Bewertung

Review: #2.02 Busfahrer Ed

Ab in Runde zwei: nachdem mich der Opener letzte Woche nicht wirklich überzeugen konnte nun also die nächste Folge Veronica Mars, die sich gleich in die Seasonstoryline stürzt und Einiges darauf ausrichtet, Aktivität und Spannung in diesen Fall zu bringen. Zudem werden unglaublich viele Nebenstorylines der Staffel in dieser einen Folge aufgeworfen. Leider bleiben dabei einige andere interessante Storylines auf der Strecke, die ja auch nach dem Beginn der zweiten Staffel noch nicht umfassend geklärt werden konnten. Aber erst einmal zum zentralen Thema und der CotW der Folge.

Sündenbock

Wie es sich ergibt, wenn ein tragischer Unfall Leben kostet, ist Neptune auf der Suche nach einem Sündenbock. Hierbei ist natürlich der Busfahrer der offensichtlichste und einfachste Kandidat. Und wie es sich eben ergibt, wenn man Veronica Mars guckt, ist die Lösung nicht so einfach. Das vermeintliche Verbrechen des Busfahrers wird hier genutzt um uns vor Augen zu führen, wie schnell durch die "Masse" Schlüsse gezogen werden und wie diejenigen leiden müssen, die dem ausgewählten "Bösewicht" nahe stehen. Kommt euch bekannt vor? Mir auch. Rob Thomas scheint dieses Thema zu lieben und knallt es uns anscheinend deswegen, nach einer gesamten Staffel, die sich unter Anderem um dieses Thema drehte, gleich in der zweiten Folge der neuen Staffel erneut um die Ohren. Zwar ganz hübsch inszeniert, aber nicht wirklich interessant und innovativ wenn man dieses Thema ständig zu sehen bekommt.

Was diese CotW uns aber noch veranschaulicht, ist die geierartige Manier, in welcher Sensationsbegierige um eine Tragödie kreisen. Bei den Reportern, die die Schüler der Neptune High belagern, mag man noch Verständnis aufbringen (es ist immerhin ihr Job), die kamerageilen Schüler, die gewillt sind (meist ohne jegliche Kenntnis der tatsächlichen Opfer) Lebensgeschichten preiszugeben oder sie frei zu erfinden, ernten bei mir weniger Verständnis. Hier allerdings wühlt die Folge ein Thema auf, das man mit Interesse und dem unausweichlichen Ekel gegenüber den Geiern verfolgen kann und der Folge eine gewisse Tiefe verleiht. (schön hier zu sehen, die Szene in welcher Wallace im Unterricht sitzt und einer solchen Geschichte lauscht – und Achtung, diese Geschichte wird wiederkommen! Bei der zweiten Staffel Veronica Mars muss man auf der Hut sein um nicht zu schnell den Faden zu verlieren; vielleicht ein Grund, warum sie im großen Maßstab floppte).

Storychaos?

Was einem bei dieser Folge allerdings immens auffällt, ist das Wirrwarr an Geschichten, mit denen wir hier konfrontiert werden. Neben den oben genannten kommt unter Anderem noch Keiths Kandidatur zum Sheriff dazu. Schön zu sehen, dass er eigentlich nicht gewillt ist sich selbst (und vor allem Veronica) erneut einer solchen Belastung auszusetzen, aber letztlich durch die tiefgreifende und vollkommene Inkompetenz und die Ignoranz von Sheriff Lamb umgestimmt wird. Auch hier wird eine weiterer Staffel-Sub-Plot aufgeworfen, der uns einige Folgen lang beschäftigen wird.

Ebenso wichtig für künftige Folgen (wenngleich auch wesentlich unspektakulärer) ist die Entwicklung um Wallace, der hier aus dem Schatten Veronicas hervortreten darf und eine Folge lang eine Entwicklung genießt, die sich fast gänzlich um ihn dreht. Neben den offensichtlichen, sich anbahnenden Liebesgeschichten sticht hier vor allem Eines ins Auge: als er Veronicas Hilfe braucht und erkennt, dass sie in einer schwierigen Situation ist, nimmt er sich selbst zurück und ist gewillt auf sie Rücksicht zu nehmen und sein "Problem" selbst zu bewältigen. Eine Art der freundschaftlichen Rücksicht, die wir bei Veronica des Öfteren vermissen, vor allem wenn es um Wallace geht. Wie schon in der letzten Staffel wird deutlich, dass Wallace in der Freundschaft zwischen den beiden stets der Gebende und Veronica stets die Nehmende ist. Eine einseitige Freundschaft, über die ich mich ja in der letzten Staffel schon des Öfteren aufgeregt habe. Hier kommt nun noch erschwerend hinzu, dass nun jemand in Wallaces Leben tritt (Jackie wird hier eingeführt und ist bereits im Vorspann als dem Hauptcast angehörig zu enttarnen. Sie wird uns also offenbar noch einige Folgen lang erhalten bleiben), der nicht zufällig Veronica Mars heißt und es so ermöglicht, dass sich Wallace ein wenig von ihr emanzipiert. Dies ist eine Entwicklung, auf die ich mit Spannung warte.

Die dritte Storyline, auch wenn sie nicht direkt ausgeführt, sondern lediglich in einer dem Opener erstaunlich ähnlichen, cliffhangerartigen Weise aufgeworfen wird, ist der wirklich sehr tote Kerl, der am Strand angespült wird und dabei Veronicas Namen auf der Hand trägt. Wem es nicht aufgefallen ist, das ist eben jener Kerl, dem sie beim Anzünden der Gedenkkerze half. Auch hier muss man aufmerksam zuschauen – eine Forderung die heutzutage wirklich viel zu selten an das Publikum gestellt wird und vermutlich zu (oben bereits erwähntem) Quotenflop der Serie in den USA nicht unwesentlich beitrug.

Und (glaubt es oder nicht!) es gibt tatsächlich noch eine weitere Storyline, auf die man im Verlauf der Staffel ein Augen werfen sollte: Logan. Klingt banal, aber seine Verstrickung mit der Casablancas Familie ist ein Thema, bei welchem ich mir vorstellen könnte, dass es durchaus noch interessant wird. Denn während Beaver (Cassidy) der missachtete und stets gequälte Sohn der Familie ist, wird Logan durch Hr. Casablancas beinahe mehr als Sohn akzeptiert, als Cassidy selbst. Nun kommt noch hinzu, dass er mit der werten Fr. Casablancas schläft und schon hat man ein Pulverfass, dass in dieser Staffel für viel Unterhaltung sorgen könnte.

Selbstgeißelung

Wie es Veronica so eigen ist, schafft sie es auch diesmal die Staffelhandlung beinahe ausschließlich auf sich selbst zu beziehen. Sicherlich verständlich, da sie nur eben so dem Tod entkam und durchaus Einiges dazu beitrug, dass Meg sich in diesem Bus befand. Allerdings wirkt ihr persönliches Engagement hier wesentlich gestellter als noch im Bezug auf Lillys Tod (und auch da nahm es ja teilweise Ausmaße an, bei denen man glauben konnte, dass Veronica nicht Lillys Mörder suchte, sondern denjenigen, der IHR etwas nahm – nämlich ihre beste Freundin). Und das Problem bei ihrer durchweg (beinahe über-)engagierten Herangehensweise und ihrem beispiellosen Egozentrismus (ich möchte an dieser Stelle einmal festhalten, dass ich Veronica eigentlich mag, auch wenn es hier nicht den Anschein haben sollte) sind Selbstgeißelungsversuche, wie sie in dieser Folge entstehen. Ich bin nicht wirklich ein Fan davon, zuzusehen wie Veronica sich durch solche Versuche selbst quält. Aber hier ist wirklich gut zu erkennen, dass Duncan ihr (im Gegensatz zu Logan, auch wenn das nur Spekulation ist) eine Stütze in solchen Situationen sein kann, wenngleich offensichtlich wird, dass auch hier eine Dynamik entsteht, welche der zwischen ihr und Wallace nicht unähnlich ist. Auch hier sieht man, dass Duncan jederzeit bereit ist ihr zu helfen und sie zu unterstützen und Veronica diejenige ist, welche festlegt, wann ihr diese Unterstützung zugetragen werden darf. Einen interessanten Charakter haben sie dort erdacht, Herr Thomas.

Fazit

Eine wirklich extrem interessante Folge, die davon lebt so viele Geschichten wie möglich zu eröffnen, ohne dabei zu chaotisch zu wirken.

Wie ja schon angedeutet, hat es mir sehr viel Spaß gemacht, auf die vielerlei kleinen Geschichtchen zu achten, die in dieser Folge aufgenommen werden. Eigentlich kann man erst ab dieser Folge wirklich sagen, dass die zweite Staffel begonnen hat, da die Schreiberlinge zwei Folgen brauchten um all die Storylines zu eröffnen, die uns diese Staffel lang beschäftigen werden. Und wenn man sieht, welche Dichte (und stellenweise Chaos) entsteht, wenn man in zwei Folgen versucht einen Abschluss mit der alten Staffel zu finden (was ja bislang immer noch nicht geschehen ist!) und in diese komplexe zweite Staffel einzuführen, kann sich vorstellen, wie das ausgesehen hätte, hätte Rob Thomas dies in einer Folge versucht. So hat er die richtige Entscheidung getroffen und eine wirklich gute Folge auf die Beine gestellt, die nur knapp an der Höchstwertung vorbeischrammt. 8 von 9.

Martin Schultze - myFanbase

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