Bewertung

Review: #4.12 Hereinspaziert zu Dressuren und Blessuren!

Der Schwerpunkt dieser Folge liegt meiner Ansicht nach ganz klar auf der Beziehung zwischen Brennan und Booth. Der Auftritt als Wanda und Buck Moosjaw hat schön gezeigt, wie sich Booth und Brennan inzwischen vertrauen, und dass ihre Beziehung weit über die einer reinen Partnerschaft hinausgeht. Der zu lösende Todesfall ist in dieser Episode, wenn man von den Opfern einmal absieht, eher unspektakulär.

Sie wurden im Kino umgebracht? – Ich hab 'ne Theorie – im Zirkus!

Da es sich bei den Opfern um siamesische Zwillinge handelt, ist deren Identität ziemlich schnell geklärt. Denn wie Mister Nigel-Murray natürlich sofort weiss, gab es in den letzten 500 Jahren nur ungefähr 600 siamesische Zwillinge, wovon über 70% Frauen waren. Die meist eher irrelevanten Wissenseinschübe von Brennans Assistenten lassen Cam immer wieder zu sarkastischen Äußerung hinreißen. "Ah Mister Nigel-Murray, wie haben wir ihren Wissensschatz vermisst." Diese ironische Bemerkung zeigt meines Erachtens, dass Cam den Assistenten mit seinem enormen Wissen zwar schätzt, es jedoch hilfreich fände, wenn er sich etwas mehr auf den Fall konzentrieren und etwas weniger mit irrelevanten Details aufwarten würde. Dies versucht Cam ihm auch in dem weiteren Verlauf der Folge immer wieder beizubringen. Auch wenn Nigel-Murrays Fülle an irrelevanten Bemerkungen bei mir schon fast die Grenze des Erträglichen erreicht hat, bringen mich Cams sarkastische Sprüche ihm gegenüber immer wieder zum Lachen. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, mag ich diesen Assistenten eigentlich sehr gerne.

Gut, wenn sie nur mit ihresgleichen reden, werden wir verdeckt ermitteln.

Gesagt, getan. Brennan und Booth ermitteln verdeckt in einem Zirkus. Schon der Gedanke daran hat mich zum Lachen gebracht. Ganz zu schweigen davon als ich die zwei zum ersten Mal im Kostüm erblickt habe. Vor allem Booth scheint sich am Anfang unglaublich auf die verdeckte Ermittlung zu freuen. Das Gespräch zwischen ihm und Brennan, als sie sich auf dem Weg zu der Mutter der Opfer befinden, zeigt deutlich, dass Booth nicht wirklich daran interessiert ist, den Fall möglichst schnell aufzuklären. Ich denke, mit einer Rolle beim Zirkus kann Booth wieder einmal aus seiner oft etwas konservativen Umgebung ausbrechen und in eine Fantasiewelt flüchten.

Brennan ist von Booths Vorschlag, sich einem Wanderzirkus anzuschliessen, eigentlich auch begeistert, zeigt in meinen Augen anfangs jedoch noch etwas mehr Willen, den Fall auch ohne die Zirkusnummer lösen zu wollen. Dieser Wille vergeht jedoch ziemlich schnell, denn sie findet großen Gefallen an ihrer Rolle als Wanda Moosjaw. Später in der Folge ist es dann eher Booth, der sich von dem Auftritt zurückziehen möchte und daran denkt, den Fall mit den herkömmlichen Methoden, nämlich in ihren Rollen als FBI Agent und als Anthropologien, zu lösen. "Schon vergessen, wir sind keine Zirkusartisten, wir lösen Mordfälle." Mit solchen und ähnlichen Bemerkungen gewinnt der FBI Agent Seeley Booth ab und zu die Überhand über den russischen Messerwerfer Buck Moosjaw. Doch da sich Booth anschliessend immer wieder mit irgendetwas beschäftigt, um seine und Brennans Tarnung nicht auffliegen zu lassen, scheint bei ihm der Wunsch, den Fall ohne Zirkusauftritt zu lösen, auch nicht besonders groß zu sein.

Oh wow, wow, warte mal, bist du bei echtem Sex auch so spontan?

Was mich an der Folge begeistert hat, war zu sehen, wie sich Boot und Bones in ihre Undercoveridentität hineinversetzt haben. Schon zu Beginn hatten die Beiden jeweils eine ganz andere Vorstellung von ihrem Zirkusauftritt. Bones, die sich schon einmal als Hochseiltänzerin versucht hatte, wollte dieses Können erneut unter Beweis stellen. Booth jedoch sah sich lieber in der Rolle eines Messerwerfers. War er doch in seiner Zeit bei den Rangers der beste Messerwerfer gewesen.

Bei der ersten Auseinandersetzung gewinnt Booth, wenn auch nur, weil das FBI den Beiden den Zirkuswagen zur Verfügung stellt und Booth jemanden damit beauftragt hat ihn anzumalen. Die nächste Runde, dass sich die zwei als russisches Pärchen ausgeben, geht dann jedoch an Brennan, und schon wird aus dem FBI Agent und der Anthropologin ein russischer Messerwerfer und seine mutige Assistentin. Bei diesen Szenen wird für mich die gute Partnerschaft und tiefe Freundschaft zwischen Booth und Brennan immer wieder hervorgehoben. Sie ergänzen sich perfekt und gehen, zwar manchmal mit etwas Widerwillen, auf die Einfälle des anderen ein. Die "Sex-Szene" im Wohnwagen zeigt für mich schön, wie Booth und Bones locker miteinander umgehen, was für mich ein Zeichen von grossem Vertrauen ist. Vor allem Brennan hat meiner Ansicht nach hier große Fortschritte gemacht.

Dr. Brennan, wenn sie tatsächlich auftreten müssen, gäbe es eine Möglichkeit eine Webkamera aufzustellen, damit wir zusehen können? Sie wissen schon, um zu sehen, ob wir bei dem Fall irgendwie helfen können.

Hier zeigt sich wieder einmal die Naivität von Brennan in gewissen Bereichen. Aber genau dies gefällt mir an ihr so gut und wird durch Emily Deschanel auch immer wieder perfekt vermittelt. Für die Zuschauer, sowie auch für Hodgins war sofort klar, weswegen Cam den Auftritt von Bones und Booth via Kamera mitverfolgen wollte, und da ging es in keinster Weise um die Lösung des Falles. Brennan jedoch merkt von der wahren Absicht ihrer Chefin nicht das Geringste und ist sofort damit einverstanden.

Der Zirkusauftritt von Bones und Booth spiegelt in gewisser Weise ihre Beziehung zueinander wieder. Am Anfang ist Booth der Überlegene. An Brennans Blick konnte man erkennen, wie sie Booth zwar vertraut, sich jedoch in dieser passiven Rolle nicht wirklich wohl fühlt. Doch Brennan wird immer mutiger und ihr Vertrauen zu Booth steigt mit jedem seiner Würfe. Spätestens als sie sich die rote Nase aufsetzt, hat Brennan die Kontrolle übernommen. Jetzt sieht man bei Booth die Unsicherheit aufsteigen. Wobei ich weniger glaube, dass diese Unsicherheit daher rührt, dass er an seine Fähigkeiten zweifelt, sondern eher daher, dass er Brennan nicht verletzten will. Booth besitzt einen ausgeprägten Beschützerinstinkt und daher würde er nie etwas tun, was Bones verletzt könnte. Trotzdem bricht er den Auftritt hier nicht ab, sondern wirft das Messer auf Brennans aufgesetzte Nase. Das zeigt für mich, dass das Vertrauen von Booth gegenüber Bones auch sehr gross ist. Er glaubt, dass sie wisse, was sie tut, und vor allem, dass sie zweifelsfrei glaube, dass er diesen Wurf zustande bringe. Durch das geniale Zusammenspiel der Beiden und ihr Vertrauen zueinander wird der Zirkusauftritt ein voller Erfolg und erstaunt die Zuschauer genauso wie das Team.

Ich weiss, was passiert ist. – Ist ja offensichtlich, du hast das Gleichgewicht verloren.

Die Enttäuschung, dass die verdeckten Ermittlungen vorbei sind, ist sowohl bei Brennan als auch bei Booth spürbar. Ein Zeichen, dass es für Beide einmal dringend notwendig gewesen ist, aus ihrer Rolle im normalen Leben auszubrechen und irgendetwas Verrücktes zu tun. Bei Brennan hält der Adrenalinschub und die Faszination des Zirkus etwas länger an, und sie versucht sich zum Schluss doch noch auf dem Hochseil. Booths Bemerkung, dass sie das Gleichgewicht verloren hat, ist für mich im positiven Sinne auf Brennan und auf ihn anzuwenden. Denn in dieser Folge haben sie Beide für eine Weile ihr Gleichgewicht verloren. Sie haben sich verändert, sind in eine andere Rolle geschlüpft und haben für eine kurze Zeit dem Zirkusauftritt mehr Bedeutung zugemessen als dem eigentlichen Fall. Durch Brennans Sturz vom Hochseil und die Erkenntnis, was genau mit den Zwillingen passiert ist, ändert sich jedoch dieses Gleichgewicht wieder, und Wanda und Buck Moosjaw werden wieder zu Seeley Booth und Temperance Brennan.

Fazit

Der Fall der Folge war wie schon zu Beginn erwähnt für mich eher unspektakulär. Genauso auch die Auflösung, nämlich, dass es sich bei dem Tod der Zwillinge nicht um einen Mordfall, sondern um einen Unfall handelte. Die Interaktion zwischen Booth und Brennan, und dass man die zwei einmal in einer vollkommen anderen Rolle bestaunen konnte, hat diese Episode für mich jedoch zu einer ganz besonderen gemacht. Eine Folge bei der dem Zuschauer aufgezeigt wird, wie sich die Beziehung zwischen Booth und Brennan enorm entwickelt hat. "Das steckt irgendwie in uns allen. Das Verlangen wegzulaufen und zum Zirkus zu gehen." Treffender hätte Booth für mich die Folge nicht beschreiben können.

Maria Schoch - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


Vorherige Review:
#4.11 Ein Wind, der vom Tod erzählt
Alle ReviewsNächste Review:
#4.13 Zündstoff im Eis

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Bones" über die Folge #4.12 Hereinspaziert zu Dressuren und Blessuren! diskutieren.