Review: #8.17 08:00 - 09:00 Uhr
Im Prinzip ist alles vorbei. Präsident Hassan ist tot, es gibt keine Spur mehr zu den Verantwortlichen und der Friedensvertrag ist eigentlich auch hinfällig. Die Episode beschäftigt sich also zunächst mit Aufräumarbeiten und sucht nach neuen Impulsen. Die haben es dann aber in sich.
Der steinige Weg zum Frieden
Ein bisschen sehr schnell hat Präsidentin Allison Taylor die harte Arbeit am Friedensvertrag wegwerfen wollen, doch es gibt dann doch noch andere Politiker, die Ideen haben, wie man trotz der aktuellen Umstände am so wichtigen Plan festhalten kann. Dalia Hassan ist nun also die neue, zentrale Figur, die erst überhaupt nicht wollte, dann aber doch schnell entschlossen den Posten der Präsidentin übernehmen wollte. Prinzipiell ist das durchaus eine sinnvolle Entwicklung, nur wurde die Diskussion insgesamt zu sehr auf Spannung getrimmt. Das wirkte derart gekünstelt, dass man Dalia nicht komplett ernst zu nehmen vermochte. In der Auseinandersetzung mit Kayla Hassan hat sie dann immerhin zeigen können, dass sie wirklich eine starke Frau ist und somit in der Lage sein wird, die riesige Verantwortung auf ihren Schultern zu tragen.
Allison Taylor ist also wieder frohen Mutes, merkt aber schnell, dass der wichtige Partner Russland weiterhin ziemlich deutlich zum Ausdruck bringt, dass sie ohne den Vertrag viel lieber leben würden. Auch da muss nun also deutliche Lobbyarbeit geleistet werden. Taylor braucht dringend Hilfe, um Moskau zu überzeugen (oder herauszufinden, dass die Russen hinter all den Ereignissen des Tages stecken). An dieser Stelle wird nun ein Charakter zurück geholt, dessen Verbindungen nach Russland stimmen. Präsident Charles Logan kann wohl helfen, was eigentlich schon in sich ein Widerspruch ist. Das Gespräch zwischen Allison und Charles war für mich ein Höhepunkt dieser bisherigen Staffel, denn er hatte alles, was es braucht. Die Vergangenheit steht zwischen ihnen, die Sorge um die Zukunft aber lässt sie zu Partnern werden. Dass Logans Taten noch mal so intensiv thematisiert wurden, hat mir sehr gefallen, denn dadurch ist deutlich geworden, dass man keineswegs vergessen hat, was gewesen ist. Mit genau diesem Gefühl konnte man dann auch als Zuschauer nicht recht einordnen, ob man die Entwicklung nun gut oder schlecht findet. Ich finde sie absolut stimmig und freue mich auf die Spannung, die sie definitiv mitbringt. Denn wirklich trauen mag man Logan schließlich nicht.
Und was ist das nun mit der russischen Delegation? Warum wollen sie diesen Frieden nicht? Was sind die wahren Interessen und Absichten. Auf der politischen Ebene braucht sich diese Staffel jetzt eigentlich nicht verstecken, weil sie wieder viel Verschwörung und spannende Debatten zu bieten hat, die man sich so auch in der Realität vorstellen kann, zumal es thematisch auch überhaupt nicht an den Haaren herbei gezogen. Das verspricht auch für die weiteren Episoden noch Einiges.
Schuldverantwortung
Gerade in dem Moment, wo man sich als Zuschauer gut mit Brian Hastings angefreundet hat, wird er erst mal aus dem Spiel genommen. Das war letztlich aber absehbar, denn nachdem er erst Chloe O’Brian nicht angehört hatte und sich eher durch Ignoranz auszeichnete, ist Hastings in der Folge vor allem dadurch aufgefallen, dass er kaum aufgefallen ist. Er hat brav das Weiße Haus benachrichtigt und immer das gemacht, was Jack Bauer vorgeschlagen hat. Wirklich eigenständig war es also schon länger nicht mehr. Das war zwar die richtige Entscheidung, aber das hilft ihm wenig, denn es zeigt auch, dass er überflüssig ist. Da er seine Mitarbeiter auch nicht wirklich im Griff hatte (wie man am Beispiel Dana Walsh, die in dieser Episode zum Glück nicht zu sehen war, sehr gut gesehen hat), ist es nur folgerichtig, ihn als Chef nun abzusägen, denn letztlich ist das passiert, was er hätte verhindern sollen. Außerdem muss es natürlich immer einen Schuldigen geben. Das ist also schon aus politischen Gründen ein unvermeidbarer Schritt gewesen. Hastings selbst nimmt es mit Fassung, weil ihm wohl auch klar war, dass es keine andere Wahl gibt. Immerhin spricht er Chloe die Kompetenz zu, dass sie den Übergang hinbekommt. Chloe selbst gibt sich wie gewohnt als zurückhaltend und unterwürfig. Eigentlich weiß sie genau, dass es ihr zusteht, Verantwortung zu übernehmen, aber sie hat sicherlich auch Bammel, plötzlich im Fokus zu stehen und die Entscheidungen treffen zu müssen. Für die Dynamik in der CTU ist es allerdings das beste, was passieren konnte. Mehr Chloe kann der Serie und besonders der Staffel nur gut tun. Dass Hastings sich bereit zeigt, kontaktiert zu werden, ist hoffentlich auch eine Sache, von der Chloe Gebrauch macht, denn irgendwie würde es mich für Hastings dann doch freuen, wenn er einen besseren Abgang bekommt.
Keine Gnade
Jack hat Hassan nicht retten können und will nun endlich in den verdienten Ruhestand und glücklich werden. Doch es gibt da jemanden, der Jack dieses Glück partout nicht zugesteht. Seit Beginn der Serie muss Jack immer wieder leiden, riesige Verluste hinnehmen und ein Leid ertragen, dass so unmenschlich ist, dass selbst die bloße Vorstellung nicht ausreicht, den angemessenen Grad an Empathie zu empfinden. Es gibt in der gesamten Serienlandschaft wohl keinen tragischeren Helden. Jack glaubt immer an das Gute, setzt für seine Ideale alles aufs Spiel, lässt sich Foltern, malträtieren, sein Familienglück zerstören, jede weitere Liebschaft kaputt machen und trotzdem stellt er sich weiter in die Dienste seines Landes. Was Tony nicht mal im Ansatz geschafft hat, muss Jack seit Jahren durchstehen und immer wieder aufs Neue Wege für seinen inneren Frieden finden. Niemand würde es ihm übel nehmen, wenn er richtig ausrastet. Sollte dieser Zeitpunkt nun gekommen sein? Jack hat eigentlich abgeschlossen mit dem Job, sein Auftrag ist misslungen, die Sache gegessen. Endlich konnte er sich Renee Walker öffnen. Die beiden hätten glücklich werden können und sollen. Wer hätte es ihm nicht gegönnt? Doch man ahnte bereits, dass Renees Wissen ein Problem darstellt, denn die Drahtzieher wissen, dass sie sich auch für das Nachspiel absichern müssen. Das ging nur über Renees Tod. Brutal ist gar kein Ausdruck für das, was die Serienmacher Zuschauern und vor allem Jack hiermit antun. Es ist wirklich alles möglich. Es kann jeden treffen. Die Tragik des Jack Bauer ist kaum noch zu steigern. Man wünscht ihm beinahe schon den Tod, damit er endlich Frieden hat. Er wird der Sache jetzt sicher auf den Grund gehen. Er wird Renee rächen wollen und er wird wahrscheinlich auch vor nichts mehr zurück schrecken. Man kann einen sehr düsteren Rest der Staffel erwarten und nur das macht auch wirklich Sinn. Der Bedarf nach der nächsten Stunde ist gestiegen, nur lässt sich das mit dem Wort Vorfreude schlecht beschreiben. Es ist vielmehr eine Neugier, die fast schon zu einem Katastrophenvoyeurismus neigt. Aber man will wissen, wie es mit Jack jetzt weiter geht. Man wird mit ihm leiden und wohl alles verstehen. Die Spannung ist also eher eine Anspannung. Die letzten Stunden können kommen.
Fazit
Mit einem richtigen Schocker entlässt diese Episode den Zuschauer und es scheint klar, dass die letzten Stunden der Serie düsterer denn je werden könnten. Dieser Fakt, Chloe als Chefin und ein gelungener Auftritt von Charles Logan verhelfen der Episode zu einer hohen Punktzahl. Vielleicht wird es doch noch was mit dieser Staffel.
Emil Groth - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Day 8: 08:00 A.M. - 09:00 A.M.Erstausstrahlung (US): 12.04.2010
Erstausstrahlung (DE): 29.11.2010
Regie: Milan Cheylov
Drehbuch: David Fury
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