Bewertung

Review: #6.05 Duell der Verhandler

Foto: Mary Steenburgen & Alec Baldwin, 30 Rock - Copyright: 2014 Universal Pictures; Ali Goldstein/NBC
Mary Steenburgen & Alec Baldwin, 30 Rock
© 2014 Universal Pictures; Ali Goldstein/NBC

Veränderungen bahnen sich ihren Weg durch "30 Rock". Manche scheinen etwas permanenter zu sein, wie beispielsweise Liz' neues Selbstvertrauen und ihre Liebe zu Leben, andere hingegen sind so unglaubwürdig, dass der Zuschauer eigentlich schon mit dem Ende der Episode mit einer Rückkehr zum Status Quo rechnen kann.

"What if we were honest at work about what's bothering us? That would make everyone's lives a whole lot better."

Die Veränderung, die Jenna und Tracy in ihrem Leben vornehmen wollen ist löblich, doch ich bezweifle, dass sie von Dauer sein wird. Durch ein verzogenes, reiches Gör bekommen die beiden einen Spiegel vorgehalten und erkennen, wie viele Probleme sie ihrem Umfeld eigentlich verursachen, indem sie all das, was sie nervt oder beschäftigt nie direkt ansprechen. Die beiden beschließen, daran etwas zu ändern. Solche einschneidenden Veränderungen brauchen Zeit und ich glaube nicht, das Jenna oder Tracy dazu in der Lage sind, ihre Persönlichkeit so zu ändern, dass sie auf das Wohl anderer auf Dauer Rücksicht nehmen können. Dazu sind die beiden viel zu egozentrisch.

Ein wenig hat man das Gefühl, dass ihre gesamte Storyline am Ende nur einen einzigen Sinn hat – Kenneth einen Schubs in die richtige Richtung zu heben, aber dazu gleich etwas mehr. Die Slapstickeinlagen von Jenna und Tracy wollten in dieser Episode nicht so recht zünden, vielleicht aber auch, weil der Hype um „Transformers“ bislang komplett an mir vorbei gegangen ist und ich auch die Roboter der NFL auf FOX nicht kenne. Ohne Insiderwissen ist es bei „30 Rock“ oft schwer, am Ball zu blieben und daher zündet die Geschichte um Jenna und Tracy auf der Bar Mitzvah auch nicht recht bei mir.

Unwichtig ist die Geschichte allerdings nicht, denn sie führt zu einer großen Veränderung, deren Ausgang ich noch nicht so recht absehen kann.

"If you really want to be friends with people like this, you are going to have to quit the page program, and get a real job so that you can earn for your future."

Kenneth kehrt nach einem Tag Abwesenheit voller Elan an seinen Arbeitsplatz zurück, nur um festzustellen, dass niemand ihn vermisst hat, geschweige denn seine Abwesenheit überhaupt bemerkt hat. Dies gibt ihm zu denken, zählt er Pete, Frank, Toofer, Liz und die restliche Crew doch eigentlich zu seinen Freunden. Kurzerhand tauscht er Rollen mit der Assistentin von Suze Orman, um so Pete dazu zu bringen, ihn anzubetteln, zurück zu kommen. Der Plan funktioniert am Ende sogar, doch bis es dazu kommt, hat Kenneth eine Epiphanie.

Man muss wissen, dass Suze Orman zu einer der bekanntesten amerikanischen Finanzberaterinnen im TV-Geschäft gehöhrt, sie unzählige Bücher verfasst hat, in denen es darum geht, sich selbst abzusichern und sie sogar ihre eigene Show auf NBC hat. Sie ist es, die Kenneth klar macht, dass sein Job als Page bei NBC eigentlich in eine Sackgasse führt – er verdient so gut wie nichts, was dazu führt, dass er für seine Zukunft nicht vorsorgen kann. Und dadurch hat er auch nie die Chance, Freunde zu finden, da er nur in den Tag hinein lebt, ohne Ambitionen, etwas zu erreichen.

So oft nutzten die Leute von TGS Kenneths Naivität aus und genossen, von ihm umsorgt zu werden. Und wie wir uns erinnern können, kann auch Jack kaum ohne ihn existieren, doch Kenneth hat dies tatsächlich nie weiter gebracht – er wird mies behandelt und sein Job am Ende gar wegrationalisiert. Und dennoch ist ihm das Wohl seiner Freunde immer wichtiger als alles andere – nur es gibt niemanden, der ihm dies dankt. Pete erkennt zu spät, dass sie dabei sind, Kenneth zu verlieren und startet einen letzten Versucht, Kenneth zu überzeugen, dass sie ihn brauchen und treibt ihn in die Arme eines geläuterten Tracy. Der gibt zu, dass er geradezu abhängig von Kenneth ist, der Job als Page jedoch wirklich eine Sackgasse ist. Im Namen des Teams gibt er ihn frei.

Keine Sorge, Kenneth Parcell wird uns erhalten bleiben – glücklicherweise hat Jack ihm bereits in der letzten Episode angeboten, ihm einen anderen Job in der Firma zu suchen und Kenneth ist fest entschlossen, diese Möglichkeit wahrzunehmen. Ich bin gespannt, wie es hier weiter gehen wird. Aber es wird Zeit, dass man mit dem Charakter etwas mehr anfängt als ihn zu einer bloßen Witzfigur zu degradieren.

"It's the ultimate game. Jack Donaghy... Playing with himself. It's a Jack-off."

Während sich an etlichen Fronten etwas tut, hängt Jack in der Vergangenheit fest und trauert wieder einmal seinem alten Ich nach, das vor keiner Konfrontation zurückscheute und als unnachgiebiger Verhandlungsgegner in der Branche gefürchtet war. Er fühlt sich hilflos, weil er Avery immer noch nicht aus Nordkorea befreien konnte und statt weiterhin für GE zu arbeiten nun bei Kabletown festsitzt. Da kommt ihm die neu erstarkte Liz mit ihren Vertragsverhandlungen gerade richtig.

Zwischen den beiden entbrennt ein interessanter Kampf um Liz' Zukunft, den Jack am Ende mit sich selbst ausficht, da er der einzig wahre Gegner für sich selbst ist. Es ist ungeheuer erfrischend die beiden in einer echten Konfrontation zu sehen, in der Liz endlich einmal den Mumm hat, für sich einzustehen und Jack sich auf ihre Seite schlägt, als er merkt, dass sie nach einem kleinen Rückschlag aufzugeben versucht. Jack muss am Ende zugeben, dass er sich verändert hat und dass er nicht mehr der ist, der er einst war. Und doch hat er nichts an Größe verloren, er ist durch die Freundschaft mit Liz sogar noch gewachsen, vielleicht nicht auf dem beruflichen Sektor, aber auf dem menschlichen. Und das rechnet er Liz am Ende hoch an, denn auch wenn er sie bei den Vertragsverhandlungen ausgestochen hat, ihm ist das Wohl von Liz wichtig, so dass er ihr verspricht, auch weiter auf sie aufzupassen.

Fazit

Die Episode braucht etwas, um so richtig in Fahrt zu kommen, verknüpft die drei Geschichten am Ende jedoch gekonnt miteinander und wartet mit einem überraschendem Ende auf, das interessante Neuerungen für die Zukunft verspricht. Ein wenig wirkt es an dieser Stelle, als Versuche "30 Rock" aus seinem alten Muster auszubrechen und die Weichen für Veränderungen zu legen, die der Serie vielleicht noch eine Chance für die nächste Staffel gewähren. Schade, dass die Zuschauer den Serienmachern dies nicht so recht abkaufen wollen, denn leider ist #6.05 Today You Are A Man die am wenigsten gesehene Episode der Serie. Eigentlich unverständlich ob des tollen Witzes, der grandiosen Darsteller und der interessanten Geschichten.

Melanie Wolff - myFanbase

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