Bewertung

Review: #12.09 Gefährliche Patientin

Ich bin mir nicht sicher, woran es genau liegt, aber irgendwie hat "Chicago Fire" seit dem Ausstieg von Jesse Spencer in Staffel 10 in meinen Augen einen gewaltigen Hänger bzw. eine Durststrecke. Bis auf ein paar kleine Highlights kann ich nicht gerade behaupten, man würde uns spannende Handlungen anbieten und falls es mal gewisse Ansätze dazu gibt, sind die schneller weg, als sie gekommen sind und leider zeigt sich auch das in dieser Episode für mich mehr als deutlich.

Fangen wir doch gleich mal mit Derrick Gibson an, dessen Abgang ich noch immer nicht verdaut habe. Ehrlich gesagt kann ich es noch immer nicht verstehen, weswegen man Rome Flynn nach sechs Episoden schon wieder rausgeschrieben hat, zumal mit Gibson wirklich eine spannende Story aufgebaut wurde. Und wenn ich dann noch die Berichte von Variety und TVLine diese Woche lese... nein, das steigert nicht unbedingt meine Laune. Somit fand ich das kurze Gespräch zwischen Sam Carver und Stella Kidd eher unnütz. Auch wenn ich Carvers Aussage dahingehend noch verstehen kann, dass Gibson wohl erst einmal Zeit braucht. Aber ich denke, das war sowieso das letzte Mal, dass man Gibsos Name gehört hat, auch wenn Carver in der letzten Episode noch große Töne gespuckt hat, er würde ihn auf der 'anderen' Seite sehen, womit wahrscheinlich der bestehende Kontakt gemeint ist, an den ich ja nicht glaube. Gibson ist zwar weg, aber man hat meiner Meinung nach in dieser Episode versucht, aus den Fehlern, die man mit dieser Figur gemacht hat, zu lernen. Aber irgendwie ist das mehr schlecht als recht gelungen.

Im Gegensatz zur Fangemeinde von OneChicago mag ich Kylie Estevez ziemlich gerne und ich mag es, wenn sie immer mal wieder auftaucht. Zwar hatte ich den Wunsch, man würde sie in den Hauptcast befördern, denn als jetzige Feuerwehrfrau und der Tatsache, dass Kidd sie ausgebildet hat, sehe ich durchaus neue Möglichkeiten. Ich kann zwar nachvollziehen, wenn sie auf eigenen Beinen stehen will und deshalb eine andere Wache gewählt hat, aber einen wirklichen Mehrwert gibt es in meinen Augen nicht, wenn man sie – bis auf das eine Mal – dort nicht in Aktion sieht. Aber ich bin ein bisschen abgeschweift. Mit Kylie hat man nämlich versucht, die Fehler, die man mit Gibson gemacht hat bzw. durch ihn gemacht hat, auszubügeln. Ich hatte ja schon befürchtet, mit James wäre es das mit der einen Episode schon wieder gewesen, daher finde ich es gut, dass man die Geschichte um ihn und das Haus seiner Mutter weitergesponnen hat. Ob man das nun richtig gemacht oder nicht, das mag man erstmal dahinstellen. Mir gefällt aber, dass man Chief Boden mal wieder als fürsorglichen und besorgten Vater erleben darf, wenn Donna und sein anderer Sohn schon nicht auftauchen. Ich fand es anfangs auch nicht schlüssig, weswegen Kylie die Vermittlerin zwischen Vater und Sohn ist, was vielleicht auch mit daran lag, weil man Gibson da miteinbezogen hat. Gebraucht hat es das nämlich eigentlich nicht. Wie gesagt, ich fand es anfangs nicht schlüssig, es sei denn, man holt soweit aus, als dass Kylie ja Boden als ihren 'Dad' bezeichnet, da er so besorgt um sie ist, als wäre sie seine Tochter. Es könnte also mit gaaaaanz viel Verständnis und Augen zu tatsächlich so ausgelegt werden, dass sich Kylie gegenüber Boden dazu verpflichtet gefühlt hat, ihn wegen James und dessen Sorgen ins Bild zu setzen und damit ihr eigenes schlechtes Gewissen wegen Gibson zu beruhigen. Denn ich könnte mir vorstellen, dass sie sich dahingehend tatsächlich Selbstvorwürfe macht.

Für Boden und James wünsche ich mir mehr gemeinsame Szenen, denn wenn wir uns recht erinnern, hat er James in den vergangenen Staffeln etwas im Stich gelassen und jetzt würde sich für beide diese Möglichkeit prima ergeben. Ich fand aber auch seltsam, warum Boden nicht selbst in solch eine Richtung gedacht hat, immerhin hat James ihm von seinen Sorgen erzählt. Aber nun gut. Ich will nicht allzu kleinlich sein.

Wenn ich mir die Geschichten um Randall 'Mouch' McHolland ansehe, frage ich mich wirklich, ob man sich ihm tatsächlich irgendwie entledigen will. Zu Beginn hat man ja schon angesprochen, dass er nicht mehr viele Jahre bis zur Rente hat, aber so überdeutlich muss man das nun auch nicht zeigen, finde ich. Denn so richtig brauchbar war seine Story mit Kathy nun auch nicht. Zwar hat man sich dadurch zurückerinnert, was Mouch Sylvie Brett bei ihrem Weggang gesprochen hat, man muss sich dann aber auch noch sowas ausdenken und ihn so hinstellen, als würde er ohne Trudy Platt nichts gebacken kriegen? Es ist nicht so, dass ich es nicht mag, wenn Frauenpower groß geschrieben wird und Amy Morton ist einfach eine Wucht als Trudy und ich habe diese Szene definitiv genossen. Aber man hat Mouch quasi als zu weich hingestellt und das ist das komplette Gegenteil, was wir erst kürzlich gesehen haben.

Ich fand Kathy als Charakter durchaus interessant und hätte das Ganze wohl auch etwas spannender und interessanter gefunden, wenn man es etwas gestreckt und mindestens über zwei Episoden erzählt hätte. Stattdessen zog man es im Schnelldurchlauf durch und zurück bleibt bei mir lediglich: Ja, "Chicago Fire" thematisiert in dieser Staffel mentale Gesundheit, aber in so einem Eilverfahren, dass es bei mir einen eher bitteren Beigeschmack hinterlässt und das gefällt mir leider ganz und gar nicht. Leider hat man dadurch auch versäumt, einen weiteren Freundschaftsmoment mit Christopher Herrmann zu schaffen.

Kommen wir nun zu Kelly Severide. Ich mochte Severide wirklich mal, aber irgendwie hat das extrem abgebaut und dass er nun vermehrt mit dem OFI zusammenarbeitet, das macht ihn mir nicht sympathischer. Wenigstens ist "Chicago Fire" in dieser Hinsicht mehr als konsequent, wurde es doch schon im Vorfeld gesagt, dass man Severide und die Brandermittlung in den Vordergrund rücken würde und dabei habe ich schon die Augen verdreht. Jetzt sehe ich das auf meinem Bildschirm und bin noch weniger begeistert. Der Fall rund um das Musikstudio und wie alles zusammenhängt oder zusammenhing, das war zwar interessant, hätte ich aber nicht in diesem Aufwand gebraucht. Zwar hat man auch Kidd miteinbezogen, aber auch hier hatte ich eher den Eindruck, das tut man, um sich nicht mit der Ehe der beiden beschäftigen zu müssen und man beugt einem neuerlichen Streit vor.

Das eigentliche Highlight war dann tatsächlich Lizzie Novak, deren Darstellerin Jocelyn Hudon bereits letzte Woche als neue Sanitäterin angekündigt wurde und die Option auf eine Hauptrolle hat. Zwar hat man erst eine Episode mit ihr gesehen, aber mein erster Eindruck ist verdammt positiv von ihr und sie könnte ich mir nach aktuellem Stand definitiv gut als Hauptrolle vorstellen. Ein bisschen Sorge habe ich vielleicht, dass es eine Dreiecksbeziehung zwischen Lizzie, Carver und Violet Mikami geben könnte. Den Grundstein hat man ja quasi schon gelegt, indem Lizzie schon Interesse an Carver angemeldet hat. Ich hatte aber auch den Eindruck, dass noch viel mehr dahintersteckt, weil sie eben auch von verschiedenen Wachen kommt, von denen sie sehr Ähnliches berichtet hat. Ich glaube jedenfalls auch, dass Lizzie großes Potenzial hat und hinter ihrer Art noch mehr steckt, was man auch sehr toll an ihrem Einsatz mit Violet und Theo gesehen hat. Ich freue mich also, diesen Charakter näher zu erkunden und hoffe, man nutzt diesmal seine Chance.

Fazit

Und willkommen zur zweiten Runde von: Die Bewertung wird mir wieder etwas schwer gemacht. Auch diesmal hat man Ansätze gehabt, bei denen man wieder das Potenzial zu schnell verschossen hat oder auch Dinge, die man absichtlich nochmal angesprochen hat, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen und das ist sehr schade. Ich habe tatsächlich gedacht, bei dieser kurzen Staffel wäre es diesmal anders. Somit habe ich momentan nicht viel Hoffnung, dass noch ein richtiger Knaller kommen wird.

Daniela S. - myFanbase

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