Bewertung

Review: #1.03 Professionelle Höflichkeit

So wie Severide in den Fokus der letzten Folge gerückt ist, dreht sich dieses Mal die Handlung hauptsächlich um Casey, der sich mit einem Fall konfrontiert sieht, in den der Sohn eines langjährigen Polizisten verwickelt ist. Nebenbei wird dem Zuschauer auch ein kleiner Einblick in Peter Mills Privatleben und seine Motivation den Feuerwehrberuf auszuüben, gegeben.

"Look he is a dirty cop, the kind of a guy that gives the rest of us a bad day."

Mit dem Autounfall und den Folgen davon wird eine Storyline geschaffen, die sich ganz sicher noch in die nächste Folge hineinzieht und mit der letzten Szene wird ein unglaublich toller Übergang dazu geschaffen. Nicht nur der Blick den Voight Casey durch die Fensterscheibe des Restaurants zuwirft, spricht Bände, sondern schon rein die Tatsache, dass Voight genau weiß, wo sich Casey gerade aufhält, zeigt, dass es sich bei seinen Worten vorher in der Bar nicht nur um leere Drohungen gehandelt hat.

Sehr gut hat mir an dem Handlungsstrang gefallen, wie gegensätzlich die zwei Charaktere Casey und Voight sind. Während Casey in der Geschichte sicherlich der Sympathieträger ist, macht sich Voight den Zuschauer eigentlich schon in seiner ersten Szene zum Feind. Denn er steht lächelnd, ja fast sorglos im Kreis seiner Kollegen und dies nachdem doch gerade sein Sohn unter Alkoholeinfluss einen Unfall gebaut hat und er selber die Beweise für den Unfallhergang verschwinden lassen hat. So wird er einem auch nicht viel sympathischer als er Casey später erklärt, dass er, selbstverschuldet, im Leben seines Sohnes nie eine Rolle gespielt hat und dies jetzt ändern möchte. So ist Voights Motiv sehr wahrscheinlich schon, dass er seinen eigenen Sohn liebt und ihn vor dem Gefängnis beschützen will, doch tut er dies mit einer Überlegenheit und einer Rücksichtslosigkeit, dass ihm auf keine Art und Weise Verständnis entgegengebracht werden kann. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen übt seine Figur und der damit vorhandene Handlungsstrang einen großen Reiz aus, so dass ich am Schluss der Folge fast erleichtert war, dass die ganze Sache noch nicht abgeschlossen ist. Bin ich doch erstens darauf gespannt, ob und wie genau Voight seine Drohungen wahr macht und ob Casey am Schluss doch noch einknicken wird.

Genauso wie es mir in der letzten Folge gefallen hat, dass der Fokus auf Severide gelegt wurde, fand ich es schön, dass man nun Caseys Charakter etwas näher beleuchtet hat, auch wenn dies auf eine ganz andere Art geschah, als bei Kelly. Doch man hat in dieser Episode in der Geschichte mit Voight doch sehr viel über die Eigenschaften von Matthew Casey erfahren. So ist nun klar, dass er ein anständiger, liebevoller und mitfühlender Mensch ist, der keine Angst hat zu seinem Wort zu stehen, für Schwächere Partei zu ergreifen und sich dem Unrecht entgegenzustellen. Denn obwohl für ihn erst die Querschnittslähmung des Jungen im anderen Auto äußerlich ausschlaggebend war, dass er in seinem Bericht das schreibt, was wirklich vorgefallen ist, bin ich mir sicher, dass er innerlich, für sich selber, schon längst zu dieser Entscheidung gelangt ist. Auch wenn sein Neuanfang mit Hallie in der Episode #1.02 Mon Amour auf etwas anderes hindeutet, bin ich mir trotzdem sicher, dass Casey kein Freund von überstürzten Handlungen ist und so hat er sich dieses Mal genau überlegt was er tun will und welche Chance er hat, mit seiner Aussage durchzukommen. Dies erklärt die Rücksprache mit Antonio und die Suche nach anderen Zeugen, würde doch dadurch sein Bericht viel überzeugender wirken.

Doch nicht nur im Handlungsstrang mit Voight werden die genannten Charakterzüge von Casey offenbart. Auch die dauernden Sticheleien von Otis gegenüber Mills führen dazu, dass Casey für den Schwächeren, nämlich für den Kandidaten Mills einsteht, indem er Otis kurzerhand durch Mills eine Lektion erteilen lässt. Eine schöne und witzige Szene, die zeigt, dass Caseys Stelle als Lieutenant in der Feuerwache mehr als gerechtfertigt ist.

"A part of me doesn't wanna know." – "I get it. Of course, but the consultation is off the book just I and you will know and we'll figured out."

Shay scheint Severide wirklich gut zu kennen und sie hat ihre Verantwortung als Freundin und Mitbewohnerin wahrgenommen und ihn dadurch, dass sie für ihn einen Arzttermin vereinbart hat, gezwungen sich seinen Schmerzen und seiner Angst zu stellen. Wie bereits angenommen war die Angst natürlich nicht ganz unbegründet und Kellys Verletzung scheint nicht nur eine Bagatelle zu sein, die schnell erledigt ist. Gewissermaßen hat mich das überrascht, denn Severide ist einer der zentralen Charaktere von "Chicago Fire". Herausschreiben kann/will man ihn sicherlich nicht und auf der Feuerwache auf ihn verzichten, würde ja wohl kaum Sinn machen. Ich bin also gespannt, wie diese Verletzung beziehungsweise die Heilung davon von den Autoren umgesetzt wird und hoffe nicht, dass man irgendeine unrealistische Lösung aus dem Hut zaubert.

Schön an dem Handlungsstrang fand ich aber die Beziehung zwischen Kelly und Shay. Shay, die einerseits weiß, dass Kelly wohl nicht von sich aus zum Arzt gehen oder seine Verletzung Chief Boden melden wird, findet einen Weg ihm zu helfen, ohne den offiziellen Weg einzuschlagen und so dafür zu sorgen, dass Severide nicht von heute auf morgen von seinem Beruf beurlaubt wird. Und auch Severides Reaktion auf den Arzttermin ist alles andere als Wut über die Einmischung. Im Gegensatz, denn er gesteht Shay, dass er Angst vor dem Ergebnis hat und nicht sicher ist, ob er über seinen Gesundheitszustand wirklich so genau informiert sein will. Doch hat er genug Respekt vor Shay und besitzt genug Eigenverantwortung und nimmt den Termin, trotz seiner Angst, wahr. Natürlich ist der Umgang mit der Diagnose nicht der beste und wohl auch eine eher überstürzte Handlung, was sehr schön den Unterschied zu Casey darstellt, der seine Schritte genau überlegt. Severide hingegen handelt oft bevor er genau nachdenkt, ist sich dessen aber auch bewusst und so erwähnt er Shay gegenüber, dass er lieber die Schmerzen aushält, als sich operieren zu lassen und so sechs Monate bis ein Jahr im Job ausfällt. Ich gehe stark davon aus, dass er sich die ganze Sache noch einmal ins Gedächtnis zurückruft und seine Entscheidung überdenkt, wenn ihm klar wird, was für Folgen es haben wird. Außerdem besteht wohl kein Zweifel darüber, dass Shay ihm, egal welche Entscheidung er trifft, zur Seite stehen wird.

Severides Gedankenlosigkeit, sowie das Wissen über diese Schwäche kommt auch in seiner sexuellen Beziehung mit Nicki zum Vorschein. Trotzdem, dass er genau weiß, dass ein Verhältnis mit ihr untersagt ist und er sich so die Wut des Chiefs zuziehen könnte, lässt er sich von Nicki einwickeln, die mir nebenbei gesagt vollkommen unsympathisch rüberkommt und auf deren Handlungsstrang ich getrost verzichten könnte. Dass Severide ein Frauenheld ist und beim weiblichen Geschlecht gut ankommt, war mir schon vor Nickis Auftauchen klar und durch Kellys Verletzung hat er meiner Meinung nach auch einen guten Handlungsbogen, der nicht noch zusätzlich durch eine Affäre mit einer verlobten Frau, die von ihrem Vater verhätschelt wird, erschwert werden muss. Na ja nach dem Auftauchen des Vaters in Kellys Wohnung und dadurch, dass dieser nun weiß, dass Nicki verlobt ist, bleibt zu hoffen, dass diese Storyline ein Ende gefunden und nicht noch weiterreichende Konsequenzen hat.

"Mom I'm a candidate. You know they can bounce me like that... I have to go."

Durch den Einblick in Mills Leben neben der Feuerwache hat man einerseits einen schönen Einblick bekommen, dass es in der USA Tatsache ist, dass ein Feuerwehrmann von seinem Gehalt nicht seinen Lebensunterhalt finanzieren kann, sondern sich noch eine Nebenbeschäftigung suchen muss. Andererseits hat man etwas mehr über Mills und seine Motivation ein Feuerwehrmann zu werden, sowie über seine Familie erfahren. Schon Mills Vater war Feuerwehrmann und trotz, dass er wohl während der Arbeit umgekommen ist, will sein Sohn nun in seine Fußstapfen treten. Kein Wunder also, dass sich Mills Mutter um ihn sorgt und Angst hat, dass ihn das gleiche Schicksal wie seinem Vater heimsuchen wird. Es sagt viel über Mills Charakterzug aus, dass er sich trotz der Angst seiner Mutter, nicht von seinem Weg abbringen lässt, was überhaupt nicht bedeutet, dass er seine Mutter nicht liebt, sondern, dass er zu seinen Entscheidungen steht und auch stark genug ist, diese durchzusetzen. Meiner Meinung nach, hat diese Episode, Mills Einstellung und seine Beziehung zu seiner Familie ihn nur noch sympathischer und liebenswerter gemacht.

Randbemerkungen

  • Bei den Fällen konzentrierte sich die Folge vor allem auf den Verkehrsunfall von Justin, dem Sohn von Detective Voight, bei dem auch nicht der Fall als solches, sondern eher die Folgen im Mittelpunkt standen. Die anderen Fälle waren eigentlich nur als Lückenfüller zu betrachten, sind aber trotzdem immer wieder interessant, da man dadurch einen schönen Einblick in die Arbeit der Feuerwehr erhält und dabei feststellt, dass sie nicht nur zum Löschen von Bränden, sondern auch zu diversen anderen Vorfällen gerufen werden.
  • Eine eher traurige Tatsache, die aber in der Episode sehr witzig dargestellt wurde, ist die Spendensammlung für einen neuen Fernseher. Traurig daran ist, dass die Stadt scheinbar nicht fähig ist, ihren Feuerwehrleuten einen Fernseher zur Verfügung zu stellen, damit sich diese während ihren Schichten Dinge anschauen können. Witzig war die Suche nach Ideen für eine Spendenaktion und schließlich auch Mills Idee mit dem T-Shirt-Verkauf. Auch hier wird mit Bemerkungen wieder auf die Beliebtheit der Rüstgruppe im Vergleich mit der Löschgruppe hingewiesen. Auch hier muss man Casey ein Kränzchen winden, der unglaublich professionell mit diesem Konkurrenzkampf umzugehen weiß. Speziell wird dies auch klar, als einer seiner Mitarbeiter die Versetzung zu Severides Truppe beantragt.

Fazit

Die Folge konnte mit dem Beginn des folgenübergreifenden Handlungsstranges um Casey und Voight punkten. Man hat viel über Caseys Charakter und seine Einstellung erfahren, die es einem fast unmöglich macht, ihn nicht zu mögen. Auch Severides Verletzung wird erneut behandelt. Hier hoffe ich nur, dass die Autoren sich nicht zu sehr verstricken und dafür einen geeigneten und plausiblen Schluss finden. Abgesehen davon wird jedoch auch hier schöne Charakterarbeit betrieben, was der Serie nicht nur gut tut, sondern mich wirklich begeistern kann.

Maria Schoch - myFanbase

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