Bewertung

Review: #6.12 Ein märchenhaftes Ende?

Foto: David Duchovny & Callum Keith Rennie, Californication - Copyright: Paramount Pictures
David Duchovny & Callum Keith Rennie, Californication
© Paramount Pictures

Da ist es wieder. Dieses Gefühl, dass "Californication" eine grandiose Serie ist, die ein fantastisches Gespür dafür hat, Geschichten um die große Liebe zu schreiben und irgendwie unterschwellig emotional zu sein, ohne ganz bewusst auf die Tränendrüse zu drücken. Leider war das Gefühl in dieser Staffel zu selten da, aber das Finale macht dann doch noch Einiges gut.

Let's all just live happily ever after

Marcys direkte Art ist einfach immer wieder herrlich, vor allem, wenn sie von ihren eigenen Gefühlen überwältigt ist und wie in dieser Episode nur so vor Optimismus sprüht. Dass Charlie und Marcy heiraten und damit eine elendig lange Odyssee beenden, ist überfällig gewesen und eigentlich der richtige Ansatz, weil man auch als Zuschauer will, dass die Hauptcharaktere endlich mal vorwärts kommen und glücklich werden, ist doch schon lange klar, dass sie irgendwie zusammen gehören. Was ich allerdings enttäuschend fand, war die Tatsache, dass Stu überhaupt gar keinen Versuch mehr unternommen hat, Marcy für sich zu gewinnen. Nun hatte die Episode nicht so viel Raum, aber Stu nun schon seit einiger Zeit dabei ist und zu den wenigen Charakteren gehört, die überhaupt in mehreren Staffeln dabei waren, hätte ich mir da doch eine Szene gewünscht. Aber vielleicht hebt man sich da noch ein Nachspiel für die kommende Staffel auf. Verdient hätte es der Charakter jedenfalls.

It's not even me talking

Hanks Traumsequenzen waren und bleiben ein immer wieder gern genutztes Mittel, um in Hanks Unterbewusstsein einzudringen und dem Zuschauer ein Gespür zu vermitteln, was Hank wirklich fühlt, weil er dies doch nur selten in der Realität lebt bzw. preis gibt. Außerdem ist es in letzter Zeit einfach immer wieder schön, Lew Ashby zu sehen, der in Staffel 2 ein wunderbarer Charakter war und mit seinem Leben letztlich immer eine Art gehobener Zeigefinger für Hank gewesen ist.

Hanks Vision auf der Bühne war dann ein regelrechter Gänsehautmoment, weil man sich es doch so sehr wünscht, dass Hank und Karen heiraten und er endlich mal den echten,ehrlichen und vertrauenswürdigen Schritt geht. Es war fast wie eine Vorfreude, weil es zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen war, aber man ahnte, dass die Autoren die Richtung noch einschlagen könnten. Außerdem wurde die Szene mit einem wunderbaren Song abgeschlossen, die von Marilyn Manson erst abrupt unterbrochen wurde, dann aber von Beccas überraschenden Anruf wieder aufgewertet wurde. Es ist faszinierend, wie Becca mit nur ein paar Worten so viel bewirken kann. Die Überleitung zur nächsten Szene wurde übrigens wieder ein toller Song von Atticus, der mich fast sehnsüchtig werden lässt, dass ausgerechnet jetzt die Staffel zu Ende ist, wo sie mir musikalisch auch zu gefallen beginnt.

Es folgt der nächste Traum, oder sollte man sagen, Albtraum, der Faith schließlich realisieren lässt, was Hank nicht wahrhaben will.

You're gonna make your one decicions about it anyways.

Hank hat eigentlich das perfekte Leben vor sich, weil er in Faith doch eine Frau gefunden hat, die sehr auf seiner Wellenlänge liegt, wie solch amüsante Szenen der beiden mit dem notgeilen Bandleader gezeigt haben, der Faith ziemlich plump einladen wollte. Mit ihr auf Reisen zu gehen, Atticus zu begleiten und die Zweisamkeit zu genießen, hätte Hank eigentlich alles gegeben und doch fehlt ihm eben das gewisse Extra. Vielleicht war es mit Faith zu perfekt, zu einfach. Und Hank spürt einfach immer wieder die Verbundenheit, die er zu Karen über die ganzen Jahre trotz aller Krisen hat. Trotzdem will er die Hinweise aus seinen Träumen nicht wirklich wahrnehmen und versucht sie zu ignorieren. Dass es ausgerechnet Faith ist, die Hank schließlich in die richtige Richtung stößt, muss ich ihr wirklich hoch anrechnen. Von Episode zu Episode hat sich ihr Charakter gesteigert und dass sie diesen Verlust nun so erwachsen hinnimmt, keine Szene macht, sondern letztlich das Unvermeidliche akzeptiert, ja vielleicht schon immer akzeptiert hatte und die Zeit nur genießen wollte, bis Hank auch endlich weiß was er will, ist wirklich der perfekte Abschluss für den Charakter. Dadurch werde ich immer sehr gerne an diese Staffel mit Faith zurück denken. Sie hat ihre Rolle als Muse jedenfalls voll erfüllt und hat Hank dazu gebracht, seine Gefühle für Karen endlich zuzulassen.

Go and get her

Nachdem die Episode quasi ständig Happy Ends angekündigt hat und mit der Möglichkeit einer richtigen Versöhnung von Hank und Karen auch mit wenigen Worten zwischendurch immer wieder spielte, blickte man doch ganz gebannt auf die Uhr, als Hank zurück gefahren wurde und man die Wiedervereinigung herbei sehnte, aber mit fortschreitender Zeit ahnte, dass man dieses Happy End nicht genießen darf. Wie gemein. Die Episode endet tatsächlich mit einem Klopfen an Karens Tür und man weiß nicht, ob Karen a) Zuhause ist, b) alleine ist und c) überhaupt über Hanks Auftauchen erfreut ist. Eigentlich ärgere ich mich über das Ende, weil der Cliffhanger so plump (weil schon tausend Mal gesehen) ist und man wirklich Monate warten muss, bis man eine Auflösung erhält. Bei zwölf Episoden pro Staffel ist die Pause immer noch viel länger als bei bei den Serien mit bis zu 24 Episoden. Außerdem muss man fast davon ausgehen, dass der Staffelauftakt im nächsten Jahr nicht gerade mit einem vermeidlichen Happy End endet. Aber was soll man machen. Die Freude über eine weitere Staffel überwiegt letztlich.

Fazit

Diese Episode macht sehr viel richtig und überzeugt vor allem durch die Rolle von Faith. Auch sonst vermittelt die Episode das Gefühl, dass die Autoren genau wissen, was sie für das Ende der Serie andenken und auch wenn sie mit den Hoffnungen und Sehnsüchten der Charaktere und Zuschauer spielen, so kann man doch sehr zufrieden sein. Der Abschluss der Staffel lässt viele Kleinigkeiten und Ärgernisse über fehlende Dynamik vergessen, und zeigt wieder deutlich, warum man diese Serie mögen muss.

Emil Groth - myFanbase

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