Bewertung

Review: #5.07 Eine Lektion fürs Leben

Wunderbar – diese Episode versammelt die gesamte alte Garde ebenso wie die Scoobies und sorgt für funkensprühende Zweierszenen zwischen Spike und Buffy, deren Beziehung zueinander langsam aber merklich einen Wechsel durchmacht. Verursacht wird diese Entwicklung dadurch, dass Buffy zum ersten Mal trotz bester körperlicher Verfassung von einem durchschnittlichen Vampir schwer verletzt und beinahe besiegt wird, wäre Riley ihr nicht zur Hilfe gekommen. Von dieser persönlichen Niederlage erschüttert, sucht Buffy dringender denn je nach Antworten über ihre Wurzeln, ihre Vorgängerinnen, über ihr Erbe. Beim Studium der Bücher mit Giles wird ihr klar, dass nie etwas darüber bekannt geworden ist, wie die letzten Minuten vor dem Tod einer jeden Vampirjägerin ausgesehen haben, und wie es zu der jeweiligen Niederlage überhaupt hat kommen können. In einem sehr gefühlvollen Moment macht Giles Buffy klar, dass es selbstverständlich keiner der Jägerinnen möglich war, über ihren eigenen Tod zu berichten, und auch dass seitens der Wächter wenig an Informationen durchgesickert ist, kann Giles sehr gut nachvollziehen, da er sich vorstellen kann, wie schmerzhaft der Verlust des Mädchens ist, das man in seiner Obhut hatte.

Every Slayer has a death wish. Sooner or later, you're gonna want it. And the second that happens you know I'll be there. I'll slip in, have myself a real good day.

Buffy wendet sich also an die einzige Person, die ihr Informationen aus erster Hand zukommen lassen kann – Spike. Er selbst hat, seit er 1880 zum Vampir gemacht wurde, zwei Vampirjägerinnen getötet, und im Gegensatz zu Angel sonnt Spike sich noch heute in seinem mittlerweile verblassten Ruhm. Angel konnte Buffy kein wirklich guter Informationslieferant sein können, da sein schlechtes Gewissen wegen seiner früheren Gräueltaten ihn so schwer belastete, dass Buffy ihm den Schmerz, in aller Ausführlichkeit darüber zu reden, auf jeden Fall erspart hätte. Spike hingegen kann Buffy aufgrund des Chips in seinem Kopf nichts Böses antun und lässt sich die Möglichkeit, sich vor der aktuellen Jägerin, für die er ja eh mittlerweile auf eine äußerst morbide weise schwärmt, mit seinen Morden an ihren Vorgängerinnen und seinem Wissen um diese Mädchen zu brüsten, natürlich nicht entgehen.

Die Kämpfe mit der chinesischen Jägerin 1900 und der amerikanischen 1977 sind in wunderbar passenden Kulissen inszeniert, besonders der Kampf in den siebziger Jahren in der fahrenden U-Bahn mit Spike im Billy Idol-Look und der Jägerin mit dem schicken Afro hat es mir angetan. Dort erfahren wir auch, dass der lange, schwarze Ledermantel, den Spike immer trägt, eine Trophäe ist, da er der Jägerin gehörte. Ebenso ist die Narbe, die er an der linken Augenbraue hat, eine Erinnerung an einen Schwerthieb der ersten Jägerin, die er tötete.

Diese beiden alten Kämpfe zeigen uns aber vor allem eines: Spike und die Jägerinnen sind einander niemals so nah gekommen, wie Buffy und Spike es sich sind. Der Hass, den sie eigentlich für einander empfinden, verbindet sie eben auch unheimlich stark. Hass ist ein Gefühl, dass von Gleichgültigkeit meilenweit entfernt ist, während die Grenzen zu anderen starken Gefühlen wie Leidenschaft und Liebe schwimmend sind. So sieht man hier, wie Buffy von Spikes Schilderung zwar einerseits angewidert ist, sich der Inszenierung, in die Spike sie einhüllt, aber auch nicht entziehen kann. Und damit schafft Spike es, eine Nähe herzustellen, durch die Buffy auch nicht wirklich leugnen kann, dass sie durchaus mal von ähnlicher Genugtuung beim Töten eines Vampirs erfüllt war wie Spike beim Töten einer Jägerin.

I can feel it, Slayer. You know you want to dance. - It wouldn't be you, Spike. It would never be you. You're beneath me.

Der Höhepunkt des Ganzen ist letztlich die Parallelschaltung des 1977er Kampfes und Spikes Höhepunkt seiner Inszenierung für Buffy, in der er sie auf den Parkplatz des Bronze lockt, um dort mit ihr den Tanz, den ein Kampf in seinen Augen darstellt, nachzustellen und sie endgültig zu beeindrucken. Die Choreographie dieser Montage ist einmalig, da Spike auch zu Buffy spricht und sie ansieht, während er ihre Vorgängerin tötet. Genauso wie er sich im Kampf mit der damaligen Jägerin dreht und windet, so verwickelt er auch Buffy in Handgreiflichkeiten auf dem Parkplatz, so dass sie einander ständig nahe sind. Zuletzt ist Spike so aufgekratzt von der Erinnerung an seine gloriosen Tage, dass er Buffy versucht zu küssen, kurz nachdem er ihr als wichtigste Lektion dargelegt hat, dass sie wie jede andere Jägerin auch, einen ausgeprägten Todeswunsch hat.

Das Erwachen aus seinem selbstinszenierten Traum ist für Spike dann die ultimativ kalte Dusche, da Buffy ihn voller Abscheu wegstößt und ihm sagt, dass er zu niedrig sei, um es mit ihr aufnehmen zu können. Damit wird Spike wieder genügend weit von seiner Gradwanderung zwischen den Gefühlen in den Hass zurückgedrängt, so dass wir einen bösen Blick von James Marsters bekommen, der seinesgleichen sucht.

A man surrounded by fools who cannot see his strength, his vision, his glory.

Buffy verwendet unwissentlich dieselben Worte, um Spike zu in seine Schranken zu weisen, wie einst die Dame seines Herzens, der er zu seinen Lebzeiten Liebesgedichte schrieb. Wir erfahren endlich mehr über William und erleben ihn als einen empfindsamen Dichter mit gequälter Seele, der in der Gesellschaft verhöhnt wurde und so auch seinen Beinamen "The Bloody" erhielt, da seine Gedichte als grauenhaft schlecht ("bloody awful") galten.

Ebenso scheinen die Legenden über die Foltermethoden seit seiner Verwandlung in einen Vampir vielmehr aus eben diesem spöttischen Klatsch zu stammen, da jemand erzählte, er hätte lieber einen Schienennagel im Kopf, als weiter Williams Gedichten folgen zu müssen. Dies erklärt, warum Spike in #2.10 "Das Ritual" Drusillas Lust daran, Angel zu foltern, nichts abgewinnen kann, da er, wie er sagt, nie viel für das Vorspiel übrig hatte, sondern viel mehr für das direkte Töten. In den Rückblicken erleben wir Spike auch eher als einen jungen Vampirdraufgänger, der zur Rache an seinen Spöttern lieber nur Hände und Vampirzähne benutzt, als irgendwelche ausgefallenen Foltermethoden anzuwenden, womit er sich wiederum den Unmut von Angelus zuzog, der meinte, Morden sei eine Kunst.

Ein wenig mehr künstlerische Freiheit nimmt man sich hinsichtlich der Kontinuität bei Spikes Erschaffer. Hatte Spike in #2.03 "Elternabend mit Hindernissen" noch zu Angel gesagt "You were my sire!", so ist es hier doch Drusilla, die Spike zum Vampir macht. Überhaupt ist es Drusilla, durch die Spikes Glanz erst vollkommen erstrahlt, indem sie ihn anhimmelt, lobt und wirklich in ihn hineinsieht. In diesem Glanz, den Drusilla Spike verleiht, wirken sogar Angelus und Darla farblos, wie sie die beiden neidisch beäugen.

You're all covered with her. I look at you, all I see is the Slayer.

Drusilla trennt sich nach über 100 Jahre von Spike, weil sie als erste, noch lange vor ihm selber, erkennt, dass er von Buffy besessen ist. Viele Möglichkeiten, sie zu töten, hat er nicht wahrgenommen. Sie übt eine Faszination auf ihn aus, die Drusilla spürt, weil er sich nicht mehr auf sie konzentriert. Diese Besessenheit ist es dann auch, die ihn immer wieder wurmt, wenn er Buffy jetzt aufgrund des Chips in seinem Kopf nicht mehr angreifen kann, gleichzeitig aber lernt er sie dadurch auch immer besser kennen. Dass Spike auch ohne eine Seele fähig ist, zu lieben, wissen wir aus der intensiven Beziehung mit Drusilla und dem Liebeskummer, der ihn nach der Trennung quälte. Buffy gegenüber findet er, trotz des Rachegelüstes aufgrund der kurz zuvor erlittenen Demütigung, innerhalb eines einzigen Augenblicks seine Zuneigung wieder, als er sie weinend auf der Veranda sitzen sieht. Der Moment, als er versucht, Buffy zu trösten und ihr schweigend den Rücken tätschelt, ohne dass sie ihn wegstößt, ist ein großartiger Moment, in dem man den Atem anhält.

Randnotizen

Riley und Buffys Beziehung leidet unter Rileys Komplexen und Buffys Sorge um ihn. Rettet er ihr zu Anfang der Folge noch das Leben, mag sie ihn trotzdem nicht allein auf Patrouille gehen lassen und bittet ihn, die Scoobies mitzunehmen. Diese sorgen zwar für wahnsinnig witzige Szenen, wie sie chipskauend hinter einem schleichenden Riley herstolpern, aber insgesamt zeigt sich, dass Riley nicht mehr so recht für voll genommen wird, obwohl er durchaus in der Lage ist, eine ganze Gruft voller Vampire im Alleingang zu erledigen.

Fazit

Ich möchte mehr Funkensprühen zwischen Spike und Buffy sehen, die Gradwanderung zwischen Hass und etwas Anderem, etwas Neuem lassen James Marsters und Sarah Michelle Gellar zu Höchstformen auflaufen.

Nicole Oebel - myFanbase

Die Serie "Buffy - Im Bann der Dämonen" ansehen:


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