Review: #4.05 Im Auge des Betrachters

Ein Kunstwerk wird gestohlen und dabei noch ein Mann ermordet, der anscheinend den Diebstahl des Kunstwerks selbst angeleiert hat. Klingt nach einem typischen Fall für das Morddezernat von Beckett, Ryan und Esposito. Und das ist es auch. Der Fall an sich ist eigentlich ziemlich uninteressant und recht schnell zu durchschauen. Wieso die Episode trotzdem funktioniert? Weil das drumherum einfach passt.

Bereits im Museum taucht Versicherungsermittlerin Serena Kaye auf und raubt Castle mit ihrem Charme, ihrem Esprit und ihrer selbstbewussten Art fast den Atem. Als sie sich schließlich anbietet, Beckett und ihr Team bei den Ermittlungen zu helfen, ist Castle sofort Feuer und Flamme und läuft ihr wie ein treudoofes Hundchen hinterher. Dass Beckett dies gar nicht recht ist, macht sie von Anfang an deutlich klar. Sie macht aus ihrer Abneigung gegen die Versicherungsermittlerin keinen Hehl, misstraut ihr von der ersten Sekunde an und versteift sich schnell auf sie als Täterin.

"Ich stehle nichts, was jemand anderem gehört."

Es ist amüsant zu sehen, wie eifersüchtig Beckett reagiert, als Castle sich notgedrungen zu Ermittlungszwecken auf Kaye einlässt. Natürlich geht er ein klein wenig zu weit, als er sie im Hotelflur einfach küsst, um sie abzulenken und Beckett und ihrem Team zu ermöglichen, aus ihrem Hotelzimmer, das sie gerade durchsucht hatten, zu fliehen. Beckett lässt Castle sofort spüren, dass sie wütend auf ihn ist und lässt sich auch nicht von ihm beschwichtigen. Sie kann es einfach nicht verstehen, dass Castle sich zu Kaye hingezogen fühlt und das vor allem nachdem sich herausstellt, dass sie anscheinend Dreck am Stecken hat und mit dem Diebstahl zu tun hat. Es wäre so vieles einfacher, wenn Beckett und Castle sich endlich aussprechen würden.

Die Beziehung zwischen Beckett und Castle tritt momentan ein wenig auf der Stelle. Beckett hat vorgegeben, dass sie sein "Ich liebe dich" gar nicht gehört hat und so eine neue Distanz zwischen ihnen geschaffen. Und die ist ihr in Wirklichkeit gar nicht so recht. Durch die Gespräche mit ihrem Psychiater wird der Zuschauer zum ersten Mal wirklich Zeuge, wie es um die Gefühlswelt von Beckett steht. Bislang war sie bis auf ein paar kleine Szenen nicht unbedingt ein offenes Buch oder leicht zu lesen für den Zuschauer. Die Gespräche bieten nun die Gelegenheit, Beckett verletzlicher zu zeigen.

So recht scheint sie noch nicht zu wissen, was sie will. Einerseits möchte sie erst mit sich selbst ins Reine kommen und den Mord ihrer Mutter verarbeiten, andererseits befürchtet sie auch, dass sie Castle, wenn sie ihn lange genug auf Abstand hält, vielleicht verlieren könnte. Ich denke, sie hat sich schon längst für ihn entschieden, schafft es jedoch nicht, den letzten Schritt zu gehen.

Umso froher dürfte Beckett am Ende sein, dass sich zwischen Castle und Kaye nichts anbahnt, da sie bereits nach wenigen Tagen erkannt hat, dass er und Beckett miteinander verbandelt sind. Ich bin gespannt, wie lange man den Zuschauer noch hinhält, ehe es zwischen den Beiden wieder zu einer echten Annäherung kommt.

Neben Kristen Lehman kann auch eine weitere Gastdarstellerin richtig überzeugen. Auch wenn sie nur einen kurzen Auftritt hat, hinterlässt Jessica Tuck einen bleibenden Eindruck. Sie ist stets so herrlich distanziert und dominant, genau wie ihre Rolle in "True Blood". Dass sie am Ende die Täterin ist, überrascht nicht mehr wirklich, vor allem nach ihrem ersten Auftritt in der Episode, in dem sie sich mit ihrem Mann bereits einen Kleinkrieg um die Scheidung lieferte.

Fazit

Die Episode bietet einen durchschnittlichen Fall der Dank der Eifersucht von Beckett und der Blauäugigkeit von Castle jedoch enorm aufgewogen wird. So macht "Castle" richtig Spaß, selbst wenn man eigentlich dem Hin und Her zwischen dem Serienpaar nicht viel abgewinnen kann.

Melanie Wolff - myFanbase

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