Review: #3.13 Bethany Clarke
Wenn man zurückblickt auf die ersten beiden Staffeln der Serie, kann man nicht abstreiten, dass "This Is Us" früher mehr Feingefühl besessen hat. Die Serie wusste, wann sie einen neuen Handlungsstrang einleiten muss und wann es für den Erzählfluss in Ordnung ist, eine Geschichte kurz ruhen zu lassen. Irgendwie ist diese Kunst der Serie abhandengekommen, denn in Staffel 3 fragt man sich immer wieder weshalb gerade jetzt?. Ähnlich erging es mir mit #3.13 Our Little Island Girl. Für sich betrachtet, ist es eine wunderbare Episode, die endlich einmal Beth in den Vordergrund stellt und uns erklärt, warum sie nun einmal ist wie sie ist. Doch der Zeitpunkt, an dem man diese Episode eingebaut hat, ist schlecht gewählt. Die letzten beiden Folgen drehten sich – wenn auch mit einer ziemlichen Unterbrechung – um Nicky und während man sich noch fragt, ob er wohl zukünftig ein Teil der Familie bleiben wird, reißt man uns vollkommen aus dieser Handlung heraus. Es ist unerfreulich, dass eine Episode wie diese dadurch so einen bitteren Beigeschmack bekommt.
Our Little Island Girl
Abgesehen von dem ungünstigen Zeitpunkt, trifft die Geschichte von Beth genau den Ton, der zum Markenzeichen von "This Is Us" geworden ist. Wenn wir zum ersten Mal ins Beths Vergangenheit abtauchen, sehen wir sie als kleines Mädchen, dem alle Türen offen zu stehen scheinen. Akira Akbar entpuppte sich als ideale Besetzung für die kleine Ballerina, deren Augen stets leuchten, genau so nahtlos fügen sich Carl Lumbly und Phylicia Rashad in ihre Rollen ein. Während Lumbly als Abe Clarke ein offenes Herz hat und viele Parallelen zu Randall aufweist, ist Beths Mutter Carol eine sehr bodenständige Frau, von der Beth unumstritten ihre Art, Dinge mit sich selbst auszumachen, geerbt hat. Man braucht nur einen kurzen Blick auf Carol und Abe zu werfen, um zu erkennen, dass Carol der Tongeber ist, wohingegen Abe dafür verantwortlich ist, eine weiche Melodie zu erzeugen.
Im Verlauf der Episode lernen wir eine weitere Schauspielerin in der Rolle von Beth kennen und auch Rachel Hilson hat ihre Sache sehr gut gemacht. Man merkt die deutlichen Unterschiede zu ihrem jüngeren Ich, denn die Leichtigkeit des Lebens und der Frohsinn ihrer kindlichen Figur sind Beth in den vergangenen vier Jahren verloren gegangen. Während sie als Mädchen das Tanzen liebte, muss sie selbst zugeben, dass es mittlerweile eine harte Arbeit geworden ist und es schmerzt, dass Beth keine großen Erfolge erzielen kann. Dass der Ernst des Lebens bei Familie Clarke eingezogen ist, wird zusätzlich durch Abes Gesundheitszustand untermalt. Er war es bisher, der Beth zum Lachen bringen konnte, wogegen sie in der Gegenwart ihrer Mutter nicht strahlen kann. Als Abe wenig später verstirbt, ist es auf vielerlei Ebenen ein einschneidendes Erlebnis für Beth. Sie verliert den Elternteil der sie zum Träumen animiert hat und ihre Sorgen abmildern konnte. Was bleibt ist ihre Mutter, die im Gegensatz zum ruhigen Abe nur aus Ecken und Kanten zu bestehen scheint. Es ist hart für Beth, von einem Tag auf den anderen ihren Traum aufgeben zu müssen, erdrückend kommt hinzu, dass sie sich ihren Kummer darüber nicht anmerken lassen darf.
Der Erziehungsstil Carols spiegelt sich in der Beth aus der Gegenwart wieder. Sie ist eine Kämpferin und hat nie lernen dürfen, wie befreiend es sein kann, sich einfach an der Schulter eines anderen auszuweinen. Ihren Schmerz über die Entlassung hat Beth stets mit sich ausgefochten, denn auch wenn sie Randall von ihren Sorgen erzählt hat, hatte man nie den Eindruck, dass zwischen den beiden wirklich eine Aussprache stattgefunden hat. Beth hielt mit vielen Emotionen hinterm Berg, doch nun ist sie zu dem Schritt bereit, zu dem Zoe sie in #3.03 Katie Girls animiert hat.
Es ist schön zu sehen, dass diese Episode nicht nur Beths taffe Art näher beleuchtet, sondern sie auch einen Schritt nach vorn gehen zeigt. Nun ist Beth bereit nach den Sternen zu greifen und sich ihren sehnlichsten Kindheitstraum zu erfüllen: tanzen. Ich bin mit nicht ganz im Klarem darüber, wie realistisch es ist, dass Beth sofort als Tanzlehrerin einsteigen kann, Fakt ist jedoch, dass sie ihr Ziel in den Flashforwards erreicht hat. Dass man hier einen Bogen schlägt und sich somit auch klärt, weshalb Beth in der Zukunft ein Tanzstudio betreibt, ist zusätzlich ein gelungener Aspekt dieser Episode.
Randnotizen
- Zwar war es nur ein kurzer Augenblick, trotzdem schlug mein Herz gleich höher, als ich Teenager-Beth und Teenager-Randall zum ersten Mal aufeinandertreffen sah. Die beiden hatten damals schon viele Charakterzüge, die sie auch in der Gegenwart noch ausweisen, dennoch sind sie jetzt auch ganz anders, als er ihre jüngeren Ichs waren. Sehr gern würde ich mehr von den Anfängen ihrer Liebesgeschichte sehen. Denn anders als bei Jack und Rebecca, deren erste Dates man uns zu Beginn der Staffel zeigte, gibt es hier viel mehr Spielraum und Entwicklungsmöglichkeiten.
- Die Anwesenheit von Zoe war für mich keine große Bereicherung. Trotz einiger Bemühungen ist es den Serienmachern bisher nicht gelungen, dass ich Zoe ins Herz schließen konnte.
Fazit
Jede Beth dieser Episode konnte den Zuschauer in ihren Bann ziehen. Doch auch wenn es längst an der Zeit war, ein wenig mehr über Beth zu erfahren, so ist es ungünstig, dass das gerade jetzt geschehen musste. Die Episode fügt sich leider nicht nahtlos in den Erzählfluss ein, was aufgrund der vielen schönen Szenen bedauerlich ist.
Marie Florschütz - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Our Little Island GirlErstausstrahlung (US): 19.02.2019
Erstausstrahlung (DE): 24.06.2019
Erstausstrahlung (Pay-TV): 10.05.2019
Regie: Anne Fletcher
Drehbuch: Eboni Freeman
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