Review: #9.01 Tag 9: 11:00 Uhr bis 12:00 Uhr
Vier Jahre lang mussten wir auf das eindringliche Geräusch der fortlaufenden Uhr aus "24" verzichten. Jetzt hat sich Jack Bauer mit der Eventserie "24: Live Another Day" zurück gemeldet und man kann schon nach der Auftaktepisode froh sein, dass die Fans nicht nur einen Kinofilm sondern zwölf Echtzeitepisoden genießen dürfen, denn das Format funktioniert immer noch.
"We got a tip, that a high value suspect is here in London"
Es hat sich Einiges getan im "24"-Universum. Jack ist untergetaucht, weil er von so ziemlich jedem Geheimdienst der Welt gesucht wird und quasi den Status Terrorist erlangt hat. James Heller ist vom ehemaligen Verteidigungsminister zum Präsidenten der Vereinigten Saaten von Amerika aufgestiegen und sein Stabschef Mark Boudreau hat mit viel Aufwand und Liebe Audrey wieder zurück ins Leben gebracht. Nun wollen die Amerikaner mit den Briten ein Abkommen zur Nutzung von Drohnenflugzeugen aushandeln, welches nicht nur in der Fiktion zahlreiche Gegner hat. Just in diesem heiklen Moment taucht Jack wieder auf und wird gefangen genommen. Das ist ein relativ gewohnter Beginn, weil Jack ja doch schon einige Staffeln in erster Linie auf der Flucht ist, doch an Effekten mangelte es trotzdem nicht. Allein Kiefer Sutherlands Mimik flößte Gänsehaut ein und man saß wie gebannt vor dem Fernseher, weil man endlich wieder die Uhr ticken hörte. Es dauerte also nicht lange, bis aus der enormen Vorfreude eine Mischung aus Spannung, Aufgeregtheit und Faszination wurde.
"I'm the only one who saw it coming"
In der Episode steht zunächst mal das CIA im Zentrum, was für uns bedeutet, dass hier zahlreiche neue Charaktere zu sehen sind. Vorweg sei gesagt, dass hier nichts Neues zu erwarten war, weil acht Staffeln zuvor letztlich schon jede Variante durchgespielt hatten. Trotzdem ist es gelungen, interessante Charaktere einzuführen. Steve Navarro ist der ambitionierte Chef, der alles richtig machen will und seine Agenten irgendwie unter einen Hut bekommen muss. Insgesamt bleibt er aber etwas blass. Einzig seine Ansage an den hochmotivierten Erik Ritter, der als Neuling etwas über die Stränge schlägt, konnte Sympathiepunkte mit sich bringen. Das liegt wohl vor allem daran, dass man mit Kate Morgan einen wirklich guten Charakter gezeichnet hat, der auch nochh von einer hervorragenden Yvonne Strahovski gespielt wird. Kate ist sehr reflektierend, wachsam und denkt über den Tellerrand hinaus. Sie ist ziemlich deutlich die Heldin der Geschichte, die aber einen herben Rückschlag hinnehmen musst, weil ihr Mann für die Chinesen spionierte. Insofern obliegt es nun ihrer Grundeinstellung, Zweifel zu haben, was in der gesamten Konstellation wieder viel Potenzial hat, denn irgendwie wird Jack nicht auf Dauer alleine gegen alle sein können. Ich hoffe nur, dass man es schafft, nicht zu sehr die gleiche Richtung wie bei Renee Walker einzuschlagen, aber das wird Yvonne Strahovski schon richten. Wie so oft hat man ihr mit Jordan Reed einen Informatiker an die Seite gestellt, auf dessen fast bedingungslose Unterstützung sie bauen kann, wenn es darum geht, die Regeln etwas neu auszulegen. Auch das ist nicht neu, aber für die Konstruktion der gesamten Geschichte irgendwie auch notwendig. Wie sonst soll man immer gegen Die Mehrheit ankämpfen, wenn man sich keinen technischen Vorteil verschaffen kann. Und dass Kate für ihre Überzeugung auch den Alleingang wagt, ist im Auftakt mehr als deutlich geworden.
"He could disappear"
Der zweite Schwerpunkt liegt bei der neuen Regierung um James Heller, welcher erste Anzeichen von Alzheimer hat und deshalb im Laufe des Tages sicherlich noch Probleme bekommen wird. Der Ansatz ist auf jeden Fall vielversprechend, zumal dadurch direkt die Macht von Stabschef Mark Boudreau gestärkt wird, der nicht nur politisch sondern vor allem emotional agiert und argumentiert. Das ist ebenfalls sehr spannend, vor allem, weil der Zusammenhang zu Audrey Raines, jetzt Audrey Boudreau hergestellt wird. Audrey ist als die Liebe von Jack in den Herzen der Fans verankert und ihr verstörter Anblick bleibt einem bis heute im Gedächtnis. Umso schöner ist es, zu wissen, dass sie es wieder geschafft hat, dank Mark, der nun die große Gefahr sieht, dass allein der Name Jack Bauer zu einem Rückfall führen wird. Neutral betrachtet kann man Mark voll verstehen und ich bin noch sehr gespannt, wie sich das Spannungsfeld der Familie noch entwickeln wird. Natürlich hat man als Fan immer im Hinterkopf, dass auch Mark nicht das große Ganze überblickt und deshalb alles falsch macht, was er falsch machen kann, aber in diesem Falle ist dadurch Jacks Plan erst mal aufgegangen.
"I have no friends"
Natürlich ist zu erwarten gewesen, dass Jack sich bewusst gefangen nehmen lässt, weil er ein bestimmtes Ziel verfolgt. Dass sein Plan aufgeht, ist natürlich ein Clou, den man kaum glauben mag, aber Jack ist eben ein wahrer Held und die Serie lebt eben auch von den unfassbaren und dann eben auch eher unrealistischen Elementen. Wesentlich ist ja auch eigentlich der Zweck hinter dem Ganzen. Jack versuchte eine beinahe zu Tode gefolterte Chloe O'Brian, die nun als unabhängige Hackerin snowdengleich ihren Weg in der Welt suchte, zu befreien. Aus der heldenhaften Freundschaftsgeste wird aber auch ein gewisser Eigennutz herausgestellt, der bis zum Ende der Episode aber nicht aufgelöst wird. Es wird dafür viel Wert darauf gelegt, zu zeigen, dass Jack letztlich noch mehr allein ist, als er es eh schon immer war. Zwar hat er eine operative Hilfe gehabt, aber sonst hat sein Untertauchen auf die letzten Brücken zerschlagen. Er gilt als Bösewicht und alle, die seinen Namen hören, läuten die Alarmglocken, weil letztlich alles, was er angefasst hat, für den Außenstehenden terroristisch und verräterisch wirkte. Der Held ist allein und man fragt sich, warum er überhaupt auf der Bildfläche erscheint. Seinem Land ist er gewiss nichts schuldig. Und das Chloe seine Gefühlsregung ausgelöst hat, macht zwar Sinn, erscheint aber viel zu einfach. Die Zeichen deuten darauf hin, dass es Audrey ist, die er retten will, weshalb er sich mal wieder in höchste Gefahr begibt. Aber was hat er schon zu verlieren. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie man mit der Motivation in der Staffel umgehen wird. Das Potenzial ist wie immer riesig.
"It's done"
Vom eigentlichen terroristischen Akt erfährt man in dieser Episode eigentlich noch gar nichts. Die Amerikaner wollen ihre Stellung in Nahost nicht gefährden, weshalb sie das Abkommen mit den Briten eingehen. Ein Einsatz in Afghanistan wird aber zum Eklat, als die Steuerung der Drohne übernommen wird und der eigene Konvoi beschossen wird. Man hat keine Ahnung, wer dahinter steckt, denn alles, was man sieht, ist ein Mann, der per Telefon mitteilt, dass sein Auftrag ausgeführt wurde. Das ist auch ganz typisch für "24", wird aber einfach nicht langweilig.
Fazit
Sicherlich hat man mit der Auftaktepisode das Rad nicht neu erfunden und zahlreiche bekannte Elemente genutzt. Es wurde aber wieder auf beste Weise Spannung und Action sowie eine Situation geschaffen, die Lust auf dieses Event macht und jedes "24"-Fanherz höher schlagen lässt. Der Schuster bleibt bei seinen Leisten und die sind von hoher Qualität. Man fragt sich, wie man es die letzten Jahre ohne Jack nur ausgehalten hat.
Emil Groth - myFanbase
Die Serie "24 - Twenty Four" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Day 9: 11:00 AM - 12:00 PMErstausstrahlung (US): 05.05.2014
Erstausstrahlung (DE): 18.05.2015
Regie: Jon Cassar
Drehbuch: Evan Katz & Manny Coto
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