Bewertung

Review: #1.20 Zwei Hochzeiten und ein Todesfall

Die Deckung ist gefallen und es wird mit offenen Karten gespielt. Dadurch kann sich das Staffelfinale durch seine Spannung und Brisanz deutlich von früheren Episoden absetzen und steigert die Lust auf eine zweite Staffel.

Neues Kapitel

Harrison muss die Hochzeit von Lindsay ertragen und hat im vergangenen Monat eingesehen, dass er für sich einen Lebenswandel benötigt. Das ist doch mal eine richtig erwachsene Entscheidung und die Tatsache, dass er sich so kumpelhaft um einen kleinen Jungen kümmert, der unter der Scheidung seiner Eltern leidet, hebt ihn in meiner Gunst gleich wieder auf eine ganz neue Stufe. So mag ich ihn. Ein bisschen ausgeflippt, im Ansatz gerne auch kindisch, aber mit dem Gespür für die Situation und Verantwortung. Natürlich kommt es auch zu kleineren Rückfällen und nimmt zum Beispiel seinen Tod nicht wirklich ernst, doch im Wesen hat er sich in eine richtige Richtung entwickelt, die es auch in meinen Augen rechtfertigt, ihn weiterhin in der Serie zu lassen. Das war nämlich die entscheidende Frage für Tru. Der eifersüchtige Vater von Harrisons neuem Zögling ist derart emotional, dass er gleich mit seiner Waffe rumfuchtelt und ein Menschenleben auslöscht – zunächst das von Harrison. Dieser bittet natürlich um Hilfe und wird in der Tagwiederholung von Tru mütterlich umsorgt. Dadurch hat Tru ihr eigenes neues Kapitel fast vergessen und so fiel die Einladung für Luc zu Lindsays Hochzeit aus. Dieser tauchte dank Lindsay aber trotzdem auf und bekommt nun endlich die Wahrheit präsentiert, mit der er nicht sofort umzugehen weiß. Nun muss man aber auch sagen, dass Tru das etwas dilettantisch angestellt hat. Man muss ihr zwar zu Gute halten, dass es sehr spontan kam, aber es wäre durchaus günstig gewesen, in irgendeiner Form Beweise zu haben, denn wie sich zeigte, ist es genau das, was Luc brauchte.

Jack ist schneller auf diese Idee gekommen und schickt ihn mit dem Versprechen auf einen Beweis genau in die Arme des wütenden Ehemanns, dem nun Luc sehr gelegen kommt, denn irgendjemanden muss er schließlich töten. Tru kann das auch nicht mehr verhindern, aber man fragt sich dann doch, warum eigentlich nicht? Irgendwie hätte es mir besser gefallen, wenn sie einfach zu spät gekommen wäre, denn so ist es etwas konstruiert, dass sie ausgerechnet dieses Mal keine Worte gefunden hat, um den Wüterich zu bändigen. Nun war es so aber viel dramatischer und Luc hatte besser die Gelegenheit, im Sterben liegend Tru seine Liebe zu gestehen, was es insgesamt rechtfertigt, dann das Auge zuzudrücken und die Szene, so wie sie war, anzunehmen. Dass Luc wirklich gestorben ist und nicht um Hilfe gebeten hat, muss man nun in zweierlei Hinsicht akzeptieren. Zum Einen ist es wirklich schade, dass Trus Lover aus der Serie geschieden ist und damit die eigentlich einzige romantische Komponente aus der Serie entfernt wurde. Zum zweiten ist es nicht nachzuvollziehen, warum Luc nun nicht um Hilfe gebeten hat. Sollte er etwa glücklich gestorben sein, weil er erkannt hat, dass Tru ihn liebte, letztlich vertraute und sie eine durch und durch wohltätige Person ist, sodass er gerne so aus dem Leben scheidet, als keine Hilfe haben will? Naja, man kann hier viel spekulieren. Vielleicht thematisieren Tru und Davis das in der zweiten Staffel noch und geben so eine Antwort.

Zweikampf

Auch wenn die Story in ein paar Kleinigkeiten nicht komplett astrein zu sein scheint, sind diese Makel nicht groß genug, um die gelungene Neuorientierung der Serie zu vermiesen. Dass Jack nun offen zugibt, gegen Tru zu arbeiten und seinen Standpunkt mit Hartnäckigkeit und viel Humor zu verteidigen versucht, macht die Serie doch um einiges spannender, als sie bisher war. Es geht nicht mehr darum, ob Tru alles herausfindet und somit das Opfer retten kann, sie hat nun auch noch die Zusatzaufgabe, Jacks Agieren zu durchschauen und ihn, wie Harrison so schön sagte, nicht gewinnen zu lassen. Alles, was Tru tut, kann Jack boykottieren. Das Kausalgefüge fällt absolut auseinander, denn Tru ist nicht mehr die einzige, die hier etwas ändert. Das gefällt mir in jeder Hinsicht. Die Aufeinandertreffen sind toll, weil Tru natürlich wütend ist, dass ihr jemand das Lebenretten erschwert und dabei noch so tut, als tue er das nur, um im Universum aufzuräumen und die Ordnung zu erhalten. Als wenn Tru also die böse Figur wäre, weil sie alles aus dem Gleichgewicht bringt. Das mag auch ungerecht klingen, aber vielleicht hat Jack sogar recht. Vielleicht ist Trus Gabe nur ein Fehler der Natur, der beseitigt werden muss. Ebenso kann aber auch der Tod unschuldiger Menschen das Gleichgewicht zerstören und Tru ist wieder die Gute. Es ließe sich theoretisch also beliebig drehen. Fakt ist, dass beide Seiten von ihrer guten Rolle überzeugt sind und sich in dieser Folge ein hartes Gefecht geliefert haben, bei dem Luc das Opfer war. Tru wurde damit stark getroffen, aber sie macht den Eindruck, als wenn sie nun noch vehementer gegen Jack kämpfen wird.

Als wenn das nicht schon genug Voraussetzungen für die zweite Staffel wären, entlassen uns die Autoren auch noch mit einer Information in die Staffelpause, die einem sofort die Kinnlade runterklappen ließ. Trus Vater und Jack stecken unter einer Decke, denn so wie Jack Tru behindert, hat es damals auch Trus Vater mit Trus Mutter getan. Das hatte ich so nicht erwartet. Es ist nur zu hoffen, dass Trus Vater nicht wieder in der Versenkung verschwindet und wie in Staffel 1 nur ein paar Mal auftritt, denn dafür ist er nun entschieden zu wichtig im Gesamtkontext der Serie.

Fazit

Durch die offene Auseinandersetzung zwischen Jack und Tru bekommt die Serie einen neuen Schub, der sie trotz kleiner Fehler zu einem toller Staffelfinale führt und neue Energie für Staffel 2 bereit stellt.

Emil Groth – myFanbase

Die Serie "Tru Calling - Schicksal Reloaded" ansehen:


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