Bewertung

Review: #7.06 Harte Worte

Die letzte Folge hat drei größere Handlungsbögen angeschnitten, auf die ich wirklich sehr gespannt war, da ich natürlich wissen wollte, wie man weiter verfährt. Das war zum einen Kelly Severides Bitte an seinen Vater Benny, ihm bei den Problemen der Wache zu helfen, dann Matt Caseys erste Beziehungsversuche nach Gabriela Dawson und natürlich der Kampf schlechthin: Chief Wallace Boden gegen Jerry Gorsch. Zum Glück packt diese Folge alle drei Teilhandlungen an und bringt diese sogar alle zu einem Ende; mal freudig, mal traurig.

In der letzten Folge wurde mit Naomi Graham ein neuer Love Interest für Matt eingeführt. Ich stand ihr nach ihrem ersten Auftritt sehr neutral gegenüber, weil man auf der einen Seite merkte, dass sie sich wirklich auf die Fahne geschrieben hat, für das Gute zu kämpfen, aber auf der anderen Seite war sie in ihrer Art auch etwas viel. Beim gemeinsamen Aufenthalt im Diner wurde ja vor allem bei Matt sehr deutlich, dass sein Interesse an ihr geweckt war und dass er sich kaum von ihr trennen konnte. Daher war mir klar, dass es sich nicht um einen einmaligen Gastauftritt handeln würde und prompt tauchte Naomi nun erneut auf. Man merkt relativ schnell, dass der angeblich berufliche Grund für ihr Auftauchen sehr, sehr unwichtig war, sondern dass es wirklich darum ging, dass sie Matt näherkommen wollte. Daher fand ich es spannend, dass bei ihm plötzlich eine innere Blockade entstand. Naomi hat zugegebenermaßen tatsächlich etwas von Gabby, denn diesen Zwiespalt, wie ich sie finden soll, hat Gabby über sechs Staffeln bei mir ausgelöst, bis es am Ende komplett ins Negative ausschlug. Trotzdem hätte ich Naomi jetzt nicht vorverurteilen wollen, aber ich fand es am Ende sehr konsequent, dass Matt sie doch auf Abstand gehalten hat. Dieses Ausweichen vom Kuss hat daher erstmal einen Deckel auf die Angelegenheit gelegt, den ich auch richtig finde. So sehr man an Gabby verzweifeln konnte, so war ihre Beziehung zu Matt doch immer episch. Da hätte ich es jetzt unpassend gefunden, wenn Naomi auf Anhieb direkt der richtige Griff gewesen wäre.

Bei Kelly ist es wiederum so, dass es zu einer dramatischen Wendung kam, die ich so nicht haben kommen sehen. Als Benny von dem verabredeten Treffen mit ihm ferngeblieben ist, hätten natürlich sofort die Alarmglocken schrillen können, aber es ist nun mal Fakt: Benny war noch nie besonders verlässlich, so dass ich auch gedacht habe, dass die Autoren die Endlösung vielleicht noch etwas hinauszögern wollen. Die erste Überraschung kam dann natürlich mit Bennys Schlaganfall. Als Kelly den Anruf bekam, war ich erst entsetzt, um dann zu denken, na klar, jetzt hat er etwas, womit er sich gedanklich quälen kann, weil er seinem Vater an den Kopf geworfen hat, dass Boden mehr Vater für ihn war. Aber dass er wirklich sterben würde, das hat mich dann richtig eiskalt erwischt. Benny als Figur trauere ich ehrlich gesagt auch eher weniger nach, da es bei ihm letztlich nie eine Entwicklung gab und er immer für Chaos gesorgt hat. Aber für Kelly hat es mir unheimlich leid getan, dass der Tod so plötzlich kam und dass er in seiner Trauer sich irgendwo im Nirgendwo befand. Auf der einen Seite beschämt, auf der anderen Seite wütend.

Daher war ich so dankbar, dass es noch den dritten Handlungsbogen gab, der Kelly doch so etwas wie Versöhnung anbieten konnte. Nachdem sich Jerry über zwei Schichten maßlos überschätzt hatte und meinte, dass er Bodens Job problemlos ausführen könnte, bin ich froh, dass wir an dieser Stelle endlich einen Cut machen können. Jerry hat im Endeffekt nur eine persönliche Fehde ausgetragen, die fachlich keine Grundlage hatte. Ihn daher am Ende seine Sachen packen zu sehen und wie Boden ihn süffisant verabschiedet, dass er dann die Tür schließen soll, großartig. Und wie sind wir den Kerl endlich losgeworden? Ja genau: durch Benny! Benny verabschiedet sich mit einer Heldentat und nutzt seine Kontakte zu Commissioner Grissom, um den Kleinkrieg zu beenden. Dadurch kommt es zu einer wunderschönen Szene ganz am Ende der Folge, wo Boden Kelly mit auf den Weg geben kann, dass sein Vater interveniert hat, weil er wusste, dass sein Sohn bei der Wach 51 zu dem Mann geworden ist, auf den er stolz sein konnte. Auch für mich war dieser Zusammenhang sehr gut, da auch ich so meinen Frieden mit Benny schließen konnte.

So viel auch in dieser Folge beendet wurde, es gab auch einen neuen Anfang. Kaplan Orlovsky hat seine Rente angekündigt und sein Nachfolger Kyle Sheffield wird eingeführt. Der Kaplan war nie die Figur, die einem als Erstes bei den Nebenfiguren einfällt, weil er letztlich doch zu wenig aufgetaucht ist. Aber wenn er da war, gab es eben auch immer sehr tiefsinnige Szenen, so erinnere ich mich an einige tolle Momente vor allem mit Gabby. Kyle ist nun der neue Kaplan und ich musste doch sehr schmunzeln, als ich ihn das erste Mal sah. Ausgerechnet Zoom aus "The Flash" als sensibler Seelsorger. Andererseits muss man Teddy Sears natürlich lassen, dass er in der Superheldenserie schon unter Beweis stellen konnte, dass er eine große Bandbreite darstellen kann und die Rolle des ehemals geläuterten Badboys (zumindest kann man Emily Fosters Erzählung doch so deuten, oder nicht?) und des nun sensiblen Beistands steht ihm gut. Weniger gut gefällt mir, dass man auf Anhieb eine Verbindung zu Sylvie Brett aufbauen musste. Das hätte auch für später gereicht.

"Chicago Fire" wäre aber auch nicht "Chicago Fire", wenn es nicht die ganze Latte an Emotionen geben würde. So durfte natürlich auch eine aufheiternde, lustige Handlung nicht fehlen. Manchmal passiert es mir doch, dass ich genau diese Handlungsbögen als zu lächerlich empfinde, aber Joe Cruz' Versuch, seinen Kollegen Spanisch beizubringen, war wirklich zum Schmunzeln. Spätestens als dann alle gebannt vor den Bildschirmen saßen und den Handlungen der Telenovela folgten, war die Gaudi perfekt. Aber schon von "Jane the Virgin" wissen wir ja, was Telenovelas für ein Zuschauermagnet sein können.

Fazit

Diese Folge zeigt doch eindrucksvoll die ganze Palette an Emotionen, die eine TV-Serie wie "Chicago Fire" bieten kann. Man kann lachen, man kann weinen, man kann verzweifeln und auf einen neuen Anfang hoffen. Der Tod von Benny war sicherlich eine große Überraschung, aber er war mit dem Ende von Jerry als terrorisierender Faktor der Wache so rund verknüpft, dass man einfach einen Sinn darin sehen muss. Nun heißt es auf zu neuen Ufern und mit der Einführung des neuen Kaplans steht die erste Veränderung ja schon im Haus.

Lena Donth – myFanbase

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