Bewertung

Review: #3.11 Songbird Road (1)

Foto: Milo Ventimiglia, This Is Us - Copyright: 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Milo Ventimiglia, This Is Us
© 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Ziemlich losgelöst von der Handlung aus der vorangegangenen Episode packt man nun wieder die Vietnam-Geschichte an. Während der auf Nick fokussierte Teil der Episode wunderbar gelungen ist, bauen sich in Bezug auf Jack viele Fragen auf, die einen unbefriedigt zurücklassen. Auch dass die Ereignisse aus #3.10 The Last Seven Weeks pausieren und diese Folge beinahe als Stand-Alone-Episode durchgehen könnte, hinterlässt einen etwas bitteren Beigeschmack.

Jack

Als man uns im Herbstfinale offenbarte, dass Nick noch am Leben ist, wurden sofort viele Fragen in den Raum geworfen. Ganz oben auf der Liste stand dabei natürlich, wer alles davon wusste. Wie sich nun herausstellt, war Jack sich vollkommen im Klaren darüber, dass sein Bruder überlebt hat. Es stellt die Handlung ziemlich auf den Kopf, dass Jack die ganzen Jahre über wusste, wo Nick lebt, vor seiner Familie aber so getan hat, als wäre sein Bruder im Krieg gestorben. Ruft man sich die Worte von Nick und Miguel in Erinnerung, lässt sich leicht erklären, warum Jack so verfahren ist. Ja, er hat die Welt in Schwarz und Weiß sortiert. Ja, er hat einen Weg gewählt und fortan nicht mehr zurückgeblickt. Aber so gut diese Erklärung auch gewählt sein mag und so stimmungsvoll sie auch in Szene gesetzt wurde, richtig fügen will sich dieses Verhalten trotzdem nicht in das Bild, das wir in den letzten Jahren von Jack gezeichnet haben.

Der Familienmensch hat in "This Is Us" bereits unzählige Male bewiesen, dass er alles tun würde, um sein Fleisch und Blut zu beschützen. Jack ist ein herzensguter Mann, der stets dafür sorgt, dass die Menschen um ihn herum aufblühen können. Doch bei seinem Bruder gibt er einfach so die Hoffnung auf?

Der Rückblick nach Vietnam und die Auflösung dessen, was sich vor der Explosion zugetragen hat, trafen beim Zuschauer genau ins Herz. Man zeigt uns den abgestumpften Nick zum ersten Mal mit einem echten Lächeln und das konnte ausgerechnet ein kleiner Junge auf sein Gesicht zaubern. Ganz langsam ereilt einen die Gewissheit darüber, dass Nick und der Junge zielsicher auf die Explosion zutreiben und als es dann schreckliche Gewissheit ist, dass Nick aus Versehen den Tod des Kindes verschuldet hat, fühlt man sofort die bedrückende Bürde der Schuld, die plötzlich auf Nicks Schultern lastet. Sein von Entsetzen ausdruckslos erstarrtes Gesicht wird ergänzt durch die von tiefem Schmerz gezeichnete Mutter des Kindes. Es ist den Autoren wieder einmal sehr gut gelungen, das Gefühlsleben der Figuren auf den Zuschauer zu übertragen.

Während man selbst gesehen hat, dass Nick nicht mit Vorsatz gehandelt hat und auch seine erstarrte Miene Bände spricht, ist Jack jedoch vollkommen unzugänglich. Genau das passt leider gar nicht zu dem Jack, den wir bisher kennengelernt haben. Eben so schwer lässt sich erklären, wie Jack die Lüge von Nicks Tod so einfach in die Welt tragen konnte. Wussten die Eltern von Jack und Nick, was vorgefallen war? Es erscheint vollkommen absurd, dass Jack auch die beiden belogen hat, noch viel unwahrscheinlicher ist jedoch, dass sie über Nicks psychiatrische Einweisung Bescheid wusste und Rebecca dennoch nichts davon erfuhr. Diesen Teil der Geschichte kann ich leider nicht für gut befinden, dazu ist es einfach zu undenkbar, dass die ganze Familie zum Thema Nick stets geschwiegen hat.

Nick

Alle drei Darsteller, die für die Figur des Nick Pearson gecastet wurden, sind in dieser Episode vereint und jeder von ihnen hat seinen Job wunderbar gemacht. Die Schauspieler wurden sehr gut gecastet und harmonieren wirklich erstaunlich gut bei ihrer Verkörperung von Nick. Neuling Griffin Dunne konnte die Aura der Traurigkeit, die bereits Michael Angarano immer um Nick aufbaute, schön aufgreifen, weshalb die kurzen Schnitte zwischen den Szenen mit Jack und den Big Three sehr stimmig wirkten.

Es trifft den Zuschauer sehr, dass Jack Nick so einfach aus seinem Leben verbannt hat und ihm nicht einmal die Chance gab, sich zu erklären. Leider finde ich die Erklärung auch hier ein wenig schwach. Statt Postkarten hätte Nick doch ohne Probleme Briefe an seinen Bruder schreiben können.

Nach all den Jahren bekommt Nick nun aber die Chance, seiner Familie zu erklären, dass er den Tod des Jungen zu keinem Zeitpunkt beabsichtigte. Es ist ein ergreifendes Episodenfinale, als die Big Three noch einmal zu ihrem Onkel zurückkehren und damit einen anderen Weg einschlagen als ihr Vater. Mit der geladenen Waffe ist Nick kurz davor, seinem Leben ein Ende zu bereit. Er lebt kein erfülltes Leben und es zeigt nicht einmal in Ansätzen das, was sich die jüngere Version von Nick noch am Beginn der Episode ausgemalt hat. Abgeschnitten von seiner Familie hat Nick Jahrzehnte lang in dem gleichen verlassenen Wohnwagen gelebt und ist nun vollkommen überfordert damit, als seine Familie unerwartet wieder in sein Leben tritt.

Ich hoffe sehr, dass Nick uns noch eine Weile erhalten bleibt und gehe stark davon aus, dass sein Aufeinandertreffen mit Rebecca ähnlich intensiv ablaufen wird. Dieses Geheimnis Jacks hat Rebecca hart getroffen. Auch hier setzen Miguels und Nicks Erklärung an der richtigen Stelle an, können aber nicht darüber hinwegtrösten, dass die Auflösung etwas unzufriedenstellend ist.

Fazit

Nach langem Warten wird uns nun das ganze Bild der Vietnam-Geschichte offengelegt. Es ist nett, dass es nun endlich Antworten gab, letztendlich werfen sie jedoch kein gutes Licht auf Jack. Sein Handeln passt nicht recht zu dem, was wir von ihm kennen, wodurch nicht nur Rebecca schwer an dieser Enthüllung zu schlucken hat.

Marie Florschütz - myFanbase

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