Bewertung

Review: #8.15 Kreuzzug

In OneChicago sind Crossover nun wahrlich keine Seltenheit, zumal praktisch wöchentlich die einzelnen Figuren beieinander vorbeischauen, wo es sich gerade sinnig anbietet. Größere Crossover bedürfen da wesentlich aufwendigerer Vorbereitung, weswegen sie im Vorfeld bereits groß angekündigt werden. Der Aufwand lohnt sich stets, da sie aus dem normalen Serienalltag einfach rausstechen. Diese Woche nun steht ein mittleres Crossover an, da diesmal nur "Chicago Fire" und "Chicago P.D." teilnehmen. Dafür hat man sich einen richtigen Schachzug überlegt, denn mit Brian Geraghty als Sean Roman kehrt ein alter Bekannter zurück.

Grundsätzlich kann man nach diesem Auftakt zum Crossover bei "Chicago Fire" festhalten, dass man sich ein großen Gefallen getan hat, nur zwei Handlungsbögen zu zeigen. Auf der einen Seite haben wir Sylvie Brett und die Begegnung mit ihrer leiblichen Mutter. Da dies ein wirklich wichtiger Handlungsstrang für ihre Figur ist, wäre es wahrscheinlich unnatürlich gewesen, diesen einfach auszusetzen. Auf der anderen Seite haben wir eine Reihe von Drogenüberdosierungen, die mit dem Verschwinden von Seans jüngerer Schwester Sarah in Zusammenhang stehen. Diese klare Teilung macht es möglich, dass auch Zuschauer, die möglicherweise regulär nur eine der beiden Sendungen schauen, problemlos mitkommen können. Vor allem rund um Seans Figur hat man sich wirklich sehr viel Mühe gegeben. Selbst für treue "Chicago P.D"-Zuschauer ist sein letzter Auftritt nun schon vier Jahre her, weswegen es geschickt war, immer mal wieder Basics zu ihm einzubinden. Hier dürfte wirklich jeder auf seine Kosten gekommen sein.

Ich selbst gehörte nie zu den größten Sean-Fans. Er war immer eine eher unbequeme Figur. Mit seinem Gastauftritt ist mir nun aber wieder bewusst geworden, dass es einen Charakter wie ihn nach dem Ausstieg von Jon Seda als Antonio Dawson für die Intelligence Unit bräuchte, denn er ist kein Ja-Sager. Er ist der Querdenker, den man als Gegenpol zu Hank Voight bräuchte. Aber abseits davon ist es unwahrscheinlich nett, wenn alte Figuren zurückkehren und dann auch noch eine genau geplante Storyline erhalten, die unterstreichen, dass es Rollen waren, die OneChicago maßgeblich mitgeprägt haben.

Nun kommen wir aber zum eigentlichen Inhalt der Episode. Diese fängt schon unheimlich stark an mit dem Einsatz von Sylvie und Emily Foster, die sich gleich mit drei Jugendlichen rumschlagen müssen, die unwissentlich eine hohe Dosis an Fentanyl eingenommen haben. Die Darstellung dieses Einsatzes war schonungslos und dadurch auch mitreißend. Ich war jedenfalls von Minute 1 an mittendrin im Geschehen. Mit den Jugendlichen als Opfer hat man natürlich auch eine Zielgruppe gewählt, die den Fall noch brisanter macht. Zudem hatte man mal wieder die Gelegenheit, auch Donna einzubinden, die als Lehrerin tatsächlich die naheliegende Quelle für hilfreiche Informationen war.

Wie Sean zurückkehrt, war ebenfalls eine gute Idee, denn allzu viel war über seine Familie nie bekannt geworden, so dass man sich hier fleißig austoben konnte. Wer vor allem "Chicago P.D." kennt, weiß, dass Familie über alles geht, dementsprechend ist das Verschwinden seiner jugendlichen Schwester Sarah genau die Motivation, die Sean impulsiv, rücksichtlos und gefährlich agieren lässt. Gleichzeitig hatte man auch Verständnis für ihn, auch wenn man ahnte, dass es nicht gut für ihn ausgehen wird. Wenigstens wurde ihm Kelly Severide zur Seite gestellt, der mit einer eigenen Schwester sich gut in die Situation hineinversetzen konnte. Dennoch wurde auch in ihrer Kombination nicht mit gefährlichen Situationen gegeizt. Vor allem das Treffen der beiden mit einem Drogendealer war heftig inszeniert und hat von der Erzählart her eher an "Chicago P.D." erinnert und damit weit weg von der Familienunterhaltung, für die "Chicago Fire" steht. Ich finde es aber gut, dass die beiden Serien sich bei einem Crossover stilistisch annähern, so dass jeder Zuschauer am Ende zufrieden sein kann. Die Konsequenzen für Sean und vor allem sein Wiedersehen mit den Ex-Kollegen wird erst im Abschluss des Crossovers thematisiert werden, aber die Möglichkeiten für eine spannende Erzählung wurden im Rahmen der Möglichkeiten von einer Serie wie "Chicago Fire" voll ausgenutzt.

Kommen wir abschließend wieder zurück zu Sylvie, die uns dieses Mal etwas tiefer in ihre Gefühle eintauchen lässt. Bisher wirkte es doch so, als sei sie bezüglich ihrer leiblichen Mutter seltsam unbeteiligt, aber nun zeigt sich, dass sie sehr wohl viele Fragen als Kind, Jugendliche und schließlich Frau hatte. Es passt auch ganz hervorragend zu Sylvies Naturell zwischen kühnem Optimismus und brutaler Realität, dass sie sich Märchen für ihre leiblichen Eltern ausgedacht hat, um dann zu realisieren, dass sich damit doch niemand messen kann. Dass dies berechtigt ist, zeigt sich zunächst, als die von ihrer Mutter genannte Adresse vermeintlich in eine Sackgasse führt. Aber wenigstens muss sie sich diesem Dämpfer nicht alleine stellen, denn Matt Casey und Emily sind wahlweise an ihrer Seite. Am Ende taucht Julie dann doch noch auf und wow hat man mit ihrer Darstellerin Kelly Deadmon eine perfekte Wahl getroffen. Sie sieht Kara Killmer nicht nur unglaublich ähnlich, die beiden hatten auch eine Chemie, die für Gänsehaut sorgt. Ihre erste Begegnung war ein intensiver Moment und mit der erneuten Schwangerschaft auch gepickt mit einer Überraschung. Kein Wunder, dass das Sylvie überfordert hat. Hier bin ich sehr gespannt, wie es für die beiden Frauen nun weitergeht.

Fazit

Wie so oft erweist sich das Crossover als Erfolgsgarant. Die hierfür entwickelte Geschichte rund um Sean Roman ist bis hierher sehr gut gedacht und bietet noch viel Potenzial für das Ende bei "Chicago P.D.". Man merkt deutlich, dass die beiden Serien aufeinander abgestimmt wurden, um möglichst viele Zuschauer überzeugend mitzunehmen beim Geschehen. Aber auch Sylvies erste Begegnung mit ihrer leiblichen Mutter wusste zu berühren und hat einen guten Gegenpol gesetzt.

Lena Donth – myFanbase

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