Bewertung

Review: #7.05 Party in Bon Temps

The Lost Cause ist für die Südstaaten der USA in etwa das, was für die Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg die Dolchstoßlegende war. Der Lost Cause beschönigt die Südstaaten-Niederlage im Bürgerkrieg und stellt sie als das Ergebnis von Verrat und Inkompetenz einzelner Männer dar sowie als zwangsläufige Folge der materiellen Überlegenheit der Nordstaaten, gegen die auch mit Tapferkeit und Idealismus nichts auszurichten war. Zudem verneint der Lost Cause die Beibehaltung der Sklaverei als eines der obersten Ziele der Südstaaten. Ins Deutsche übersetzt bedeutet Lost Cause so viel wie Verlorene Sache, oder auch Hoffnungsloser Fall. In dieser Episode mit dem Originaltitel "Lost Cause" geht es sowohl direkt um den Bürgerkrieg, an den Bill derzeit viel zurückdenkt, als auch um andere Lost Causes.

Bills verlorene Sache

Es gab bereits einige Rückblenden in Bills Vergangenheit, aber nun erfahren wir zum ersten Mal, wie er wirklich zu dem Krieg zwischen seinen Südstaaten und den Nordstaaten stand. Bill war schon vor dem offiziellen Kriegsausbruch klar, dass der Kampf gegen die Nordstaaten eine verlorene Sache sein würde, da der Gegner einfach mehr Männer, mehr Waffen und mehr Know-How besaß. Bills Versuch, mit seiner Familie und dem Sklaven Minus zu fliehen, wurde jedoch vereitelt und Bill musste zum Wohl seiner Frau und seiner Kinder in den verhassten Krieg ziehen. Fassen wir zusammen: Bill wusste, dass die Südstaaten keine realistische Chance haben, er war kein Verfechter der Sklaverei, sondern sogar mit einem Sklaven befreundet, und er ist letztlich aus Liebe zu seiner Familie doch tapfer in den Krieg gezogen. Bill ist quasi der personifizierte Lost Cause. Hier wird vielleicht doch ein bisschen zu dick aufgetragen, um Bill nach der ganzen Lilith-Geschichte wieder mehr Sympathiepunkte gut zu schreiben und ihn mehr zu dem Bill aus der ersten Staffel zu machen, zu dem tragischen, nachdenklichen Gentleman-Vampir, der nun auch noch im Sterben liegt. Bill hat sich mit Hep V infiziert, entweder beim Kampf gegen die H-Vampire im Fangtasia, oder durch Sookies Blut, die sich wiederum infiziert haben könnte, als sie den Köder gespielt hat und um sie herum mehrere H-Vampire zerfetzt wurden. Eine Ansteckung durch Sookies Blut wäre besonders ironisch, weshalb ich dies im Moment sogar für die wahrscheinlichste Variante halte.

Endet die Serie nun damit, dass Sookie alle ihre Liebhaber verliert? Dabei sah es doch bisher sehr danach aus, als bekämen sie und Bill noch eine Chance. Die Hauptfrage in den kommenden fünf Episoden dürfte lauten, ob ein Heilmittel gegen Hep V gefunden werden kann.

Sarahs verlorene Sache

Willa lüftet ein Geheimnis: Sarah Newlins tragische Geschichte vom Tod ihrer Schwester Amber durch die Hand von Vampiren ist ein einziger Schwindel. In Wahrheit hat sich Amber in einen Vampir verliebt, wurde von ihm auf ihren Wunsch hin verwandelt und hat ein glückliches Leben mit ihm geführt, bis er Hep V zum Opfer fiel, woran sie ebenfalls erkrankt ist. Ambers Schweigen hat sich Sarah schlichtweg erkauft, doch nun ist Amber bereit, ihre Schwester, die soviel Leid verursacht hat, ans Messer zu liefern.

Wir haben die Geschichte von Sarahs angeblichem Verlust ihrer Schwester in der zweiten Staffel erfahren und es gab nie einen Grund, am Wahrheitsgehalt zu zweifeln, aber dass es eine Lüge ist, passt dennoch ins Bild. Es unterstreicht noch einmal Sarahs verachtenswerte Bigotterie. Es gab keinen anderen Grund für Sarahs Krieg gegen die Vampire als den, dass sie Krieg gegen die Vampire führen wollte. Alle ihre Taten gehen darauf zurück, dass sie eine selbstgerechte, intolerante und zickige Fundamentalistin ist, die Abweisung nicht verträgt und die sich in die Rolle einer heiligen Kriegerin hineingesteigert hat. Bei ihrer Erziehung ist so manches schief gelaufen und daran dürfte das konservative, republikanische Umfeld, in dem sie aufgewachsen ist, nicht ganz unschuldig sein. Anders als Amber, war Sarah immer das Goldstück ihrer Eltern und eine perfekte, kleine Heuchlerin.

Um Sarah zu finden, begeben sich Eric und Pam in die weiße, reiche, traditionell-texanische Welt der Republikaner von Dallas. Das macht Spass zuzusehen, auch wenn ich es Eric und Pam nach wie vor krumm nehme, dass sie Willa und Tara im Stich gelassen haben. Willa hat ja zumindest noch kurz Gelegenheit bekommen, Eric und Pam deswegen die Meinung zu sagen, und das war zweifellos angebracht. Auf der republikanischen Gala verläuft es für Eric und Pam nicht nach Plan, da die Japaner auftauchen, die hinter Sarah her sind (Sarah spricht von ihnen als Yakuza, als japanische Mafia). Eric muss seinen Mordversuch an Sarah abbrechen, nutzt aber immerhin die Gelegenheit, einem der Angreifer aus Fernost den Kiefer herauszureißen. Werden wir solche fiesen Szenen vermissen? Aber sicher werden wir das!

So viel Vergnügen es Eric auch bereiten würde, Sarah ebenfalls in ihre Einzelteile zu zerlegen, könnte es durchaus sinnvoll sein, sie erst einmal am Leben zu lassen, denn unter Umständen besitzt sie Informationen, die es möglich machen, ein Heilmittel für Hep V herzustellen.

Lettie Maes verlorene Sache

Lettie Mae versucht erneut, an Willas Blut zu kommen, diesmal durch einen Messerangriff. Natürlich ist dies zum Scheitern verurteilt. Willas Stichwunden heilen sofort und sie hätte schon ganz alleine keine Mühe, sich Lettie Mae vom Hals zu halten, auch ohne die ganzen Partygäste um sie herum, die sofort dazwischen gehen. Lettie Mae handelt aus purer Verzweiflung, wie es Süchtige tun, die unbedingt ihren Stoff brauchen.

Jessicas und James' verlorene Sache

Es war schon länger klar, dass dies passieren würde, jetzt ist es soweit. James betrügt Jessica mit Lafayette und die Beziehung zerbricht. Das Ende der sechsten Staffel hatte noch nicht darauf hingedeutet, aber von Beginn der siebten Staffel an wurde uns das Kapitel Jessica und James als hoffnungslose Angelegenheit präsentiert. Die beiden haben nebeneinander her gelebt und waren sich kaum mehr nahe. Jessica war in erster Linie mit der Bewältigung ihrer Schuldgefühle und dem Schutz von Adilyn beschäftigt und James hat sich Lafayette zugewandt und in wenigen Tagen offenbar mehr mit ihm geredet, als in einem halben Jahr mit Jessica. Es ist nicht gänzlich unverständlich, dass der erste James-Darsteller Luke Grimes von der Entwicklung des Charakters wenig überzeugt war und ausgestiegen ist. Richtig starke Szenen hatte James in Staffel sieben bisher keine, er wirkt in erster Linie unentschlossen und in Selbstmitleid vertieft, weil er sich von Jessica vernachlässigt fühlt. Wem kann man aber nun die Schuld an dem Aus der Beziehung geben? Vermutlich beiden. Sie haben sich unter extremen Umständen als Gefangene in einer furchtbaren Einrichtung kennen gelernt und versucht, sich eine gemeinsame Existenz aufzubauen, obwohl sie sich gar nicht richtig kannten und viel in ihnen vorging, das sie nicht miteinander teilen konnten oder wollten.

Jasons und Violets verlorene Sache

Auch zwischen Jason und Violet kommt es zum Bruch. Die Beziehung der beiden war von Beginn an ziemlich extrem und irgendwo zwischen dem Stockholm Syndrom, einer Variante von "Fifty Shades Of Grey" und typisch "True Blood" angesiedelt. Violet reagiert immer wieder sehr abfällig auf Dinge, die Jason wichtig sind, und erdrückt ihn oft mit ihrem dominanten, besitzergreifenden Verhalten. Dass sie mitbekommt, wie Jason und Jessica miteinander schlafen, könnte sehr ungemütlich für die beiden werden.

Bon Temps verlorene Sache(n)

Alcide tot, Tara tot, Kevin Ellis tot, Maxine Fortenberry tot - und die Stadt feiert eine Party. Das klingt makaber, andererseits können die Bürger von Bon Temps durchaus mal wieder ein lebensbejahendes Erlebnis brauchen, das ihnen neue Kraft gibt und den Zusammenhalt stärkt. Letztlich funktioniert dies aber nicht wirklich und es zerbricht mehr, als das zusammenwächst. Die Probleme dieser Stadt lassen sich nicht durch eine Party lösen.

Sookie hört auf der Feier nur äußerst positive Gedanken über sich, doch da sie zu diesem Zeitpunkt sturzbetrunken ist, glaube ich nicht, dass dies die echten Gedanken der Leute sind. Dass sich die Meinung von Menschen, die kürzlich noch voller Misstrauen waren, derart deutlich gedreht hat, erscheint nicht glaubhaft, selbst wenn auf der Feier mit ziemlicher Sicherheit nur Leute waren, die nicht zum Mob gehörten. Die Gedanken, die Sookie hört, sind einfach zu absurd positiv.

Maret Hosemann - myFanbase

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