Review: #5.12 Rette sich wer kann
Wie viele Vampire auch immer zusammengerechnet in den bisherigen 59 Episoden von "True Blood" gekillt wurden, es waren weniger als in dieser einen Folge. Unzählige Vampire werden in diesem grotesken Finale der fünften Staffel zu roten, glitschigen, jede Reinigungskraft in den Wahnsinn treibende Pfützen verarbeitet. Besonders bizarr-kreativ geht dabei Sam vor, der in Gestalt einer Fliege in den Mund von Rosalyn schlüpft und sich dann in ihrem Inneren zurückverwandelt, so dass seine Ausdehnung die Vampirin zerreißt. Aber auch Erics und Noras Ninja-Nummer, mit der sie gut ein Dutzend ihrer Artgenossen auslöschen, Jason als schießwütiger Rächer, der alles umnietet, was keinen Puls hat, und Bills Silbercocktail für Salome sind sehr effektiv.
Vom König zum Gott
Am Ende dieser Episode sind fast alle Antagonisten der Staffel - vor allem Salome und Russell - nur noch widerlicher Matsch, doch zugleich trifft uns die Erkenntnis, dass der eigentliche Hauptbösewicht der fünften Season weder tot noch eingesperrt ist, sondern sich erst jetzt unbestreitbar herauskristallisiert: Bill. In gewisser Weise war Russell eine Ablenkung. Wer hätte zu Beginn der Staffel gedacht, dass im Windschatten dieses alten, mächtigen Vampirs, von dessen Wahnsinn wir uns schon mehrfach überzeugen konnten, unser Bill zur größten Gefahr wird? Wir waren noch dabei, uns an Bills Königtum zu gewöhnen, nun ist er plötzlich ein ... ja was eigentlich? Ein Gott? Ein Dämon? Ein Übervampir? Wir wissen es nicht wirklich. Er sieht aus wie eine männliche Lilith, aber das hilft uns auch erst einmal nicht weiter. Es erhöht allerdings die Chance, dass er die ganze sechste Staffel über nackt und blutbedeckt herumlaufen wird. Die Frage, wie Bill wieder zu einem Sympathieträger werden soll, stellt sich momentan jedenfalls nicht mehr. Es ist nicht einmal sicher, dass überhaupt noch etwas von dem alten Bill in diesem neuen Bill steckt.
Ich zweifle nicht daran, dass es einige Fans gibt, denen es gar nicht passt, was aus Bill geworden ist, andererseits gab es immer schon viele Zuschauer, die Bill zu langweilig, ernst und wehleidig fanden, gerade im Vergleich zu Eric. Von daher erweist sich der neue, unheimliche, böse Bill jetzt nicht als die mutigste Entwicklung in der Geschichte des Fernsehens.
Bekannt, aber anders
Bill ist natürlich nicht der einzige Hauptcharakter, der sich im Laufe dieser Staffel sehr verändert hat. Tara konnte sich inzwischen weitestgehend mit ihrem Vampirdasein arrangieren und hat eine enge Bindung zu Pam aufgebaut, die nun auch eine sexuelle Komponente besitzt, wie wir es von vielen Vampirverwandtschaften kennen. Siehe zum Beispiel Eric und Nora. Jason gehört derweil wieder, wie schon zu Zeiten der ersten und zweiten Staffel, zur Anti-Vampir-Fraktion, allerdings gestaltet sich seine neu entflammte Abneigung gegen Vampire sehr viel persönlicher und ausgereifter als früher. Damals, als er sich Steve Newlins Kirche angeschlossen hatte und einen heiligen Krieg gegen Vampire führen wollte, war er eher naiv und besaß kaum echte Erfahrungen mit Vampiren, inzwischen hat er viel mit Vampiren erlebt und weiß, dass ein Blutsauger seine Eltern getötet hat, was ihn nicht mehr loslässt. Leidtragende ist Jessica, die man als einen der größten Verlierer dieser Staffel ansehen kann. Ihr Macher ist zum Monster geworden, Hoyt ist weg und Jason lehnt sie ab. Im Moment hat sie eigentlich niemanden mehr.
All die kleinen Elfen
Dass die Elfen aus dem Nachtclub nicht als Russells Buffet enden, verdanken sie Eric, der die Gefahr spürt, in der sich Sookie befindet, und endlich seine Rache an Russell vollendet, indem er den alten Vampir tötet. Es ist natürlich nicht ohne Ironie, dass ausgerechnet Eric, der bekanntlich Claudine ausgesaugt hat wie ein Trinkpäckchen, nun deren Geschwister rettet. Ohne Eric wären die Elfen chancenlos gewesen, womit sich der Eindruck aus der vorherigen Episode bestätigt: selbst sehr alte und erfahrene Elfen sind gegen Vampire total aufgeschmissen, was schon ein wenig enttäuschend ist. Ich finde, etwas mehr könnten die Elfen schon auf dem Kasten haben, gerade wenn man sich Sookie beguckt, die schon viele gefährliche Situationen gemeistert hat.
Vielleicht schafft es Andy ja, seine vier Elfenkinder zu toughen Individuen zu erziehen. Maurella gebärt ihm Vierlinge und lässt ihn dann mit dem Nachwuchs alleine. Also, liebe Männer, wenn ihr das nächste Mal einen Waldspaziergang macht und vor euch plötzlich aus dem Nichts eine schöne Frau auftaucht, die mit euch schlafen will, lehnt besser dankend ab, es sei denn, ihr wolltet schon immer mal vier Babys gleichzeitig die Windeln wechseln, füttern und ins Bett bringen. Noch ist nicht ganz klar, ob Holly für die Bellefleur-Babys die Mutterrolle übernimmt, schließlich wurde sie auch vollkommen von diesem Ereignis überrascht. Da die Babys mehr Elfenblut in sich haben als zum Beispiel Sookie, stellt sich zudem die Frage, ob sie im gleichen Tempo heranwachsen wie Menschen, oder womöglich wesentlich schneller. Im Mutterleib haben sie immerhin nur zwei Wochen gebraucht, um zu reifen. Bei der Geburtsszene wurde es mit der Komik zwar etwas übertrieben, dennoch könnte diese Babystoryline durchaus amüsant werden und vielleicht eine heitere Note in die sechste Staffel bringen. Der Grad zwischen amüsant und albern ist hier aber wirklich ziemlich schmal.
Noch einmal zurück zu Sookie. In dieser Folge fällt gleich mehreren Vampiren ihr besonderer Geruch auf. Vor allem Nora läuft bei Eau de Sookie geradezu das Wasser im Mund zusammen und sie muss von ihrem Bruder daran gehindert werden, sich gehen zu lassen. Bis zu dieser Episode kam es jedoch ausgesprochen selten vor, dass Sookie den Geruchssinn von Vampiren angeregt hat. Lorena zum Beispiel hat erst, nachdem sie Sookie gebissen hat, gemerkt, dass diese kein normaler Mensch ist. Sollen wir uns Sookies derzeit so auffälligen Duft damit erklären, dass sie so viel Zeit mit anderen Elfen verbringt?
Blut und Silber
Alcides Besuch bei seinem Vater Jackson bringt ihm doch noch etwas mehr als nur die wenig überraschende Erkenntnis, dass sein Daddy ihn lieb hat. Jackson versorgt seinen Sohn einerseits mit flüssigem Silber, das bei V-Konsumenten einen Schnellentzug bewirkt (warum wusste das bisher niemand?), und zum anderen mit hochwertigem V, so dass Alcide nun doch noch J.D. bezwingen kann. Hätte Alcide gleich in den sauren Apfel gebissen und V genommen, was er wohlgemerkt aus verständlichen Gründen abgelehnt hatte, wäre diese Storyline viel schneller abgeschlossen gewesen. Alles in allem bleibt also der Eindruck bestehen, dass Alcide mit dem Besuch bei seinem Vater einen Umweg gefahren ist, durch den er einige seiner engsten Freunde, allen voran Rikki und Sookie, in einer gefährlichen Lage zurückgelassen hat.
Die Autoren sollten sich ernstlich überlegen, ob sie in der sechsten Staffel nicht mit einem kleineren Hauptcast arbeiten, um die Storys dann auch besser miteinander zu verflechten.
Maret Hosemann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Save YourselfErstausstrahlung (US): 27.08.2012
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Michael Lehmann
Drehbuch: Alan Ball
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