Bewertung

Review: #12.01 Eine letzte Hoffnung im Horror

Foto: John Boyd, Sara Rue & David Boreanaz, Bones - Copyright: 2016 Fox Broadcasting Co.; Ray Mickshaw/FOX
John Boyd, Sara Rue & David Boreanaz, Bones
© 2016 Fox Broadcasting Co.; Ray Mickshaw/FOX

Es ist soweit: "Bones" beginnt mit Staffel 12 den Endspurt. Jetzt bleiben noch genau zwölf Folgen, um sich von den Charakteren zu verabschieden, die man über all die Jahre begleitet hat. Doch obwohl #12.01 The Hope in the Horror der letzte Staffelauftakt der Serie ist, fehlt von Müdigkeit jede Spur. Im Gegenteil, die Folge ist unglaublich spannend, überraschend und glänzt mit einigen tollen Charaktermomenten und der Rückkehr eines Fanlieblings, sodass man die etwas schwächelnde Auflösung des Serienkillerfalls getrost außen vor lassen kann. Deswegen sehe ich auch davon ab, für den Fall noch einen Punkt von meiner Bewertung abzuziehen.

"Zack what have you done?"

Die Serienmacher haben den Fans versprochen, dass sie die letzte Staffel dafür nutzen würden, all die offenen Geschichten der vergangenen Jahre zu Ende zu erzählen. Und da haben sie sich mit Zacks Rückkehr gleich schon einmal eine der größeren Storylines ausgesucht. Zack Addy, der leicht skurrile und doch liebenswerte allererste Laborassistent, der sich irgendwann Gormogon anschloss und für ihn sogar mordete (zumindest denken das alle). Es gab viele Fans, denen diese Charakterentwicklung so gar nicht gefallen hat. Und irgendwie war es auch sonst ein deprimierendes Ende für diesen Charakter, zu Unrecht des Mordes belangt in einer psychiatrischen Einrichtung zu landen.

Auftritt: Der "Puppenspieler"-Serienmörder. Im Nachhinein scheint diese komplette Storyline wohl nur dem Zweck gedient zu haben, Zack wieder in die Serie zu bringen und ihm einen dramatischen Auftritt zu ermöglichen. Denn sonst (mal abgesehen von den wunderbar schaurigen Szenen) war die letztliche Aufklärung des Falls alles andere als stark. Man konnte sich eigentlich schon bei #11.22 Der Alptraum innerhalb eines Alptraums denken, dass Zack nicht der Serienkiller ist - das wäre dann doch etwas sehr krass. Stattdessen hat er Brennan nur entführt, um mit ihr in Kontakt zu treten. Überhaupt hat man bei der Auflösung des Cliffhangers keine Zeit verloren, so schnell, wie die anderen die beiden gefunden haben. Dafür hat man mal wieder einen Blick auf das Gormogon-Set werfen dürfen, das mir nach wie vor schrecklich gut gefällt.

Also ging es in der Folge vornehmlich darum, den eigentlichen Serienmörder zu finden. Dabei haben es die Autoren wirklich geschafft, mich an der Nase herumzuführen. Während der Psychologe als möglicher Verdächtiger ganz plausibel rüberkam, war es Karen Delfs, die mich komplett überrascht hat. Bis jetzt ist sie mir höchstens als eine der neuen leicht skurrilen Nebencharaktere aufgefallen, die die Serie immer mal wieder präsentiert. Aber in dieser Folge wurde dann so darauf hingearbeitet, dass sie tatsächlich die Mörderin ist, dass ich erst total überrascht und sofort danach komplett davon überzeugt war. Ihre immer aufdringlichere und bedrängendere Art während des Falls und ihr plötzliches Wiederauftauchen, nachdem sie doch eigentlich nach Kansas gehen wollte, waren schon auffällig. Doch es war die Szene, in der sie mit Brennan alleine im Knochenraum ist, bei der es mir schon fast kalt den Rücken hinunterlief. Das war nicht nur großartig gespielt von den beiden Schauspielerinnen, sondern auch unglaublich schaurig. Wirklich normal kann ich mir Karen von nun an auf jeden Fall nicht mehr anschauen. Vielleicht steckt da ja doch noch mehr dahinter, denn ansonsten war ihr Auftreten viel zu merkwürdig.

Von dem her war ich völlig perplex, dass es am Ende dann doch nicht Karen war, sondern irgendein 08/15-Charakter, den man nicht nur kaum kannte, sondern der auch irgendwie so gar nicht in die Geschichte passte. Warum zum Beispiel hat er in den Opfern immer Mutterfiguren gesucht? Und was sollte das ganze Puppenthema? Warum hat er dem einen Opfer Brennans Kleidung angezogen? Um sie auf Zack zu lenken? Aber das war doch gar nicht nötig. Woher kam überhaupt die ganze verrückte Faszination für das Team des Jeffersonian Institutes? Alles sehr unglaubwürdig. Dafür hätte man auf jeden Fall keinen neuen Serienmörder einführen müssen, denn zumindest ich bin dadurch von diesem so vielversprechenden Gruselfall sehr enttäuscht.

Aber nun gut, der Fall hat Zack wieder ins Rampenlicht gebracht. So konnten wir auch gleich noch einmal sehen, was für einen großen Einfluss er auf alle Charaktere hatte. Hodgins, den der indirekte Verlust von Zack nach wie vor schmerzt, Brennan und Booth, die anfangs wie üblich unterschiedlicher Meinung sind, sogar Sweets wurde erwähnt. Dabei war in jeder Szene klar anzumerken, wie viel ihnen Zack nach wie vor bedeutet.

Doch so schön das Wiedersehen mit Zack auch war, mit seiner herrlich wissenschaftlich-rationalen Art, die der Brennan der ersten Staffeln so ähnlich war, es ging in dieser Episode darum, einen Abschluss zu finden.

Und zusammengebastelt oder nicht - die Rahmenhandlung hat ihren Zweck erfüllt. Nach Jahren der Ungewissheit wurde nun endlich klargestellt, dass Zack kein Mörder ist. In der Szene, als Zack Booth das sagt, musste ich an Sweets Worte aus #4.04 Der Finger im Vogelnest denken: "People have no idea if they're capable of ending a life, until they are put in that situation." Damit schließt sich also der Kreis. Jetzt wurde Zack nicht nur von dem aktuellen Verdacht losgesprochen, es scheint auch ganz so, als würden Brennan und Booth auch dafür sorgen, dass sein alter Fall nochmal aufgerollt wird. Von dem her bin ich mir fast sicher, dass wir irgendwann in den nächsten Folgen noch zu sehen bekommen werden, wie Zack freigesprochen wird. Wie Booth schon ganz richtig gemeint hat: He served his time.

"Hope is what I was trying to give you."

Eher am Rande der Geschichte hat man wohl auch das letzte Fünkchen Hoffnung für eine Genesung von Hodgins gelöscht. Angesichts der wenigen Folgen, die noch verbleiben, gehe ich davon aus, dass es diesmal dabei bleiben wird. Und das ist meiner Meinung nach auch die richtige Entscheidung. Nachdem die Autoren diese Storyline begonnen haben, wäre es einfach unrealistisch, wenn Hodgins plötzlich wieder laufen könnte. Das kennt man aus einigen anderen Serien, bei denen das Ganze für den Charakter an sich zwar toll war, der ganzen Geschichte aber irgendwie die Glaubhaftigkeit genommen hat. Von dem her wünsche ich Hodgins und Angela einfach nur, dass sie optimistisch nach vorne schauen können.

Randnotizen:

  • Zack hat vielleicht keine Umarmung von Booth bekommen, doch Brennan hat ihm anerkennend auf die Schulter geklopft - das kennen wir doch aus #2.11 Ein Verräter im Feuer.
  • Der Email-Verkehr des Teams, den Zack verfolgt hat, ist übrigens sehr amüsant: Einladungen zu einem Spiel der Flyers, Klatsch und Tratsch, eine Infomail über Snacks in der Küche (von wem wird die wohl gewesen sein?) und mein persönlicher Favorit: eine Mail von Cam an Hodgins mit dem Betreff "NO. Absolutely not!!"
  • Die Chemie von Emily Deschanel und David Boreanaz ist nach wie vor unglaublich. Diese Umarmung der beiden hat mehr rübergebracht als 1000 Worte.
  • Apropos Emily - die durfte in dieser Folge erstmals Regie führen. Und das, wie ich finde, mit vollem Erfolg. Was meint ihr?

Fazit

Der Auftakt zur finalen "Bones"-Staffel konnte schon einmal überzeugen. Der Fall hat vielleicht seine Fehler gehabt, konnte jedoch die herrlich schaurige Horror-Stimmung der letzten "Puppenspieler"-Folgen aufrechterhalten. Mit #12.01 The Hope in the Horror hat man das Thema von Staffel 12 festgesetzt: Abschluss und Abschied. Wie versprochen werden offene Geschichten aus zwölf Jahren "Bones"-Geschichte noch einmal hervorgeholt und zu Ende gebracht. Mit Zack ist das meiner Meinung nach wunderbar gelungen. Auf jeden Fall gehe ich gespannt und hoffnungsvoll in diese letzte Staffel. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Serien, die ungeplant oder überstürzt beendet wurden, hatten Cast und Crew von "Bones" genug Zeit, sich auf ein Ende der Serie vorzubereiten. Diese Staffel wurde in Interviews immer wieder als "Geschenk an die Fans" bezeichnet. Und bis jetzt habe ich vollstes Vertrauen, dass sie das auch werden wird.

Denise D. - myfanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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