Bewertung

Review: #1.11 Die Frau im Auto

Eine Kindesentführung steht im Zentrum dieser Episode und sorgt dafür, dass unsere beiden Hauptermittler emotional etwas näher zueinander finden. Insofern hat der Fall seine Funktion voll erfüllt und sowohl Spannung als auch Humor durchzogen die Episode wie ein roter Faden.

Kinderwünsche

Der Einstieg in diese Folge ist mit dem Fernsehinterview mehr als gelungen. Brennan schafft es mit ihrer emotionslosen Kausalität und prüden Sachlichkeit die Reporterin zum Verzweifeln zu bringen. Da musste man fast schon Mitleid haben, aber dafür reichte es dann doch nicht, weil man sich zu sehr amüsierte. Dass Booth auch noch auftaucht und mit seiner Mimik Bände spricht, setzte dem Ganzen die Krone auf. Natürlich sagt er danach nichts zu Brennans Auftritt, der mehr als zäh und damit absolut sendeuntauglich war. Für uns Zuschauer war es aber ein gelungener Einstieg.

Dass dieser nicht nur diesen Zweck erfüllte, sondern letztlich das zentrale Thema der Folge, Kinder, angekurbelt hat, ist eine weitere Stärke der Szene. Brennan erklärt, dass sie keine Kinder haben will, was Booth später zum Anlass für eine kleine Diskussion nimmt, denn der aktuelle Fall beschäftigt sich mit einer Entführung. Dieser ist ziemlich gut inszeniert, denn das Offensichtliche wird gekonnt immer umgangen und so rätselt man doch immer mit, wer nun was getan hat und wie sie alle mit drin stecken. Nebenbei wird auch zum Ausdruck gebracht, zu welchen Mitteln man greift, wenn man sich auf dem Markt profilieren will. Solch eine Systemkritik wegen unmenschlicher Geldgier wird gerne mal in Krimiserien impliziert und durch regelmäßige Zeitungsmeldungen wird immer wieder deutlich, dass solche Dinge leider nicht nur fiktiv sind. Auch dieser Komplex ist also gelungen und treibt die Kinderfrage weiter an. Gerade dies macht den Fall so bedeutend, denn der Vergleich zu Booth liegt natürlich auf der Hand und bringt ein paar neue Erkenntnisse ans Tageslicht. Wobei eigentlich viel zentraler die Stellung von Brennan bleibt, denn diese soll sich noch verändern. Booth ist ja bereits der Kinder liebende Agent, der nicht im Traum daran denken würde, diese Entwicklung zu bereuen und eher noch mehr Kinder haben würde, wenn es derzeit möglich wäre. Brennan hat sich hingegen angeblich entschieden, nie Kinder zu kriegen. Dass sich dies nicht von heute auf morgen ändert, ist natürlich klar, zumal es zu ihrem Charakter vollkommen passt, aber letztlich hat schon der kleine Interpretationsversuch von Booth am Ende der Episode gezeigt, dass sich diese starre Haltung von Brennan aufweichen lässt. Dies ist stellvertretend für alle ihre Rationalität, die sich gewiss nach und nach mehr auflösen wird. Man bekommt aber auch in dieser Episode wieder das gute Gefühl, dass die Autoren schon zahlreiche Ideen haben, wie man Brennan nach und nach gefühlvoller macht. Das sind tolle Aussichten.

Kampf ums Interview

Da ich selbst die Fälle immer nur als Beiwerk betrachte, weil mich die Charakterarbeit mehr interessiert und ich lieber auf das Drumherum achte, hatte diese Episode mit dem Sicherheitscheck der Mitarbeiter natürlich wieder genau die richtige Idee für mein Sehvergnügen. Hier wurden alle Charaktere wunderbar eingebunden und konnten ihre sympathischen Eigenheiten voll zur Geltung bringen. Außerdem lässt das teilweise auch tief blicken. Angelas Geständnis, dass sie nicht immer Freude an ihrem Job hat, aber Brennan zuliebe nicht daran denkt, aufzuhören, ist genau so interessant, wie Zachs Erklärungen, wie er mit einem Geheimnis umgehen würde. Auch Dr. Goodman wird ordentlich auf den Zahn gefühlt und mit der Aktivistin gedroht. Das war wirklich lächerlich, aber Goodmans Reaktion war sehr angemessen und machte die Szene ebenso amüsant wie die anderen. Sehr gelungen ist auch Jacks Versuch, Agent Pickering davon zu überzeugen, dass er gefährlich ist und einige Geheimnisse hat. Der Humor kam da definitiv nicht zu kurz und T.J. Thyne konnte wieder glänzen.

Ein Highlight war dann natürlich der Abschluss der Interviewsession, der Brennan vorenthalten blieb. Sie war für Pickering sofort eine große Herausforderung, kam mit Gegenfragen und machte es der so alles andere als einfach. Als die dann offenbar die falsche Frage stellt, ist mit einem Schlag die ganze Arbeit von Pickering hinüber. Ein großartiger Moment, der für Pickering ziemlich peinlich gewesen sein muss, für Brennan wohl absolute Genugtuung bedeutet hat und für den Zuschauer Fragen aufwirft, die man wohl nicht schon nächste Woche beantwortet bekommt. Solche übergreifenden Inhalte sind aber immer genau die Dinge, die mich bei Serien begeistern. Die Kriminalfälle reizen mich eher weniger. Es sind die Dialoge, die Charaktere und eben solche Situationen, die der Serie ihre Qualität verleihen. So darf es gerne bleiben.

Fazit

Diese gelungene Episode konnte den Fall als guten Aufhänger nutzen, um den Charakteren weitere Tiefe zu verleihen, die zusätzlich durch die sehr amüsanten und gut ausgearbeiteten Interviews zustande gekommen ist. So macht die Serie einfach Spaß.

Emil Groth - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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