Bewertung

Review: #6.15 Miguel

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Hier ist sie, die Episode, auf die wir seit Staffel 2 gewartet haben, denn so lange wird uns bereits versprochen, dass man sich einmal intensiv mit Miguel befassen und die Figur von allen Seiten beleuchten wird. Und, hat das Warten sich gelohnt? Ja, auf jeden Fall, denn zu keinem früheren Zeitpunkt hätte man den Standpunkt zu Miguel so deutlich machen können, wie es nun getan wurde.

"I don't know. Ask me again later."

Die Episode besteht aus zwei Teilen. Einmal hätten wir da die Gegenwartshandlung, die bis hin zu Miguels letztem Tag erzählt wird. Um die Geschichte herum gibt es immer wieder Flashbacks in Miguels Vergangenheit, die bis in seine Kindheit zurückreichen. Und diese Flashbacks sind dringend nötig, um nachvollziehen zu können, warum Miguel zu dem Menschen geworden ist, den wir kennen und lieben. Es passt so gut zusammen, dass Miguel einerseits beim Publikum immer zweite Wahl war und dass man sich schwer für ihn erwärmen konnte und dass er sich andererseits in seinem eigenen Leben nie wohl und angekommen gefühlt hat, sondern stets zerrissen und heimatlos. Dieses Wissen schmerzt, da man Miguel erst in den letzten Zügen der Serie wahrhaftig ins Herz geschlossen hat und ihn in eben diesem Moment nun wieder loslassen muss.

Aber fangen wir ganz von vorne an, denn die Episode legt viel Wert darauf, Miguels aufopferungsvolle Art in Szene zu setzen. Während der Zustand von Rebecca sich immer mehr verschlechtert, ist Miguel ihr Fels in der Brandung, ihre Stütze in jeder Lebenslage und der sichere Hafen, den sie sucht, wenn Rebecca sich in ihren Erinnerungen verliert. Wo in den vergangenen Episoden Rebeccas Erkrankung und Mandy Moores Schauspiel im Vordergrund standen, versteht man sich nun äußerst gut darauf, diese Figur in den Hintergrund zu rücken und stattdessen Miguel und Jon Huertas strahlen zu lassen. Man sieht die Liebe zu Rebecca, die Miguel mit jeder Faser auszustrahlen weiß. Um zu unterstreichen, wie wohl Miguel sich bei Rebecca fühlt und wie wenig es ihm ausmacht, für sie zu sorgen, verschaffen uns die Flashbacks Einblicke in seine Seele. Als Kind wurde Miguel aus Puerto Rico in die USA umgesiedelt und seither weiß er nicht, wohin er gehört. Ist er Portorikaner oder Amerikaner? Soll er spanisch oder englisch sprechen? Mit seinen Eltern fühlt Miguel sich nicht allzu sehr verbunden und nach dem Ehe-Aus mit Shelly fehlt ihm auch der Draht zu seinen eigenen Kindern. Nirgends wird Miguel von einem liebenden Menschen aufgefangen, stets hat er das Gefühl, allein und auf sich selbst gestellt zu sein. Bis er dann nach Jacks Tod Gefühle für Rebecca entwickelt, die er jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht zuzulassen bereit ist. Denn diesen Verrat kann er weder seinem besten Freund Jack noch dessen Sohn Kevin antun. Der Moment, als Miguel und Rebecca nach acht Jahren ohne Kontakt dann zueinander finden, ist wunderschön. Miguels Nervosität und die Leichtigkeit, mit der Rebecca ihm diese abnimmt, waren genau das, was Miguel gebraucht hat. Auch seine Worte, bei der letzten Verabschiedung von Rebecca zum ersten Mal Heimweh verspürt zu haben, trafen genau ins Herz. Daher gönnt man den beiden ihre Liebe – die man zu Beginn der Serie noch so gar nicht nachvollziehen konnte – nun umso mehr. Überhaupt gönnt man Miguel nach dieser Episode alles umso mehr, da man es bereut, dass man ihn bisher nicht zu würdigen wusste.

Schön zur Hintergrundgeschichte gepasst hat auch die Beziehung zwischen Miguels Mutter und deren Schwester. Auch sie kümmert sich umso liebevoller um ihre kranke Schwester, nachdem sie in der Kindheit das Gefühl hatte, jene im Stich gelassen zu haben. Dieser Vorsatz – der Teil von Miguels Ehegelübde an Rebecca ist – macht nach der gescheiterten Ehe mit Shelly und der losen Verbindung zur eigenen Familie nun den Dreh- und Angelpunkt für Miguels Liebesgeschichte mit Rebecca aus.

Was mir auch sehr gut gefallen hat, war die Involvierung der Big Three, die Miguel – den sie nicht gerade herzlich als Stiefvater willkommen hießen – ihre Liebe versichern. Besonders Kevin, dessen Weg dahin wohl der holprigste war, lässt seine Befindlichkeiten gut sein und sucht Miguels Sohn auf, damit die beiden sich wieder annähern können, bevor es zu spät ist. Man beendet Miguels Leben auf eine sehr friedvolle Weise, die einfach nur glücklich macht.

Kurze Eindrücke

  • Es war, wie als hätten die Autoren eine Checkliste zu Miguel, auf der die offenen Punkte stehen, die dem Zuschauer unbedingt noch erklärt werden müssen. Sowohl der Beginn der Beziehung mit Rebecca wurde abgehakt, als auch die Hochzeit der beiden – auch wenn wir hier leider nur das Gelübde zu hören und ein Foto zu sehen bekamen. Auch gefreut habe ich mich darüber, dass Rebecca und Miguel darüber gesprochen haben, wie Jack zu ihrer Beziehung stehen würde. Es gibt tatsächlich keinen Punkt zu Miguel, bei dem ich mich ärgere, dass er nicht erläutert wurde.
  • Wie schön, dass uns gezeigt wurde, wie prächtig der von Rebecca und Miguel gepflanzten Apfelbaum gewachsen ist.
  • Zuerst wohnten Miguel und Rebecca in der Hütte, doch irgendwann lebten sie dann in dem von Kevin gebauten und von Jack entworfenem Haus.
  • Es hat Miguel sicher viel bedeutet, dass er auf seine alten Tage keine Glatze bekommen hat.
  • Das Haar- und Makeupteam hat bei Miguel ganze Arbeit geleistet, er sah in jeder Zeitebene fantastisch aus.
  • Ein langweiliges und normales Thanksgiving bei den Pearsons? Das gibt es nicht und das wurde auch mit dieser Episode wieder unterstrichen. Einfach herrlich, wie Rebecca und Miguel beim Knutschen erwischt wurden. Und auch Beth hat mir in diesem Zusammenhang man wieder sehr gefallen.
  • Während die Stand-Alone-Episode von Jack in dieser Staffel am falschen Platz zu stehen schien und sich nicht gut in die restliche Geschichte einfügte, könnte das Gefühl nach #6.15 Miguel nicht gegensätzlicher sein. Es war genau richtig, Miguels Hintergrundgeschichte an diesem Punkt zu beleuchten, man hätte sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können.

Fazit

Was lange währt, wird endlich gut. Dieses Sprichwort passt vortrefflich zu Miguel, auf dessen Stand-Alone-Episode wir so lange warten mussten. Und wie sagt man immer so schön: man soll etwas beenden, wenn es am schönsten ist. So machen es die Autoren auch mit Miguel und liefern uns einen wunderschönen, herzzerreißenden und tiefgründigen Einblick in Miguels Leben, der alles erklärt, was wir uns schon immer gefragt haben. Besser hätte es nicht sein können.

Marie Müller - myFanbase

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