Bewertung

Review: #3.14 Der Abschluss

Foto: Milo Ventimiglia, This Is Us - Copyright: 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Milo Ventimiglia, This Is Us
© 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Schon in den beiden vorangegangenen Episoden haben wir die Programmierung von NBC und die unglückliche Platzierung der tollen und längst überfälligen Beth-zentrierten Folge kritisiert und auch dieses Mal muss man sich fragen, warum nach zwei neuen Ausgaben erneut eine Pause eingelegt werden musste. Das unterbricht den Erzählfluss ungemein und ließ mich zunächst schwer wieder in die fortlaufenden Handlungen einsteigen. Zum Glück geht es aber nun ohne Pause bis zum Staffelfinale weiter und zumindest diese Diskussion findet damit ein Ende.

Und so komme ich lieber gleich zu etwas Positivem, denn Episode #3.14 The Graduates ist im Grunde eine klassische "This Is Us"-Episode, die in ihrem Ablauf zielstrebig auf ein serientypisches, oft tränenrührendes Folgenende zusteuert. Für mich stand dabei insbesondere der Zusammenhalt der "Big Three", den sie sich nach dem Abschluss der Highschool versprachen, im Fokus. Diese Familienmomente sind es, die die Serie für mich ausmachen und am besten funktionieren. Dazu passend ist auch die Rückbesinnung der Autoren auf das Zwillingspaar Kate und Kevin, das zuletzt doch eher selten von den Autoren genutzt wurde. Allein die Rückblicke auf die beiden im Kleinkindalter und deren schon damals sehr ausgeprägte, spezielle Verbindung war einfach rührend anzusehen. Und so ist es auch in der Gegenwart an Kate, eine Veränderung an Kevins Verhalten zu spüren. Während es in der frühen Vergangenheit Kevin war, der sich um Kate kümmerte, so wechseln hier die Rollen. Doch dazu gleich noch mehr. Zunächst aber fällt einmal mehr auf, wie hilf- und ziellos die Autoren weiterhin mit Zoe agieren, die nicht nur Nichts von Kevins Alkoholproblemen spüren darf, sondern zugleich auch im weiteren Verlauf der Folge überhaupt keine Rolle mehr spielt. Schon in Episode #3.13 Our Little Island Girl war Zoe in der Handlung um Beth eigentlich total überflüssig und jetzt, wo sie Kevin als seine Freundin beistehen könnte oder durch sein Verschweigen zumindest ein Konfliktpotential vorhanden wäre, wird sie quasi komplett aus dem Spiel genommen. Ob Melanie Liburd insgeheim wohl mit der Anlage ihrer eigenen Rolle selbst glücklich ist?

Doch zurück zu inhaltlichen Dingen. Der Schulabschluss in der Vergangenheit und der Gegenwart bildete einen schönen Rahmen, an dem auf einen Schlag eine Reihe von Themen abgearbeitet werden konnten. Zunächst einmal erleben wir Toby, wie wir (oder zumindest ich) ihn kennen und lieben. Was für eine tolle Idee, Kate diesen Moment der Schulabschlussfeier noch erleben zu lassen. Und wie rührend er sich dabei wieder einmal um alles kümmert und sogar noch die Mitstudenten ausfindig gemacht hat. Schade eigentlich, dass wir Kate gar nicht während ihrer Studienzeit erleben durften. Vielleicht wurde hier noch erzählerisches Potential liegen gelassen. Gut gefiel mir außerdem die Einbindung von Rebecca und die Fortführung der positiven Entwicklung der Mutter-Tochter-Beziehung über die letzten Staffeln hinweg, insbesondere in der Gegenwart. Das Verhältnis der beiden zueinander hat sich toll stabilisiert und fühlt sich gerade auch von Seiten Rebeccas nicht mehr so verkrampft und bemüht an, ihrer Tochter unbedingt gefallen zu wollen. Überhaupt hat mich Rebecca und vor allem Mandy Moore in der Darstellung ihres Charakters über die diversen in der Folge gezeigten Zeitebenen überzeugt. Erwähnt sei hier insbesondere ihre Trauerbewältigung nach Jacks Tod, den sie im Rahmen des damaligen Highschool-Abschlusses der Kinder besonders vermisste. Handelt es sich dabei doch um einen nicht ganz unwichtigen Punkt im Leben von Eltern, den sie nun allein durch- und erleben muss. Gut, dass ihr schon damals Miguel zur Seite stand und noch besser, dass sie seine Hilfe dann nicht nur angenommen hat, sondern letztendlich auch aktiv suchte.

Während Kate zum Zeitpunkt des Schulabschlusses in der Vergangenheit Kevin aufgrund seiner Umzugspläne nach New York weitgehend aus Trotz ignorierte, handelt sie in der Gegenwart umsichtiger und feinfühliger. Kevins Alkoholsucht hat sich also wie erwartet voll zurückgemeldet und er hat sich nicht nur gegenüber Zoe, sondern eben auch Kate in ein Lügenkonstrukt verwickelt. Es sind die vermeintlich suchttypischen Anzeichen: in Ausreden verfallen, den Rückfall zugeben, dabei die Tatsache jedoch kleinreden und schlussendlich sogar das Betteln um Rücksicht und Aufschub, sich nicht sofort gegenüber anderen zur Sucht bekennen zu müssen. Wie gut aber, dass Kate nicht lockergelassen hat und direkt auf einem Meeting bestand. Das überraschende Platzen ihrer Fruchtblase könnte nun jedoch der bereits nötige Anlass gewesen sein, Kevin endgültig wachzurütteln. Dass er sich gegenüber Toby bereits offenbarte, ist Anlass zur Hoffnung, dass er nun wieder klarsieht, Hilfe suchen und auch annehmen wird. Doch die noch dringendere Frage die sich mir nun stellt ist: was ist mit Kates Baby? Ich hoffe für sie und Toby, dass am Ende doch alles gut ausgehen wird.

Es gäbe rund um die Abschlussfeiern und die Rückblicke auf Rebeccas Trauerbewältigung sicher noch einiges mehr zu erwähnen, aber, und das ist leider auch die Kehrseite dieser Episode, sie war wieder derart vollgepackt, dass auch gleich noch mehrere Geschichten im Haus von Randall und Beth Pearson abgehandelt wurden, die natürlich auch in meiner Review nicht unerwähnt bleiben sollen. Auf der Habenseite steht dabei zunächst meine Freude darüber, Déjà endlich wieder einmal mehr im Fokus einer Handlung zu sehen. Auch wenn ich ihre Einführung in die Serie damals etwas schwierig fand und man erst kurz vor dem Finale der zweiten Staffel endlich mehr über ihre Vergangenheit und somit erst sehr spät die Beweggründe für ihr Verhalten erfuhr, ist sie mir inzwischen doch sehr ans Herz gewachsen. Vor allem ihre Entwicklung im Umgang mit ihrer neuen Familie ist beachtlich und führte bereits in der jüngeren Vergangenheit zu zahlreichen Szenen, die sie überraschend offene, ehrliche, kluge und erwachsene Aussagen sowohl gegenüber Randall als auch Beth treffen ließ. Das macht sie zu einer tollen Persönlichkeit. Und auch in dieser Folge empfinde ich ihre Argumentation als sehr gut nachvollziehbar. Nicht nur in Bezug auf Randall und seiner Lebensgeschichte, da sie nicht dazu bereit ist die Bürde ihrer eigenen Vergangenheit stets als dominierendes Identifikationsmerkmal mit sich herumtragen zu wollen, sondern auch ihre Gründe, warum sie von dem Übersprüngen einer Klasse absehen möchte. Ihre persönliche Reife ist wirklich beeindruckend. Dieser positiven Seite gegenüber steht für mich jedoch der erneut aufflammende Konflikt über die beruflichen Entwicklungen von Beth und Randall. Inzwischen bin ich doch ziemlich sauer auf ihn und ärgere mich darüber, dass er Beth mit seiner Bitte, sie möge sich zum Wohl der Familie einen anderen Job suchen, erneut vor den Kopf stößt. Ich sehe sehr wohl das Dilemma in Sachen Zeiteinteilung zwischen Beruf und Familie, in das sich die beiden durch ihre neuen beruflichen Aufgaben manövriert haben, aber es muss doch auch noch eine alternative Lösung geben. Randalls Erwartungshaltung ist für mich gerade vor dem Hintergrund seiner eigenen Aussage bzw. seinem Dank an Beth für Ihren Verzicht und die Opfer im Rahmen seiner Wahlkampagne äußerst fragwürdig. Nun soll in seinen Augen Beth erneut den Kürzeren ziehen und den gerade mit so viel Freude begonnenen neuen Job bereits wieder aufgeben? Damit hat der sonst eigentlich so umsichtige Randall den Bogen überspannt und die Ehe steht in meinen Augen gefährlicher auf dem Spiel als je zuvor. Durch Kates Notfall wurde dieser Konflikt nun zwar zunächst vertagt, aber aus der Welt wird dieser beileibe so schnell nicht sein. Und somit steht auch die gerade noch von Déjà so gelobte Stabilität ihres Umfeldes auf dem Spiel. Natürlich war es auch schön zu sehen, dass Randall wieder einmal alles stehen und liegen lässt und in Anspielung auf das angesprochene Versprechen der Geschwister sofort an Kates Seite eilt. Das funktionierte für sich allein genommen auch sehr gut auf der emotionalen Schiene, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass Randall so langsam aber sicher Sympathiepunkte bei mir verspielt.

Fazit

Das, was ich anfangs noch lobend als typische "This Is Us"-Folge bezeichnet habe, ist zugleich auch das Problem, denn wieder einmal werden zu viel Handlungsstränge in gut 43 Minuten Laufzeit gepackt. Das "Graduate"-Thema allein war für mich völlig ausreichend, während die Geschichten um Déjà und der wieder aufkeimende Konflikt zwischen Beth und Randall genug Potential für eine eigene Folge geboten hätten. Letztendlich überwiegen für mich aber die vielen überzeugenden Einzelszenen. Jetzt geht es langsam aber sicher und vor allem ohne weitere Pausen auf das Staffelfinale zu. Ich bin gespannt, was wir bis dahin noch alles erleben und ob sich die Flash-Forwards noch weiter konkretisieren, die zuletzt länger pausiert haben.

Jan H. – myFanbase

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