Bewertung

Review: #3.02 Leben in Philadelphia

Foto: Justin Hartley & Susan Kelechi Watson, This Is Us - Copyright: 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Justin Hartley & Susan Kelechi Watson, This Is Us
© 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Während uns #3.02 A Philadelphia Story einen weiteren Ausblick in die Zukunft verwehrt, gibt uns die zweite Folge der dritten Staffel dagegen in altbekannter Manier einen Einblick in die Zeit der Familie Pearson nach Jacks tragischem Tod. Und einmal mehr ist rückblickend Randall Dreh und Angelpunkt der Episode, während die Gegenwartshandlung die Fäden des Staffelauftakts zwar aufgreift, jedoch nur in kleinen Schritten weiterspinnt. 

"She said she was the only one who could pass on a piece of dad?"

Während Kates im Eifer des Gefechts mit Rebecca getätigte Aussage bei Kevin eine ganz andere Reaktion auslöst, versetzt sie Randall, der bei der Diskussion gar nicht anwesend war, dennoch einen Schlag in die Magengrube. Ich bin gespannt, ob das auch noch einmal Thema in einem Gespräch zwischen Kate und Randall sein wird oder ob er es auf sich beruhen lässt. Im Hinblick auf das zuvor Gesehene, wird jedoch einmal mehr Randalls Situation innerhalb der Familie Pearson zementiert. Während formal und auch äußerlich deutlich zu sehen ist, dass Randall trotz seiner Adoption ein unabdingbarer Bestandteil der Familie ist, zeigt die Folge jedoch auch, dass er sich nicht nur als Kind und Teenager, sondern selbst als Erwachsener nicht ganz der Familie zugehörig fühlen kann. Das wird uns in Rückblicken wiederholt vor Augen geführt und stellt dabei insbesondere das Thema Hautfarbe in den Mittelpunkt. Sei es beim Blättern im Prospekt des Howard College, in dem seine Augen am Bild von Studenten gleicher Hautfarbe hängen bleiben oder auch in der Tatsache, dass er sich in seiner Freizeit abgesehen von seinen Eltern und Geschwistern nach wie vor mit Familie und Freunden von Yvette und Keith umgibt, die wir bereits aus früheren Episoden kennen. Ich denke da an den Sommertag im Schwimmbad aus Staffel eins. In Staffel zwei haben wir Randall bei seinem Ausflug mit Jack ans College ebenfalls dabei erlebt, dass er in der Gegenwart der vor Ort kennengelernten farbigen Studenten ein Zugehörigkeitsgefühl entwickelt hat, das ihm zuvor an seiner elitär-weißen Schule nicht oder kaum bekannt war.

Zugleich haben wir jedoch auch erlebt, dass ihm die Familie als Institution bereits in der Vergangenheit viel bedeutet hat und er bereit ist, diese über sein persönliches Glück zu stellen, in dem er seinen Studienplatz schließlich absagt, um Rebecca und seinen Geschwistern zur Seite zu stehen. Im Gegensatz zu ihm, lassen sich diese nämlich ihre Trauer sehr deutlich ansehen. Während Kevin den Tod des Vaters und sicher auch seine abrupt beendet Football-Karriere im Alkohol betäubt, erleben wir außerdem, wie Kate ihre Trauer mit Essen kompensiert. Rebecca ist zwar beides bewusst, ist jedoch selbst zu sehr gelähmt vom Verlust ihres Mannes, als die Kraft aufbringen zu können, dagegen etwas zu unternehmen. Sie betont es selbst im Gespräch mit Randall, nachdem dieser zuvor harsche Worte an sie gerichtet hatte. Seine Erinnerung an ihr Versprechen, auf sie alle aufzupassen, werden sie hoffentlich noch aufwecken. Dafür mein größter Respekt vor Randall, der offenbar versucht, mit seiner für ihn typischen Vernunft und Tatendrang die Rolle des Mannes im Haus einzunehmen und damit an Jacks Stelle zu treten. Im Hinblick auf Kates Aussage in der Gegenwart, ist es daher nur verständlich, dass Randall verletzt ist.

Und damit sind wir dann auch schon beim zweiten Aspekt, der Randall das Gefühl der Zugehörigkeit zur Familie vermissen lässt. Denn die Gegenwartshandlung führt ihn mit Blick auf seinen leiblichen Vater William ebenfalls vor Augen, dass er auch in dessen Umfeld trotz seines Engagements für die Bewohner von Williams Nachbarschaft nicht wirklich dazugehört. In diesem Zusammenhang habe ich mich sehr über ein Wiedersehen mit Ron Cephas Jones gefreut. Es ist wirklich sehr schade, dass uns mit dem Tod des Charakters leider weitere Szenen mit William und Randall sowie seiner Familie verwehrt sind. Dennoch zeigt sich auch in dem eigentlich recht unspektakulären Rückblick noch einmal, was für ein toller und emphatischer Mensch William war. Erst durch das Bindeglied in Person von Chi Chi entfaltet dieser Erzählstrang jedoch seine ganze Kraft, ist sie es doch, die in Randall zwar Züge seines Vaters erkennt, ihm aber auch klar vor Augen führt, dass er durch sein Engagement dennoch kein Teil von Williams ehemaliger Community ist und vermutlich auch nicht werden wird. Man kann Randall ja nicht vorwerfen, sich keine Gedanken um sein Umfeld und seine Mitmenschen zu machen. Es gelingt ihm jedoch nicht, sich in sie einzufühlen und deren Sicht auf die Dinge einzunehmen. Stattdessen geht er Themen und Probleme stets aus seinem Blickwinkel an und überfährt mit seinem Eifer und seiner Hilfsbereitschaft diejenigen, denen er eigentlich nur Gutes will.

In weiten Teilen entspricht er damit dennoch seinem Adoptivvater Jack, der die Familie auch stets über Alles stellte und da half, wo er nur konnte. Vielleicht mit etwas mehr Verständnis für andere, aber auch das kann Randall sich womöglich noch zu eigen machen. Damit gelingt es ihm jedoch auch, ein ganz elementares Stück von Jack weiterzugeben und umso mehr finde ich es verständlich, dass er sich durch Kates Worte verletzt fühlt. Es ist eben auch möglich, nicht nur Erbmasse und Gene weiterzugeben, sondern auch bedeutende und vor allem positive Eigenschaften. Ich bin gespannt, wohin die Reise für Randall in dieser Staffel gehen wird. Wie wird er sich persönlich weiterentwickeln? Wird es ihm gelingen, ein Zugehörigkeitsgefühl auch außerhalb der eigenen Familie zu finden? Sein Gespräch mit dem Stadtrat bringt mich auch auf die Idee, dass er sich vielleicht politisch engagieren könnte, um wirklich etwas bewegen zu können.

Randnotizen

So sehr Randall für mich im Fokus der Folge stand, will ich die weiteren Handlungen und Begebenheiten aber auch nicht unerwähnt lassen:

  • Kevin offenbart gegenüber Kate, dass es ihn sehr beschäftigt, dass Jack ihn nie hat schauspielern sehen. Das wiederum ergänzt sich zu seinem Rückblick, in dem wir Kevin in seiner alkoholisierten Phase nach Jacks Tod erstmals auf der Bühne stehen sehen. War das der entscheidende Wende- bzw. Startpunkt für seine Karriere? Ich würde unheimlich gerne noch in dieser Staffel sehen wollen, wie Kevin seine ersten Schritte in der Schauspielerei macht.
  • Während wir noch Beths warnende Worte an Kevin in Bezug auf Zoe im Kopf haben, scheint er jedoch einen positiven Einfluss auf sie zu haben. Obwohl sie ihn zunächst noch auf Distanz gehalten hat, scheint sie sich mit ihrer Textnachricht ihm gegenüber und damit einer Beziehung öffnen zu wollen. Ganz warm werde ich mit Zoe aber noch nicht. Ich trauere wohl noch zu sehr Sophie hinterher, deren Handlung wahrscheinlich aufgrund der Schwangerschaft von Alexandra Breckenridge in Staffel zwei trotz großem Potential ziemlich in den Sand gesetzt wurde.
  • Wie lange wird Toby noch verheimlichen können, dass er seine Medikamente abgesetzt hat? Kate wird sicher bald Verdacht schöpfen, bemerkt sie doch bereits jetzt schon Veränderungen an ihm. Unabhängig davon gefiel es mir trotz des ungewohnt harschen Tons gut, wie er Rebecca in die Schranken gewiesen hat.
  • Überraschenderweise hat Rebeccas Haus in der Gegenwart ebenfalls einen Bezug zur Vergangenheit. Sie hat es früher bereits zusammen mit Jack besichtigt, wollte dafür aber ihr bisheriges Zuhause nicht aufgeben. Vielleicht etwas zu gewollt, aber der Gedanke, dass auch dieses Haus die beiden verbindet, gefällt mir trotzdem gut.

Fazit

Eine insgesamt eher charakterzentrierte Folge auf Randall, die die Handlungsfäden des Staffelauftakts zwar aufgreift, aber nicht statusverändernd voranbringt. Die serientypischen Rückblicke zementieren bekannte Charaktereigenschaften, spinnen dabei aber die Fäden der Vergangenheitshandlung weiter und schließen damit weiter die Lücke zur Gegenwart.

Jan H. – myFanbase

Die Serie "This Is Us" ansehen:


Vorherige Review:
#3.01 Neun Dollar
Alle ReviewsNächste Review:
#3.03 Katie Katie Katie

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "This Is Us" über die Folge #3.02 Leben in Philadelphia diskutieren.