Bewertung

Review: #6.07 Seelenqualen

Gleich zu Beginn: Ist es wirklich nötig, Leo und Chris von einem Dinosaurier jagen zu lassen? Hier erreicht die Serie leider einen seiner absoluten Tiefpunkte.

Den Faust’schen Pakt gibt es also wirklich – und Paige muss dies am eigenen Leibe erfahren, als sie zur Rettung eines fragwürdigen Unschuldigen eilt, weshalb ihr nur noch ein Ausweg bleibt: Der Verkauf ihrer Seele – zwar nicht an den Teufel, aber an einen mächtigen Dämon.

Gute Idee, schlechte Umsetzung. Charmed hält das Niveau und die Spannung – absichtlich? – unten. Man hätte aus dem Storykern an sich viel mehr rausholen können, und man hat nach dem Ende der Episode das Gefühl, dass da einfach noch mehr gegangen wäre. Hatte man in den letzten Folgen, bis auf Ausnahme von "Opfer der Sehnsucht", das Gefühl, Charmed hätte dieses Makel überwunden, holt es uns hier wieder ein. Warum die Folge jedoch trotzdem zu beachten ist, obwohl nicht mehr als bloßer Durchschnitt, sind die Ansätze, die hier gelegt sind, jedoch nicht immer ganz ausgeschöpft werden.

Das wäre zum einen der sprichwörtliche Seelenverkauf. Das ist ja wie Jahrmarkt, denn ähnlich werden Seelen, nachdem sie den "Faust’schen Pakt" (steht sogar auf dem Vertrag!) eingegangen sind, an den höchstbietenden Dämon verkaufen. Hier dürfen wir wieder mal einen Grimlock begegnen – die bis heute zu den furchteinflößendsten Dämonen im "Charmed"-Universum gehören. Jedoch bleibt dies der einzige Dämon, den wir wiedererkennen dürfen. Dass Dämonen gerne handeln, ist uns schon aus der vierten Staffel bekannt: Hier wurde um die Kräfte der Zauberhaften gebuhlt. Leider bleibt dieser Handel sehr schemenhaft, da er immer wieder von den Hexen unterbrochen wird, und es bleibt auch offen, was nach dem Verkauf mit den Seelen passiert. Außerdem wurde hier die Chance vertan, düstere Atmosphäre – die die Serie dringend nötig hätte! – zu schaffen. Denn wie so oft bleibt ein eigentlich sehr brutaler Akt (wie der Verkauf einer Seele) nicht wirklich ernst genommen, da es stets ein bisschen witzig dargestellt wird. Das ist leider schlicht und einfach Potential, das hier vertan wird.

Auch ist die Frage interessant, ob denn nun wirklich ein Unschuldiger zu retten ist – denn ist ein Anwalt, der für Erfolg seine Seele verkauft, wirklich ein Unschuldiger, der die Hilfe der Zauberhaften bedarf? Eine Grauzone, die "Charmed" öfters betreten sollte.

Interessanter als die Geschichte selber – und das macht auch die Episode sehenswert – sind die Schwestern und das Verhältnis untereinander. Die Rolle der Schwester, die gern mal ärger macht, scheint nach Phoebe in den ersten drei Staffeln nun Paige übernommen zu haben. Doch ganz versteht man ihre Aktionen trotz immer größer werdender Sympathie, die wir Rose McGowan und ihrer Rolle entgegenbringen, nicht: Hatte sie nicht schon seit der vierten Staffel gelernt, dass die Hexen nur als Einheit funktionieren? Man hat das Gefühl, sie müsse sich selbst etwas beweisen, was auch an die fünfte Folge "Barbas" anknüpft, in der sie mit ihrer Angst kämpfte, nie so gut wie Prue zu werden. So ganz scheint sie dies noch immer nicht überwunden zu haben. Dass sie hier aber einfach so ihre Seele verkauft, und somit nicht nur sich, sondern auch die Macht der Drei und so auch ihre Schwestern in höchste Gefahr bringt, scheint sie auch am Ende der Geschichte nicht so ganz verstanden zu haben.

Da ist es verständlich, dass Piper wütend ist. Man fühlt sich an die vierte Staffel erinnert, in der Piper und Paige immer wieder Machtkämpfe austrugen, und Phoebe als Vermittlerin einsprang. So ganz hat sich dies anscheinend nicht gelegt, und auch scheinen die beiden – oder zumindest Paige – noch immer nicht als vollwertige Hexe, aber auch Familienmitglied akzeptiert zu haben. Viel mehr als die ganze Geschichte rundherum, bleibt uns die letzte Szene mit Schrecken in Erinnerung, als Paige zu ihrem neuen Freund Richard meint, der Streit werde sich schon wieder legen.

Doch noch nie war man sich hier so unsicher. Denn wo Charmed teilweise in der Story versagt, was Düsterheit und Gefahr betrifft, so war das Verhältnis der Schwestern noch nie so auf der Kippe wie zur Zeit: Warten wir ab, ob die Autoren diese Entwicklung weiter verfolgen, denn dann könnte Charmed , gepaart mit richtig guten und vor allem neuen Geschichten, endlich zeigen, was für ein Potential in der Serie steckt: Nämlich ein Seelendrama erster Güte.

Manuel Simbürger - myFanbase

Die Serie "Charmed - Zauberhafte Hexen" ansehen:


Vorherige Review:
#6.06 Opfer der Sehnsucht
Alle ReviewsNächste Review:
#6.08 Piper und die Tafelrunde

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Charmed" über die Folge #6.07 Seelenqualen diskutieren.