Bewertung

Review: #2.04 Ein letzter, schöner Tag

Mit umgekehrten Vorzeichen weiß diese Episode zu überraschen und klärt damit eine Frage, die man sich in der letzten Zeit schon häufiger gestellt hat. Jack wird einem dabei immer sympathischer.

Wiederholung mal anders

In dieser Episode ist Jack schon in den ersten Minuten zu sehen, wie er so durch die Fußgängerzone wandert und dabei sogar das Gefühl vermittelt, ein Leben zu haben. Eine blonde Frau flirtet mit ihm, blitzt aber ab. Das ist für mich fast unverständlich. Einen gemeinsamen Abend mit der bezaubernden Maggie Lawson würde ich nicht ablehnen. Sie hat es auch geschafft, mit ihrer Ausstrahlung und Natürlichkeit der Episode ihren Stempel aufzudrücken. Jack hat sie auch beeindruckt, aber er hat sicherlich gute Gründe dafür, sich auf keine persönlichen Beziehungen einzulassen. Während Tru ihrerseits plötzlich wieder so etwas wie ein Liebesleben entwickelt, muss Jack miterleben, wie sich Megan das Leben nimmt und ihn plötzlich um Hilfe bittet. Das war ein sehr gelungener Schachzug der Autoren. Es ist völlig unerwartet, neu und hochinteressant. Dass sich viele Türen öffnen, ist fast überflüssig zu erwähnen. Jack ist also nicht davor geschützt, aktiver Part des Ganzen zu werden und muss sich selbst erstmal damit arrangieren. Tru findet hingegen heraus, was Jack erlebt, wenn sich so ein Tag wiederholt, und kann eine ihrer dringendsten Fragen beantworten. Dass man als Antagonist immer nur mit einigen Segmenten ausgestattet wird und sich den Rest zusammenreimen muss, ist zwar eine nette Idee, erklärt aber nicht vollends den Wissensvorsprung, den Jack bisher immer hatte, denn so eindeutig sind die Hinweise nun auch nicht. Aber dieses Auge drücke ich gerne zu.

Jack soll helfen

Etwas anders geht es mir leider mit der Begründung, warum Jack überhaupt um Hilfe gebeten wird. Es ist zwar absolut logisch, dass seine Hilfe darin besteht, dass er Megans Tod so gestaltet, dass ihre Absicht, eine hohe Summe aus der Versicherung für ihre Schwester zu ergattern, auch erfüllt wird. Allerdings erklärt sich nicht, woher schon zwei Minuten nach Megans Tod feststeht, dass es Selbstmord und kein Unfall ist. Immerhin war es ihr Plan, es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Dass dies nicht geklappt hat, müsste man zunächst erstmal durch eine polizeiliche Untersuchung klären und so weiter. Dabei handelt es sich für mich schon um einen großen Fleck auf der weißen Weste, was der großartigen Idee des Rollenwechsels leider einen Dämpfer versetzt. Da Jacks Rolle in diesem Konstrukt insgesamt aber sehr stimmig ist, will ich dem auch nicht zu viel Bedeutung beimessen.

Konzentrieren wir uns also auf Jacks neuen Weg. Nach einer Diskussion mit Trus Vater, weil er diese Neuerung nicht einzuordnen weiß und von dem Hilferuf doch etwas mitgenommen ist, ringt er mit sich, entscheidet sich letztlich aber doch, seinen Auftrag zu erfüllen. Dass Tru ihm da mit allem Einsatz dazwischen zu funken versucht, versteht sich von selbst. Da dieses Mal ihre Sicht der Dinge nicht die größte Bedeutung spielt, sondern beide Seiten gleichberechtigt sind, erfährt man viel mehr über Jacks Wesen. Seine Unsicherheit lässt ihn überhaupt nicht mehr so rigoros, kalkuliert und kaltblütig erscheinen. Zum Ende hin tut er einem sogar richtig gehend leid, weil er doch an der Richtigkeit seiner Handlung zu zweifeln beginnt, da Tru wirklich überzeugend war. Irgendetwas bringt ihn aber trotz aller inneren Gegenwehr doch dazu, Megan in den Tod stürzen zu lassen. Obwohl ich Jason Priestley bisher nie zu den Schauspielern gezählt habe, die mich überzeugen konnten, habe ich ihm in diesen Szenen seine Rolle komplett abgenommen. Den Zwiespalt seines Charakters hat er in seiner Mimik irgendwie richtig gut zur Geltung bringen können und so ist Jack einen weiteren Schritt auf meiner Sympathieleiter hochgeklettert. Bleibt die Frage, wie sehr der bisherige Jack einfach nur indoktriniert oder zu den Handlungen gezwungen wurde, denn dieses Mal hat er unter seiner Aufgabe richtig gelitten und hat auch nur schwer Gefallen gefunden. Hat er Megan einfach zu sehr gemocht oder will er die Rolle des Antagonisten von Tru einfach nicht mehr spielen?

Vorbereitungen

Vielleicht war es wirklich nur ein Einzelfall, der die Zweifel bei Jack zu Tage brachte, denn an seinem langfristigen Plan, Tru das Leben schwer zu machen, hält Jack weiterhin fest. Leidtragender ist dabei Davis, der so nervös in Carries Gegenwart ist, weil sie ihm den Kopf verdreht. Er hat keine Chance, festzustellen, dass sie nur mit ihm spielt, und zwar auf eine der niederträchtigsten Art und Weisen. Ich kann nur immer wieder betonen, wie sehr Davis mir leid tut, vor allem wenn ich jetzt mir nur grob vorstelle, wie sein Gesicht aussehen wird, wenn er die bittere Wahrheit über Carrie erfährt. Diese hat dank des Hinweises von Jack nun die fast uneingeschränkte Möglichkeit, Trus Schritte zu überwachen. Das wird gewiss noch ein größeres Problem als in dieser Episode.

Gewissensbisse

Relativ losgelöst von der Haupthandlung ist der Part um Harrison, der sich wieder darin versucht, die Gunst seines Vaters zu erhöhen. Sein Fotoauftrag bringt aber das Problem mit sich, dass ein guter ehemaliger Freund mit krimineller Vergangenheit dadurch auffliegen würde. Seine erste emotionale Reaktion ist die menschliche, denn er zerstört spontan die Bilder, enttäuscht seinen Vater, schwärzt seinen Kumpel aber nicht an. Durch die Wiederholung des Tages hat er von Tru das Vorwissen und versucht beides unter einen Hut zu bekommen. Er sucht seinen Kumpel auf und bittet ihn inständig, am Abend fernzubleiben, doch alles Flehen hat keinen Sinn, die Perspektivlosigkeit seines Kumpels ist zu groß. Harrison macht die Bilder, hat er doch getan, was er konnte. Wenn nicht heute, dann eben morgen. Ganz glücklich wird Harrison zwar nicht sein, aber ich finde sein Verhalten richtig und auch sehr erwachsen. Die Story war zwar weder spektakulär noch irgendwie spannend oder unvorhersehbar, aber die Entwicklung, die Harrison nun endlich mal machen darf, gefällt mir gut und wirkt stimmig. Spontan ist er zwar noch immer emotional, doch das Denken bekommt immer häufiger größeres Gewicht.

Fazit

Diese Episode ist leider nicht völlig frei von Fehlern, kann aber mit einer überaus gelungenen Handlung und einer bezaubernden Maggie Lawson überzeugen.

Emil Groth - myFanbase

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