Bewertung

Review: #6.07 12:00 - 13:00 Uhr

Eine packende und schnell agierende Episode, die vor allem wegen der Bauers überzeugen konnte.

Lennox: Zu früh gefreut?

Lennox spielt gleich zu Beginn der Folge seinen Schachzug aus und meint, er bedauere den Rücktritt von Karen, dabei ist es kein Geheimnis, dass er gemeinsam mit Reed Pollock dahinter steckte, was dem Präsidenten auch nicht entgeht, denn besser hätte er es nicht ausdrücken können. Toms Worte klangen ziemlich hohl. Es ist schon bitter, was sich Lennox erlaubt und einbildet, denselben Gesetzesentwurf dem Präsidenten erneut vorzulegen, den dieser bereits vor sechs Stunden abgelehnt hat, jetzt wo Karen nicht mehr da ist. Will Lennox das Land regieren? Hat er vergessen, dass er vor dem Präsidenten steht, der diese Aufgabe bereits ausführt? Mir wird Tom Lennox und das, was er tut, immer unsympathischer. Er hört Wayne Palmer überhaupt nicht zu, scheint also von seiner Meinung nicht viel zu halten, was doch sehr arrogant und billig für einen Generalstabschef ist.

Allerdings muss Tom diesen Gesetzesentwurf, der sämtliche Bürgerrechte außer Kraft setzt, bereits weitergeleitet haben, da ich mir es nicht anders erklären kann, weil Nadia in der CTU davon betroffen ist. Das ist zwar illegal und verboten, doch das stört Lennox wohl wenig. Anscheinend spricht er Palmer gerade deshalb ein zweites Mal darauf an. Tom ist von sich sehr überzeugt und wie er sich Reed gegenüber ausdrückte, wollen sie nun gemeinsam den Laden aufräumen. Was auch immer das bedeuten mag. Seine Chance sieht er, als Palmer das Kabinett zusammenrufen lässt, doch Lennox hat sich zu früh gefreut und neben ihm Vizepräsident Daniels.

Was anfangs sehr überzeugend von Wayne Palmer herüberkam, dass er sich von Lennox um den Finger wickeln ließ, wurde für Lennox dann zum reinen Disaster, weil er vom Präsidenten vor dem Kabinett bloßgestellt wurde. Das war ein Bild für die Götter, vor allem weil er im festen Glauben war, Palmer stimmt dem Gesetz zu, doch dann kam alles ganz anders und er konnte nichts machen, sich nicht einmal gegen Palmers Argumente durchsetzen.

Karens Kündigung wurde zum Glück nicht mehr so thematisiert, doch ich bin mir sicher, dass diesbezüglich noch irgendetwas passieren wird, da Palmer seine eigenen Vermutungen deswegen hat. Des Weiteren war das Thema auch nicht mehr so interessant. Karen kam mir sehr abfällig Bill gegenüber vor, obwohl dieser ihr nur helfen wollte. Sie ist mir nicht mehr sympathisch, wie sie es noch in der fünften Staffel war. Wenn man ins Weiße Haus einzieht, wird man wohl automatisch etwas hochmütig und arrogant. Bestes Beispiel ist Tom Lennox.

Bauer: Es war alles für dich, Jack!

Während Jack und sein Vater von Graems Leuten wegtransportiert werden, kommt es zu einem persönlichen Gespräch zwischen Vater und Sohn. Phillip Bauer ist schon ein sehr seltsamer Vater, zu behaupten, dass Graem alles war, was er hatte, während Jack weg war. Wo war er bitte in den Jahren zuvor? Sie haben sich schließlich seit Teris Beerdigung, also neun Jahre, nicht mehr gesehen. Es kann nicht nur an Jack gelegen haben und sein, dass er die ganze Schuld an dieser chaotischen Familie hat. Dazu gehören immer zwei, wenn bei den Bauers nicht sogar mehrere. Dementsprechend ist Jacks Reaktion. Er weiß nicht, was er sagen soll und schaut oft, während sein Vater in Erinnerung schwelgt, teilnahmslos vor sich hin. Hat Graem Jack wirklich vertrieben oder was steckt tatsächlich dahinter? Bauers Familie scheint einige Geheimnisse zu haben, doch das macht die Story gerade so interessant. Phillip Bauer kann ich beim bestem Willen nicht einschätzen, ob er zu den Guten oder Bösen gehört, wenn er schon im Zusammenhang mit Gredenko steht. Ich tendiere zu böse, aber noch ist mir das alles zu geheimnisvoll und undurchschaubar.

Was vorhersehbar war, ist allerdings, dass sowohl Phillip als auch Jack die Männer überwältigen können, ehe sie getötet werden sollten. Das wäre ansonsten eine sehr kurze sechste Staffel geworden mit nur sieben Folgen. Was mir aber auffiel, war Phillip Bauer, als er einen von Graems Männern erschießt, nachdem Jack ihn allerdings schon längst außer Gefecht gesetzt hatte. Etwas verdächtig. Also wer ist Phillip Bauer und was hat er vor? Treibt er womöglich ein Spiel mit Jack oder war dieser Schuss doch eine reine Notsituation? Mir kam dieser Schuss sehr professionell vor, als ob er das nicht zum ersten Mal tat.

Bauer: Folter, Mitleid, Lügen

Eine super Szene war die, als sich Graem noch seelenruhig mit seiner Frau unterhält und plötzlich Jack und die anderen Agenten ins Haus stürmen und sich die Brüder gegenseitig mit einer Waffe bedrohen. Was meinte Marilyn damit, als sie Jack Vorwürfe machte, sie hätte erlebt, wie Jack versucht, Menschen zu beschützen, und dass dabei nichts Gutes herauskommt? Viel Vertrauen, dafür aber umso mehr Gefühl, hat sie ihm gegenüber nicht, obwohl beide irgendeine Geschichte von früher zu verbinden scheint. Ich finde es schade, dass Vieles nur angedeutet wird und nicht ausgesprochen. Nachvollziehbar, dass sie ihren Sohn Josh jetzt aus der ganzen Sache heraushalten will, doch man weiß jetzt auch nichts Konkretes, ob sie mehr über die Machenschaften ihres Mannes weiß oder überhaupt nichts. Dass Phillip es nicht ganz genau mit der Wahrheit nimmt, merkte man schließlich, als Marilyn ihn fragte, ob es stimmt, ob Graem ihn und Jack umbringen wollte. Der macht sich immer verdächtiger.

Das Verhör von Graem war sehr ungewohnt, da Jack zum ersten Mal ein Familienmitglied verhörte und zum Anfang lief auch alles wie gewohnt ab. Als Jack gezwungen wird, mehr Geschütze aufzufahren, verwickelt ihn sein Bruder ebenfalls in ein kurzes privates Gespräch und macht eine Andeutung. Wie bereits bei dem Gespräch mit seinem Vater geht das alles nicht so spurlos an Jack vorbei. Außerdem erfährt der Zuschauer mehr über Jack und dessen Vergangenheit sowie seine etwas schräg geratene Familie, von Kim abgesehen. Phillip Bauer verriet sich oft durch seinen Gesichtsausdruck, dass er nicht sauber ist. Bei ihm waren es die kleinen Gesten, was ich sehr gut fand. Er hätte trotz dieser Gesten immer noch zu den Guten gehören können, deshalb wurde das gut umgesetzt und der Zuschauer wusste erst am Schluss, wie er in Wahrheit tickt.

Das Verhör seines eigenen Bruders führt Jack nicht gerade professionell durch. An seiner Stelle könnte ich auch nicht gefühllos danebenstehen. Er scheut den Blick zu Graem, nachdem ein Agent diesem das Hyocinepentothal gespritzt hat und Graem vor Schmerzen schreit. Jack nimmt seinen Bruder auf eine platonische Weise in den Arm, um ihm so den Schmerz zu nehmen, droht ihm aber weiterhin, dass er endlich reden muss, da sonst die Dosis erhöht wird. Diese Szene widersprach sich sehr, zeigte dafür sehr gut Jacks neue Persönlichkeit, und dass er kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Auf der einen Seite foltert Jack seinen Bruder, um Informationen über McCarthy zu erhalten, andererseits will er ihm die Schmerzen nehmen, weil er es nicht mit ansehen kann. Ich habe ihn noch nie so gesehen, die Zeit in China hat ihn mehr verändert, als ich dachte.

Als Graem nicht mehr kann, erzählt dieser Jack jedoch etwas vollkommen Anderes, etwas, mit dem Jack überhaupt nicht rechnet. Nichts über McCarthy, sondern etwas, was zwei Jahre zurück liegt und Jack für diese Stunde den Rest gibt. Sein Bruder war für die Attentate an David Palmer, Michelle Dessler und Tony Almeida verantwortlich und dafür, dass er ihn an diesem Tag in Fayeds Arme gelockt hat. Nur schwer kann Jack das alles realisieren. Doch was ist das für eine Begründung Graems, er hätte das alles getan, weil er sein Land liebt? Da rastet Jack aus und hätte Graem am liebsten umgebracht. Die Situation gerät außer Kontrolle, aus Jacks Sicht sicher verständlich, nachdem was er gerade erfahren hat, doch für Agent Burke ist die Lage nicht gerade ungefährlich, denn der soll die Dosis erhöhen, fordert aber Hilfe an. Jack gleicht einem Nervenwrack und ich dachte wirklich, er bekommt den nächsten Zusammenbruch. Die Situation beruhigte sich erst, als Phillip auftaucht.

Bauer: Skrupellose fünf Minuten

Ein am Anfang um Verzeihung bittender Vater wird schließlich zum Mörder. Auch das habe ich nicht erwartet, wie so vieles in dieser Folge. Doch zuvor beeinflusst er Jack mit seinem Familiengeschwätz und tut so, als ob er schuld an allem sei. So bekommt Jack, der sowieso schon gebrandmarkt ist, ein schlechtes Gewissen und ich frage mich, warum er seinen Vater nicht mit zu der CTU nahm. Ist Gredenko kein Thema mehr und Phillip deshalb aus dem Schneider?

Ganz und gar nicht erwartet habe ich, dass Graem während der Folter lügen konnte. Bei dieser Dosis? Nicht nur Graem hatte etwas mit dem Anschlag auf Palmer zu tun, sondern ebenfalls sein Vater, der ziemlich sauer auf seinen Sohn ist, da er Jack das von Palmer verraten hat. Zum Dank, dass Graem seinen Vater während der Folter nicht erwähnte und zur Sicherheit bringt Phillip seinen eigenen Sohn um. Ich finde es sehr abnormal, jemanden zu sagen, dass man ihn liebt, bevor man ihn tötet. Was für ein skrupelloser Mensch Phillip Bauer doch ist. Doch das bestätigt meine Vermutung, dass er zu den Bösen gehört und sich diese Staffel nicht mehr auf Graem konzentriert, sondern auf ihn. Jetzt weiß ich auch, warum er einen von Graems Leuten erschoss. Er hatte Angst, dieser verrät ihn womöglich. Cleverer Schachzug, der aber auch nach hinten hätte losgehen können. Jetzt kann es eigentlich nur noch interessanter werden, was Vater Bauer betrifft.

O'Brian: Die Falle

Als McCarthy Abu Fayed mitteilt, dass er einen Techniker für ihn hat, der gut genug qualifiziert ist, die Bomben zu aktivieren, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass es jemand aus der CTU ist. Als er meint, dieser Techniker würde das allerdings nicht freiwillig machen, habe ich an irgendeine Entführung gedacht, aber nicht an eine eines CTU-Agenten. Ich wurde nicht mal stutzig, als Morris’ Bruder im Krankenhaus liegt und Morris sich noch wundert, warum dieser dort war. Sicher waren es schon Hinweise dafür, dass Morris der Auserwählte ist, aber jeder - in diesem Fall Morris’ Bruder - ändert mal seinen Tagesablauf oder seine Vorhaben, deshalb fiel mir das alles nicht so auf. Die Macher haben diesen Part verdammt gut umgesetzt. Denn als die CTU das Bild entschlüsselt, ist Morris bereits längst auf dem Weg in McCarthys Arme.

Morris' Lage davor, als er von Chloe erfährt, was mit Timothy passiert ist, war nicht gerade zu beneiden. Nicht zu verstehen war für mich, dass er sich von Chloe überreden ließ, zu bleiben, da eine Million Menschen sterben könnten, wenn die Bomben hochgehen - das im Vergleich zu einem Menschenleben, zum Leben seines Bruders. Und das kann Morris alleine verhindern oder was? An seiner Stelle wäre ich ausgeflippt, denn wenn man von McCarthys Plan absieht und es wäre wirklich so gewesen, da würde ich doch lieber bei der CTU kündigen, als den eigenen Bruder zu opfern. Doch solche Situationen gehören mittlerweile bei der CTU zur Tagesordnung. Schließlich konnte sich Morris nur bis zu einem gewissen Punkt zusammenreißen, was mehr als verständlich und auch menschlich war, und fuhr schließlich in Richtung Krankenhaus. Hätte er sich das illegale Programm, damit er das Bild schneller entschlüsseln kann, vorher nicht heruntergeladen, dann würde die CTU immer noch versuchen, dieses zu entschlüsseln. Das ist schon fast ironisch, denn Morris kann sich bei sich selbst bedanken, denn da das Bild nun entschlüsselt wurde, hat er jetzt mehr Chancen, schneller gefunden zu werden.

Fazit

Sandra und Walid waren für mich eher nebensächlich und uninteressant, schon deshalb, weil sich dieses Mal Walid widersprach. Erst Held sein wollen, jetzt sich dafür schämen, weil er Leute ausspioniert hat, die gar keine Attentäter waren. Ob es zwischen ihnen irgendwann einmal logische Dialoge geben wird? Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wenigstens Sandra in dieser Staffel eine interessantere Story erhält.

Topp war allerdings, dass diese Episode durchgängig spannend war und es immer wieder Überraschungen gab. Sie gehört bisher zu den besten Folgen der sechsten Staffel. Anteil hatten dabei vor allem der Konflikt zwischen Palmer und Lennox, schließlich die Bauers, aber auch Morris’ angehende Story wurde gut umgesetzt. Außerdem wurde es Zeit, dass Jack einen Teil der schmerzlichen Wahrheit erfährt, auch wenn es nicht die ganze war. Weiter so!

Dana Greve - myFanbase

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