie ohne Negan sind, beweist die Krisensitzung der Lieutenants. Sie haben keine Ahnung, was sie tun sollen: Warten, ob Negan lebendig wieder auftaucht; ihre Arbeiter als Beißerfutter rausschicken, in der Hoffnung, so könnten einige von ihnen aus dem Sanctuary fliehen. Selbst tätig werden... Schnell wird ihnen klar, dass sie keinen blassen Schimmer haben. Sie alle sind es gewohnt, Befehle entgegen zu nehmen und zu reagieren, aber nicht zu agieren. Die Unterredung droht bald aus dem Ruder zu laufen, würde Dwight nicht beschwichtigend eingreifen.

Auf der Suche nach Antworten wird den Lieutenants bald klar, dass es eine Ratte unter ihnen geben muss, sonst wäre das Sanctuary nicht an jenem Punkt angegriffen worden, an dem sämtliche Außenposten unbesetzt waren. Und schnell traut niemand mehr irgendjemanden. Ohne Negan sind sie nicht nur führerlos, sie sind vollkommen kopflos.

Natürlich schaffen es Negan und Gabriel am Ende aus dem Trailer hinaus und unbeschadet in das Sanctuary zurück, rechtzeitig für Negan, um einen drohenden Aufstand seiner Arbeiter zu verhindern und eine Revolte im Keim zu ersticken. Durch seine bloße Präsenz kehrt Ruhe im Sanctuary ein und Gabriel erlebt am eigenen Leib, welch großen Stand Negan bei seinen Leuten hat. Selbst bei denen, die er versklavt hat und für sich schuften lässt.

Wer ist also Negan? Die Serienmacher versuchen zwar, ihm etwas mehr Profil zu geben und der kurze Moment, in dem er zugibt, dass er seine Frau in den Anfängen der Apokalypse hat gehen lassen müssen, tröstet jedoch am Ende nicht über die Tatsache hinweg, dass hier noch viel mehr drin gewesen wäre.

"There's a plan, and everyone's sticking to it"

Während Gabriel und Negan ihr ungleiches Psychotänzchen vollführen, kommt es zu einem interessanten Konflikt zwischen Rick und Daryl. Nachdem sie erfahren, dass das Kingdom praktisch Geschichte ist, schnappt sich Daryl ein bisschen TNT von dem Waffenlaster und ist drauf und dran, das Sanctuary in die Luft zu jagen – oder jedenfalls so zu treffen, dass es von Beißern überrannt wird. Daryl ist es egal, wie viele unschuldige Menschen sich noch dort befinden, wieviele Arbeiter und Familien. Er will Negans Lager ausradieren, koste es, was es wolle. Rick hingegen hat einen Plan und will die Saviours möglichst so ausschalten, dass am Ende die übrig bleiben, die Negan unterworfen hat und die mit seinem Krieg eigentlich nichts zu tun haben. Eine noble Idee, aber da er die Funktionsweise des Sanctuary nicht kennt und nicht weiß, auf welche Seite die Arbeiter sich stellen würden, hat er auch keine Ahnung, ob sein Plan funktionieren wird.

Als beiden klar wird, dass sie sich nicht einig werden, da geht der eine auf den anderen los und es gibt ein Gerangel, bis das TNT im Autowrack landet und dort in die Luft geht. Rick und Darryl schließen daraufhin einen Waffenstillstand, es wird aber klar, dass zwischen den beiden noch viel Unausgesprochenes liegt und der Konflikt unterschwellig weiter schwelt. Am Ende dürfte es spannend sein, zu sehen, ob Daryl sich fügen kann oder irgendwann einen Alleingang wagt.

Randnotizen

• Als Rick durch die Gegend wandert, sieht er einen Helikopter über sich schweben. Wohin gehört dieser? Ist er Teil des Sanctuary?
• Eugene findet heraus, dass Dwight die Ratte ist, hält aber Negan gegenüber den Mund. Fragt sich nur, wie lange noch, vor allem nachdem Negan ihn mal wieder nach allen Regeln der Kunst versucht hat einzuschüchtern.
• Der Schwächeanfall von Gabriel – ist er gespielt oder echt? Ihm geht es darum zu Dr. Carson gebracht zu werden, damit er sie ins Hilltop bringen kann. War das sein Plan bzw. gehört das zu Ricks Plan?
• Was war der Sinn des cold open mit Gregory bei Negan? Zu zeigen, dass er ein Waschlappen ist? Das wussten wir auch schon vorher.

Fazit

So richtig zünden mag die Episode nicht, dazu bleibt Negan als Bösewicht weiterhin zu blass. Dennoch war die Folge eine willkommene Abwechslung zu den schier endlosen Schießereien des Staffelauftakts.

Melanie Wolff - myFanbase

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