Bewertung

Review: #7.07 Letzte Ehre

Die letzte Folge hat uns ja wirklich ein trauriges Ende beschert, da mit Benny Severide eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Nebenfigur, gestorben ist. In meiner letzten Review habe ich bereits anklingen lassen, dass es mir weniger um Benny selbst leid tat, da er doch eine sehr ambivalente Persönlichkeit hat, an der man sich gut stoßen konnte, als es mir für Kelly Severide leid tat. Diese Folge nun stellt den endgültigen Abschied von Benny dar und ich habe mir vor allem die Frage gestellt, ob ich am Ende derer nun auch um ihm weinen würde.

Nach dem Ende der letzten Folge, als Chief Wallace Boden Kelly mit auf den Weg geben konnte, dass sein Vater stolz auf ihn war, weil Benny sich trotz der harten Worte seines Sohnes, für ihn und seine Wache eingesetzt hat, hatte ich gehofft, dass der Trauerprozess von Kelly in Frieden abläuft. Aber im Endeffekt hätte es mich auch nicht wundern dürfen, dass genau das nicht der Fall ist, denn aus eigenen Erfahrungen mit Trauerbewältigung weiß ich, dass Trauer nun einmal nicht rationalisierbar ist. Kelly leidet immer noch sehr unter seiner letzten Begegnung mit seinem Vater, agiert wie ein Roboter und hat es sich zur Mission gemacht, seine Worte bei seinem Vater wieder gut zu machen, indem er ihm eine ehrenvolle Beerdigung durch das CFD beschert. Diese Mission hat er jedoch zu einer Ein-Mann-Mission erklärt, da er weder seine Freundin Stella Kidd, noch seine Mutter Jennifer Sheridan so recht daran teilhaben lassen will. Dies konnte ich aber gut nachvollziehen, da er sich ja ganz alleine die Schuld aufgeladen hat und sie somit auch alleine wieder loswerden wollte. Es war klar, dass er damit irgendwann an seine Grenzen kommen würde und ich fand es ebenso logisch, dass im Endeffekt seine Mutter ihn auf den richtigen Weg bringt, da sie eben immer eine richtige Mutter war und daher genau weiß, was ihr Sohn hören muss.

Parallel ist Stella auf ihrer eigenen Mission, da sie unbedingt eine Sache für ihren Freund erledigen will und deswegen die Aufgabe auf sich nimmt, eine Ehrenmedaille von Benny zu finden, mit der dieser beerdigt werden soll. Als ich realisierte, dass dies zu einem Gemeinschaftstrip mit mehreren Kollegen zu Bennys Ex-Freundinnen führen würde, war ich erst doch sehr erschrocken, weil die Beziehungsunfähigkeit von ihm so ja regelrecht ins Lächerliche gezogen wurde und das wirkte dann im Gegensatz zu Kellys echter, tiefer Trauer sehr krass. Am Ende bin ich aber zu dem Fazit gekommen, dass ich mit dieser wirklich humoristischen Darstellung sehr gut leben konnte, denn im Endeffekt spiegeln die Gegensätze ja genau das wider, was ich auch immer in Bezug auf Benny empfunden habe. Er hatte seine Bockigkeit und Flapsigkeit, er hatte aber eben auch immer ein Kämpferherz und einen Sinn für Loyalität. Daher passt am Ende auch der tatsächliche Abschied von ihm, da Kelly bei seiner Ansprache auf seinen Vater, genau diese Ambivalenz hervorhebt. Die anschließend von Boden inoffiziell organisierte ehrenvolle Verabschiedung war dann das Tüpfelchen auf dem I und hat mich emotional sehr mitgenommen.

Vollkommen überflüssig fand ich dagegen Brian 'Otis' Zvoneceks Geschichte mit Katie Nolan. Grundsätzlich fand ich es sinnig, dass dieses Thema noch einmal angeschnitten wurde, da es für die beiden ja nie ein wirkliches Ende gab und weil sie auch die erste richtige Freundin von ihm war, die wir miterleben durften. Dennoch wurde mir nicht recht klar, warum sich Otis gedanklich so mit Katie beschäftigt hat. Hat er ihr gegenüber noch Gefühle, befürchtete er einfach nur eine peinliche Begegnung oder hatte er Sorgen, dass sie traurig sein würde, dass er mit Lily eine neue Partnerin hat? Auch aus dem tatsächlichen Gespräch zwischen den beiden ist es mir nicht viel klarer geworden. Bei Katie hat man eindeutig gemerkt, dass sie glücklich in ihrem Leben und mit neuem Partner ist. Als Otis aber von dem neuen Mann in ihrem Leben hörte, war seine Reaktion nicht zu deuten. Eifersucht oder Erleichterung? Eine eigentlich sinnvolle Storyline ist durch diese Unklarheiten leider als nicht gelungen zu bezeichnen.

Sylvie Bretts Storyline war in dieser Folge mit den restlichen Teilhandlungen zwar nicht verknüpft, aber es war klar, dass die Drehbuchautoren mit ihr an die neue Figur Kaplan Kyle Sheffield und ihre angedeutete Liebesbeziehung anknüpfen wollen würden. Der Auslöser für ihren erneuten Kontakt ist ein Autounfall, von dem Sylvie vermutet, dass er verursacht wurde, weil die Fahrerin Erika ihr Handy während der Autofahrt bedient hat. Diese Geschichte war jedoch wirklich nur nebensächlich, da es nur darum ging, dass Sylvie sich an Kyle wendet, um entscheiden zu können, ob sie diese Vermutung laut äußert oder fallenlässt. Man muss Kyle lassen, dass er wirklich ein sehr empathisches Wesen hat und eine Ruhe ausstrahlt, die Menschen in Not und Sorge beruhigt und Kraft gibt. Dennoch gehe ich nicht wirklich glücklich aus dieser Begegnung, da mir die angedeutete Liebesgeschichte – wie in der vorangegangenen Review erwähnt – nicht zusagt. Mir würde es definitiv besser gefallen, wenn man sich erstmal Zeit genommen hätte, damit auch Kyle ein eigenständiges Profil gewinnt. So habe ich nun eher wieder die Befürchtung, dass er nur für Sylvie eingeführt wurde, um ihn dann wieder loszuwerden, wenn ihre gemeinsame Zeit auserzählt ist? Mit diesem Hintergedanken kann man die beiden einfach nicht shippen.

Fazit

"Chicago Fire" bietet in dieser Woche definitiv eine In-Memoria-Folge für Benny, da seine ambivalente Persönlichkeit durch Kellys tiefe Trauer um ihn und auf der anderen Seite durch den lächerlichen Trip zu seinen Ex-Partnerinnen, perfekt wiedergegeben wird. Vor allem die letzten Szenen sind dann nur noch rührend und bilden eine würdige Abschiedskulisse. Die Nebenschauplätze dieser Folge passen da leider nur bedingt ins Bild.

Lena Donth – myFanbase

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