Review: #2.08 Die Nummer Eins
Zuerst wusste ich nicht, was die Episodentitel der letzten drei Folgen dieses Jahres bedeuten sollten, doch nach #2.07 The Most Disappointed Man erkannte ich, dass sie sich auf die Big Three beziehen. Wir sind es bereits aus der Vergangenheit gewohnt, dass der Fokus manchmal nur auf Rebecca und Jack liegt und nun ist es an der Zeit, auch einmal die Big Three in den Vordergrund zu stellen. Der Moment dafür ist sehr gut gewählt, denn seit einiger Zeit sehnt man sich regelrecht danach, dass Kevins Hintergrundgeschichte näher beleuchtet wird und dieser Wunsch geht nun in Erfüllung. Hier kommt also Number One, das erste Pearson-Kind und der erste der drei, der auf eigenen Beinen stand.
Number One
Kevins Geschichte ist wohl diejenige, die die Fans in letzter Zeit am meisten gespalten hat, denn es ist nicht einfach, sich mit ihm zu identifizieren und seinen plötzlichen Absturz in die Tabletten- und Alkoholsucht mitzuerleben. Schwer ist dabei besonders, dass dieses Thema schon in so vielen anderen Serien aufgegriffen wurde und damit auf den ersten Blick zu klischeehaft wirkt. Außerdem ist Kevin ein Mensch, der sich eigentlich nicht beklagen kann: er hat eine wunderbare Familie, eine Zwillingsschwester, an die er sich in jeder Lebenslage wenden kann, er ist erfolgreich in seinem Beruf und kann mit Geld nur so um sich werfen und zu guter Letzt ist da auch noch Sophie, die Liebe seines Lebens, die bereit war, sich noch einmal auf eine Beziehung mit ihm einzulassen.
All dies sind Gründe, die es einem schwer machen, Kevin zu bemitleiden, denn besonders sein Ruhm grenzt ihn von den anderen Figuren ab und man will ihm eigentlich nur sagen, dass er sein Leben doch einmal von außen betrachten sollte, damit er feststellen kann, dass er es nicht viel besser hätte treffen können.
Lässt man diesen Aspekt jedoch außen vor, dann bleibt ein Mann, der trotz seines familiären Rückhaltes nichts hat und der von großen Selbstzweifeln geplagt wird. Dies ist in der Familie Pearson ein großes Thema, auch wenn es sich bei den Familienmitgliedern auf unterschiedlichste Weise ausdrückt.
Die Erzählweise dieser Folge hat mir sehr gut gefallen, denn der Fokus lag nicht nur in der Gegenwart sondern auch in der Vergangenheit auf Kevin, was wir so bisher noch nie erlebt haben. Auch von Logan Shroyer haben wir noch nicht allzu viel gesehen, weshalb ich die Gelegenheit sehr begrüßt habe, ihn endlich einmal in Aktion zu sehen.
In der Vergangenheitshandlung zeigte man uns ein wenig mehr über den Vorfall, der Kevin seine Karriere als Football-Star kostete und aufgrund der düsteren Lage, in der sich der Gegenwarts-Kevin gerade befindet, konnte man bereits ahnen, dass wir den Unfall sehen werden, der Kevins Knie zertrümmert hat. Optisch passt Shroyer sehr gut zu dem Kevin, den wir nun etwas besser kennengelernt haben. Er ist ein typischer Highschool-Schwarm mit einem gewinnenden Lächeln. Doch Kevin hat in der Vergangenheit auch eine sehr unsympathische Seite, die im Gespräch mit seinen Eltern deutlich zutage tritt. Die arrogante Art und das überhebliche Verhalten lassen Kevin einige Sympathiepunkte einbüßen, denn wie er mit Jack, Rebecca und dem angereisten Talentsucher von einem begehrten College umspringt, wirken vollkommen unangemessen. Solche Konstellationen hat man außerdem auch in vielen anderen Serien bereits gesehen, nur um dann kurz danach festzustellen, dass die betreffende Person dann doch einen Rückschlag hinnehmen muss und erkennt, dass die Zukunftsträume mit einem Hieb zerstört wurden.
Auch wenn die ganze Schule in Kevin ein Idol sieht und ihn anhimmelt, fällt es aufgrund seiner Arroganz schwer mit ihm mitzufühlen, auch als er dann bei seinem Spiel verletzt wird und erfahren muss, dass sein Knie so schwer beschädigt ist, dass er nie wieder Football spielen kann.
Schön war allerdings die letzte Szene mit Jack, in der er seinem Sohn Trost spenden will, auch wenn es keine Worte gibt, mit denen er Kevins Schmerz oder seine in Trümmern liegenden Karriereaussichten beheben kann.
Während die Vergangenheitshandlung Kevin also in nicht so schönen Farben gezeichnet hat, war es für mich die Gegenwart, in der Schauspieler Justin Hartley wahrlich glänzen konnte. Die Verzweiflung steht Kevin in jeder Situation ins Gesicht geschrieben und er sieht selbst, dass er sich in einer gefährlichen Abwärtsspirale befindet, aus der er jedoch nicht auszubrechen vermag. Mit jeder Faser kann Hartley uns die innere Zerrissenheit zeigen, die Kevin in sich trägt, auch wenn man selbst nicht ganz weiß, warum sein Kummer so tief sitzt und was ihm so sehr zu schaffen macht.
Als Kevin dann auf das Footballfeld zurückkehrt, das einst sein Leben verändert hat, lässt er alles raus und er führt uns seine Hochs und Tiefs genau vor Augen. Das Problem dabei ist, dass Kevin selbst nicht damit zurechtkommt, dass er sich trotz schmerzhafter Niederlagen immer wieder aufrappeln konnte und dass ihm irgendwie immer alles zugeflogen ist, seien es die Herzen der Mädchen oder Jobperspektiven. Er hat sich nie davon erholt, dass sein zerstörtes Knie ihm die gewünschte Laufbahn versperrt hat und dass gleich danach mit dem Tod von Jack ein weiterer Schicksalsschlag folgte.
Ich bin mir noch immer nicht sicher, weshalb Kevin dies so schwer zu schaffen macht und warum er sich nicht einfach seiner Schwester anvertraute, vermute aber, dass er dafür zu viele Züge von Jack in sich hat. Auch sein Vater wollte der Welt nie zeigen, wo seine Schwächen lagen, spielte nach Außen hin heile Welt und versuchte alle Probleme mit sich allein auszumachen. Der Tod von Jack lies die Pearsons gebrochen zurück, denn Rebecca hatte ihren Mann verloren und Kate ihre wichtigste Bezugsperson neben Kevin, zumal gab sie sich die Schuld für Jacks Tod. Das Verhältnis zu Randall war nie sonderlich warm, daher gab es damals scheinbar niemanden, an dessen Schulter Kevin sich ausweinen konnte und so nahm er die Rolle des Familienoberhauptes ein, das seinen Schmerz in sich begräbt.
Für Justin Hartley war dies eine wunderbare Episode und ich kann ihm nur zu seiner Leistung gratulieren. Zwar schafft es "This Is Us" immer wieder, den Zuschauer zu Tränen zu rühren, dieses Mal war es allerdings wieder besonders intensiv und man legte einen herzzerreißenden Grundstein für die drei Big Three-Episode, in denen es sicherlich noch einige Momente geben wird, die einen mit tränennassen Augen zurücklassen werden.
Number Two and Number Three
Gut gefallen hat mir auch die Einsicht Kevins am Ende der Episode mit der eindringlichen Bitte, dass ihm jemand helfen soll. Dass er sich im Anschluss an Randall wendet, ist ebenfalls eine schöne Geste und zeigt, dass die Brüder stets für einander da sind.
Zum Schluss bekommen wir noch einen kleinen Vorgeschmack auf die Kate-zentrierte Episode, die es ganz sicher auch in sich haben wird. Den ganzen Tag über versuchten Kate und Toby Kevin zu erreichen, worüber man sich als Zuschauer zunächst nur wenig Gedanken machte. Als Kevin dann New York erreichte und erfuhr, dass Kate das Baby verloren hat, spürte ich Gänsehaut am ganzen Körper, denn dies ist ein furchtbarer Verlust und wird sicher Hauptthema der nächsten Folge sein.
Es stellt sich die Frage, ob wir nun an dem Zeitpunkt in Kates Geschichte einsteigen, an dem wir Kevin verlassen haben, oder ob die Folge früher ansetzt und uns zeigt, wie Kate und Toby ihr Baby verlieren.
Schwer wird es nun sicherlich erneut für Kevin, denn gerade in dem Moment, in dem er Randall sein Herz ausschütten wollte, rutschen seine Probleme in den Hintergrund. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sein Leiden nun doch für sich behält, um für Kate eine Stütze zu sein.
Fazit
Die Gegenwartshandlung zeigt uns Justin Hartley in Höchstform und beweist, dass eine Kevin-zentrierte Episode sehr gut funktionieren kann. Mit Kevins Highschool-Ich kann man sich jedoch weniger identifizieren.
Marie Florschütz - myFanbase
Die Serie "This Is Us" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Number OneErstausstrahlung (US): 14.11.2017
Erstausstrahlung (DE): 27.08.2018
Regie: Ken Olin
Drehbuch: K.J. Steinberg
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