Bewertung

Review: #4.09 Familienplanung

Es ist kaum zu glauben, dass ich noch Anfang der Staffel ernsthaft mit mir gerungen habe, ob ich weiterhin wöchentlich 42 Minuten investiere, um bei den Walkers auf dem Laufenden zu bleiben. Einige durchschnittliche bis etwas bessere Folgen später war dieses Gefühl schon schwächer. Dann kam #4.07 The Wig Party und zeigte, dass "Brothers & Sisters" sein Potential doch noch ausschöpfen kann. Und auch die die nächste Folge konnte mich überzeugen. Eine weitere Woche später steht ein fast schon historisches Ereignis an: Volle Punktzahl für eine neue Episode. Und die hat sie auch tatsächlich verdient, denn was uns geboten wurde, könnte man als nahezu grandios bezeichen.

Since When Do You Need to Be Thirsty to Drink Wine?

Der Witz und der Charme der Serie hatte einige Zeit Urlaub genommen. Scheinbar den gesamten Jahresurlaub, denn lange Zeit blieb es sehr unwitzig. In dieser Folge kommen jedoch wahnsinnig komische Momente mit den typisch irrwitzigen Strukturen der Serie zusammen und erzeugen in der sonst sehr dramatischen Umgebung den ach so vermissten Gegenpol. Wie ich hoffte, wird Rebeccas Schwangerschaft zum Walker-Geheimnis, das über die komplette Folge an alle, mehr oder weniger freiwillig, weitergetratscht wird, bis Holly die einzige ist, die es nicht weiß. Dass aus solch einer komischen Prämisse dann ehrliche Szenen zwischen Rebecca und Holly respektive Rebecca und Justin entstehen, gibt dem Ganzen die nötige Würze.

Noras Verhalten in dieser Folge empfand ich als angenehme Abwechslung zu der in den letzten Wochen arg gedämpften Stimmung. Das Haus wurde wunderhübsch unordentlich gemacht und Nora fühlte sich einfach jung. Dass man auch hier noch einen ernsten Hintergrund mit einband, war dann ein weiterer Beweis dafür, dass die Serie es nicht verlernt hat, Gefühle und Komik gleichzeitig zu vermitteln. Auch die Einbindung Sarahs in diese Story brachte einige gute Szenen, ohne dass man das Gefühl bekam, Sarah sei überflüssig, da sie keine eigene Storyline hatte.

The Truth is: When I looked at Her, All I Saw Was That She Could Die. So I Lied. Because That’s What We Do to Protect and Support the People We Love

Die etwas andere Struktur dieser Review soll der hoffentlich anhaltenden hohen Qualität der Serie Tribut zollen, denn neben dem erwähnten Witz ließen auch die eigentlichen Storys keine Wünsche offen. Außerdem verbindet man alle Plots dermaßen gut miteinander, dass es schwer fällt, Trennstriche dazwischen zu ziehen. Also ein kurzer Abriss:

Kurz vor der Hochzeit fliegen bei Justin und Rebecca die Fetzen. Ich hatte schon erwähnt, dass das Paar instabiler ist, als man uns wochenlang weiß machen wollte. Doch anders als gedacht gehen die beiden gestärkt aus dem Streit hervor. Zum ersten Mal seit langem führen sie ein ehrliches Gespräch und das nur, weil es keiner der beiden auch nur einen Moment länger aushält, zu schweigen oder gar zu lügen. Es gelang zudem recht gut, beide Seiten ausreichend zu beleuchten, um dann am Schluss mit beiden Standpunkten sympathisieren zu können. So ging keiner der beiden als Gewinner beziehungsweise Verlierer vom Platz. Auch gefiel mir, dass Justin trotz seines andauernden Lernwahns scheinbar nicht in der Lage war, besonders gut abzuschneiden. Das klingt jetzt gemein, doch ich finde das deutlich interessanter als den Erfolg nach harter Arbeit, der als Alternative bereit stünde. Justin zweifelt an sich selbst und zeigt diese Verzweiflung sogar, als er einen Schluck Sekt trinkt. Keine große Sache, doch ein Zeichen. Was wohl noch problematisch werden könnte, ist Justins Lüge über seine Vaterfreuden. Doch vielleicht freundet er sich auch mit dem Gedanken an. Oder es kommt erst gar nicht zur Geburt. Wer weiß.

Das einzige, was nun die Hochzeit noch verhindern kann, scheinen Hollys Geldprobleme zu sein. Patricia Wettig und Sally Field in einer ganz anderen Situation zu erleben, war einfach klasse. Keine der beiden Damen möchte den Streit gewinnen, doch sie können es auch nicht lassen, dem anderen den ein oder anderen Hieb zu verpassen. Es war für mich übrigens sowohl überraschend als auch erfreulich, dass Holly diesen Schritt wagte und ebenso erstaunlich, dass Nora ohne zu zögern helfen wollte. Nun ist sie die einzige, die von Hollys Problem weiß und ist nur knapp daran vorbeigeschrammt, es auszuplaudern. Na hoffentlich belastet das nicht den Nichtangriffspakt der beiden.

Von Holly zu Nora. Die hatte in dieser Woche eine wunderbar abweichende Rolle. Sally Field überzeugte auch als verliebte, jung gebliebene Frau, die sich einmal nicht mit den Problemen ihrer Kinder befasste. Und das fanden diese etwas befremdlich, weshalb sie es nicht lassen konnten, das Haar in der Suppe zu suchen. Sarahs Engagement empfand ich die gesamte Folge lang als Ablenkung von ihren Problemen respektive Übertragung ihrer Erfahrung auf alle anderen Männern. Da fand ich es bestätigend, dass genau das erreicht werden sollte und auch am Ende angesprochen wurde.

Auch Kitty mischte sich gehörig ein, was wohl an Langeweile lag. Denn obwohl es ihr gut zu gehen scheint, wird sie wohl kaum irgendeiner Arbeit nachgehen. Überhaupt hat man es in dieser Episode geschafft, die Krebserkrankung nicht übertrieben in den Vordergrund zu stellen aber auch nicht zu alltäglich wirken zu lassen. Man schafft es zu zeigen, dass nach der schockierenden und aufwirbelnden Anfangsphase irgendwann der Alltag, das Leben mit der Krankheit kommt. Roberts kleines Geständnis über seine Lüge, dass er Kitty ohne Haare schön fände, fand ich sehr ergreifend. Es spannte den Bogen zurück zu ein paar kleinen Szenen in der letzten Folge und griff auch Justins Problematik des Lügens ziemlich treffend auf. Überhaupt war Robert selten so gut in den Clan integriert, wie in dieser Folge. Sein Telefonat mit Kitty, die ihm von Rebeccas Schwangerschaft berichtet, als der gerade Justin gegenüber sitzt, war typisch "Brothers & Sisters". Es gefällt mir, dass man den gescholtenen Charakter Robert mit einbezieht und ihm so Sympathien verschafft.

Und auch der letzte Walkersprössling mischte bei der Haar-Suche mit. Herrlich beiläufig wurde der Plot um Kevin und Scotty eingeflochten, nur um keine Gelegenheit auszulassen, sich Sticheleien über die Qualität ihrer Spermien zuzuwerfen. Grandios! Keine überdramatische Ausgestaltung, kein Trouble in Paradise. Einfach nur etwas nicht ganz alltägliches unkompliziert vorgetragen. Auch, dass Scotty mal ohne Kevin im Walker-Clan auftrat gefiel mir gut. Nun bleibt die Frage, warum Kevin Sarahs Informationen über Simon erst abtat und dann doch darauf einging. War da tatsächlich eine Haar in der Suppe, oder halluzinieren die beiden da jetzt und sehen Dinge, die nicht da sind? Und was passiert wenn Nora das herausfindet? Das könnte, mit einer ordentlichen Portion Witz vorgetragen, richtig spannend werden.

Fazit

Einmal ringsherum habe ich es heut geschafft. Alles war super miteinander verknüpft, die Storys und ihre Auflösungen gefielen mir und der schon lang von mir eingeforderte Witz schaffte es endlich zurück in die Walker-Familie. Da sein Jahresurlaub verbraucht zu sein scheint, könnte er jetzt auch mal da bleiben. Schließlich ist da noch das Midseasonfinale. Und wieder fällt auf, dass weder Ojai noch Ryan Thema waren. Da scheint es mir, dass die Serie ohne beides deutlich besser fährt. Diese Folge war eine runde Sache, ganz klar, die alle Qualitäten der Serie bündelte und es schafft, an die Anfänge heranzureichen. "Brothers & Sisters" is back on track! Bleibt zu hoffen, dass es da auch bleibt. Die Voraussetzungen dafür sind die Besten seit Langem.

Christian Bönisch - myFanbase

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