Bewertung

Review: #5.03 Veränderungen

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Wandel, Veränderung, Entwicklungen - das sind nur einige Möglichkeiten der Übersetzung des (englischen) Episodentitels, aber alle treffen ins Schwarze. Schon der Staffelauftakt vor zwei Wochen schlug diese Richtung ein. Veränderungen treffen nicht nur auf die einzelnen Figuren, sondern auch auf die Situation in der Gegenwart zu. Masken sind allgegenwärtig und somit das Corona-Virus fast beiläufig ein Teil der Handlung. Die Ereignisse um den Tod von George Floyd wirken sich auf die Familie Pearson aus und schlagen einen weiten Bogen bis in die Vergangenheit. All das legt sich zusätzlich fast bleiern schwer auf die ohnehin schon schwierigen Situationen aller Beteiligten. Auch wenn die Serie noch nie ausschließlich leichte Geschichten zu erzählen hatte, wünscht man sich doch eine gewisse Leichtigkeit und Humor zurück. Kleine Szenen wie der Ghostbusters-Klingelton und die dadurch ausgelöste freudig erregte Diskussion von Kate und Toby über Zeichen und Schicksale sind zwar schön anzusehen, sorgen aber leider nur für kurzzeitige Zerstreuung bei den schweren, aber auch unnötigen Handlungen.

Beginnen wir bei Randall und seiner Familie. Das Ende der letzten Folge sorgte nicht nur bei meiner myFanbase Kollegin Marie für ungläubiges und keinesfalls hoffnungsfrohes Staunen. Die Aussicht, dass Randalls leibliche Mutter Laurel noch am Leben sein könnte, schrammt für mich nur haarscharf am "jump the shark" Moment vorbei. Ich habe inzwischen die Lust daran verloren, noch weitere verschollene Familienmitglieder kennenzulernen. Ich habe William schätzen und lieben gelernt und bin über seinen Tod noch immer traurig, weil er uns vermeintlich viele schöne Momente genommen hat, die noch hätten sein können. Die Einführung von Nick, Jacks totgeglaubten Bruder, habe ich auch noch aufmerksam verfolgt und anstatt diesen Charakter immer wieder in den Hintergrund zu drängen, muss jetzt also auch noch das Fass mit Laurel aufgemacht werden, zu der wir nach vier vollen Staffeln nun wirklich gar keine Beziehung aufgebaut haben. Mich hat daher auch alles rund um den alten Mann und seine Enkelin völlig kalt gelassen. Schon das Rätseln, wie die beiden mit allem zusammenhängen könnten, war mir recht egal, vor allem wenn ich dabei noch an den Staffelauftakt in Season vier denke und was letztendlich aus den damals neu eingeführten Figuren wurde. Erinnert sich noch jemand an Cassidy? Auch Randalls neuer Psychologe überzeugt mich nur wenig und so ganz beiseiteschieben kann ich auch Maries Vermutung nicht, dass am Ende Laurel Randalls neue Therapeutin sein könnte. Aber da müssen wir wohl noch abwarten. Spannender fand ich dagegen den Blick in die Vergangenheit der Kids. Auch die Pubertät bringt Veränderungen mit sich und so gehen alle drei Pearson-Geschwister ihren eigenen Weg. Und da war ich doch ziemlich erschrocken von der Art des Alltagsrassismus, dem Randall im heimischen Wohnzimmer durch Kates Freundin ausgesetzt war. Schon häufig stieß Randalls Hautfarbe im Umfeld seiner weißen Familie auf entsprechende Reaktionen, aber dieses "ich wollte schon immer einmal wissen, wie es ist, jemanden wie dich zu küssen", rüttelte mich irgendwie auf. Und offenbar war es ja auch in Randalls Erinnerung ein wichtiges Ereignis, das er nun für seine Therapie zu Papier brachte. Mein Interesse weckte auch Tess' Verhalten. Vermeintlich auch etwas zu pubertär, aber im Kontext dessen, was wir im Zuge ihres Outings auch schon erfahren haben, ist ihre Suche nach Selbstfindung und -verwirklichung nachvollziehbar und im gleichen Atemzug die Strafe ihrer Eltern doch etwas überzogen. Aber ich habe auch keine eigenen Kinder...

Den besten Erzählstrang hatte meines Erachtens wieder einmal Kevin (mit Madison). Mir war es zwar ein wenig unverständlich, wie Kevin es entgangen sein soll, dass Kate und Madison sich doch aus der Selbsthilfegruppe essgestörter Menschen kennen und er diesen Rückschluss auf ihre Probleme nicht eher nachvollziehen konnte. Dennoch empfand ich es schön anzusehen, wie die vermeintlich doch so unterschiedlichen Charaktere durch ihre langjährigen Probleme und Ängste einander näherkommen. Überhaupt überrascht es mich, wie vielschichtig Madison doch letztendlich ist und nicht nur weiterhin den leicht überdreht nervigen Sidekick von Kate spielen darf. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob diese Beziehung wirklich auch in einer Ehe samt Familienleben enden wird, aber für den Moment fühlt es sich richtiger an, als ich noch bei der Nachricht über Madisons Schwangerschaft dachte. Gut gefiel mir auch die Generationen umspannende Geschichte des Hantelstemmens, beginnend beim seltenen Vater-Sohn-Moment in Jacks Vergangenheit, über dessen Weitergabe an Kevin und wiederum dessen noch immer exzessives Training in der Garage in der Gegenwart. Gerade der Moment mit Jacks Vater in Verbindung mit dem im Staffelauftakt gezeigten Anruf von Jack als werdender Vater waren Momente, die deren Beziehung noch einmal von einer anderen Seite präsentierten und die letztendlich vom Alkohol zerstört wurden. Es sind diese kurzen Augenblicke die zeigen, dass sich auch mit dem bereits bekannten Personal tolle Geschichten erzählen lassen können.

Dementsprechend bin ich bei Kate und Toby und deren Adoptionswunsch noch etwas zurückhaltend. Wir haben ja bereits in den Flash Forwards gesehen, dass Jack jr. eine Schwester bekommen hat. Aber auch hier will bei mir noch keine wirkliche Freude über diese Geschichte aufkommen. Zu wenig oder besser gesagt zu schnell, ist man doch über die angeborene Blindheit von Jack jr. hinweg gegangen (man sieht ihn kaum noch) und sucht schon wieder nach einer neuen Handlung. Neue Entwicklungen also auch bei diesen beiden, aber letztendlich hatten diese typischen Kate und Toby Momente keinen besonderen Mehrwert zu bieten.

Fazit

Es tut sich viel bei den Pearsons, zu viel auf einmal für meinen Geschmack. Etwas mehr Fokus auf bereits existierende Geschichten würden der Serie gerade nach der langen Pause gut tun, anstatt die Zuschauer schon wieder mit neuen Storylines auf die Wartebank zu setzen. Die Serienschreiber sollten aufpassen, sich nicht zu sehr in ihren vielen Ideen zu verlieren und die Handlungen konsequenter zu erzählen.

Jan H. – myFanbase

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