Review: #8.12 03:00 - 04:00 Uhr

Es ist Halbzeit, auch Bergfest genannt, und man kann konstatieren, dass die Fahrt hinauf sehr zäh war. Diese Stunde hat aber auch gezeigt, dass die Serie richtig Freude bereiten kann, wenn man es richtig anstellt.

Tarin Faroush

Das ist eben das Gefährliche, wenn man sich mit den Reviews aus dem Fenster lehnt und seinen Spekulationen freien Lauf lässt. Für mich war ganz klar, dass Tarin Faroush nur das Opfer ist, er niemandem etwas zuleide getan hat und Präsident Hassan völlig überreagiert hatte. Diese Episode beweist nun das Gegenteil, und zwar gleich zwei Mal. Mit viel Tempo befindet sich Tarin zunächst auf der Flucht vor der CTU, um Kayla Hassan abzuliefern und seine bewusste Verbindung zu den Bösewichten um Samir Mehran zu offenbaren. Da Tarin aber auch weiter den Charakter des Liebenden präsentierte, war man sich unsicher, ob das nun doch schon das letzte Wort gewesen ist. Während ich mir schon erste Theorien zusammen gesucht habe, warum Tarin doch nicht böse ist, tauchte aber sogleich schon ein Hoffnungsschimmer auf. Tarin flieht mit Kayla erneut, um seine große Liebe zu retten. Dafür lässt er sogar sein Leben. Die Welt war in Ordnung. Rasant hat sich das Blatt schon wieder gewendet. Doch genau an dieser Stelle kommt die Qualität von "24 – Twenty Four" zum Vorschein. Es gibt eine erneute Wendung. Die Flucht war inszeniert. Tarin lebt und hat die unwissende Kayla als Bombenkommando zur CTU geschickt. Jack Bauer interpretiert sofort richtig, doch es ist schon zu spät. Das EMP war genau getimt und die CTU ist nun völlig außer Gefecht gesetzt. Was für ein Finale der Episode. Zum ersten Mal in dieser Staffel habe ich wirklich das dringende Bedürfnis, die nächste Episode zu sehen. Das Tempo, die Dynamik und das Hin und Her um Tarin haben die Episode richtig gepusht und man konnte endlich Anlass finden, sich vor dem Fernseher gefesselt zu fühlen.

Die CTU muss sich erst mal wieder organisieren. Das verschafft der Gegenseite einen ordentlichen Vorsprung. Die Bomben können nun in die Stadt geschafft werden. Welche Rolle wird Tarin nun noch spielen? Im Prinzip ist sein Teil erledigt. Gehört er zu den Strippenziehern oder ist er jetzt entbehrlich? Meine Theorie hat sich inzwischen so weit gesponnen, dass Tarin auch immer noch im Sinne des Präsidenten handelt, weil er sich konsequent als loyal gegenüber Samir zeigt und nur tief in die Verschwörung eintauchen wollte, um sie von innen heraus zerstören zu können. So was ist bei "24" auf jeden Fall möglich. Allerdings müsste sich dann jetzt mal jemand zeigen, der eingeweiht gewesen ist.

Dokument 33

Neben Flucht, Verfolgungsjagd und 180°-Wendungen gab es ein paar Momente zum Luftholen, in denen die Diskussionen der Hassans und der CTU im Mittelpunkt standen. Hier machte sich deutliche Überforderung breit, weil man völlig hilflos war, nichts in der Hand hatte und immer nur reagieren konnte. Selten war die CTU derart in die Defensive gedrängt, zumal es schon seit Stunden so läuft, dass man immer zu spät kommt. Hassan wird dabei mit einer doch sehr unangenehmen Sache konfrontiert. Er ist im Besitz eines Dokumentes, das die gesamte Atomwaffenabwehr der USA aufzeigt. In Anbetracht des Friedensvertrages mit den USA ist das doch hochbrisantes Material. Wie ist er da rangekommen? Aber noch viel wichtiger ist: Welche Konsequenzen wird das haben? Kann Allison Taylor mit diesem Mann noch vertrauensvoll arbeiten? Das Thema ist durch den anderen Schwerpunkt fast untergegangen, aber das sollte noch irgendein Nachspiel haben. Die USA lassen so etwas doch nicht auf sich sitzen.

Kann es noch schlimmer werden?

Im Prinzip finde ich es gut, dass mit dem Tod von Kevin Wade und Nick nicht gleich alles beendet ist. Die Aktion muss natürlich noch ein Nachspiel haben. Die Frage ist nur, warum jetzt schon? Die Storyline ist in etwa so nervig gewesen wie Klingeltonwerbung auf VIVA und hat damit einen sehr großen Anteil daran, dass die Staffel einfach nicht gut ist. Statt das Thema jetzt mal dezent ruhen zu lassen, wird sie offensiv vorangetrieben. Bill Prady ist ein Bewährungshelfer der besonderen Art und nimmt seinen Job ungeheuer ernst. Jeder Polizist müsste über seine Methoden erstaunt sein. Telefonnummern organisiert, Adressen ausfindig gemacht und mitten in der Nacht gewillt, die Wahrheit schnell heraus zu finden. Bei so viel Engagement fragt man sich, wie er Kevin überhaupt aus den Augen verlieren konnte. Da Prady genau so aufdringlich ist wie Kevin es war, ist Dana Walsh mal wieder völlig überfordert und sieht ihr Traumleben am Ende. Um da auch richtige Brisanz hinein zu bekommen, nehmen es die Autoren auch nicht mehr so genau mit der Logik oder dem Charakterverhalten. Dana kann, obwohl sie vor einer halben Stunde erst eine ordentliche Ansage von Brian Hastings bekommen hat, schon wieder relativ locker verschwinden. Prady scheint hingegen überhaupt nicht zu verstehen, was eine Krise ist, denn es interessiert ihn überhaupt nicht, dass Dana eigentlich viel Wichtigeres zu tun hat. So gut könnte man ihn abwürgen und auf später vertrösten. Bei der Aufdringlichkeit hätte ich ihn aber sofort rausgeschmissen, vor allem als er mal eben durch die Räume läuft. Sicherheitsdienst? Niemand würde sich beschweren, wenn Dana mal ein paar Stunden (am besten wohl gleich zwölf) nichts mehr damit zu tun hat. Man muss regelrecht hoffen, dass Prady bei der Explosion einen Pfosten an den Kopf bekommt und nicht mehr weiß, warum er da ist. So hätte man endlich Ruhe und könnte die restlichen Geschichten genießen.

Fazit

Endlich wird ein hohes Tempo angeschlagen, sodass viele Teile der Geschichte in Gang kommen. Das Hin und Her um Tarin war ein regelrechter Wachmacher. So kennt und liebt man die Serie. Wenn Danas Besuch nicht gewesen wäre, hätte man sich in Anbetracht des bisher Gezeigten sogar mal zu einer vollen Punktzahl hinreißen lassen können.

Emil Groth – myFanbase

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