Review: #6.04 Der größte Fan
Nachdem am Ende der Folge #6.03 Der ermordete Fernsehstar Beckett beim FBI gefeuert wurde, scheint ihre berufliche Zukunft ungewiss zu sein, was sie sichtlich zu beschäftigen scheint. Da kommt es ihr gerade recht, dass Castel's Anwesenheit bei einer Geiselnahme, welche im Zusammenhang mit einem Mord steht, benötigt wird und sie dadurch wieder, wenn auch nicht ganz offiziell, in eine Ermittlung involviert wird.
"Okay, then what you want?" – "You, I just want you."
Der Fall der Woche nahm in dieser Episode sehr viel Zeit ein, so dass eigentlich kaum Platz für die anderen Storylines blieb. Natürlich ist es bei einer Serie wie "Castle" normal, dass der Kriminalfall der Hauptbestandteil der Folge bildet, trotzdem werden die Entwicklungen in den Nebenhandlungssträngen oft auch vorangetrieben oder es werden die Beziehungen der Hauptcharaktere thematisiert. In dieser Episode war davon nur sehr wenig zu spüren, obwohl gerade Becketts Gemütszustand doch einiges hergegeben hätte. Schade, aber wenigstens wurde ein nicht ganz alltäglicher Fall gewählt und die Aufklärung war spannend und sorgte am Schluss auch für den nötigen Überraschungseffekt.
So deutet doch eigentlich schon zu Beginn der Folge alles darauf hin, dass Emma Briggs ihren Freund umgebracht und anschließend vom Tatort geflohen ist. Dass sie sich dann in einer Zahnarztpraxis verschanzt und dort Geiseln nimmt, macht sie nicht weniger verdächtigt. Trotzdem war es eigentlich vorhersehbar, dass sie eben nicht die Täterin ist, hätte sich der Fall doch sonst viel zu einfach gestaltet. Die Untersuchung des Falles war jedoch so aufgebaut, dass ich immer wieder an der Unschuld von Emma Briggs zweifelte, was den Mord sowie die Geschichte der Verdächtigen sehr spannend machte. Auch der Schluss war für mich eher überraschend, vor allem als Stokes seiner Tochter verspricht nun für sie da zu sein und damit nicht nur seine Ehe in Gefahr bringt, sondern auch das Risiko eingeht in der Öffentlichkeit schlecht dazustehen. Dieses "Happy End" sowie die Tatsache, dass der Anwalt beziehungsweise Schwiegersohn schlussendlich der Mörder war, fand ich ein cleverer Schachzug der Autoren und hat dazu geführt, dass ein wirklich spannender Fall gebührend abgeschlossen werden konnte.
Die Tatsache, dass Emma Briggs verlangt ausgerechnet mit Richard Castle zu sprechen, wurde dadurch erklärt, dass sie einerseits ein Fan von seinen Büchern ist und anderseits durch die Presse von seinen Erfolgen bezüglich Aufklärung von Morden Wind bekommen hat. Damit und durch die Tatsache, dass Emma Briggs der Polizei aufgrund früherer Geschehnisse misstraut, wurde der Einbezug von Castle und damit indirekt auch von Beckett einigermaßen logisch erklärt und natürlich konnte so erneut wieder einmal Castle den entscheidenden Hinweis zur Lösung des Falles liefern, was ich in dieser Episode aber absolut passend fand, da Richard die Folge auch mehr oder weniger alleine getragen hat, war doch Beckett hier eher sowas wie sein Beigemüse.
"I don’t know what to do." – "I have some ideas" – "No, Castle I’m talking about my life. I don’t know what to do with my life."
Und genau diese mangelnde Fokussierung auf Beckett führt mich zum negativen Punkt der Episode. So spannend der Fall war, für mich persönlich nahm er viel zu viel Raum ein, vor allem weil die Nebenhandlung um Beckett und ihre gescheiterte Karriere beim FBI so viel Potential für eine gute, emotionale und je nachdem auch selbstkritische Storyline gegeben hätte. Doch außer dem kurzen Gespräch zwischen Castle und Beckett im Bett, ihrer fast schon zu euphorische Freude über den Anruf von Captain Gates sowie den einen oder anderen kurzen Wortwechsel mit ihren ehemaligen Kollegen und ihrer ehemaligen Vorgesetzten, zeigt sich kaum in welcher Situation sich Kate Beckett momentan befindet und wie sehr ihr diese Situation zu schaffen macht. Denn schließlich ist zu Anfang alles andere als klar, ob sie die Stelle beim NYPD wieder zurückerhalten wird, was wenn man es genau nimmt auch das Ende ihrer Karriere als Polizistin bedeuten würde. Dass sie dies nicht auf die leichte Schulter nimmt ist klar, dass sie sich mit dem Fall von dem Ganzen ablenken will, ist auch absolut verständlich, dass diese Situation die ganze Episode lang kaum diskutiert wird, Kate am Schluss einfach ihre Marke wieder entgegennehmen darf und nun alles wieder so ist wie vor dem kurzen Abenteuer zum FBI, ist hingegen vollkommen unverständlich.
Ich bin absolut nicht der Meinung, dass man Kates Rückkehr zum NYPD noch länger hätte hinauszögern sollen, doch ich hätte wahnsinnig gerne eine Kate gesehen, die sich nicht mehr ganz so selbstsicher gibt wie früher, die Zweifel an ihrer Entscheidung, welche zur Kündigung beim FBI geführt hat, äußert, die nachdenklich wirkt, weil sie nicht weiß, wie sich ihr beruflicher Werdegang entwickeln wird und vor allem hätte ich gerne eine trauernde Kate gesehen, denn schließlich wurde in nur wenigen Sekunden ihr Traum von einer Karriere beim FBI zerstört. Doch all dies Gefühle und Selbstzweifel, die in so einer Situation bei jedem auftauchen würden, wurden durch die Fokussierung auf den Fall vollkommen weggewischt und am Schluss muss sich Beckett nicht einmal damit auseinandersetzen, dass sie nicht mehr genau die gleiche Funktion beim NYPD ausüben kann oder dass die Leitung der Fälle während ihrer Abwesenheit jemand anderem übertragen wurde und sie sich jetzt jemandem weiteren unterordnen muss. All diese realistischen Szenarien sind nicht eingetroffen und wir befinden uns wieder an der exakt gleichen Stelle wie vor dem FBI Abenteuer. Schade, denn hier hätte sich im Bezug auf Becketts Charakter einen Handlungsstrang regelrecht angeboten.
"Mr. Castle over the years I have learn not to discount your little theories, no matter how fanciful..."
Die anderen Hauptcharaktere hatten in dieser Episode kaum Screentime und auch sozusagen keine nennenswerte Szenen. Einzige Ausnahme bildete hier zu meiner Überraschung Captain Gates, die auf ihre ganz eigene Art und Weise Beckett wie auch Castle zeigt, dass die beiden ihr gefehlt haben, beziehungsweise sie die Arbeit von Beiden sehr geschätzt hat. Beckett zeigt sie dies einerseits dadurch, dass sie sie ohne viel Tamtam an den Ermittlungen teilnehmen lässt, obwohl der Polizeichef eigentlich unmissverständlich klar gemacht hat, dass Beckett ihren alten Job nicht mehr zurückhaben kann. Anderseits zeigt Gates am Ende der Folge wie sehr sie Beckett schätzt, als sie Stokes mehr oder weniger direkt darum bittet seine Beziehungen spielen zu lassen und so dafür zu sorgen, dass Beckett wieder als Polizistin arbeiten darf. Und auch Castle darf ein Lob von Gates empfangen, nämlich indem, dass sie seiner Theorie eine Chance gibt und sogar Becketts Nachfolger Sullivan darauf ansetzt. Diese kleinen Gesten zeigen, dass Gates sowohl ihren fähigen Detective sowie deren "Anhängsel" vermisst hat und wohl genauso froh über die Rückkehr der Beiden zum NYPD ist, wie Esposito und Ryan.
"So you’re back, which means I’m back. Am I back?" –"Yes"
Bis auf ein paar süße Szenen wurde die Beziehung von Castle und Beckett in dieser Folge nicht weiter thematisiert, was für mich aber überhaupt nicht störend wirkte. Alle wissen nun, dass die zwei sich gefunden haben und sich lieben, das muss meiner Meinung nicht jedes Mal wieder in den Fokus gestellt werden. So hat es hier vollkommen gereicht, dass der Zuschauer gemerkt hat, dass Beckett einerseits Castles Unterstützung in ihrer ungewissen beruflichen Zukunft hat, und dass Beckett sich natürlich Sorgen um Castles Sicherheit macht, als dieser sich in die Hand der Geiselnehmerin begibt. Hier wäre es meines Erachtens vollkommen überflüssig gewesen irgendwelche kitschigen Szenen einzubauen und so haben die Autoren beispielsweise bei der Szene als Castle angeschossen wird und Beckett sich zu ihm auf den Boden kniet ein großes Lob verdient. Denn sie haben es geschafft durch eine nicht gleich in Panik ausbrechende Beckett und einen nach Cheesburger schreienden Castle der Situation Witz zu verleihen und sie somit nicht unpassend kitschig werden lassen.
Fazit
Der Fall der Woche konnte überzeugen, genauso wie Captain Vicotria Gates, die Castle und Beckett immer wieder zu verstehen gibt, dass ihre Mitarbeit dem NYPD und ihr selber fehlt. Die Storyline mit Becketts Kündigung und ungewisser beruflicher Zukunft wäre unglaublich spannend gewesen, wurde jedoch leider sozusagen nicht thematisiert, was bei meiner Beurteilung doch einige Punkte kostet. Leider kann ich bis jetzt noch nicht behaupten, dass die sechste Staffel mit der grandiosen fünften mithalten kann. Aber wir haben noch einige Episoden vor uns und bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.
Maria Schoch – myFanbase
Die Serie "Castle" ansehen:
Vorherige Review: #6.03 Der ermordete Fernsehstar | Alle Reviews | Nächste Review: #6.05 Besuch aus der Zukunft |
Diskussion zu dieser Episode
Du kannst hier mit anderen Fans von "Castle" über die Folge #6.04 Der größte Fan diskutieren.
Informationen zur Episode
Englischer Titel: Number One FanErstausstrahlung (US): 14.10.2013
Erstausstrahlung (DE): 24.01.2014
Regie: John Terlesky
Drehbuch: Terence Paul Winter
Links
Jetzt ansehen/bestellen
ansehen
ansehen
ansehen
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare

01.04.2025 00:16 von Daniela
Reviews: Apple Cider Vinegar - Review Miniserie
Ja, ich gehe auch davon aus, dass sie in echt so etwas... mehr

31.03.2025 22:19 von Daniela
The Residence: The Residence
Ich bin auch fertig, ja. Aber mit meinem Verdacht lag... mehr