Bewertung

Review: #1.02 Mon Amour

Die zweite Episode von "Chicago Fire" befasst sich weiterhin mit den Folgen von Andys Tod, welcher gleich zu Anfang der Serie passiert ist. Dieses Mal konzentriert man sich vor allem auf Kelly Severide, der sich nicht nur mit seinen eigenen Schuldgefühlen und seiner entstandenen Schulterverletzung, sondern auch mit den Vorwürfen von Andys Witwe Heather konfrontiert sieht.

"I need something." – "This is the last one, I mean it."

Die Konzentration auf Kellys Charakter hat mir in dieser Folge sehr gut gefallen, setzt man sich hier doch, im Gegensatz zur Pilotfolge, etwas tiefer mit dem Charakter auseinander und zeigt das der "Held" in Wirklichkeit momentan mit diversen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, mit denen er trotz seiner guten Freundin Shay und der großen Familie in der Feuerwache alleine dasteht. So hat er zwar in der Pilotfolge Casey die Schuld an Andys Unfall gegeben, kämpft aber selber mit Schuldgefühlen beziehungsweise mit dem Gedanken, dass er den Tod seines Freundes irgendwie verhindern hätte müssen. Seine Verletzung bereitet weiterhin Schmerzen und ihm wird langsam aber sicher bewusst, dass es unmöglich ist auf längere Zeit so seinen geliebten Beruf auszuüben. Heather wendet sich total von ihm ab und gibt ihm die Schuld an Andys Tod und zu guter Letzt muss er sich nun auch noch mit dem Verlust eines Verschütteten auseinandersetzten, den er trotz Bemühungen einfach nicht retten konnte.

Der Tod von Andy nimmt Severide verständlicherweise immer noch sehr mit. Wie man in dieser Episode erfährt, kennen sich die beiden schon sehr lange und haben sich wohl ihren gemeinsamen Traum erfüllt und sind zur Feuerwehr gegangen. Meiner Ansicht nach ist es nun völlig verständlich, dass Severide die Nähe von Andys Familie sucht, um gemeinsam mit dieser zu trauern. Denn aufgrund der Freundschaft, die ihn mit Andy verbunden hat und aufgrund der Reaktion von dessen Kindern zeigt sich, dass Kelly auch mit Andys Familie ein enges Verhältnis gehabt hat. So ist Heathers Zurückweisung für ihn natürlich unglaublich schmerzhaft und für mich auch nur bedingt zu verstehen. Einerseits ist es natürlich klar, dass Heather in so einer schwierigen Zeit einen Schuldigen sucht, auch wenn es eigentlich gar keinen gibt. Dass ihre Wahl auf Kelly fällt, da dieser Andys bester Freund und sein Weggefährte war, ist für mich auch nachvollziehbar. Was ich nicht so ganz verstehe, ist erstens die Dauer in der diese Wut beziehungsweise diese Schuldzuweisung anhält und zweitens wieso sie gegenüber Casey, der beim Unfall auch an Ort und Stelle war und meiner Meinung nach genauso prädestiniert für Heathers Schuldzuweisungen wäre, diese Gefühle so gar nicht empfindet. Für Kelly kann ich nur hoffen, dass Heather ihn in naher Zukunft wieder an sich ranlassen wird, so dass er mit ihr und ihrer Familie gemeinsam trauern kann, denn nur so könnte er wahrscheinlich auch seine eigenen, unausgesprochenen Schuldgefühle verarbeiten.

Zusätzlich zu den Folgen um Andys Tod hat Severide auch mit seiner Schulterverletzung zu kämpfen. Da er natürlich weiß, dass diese Verletzung ihm seinen geliebten Job kosten könnte, spricht er mit niemandem darüber und versorgt sich durch Shay mit starken Schmerzmitteln. Dass Shay Kelly diese Mittel illegalerweise gibt, zeigt einerseits wie stark die Freundschaft der beiden ist, anderseits muss Shay hier jedoch die Verantwortung übernehmen und sollte Severide seine Schulter nicht untersuchen lassen und mit diesem Schmerzmittelkonsum aufhören, die Verletzung dem Chief melden. Denn abgesehen davon, dass Kelly so in eine Abhängigkeit hineindriftet, gefährdet er auch sein Team, wenn er durch die Medikamente oder durch die Schmerzen nicht mehr voll einsatzfähig ist. Für Shay ist das verständlicherweise eine schwierige Aufgabe, doch den ersten Schritt hat sie bereits getan, indem sie Severide klar macht, dass diese Dosis Schmerzmittel die letzte ist, die er von ihr bekommt. Ich hoffe nun, dass sie sich auch daran hält.

"Why we simplify this, start fresh, put it all aside, live every day as if it were the last."

Casey muss sich neben seinen Einsätzen vor allem mit der Trennung von Hallie auseinandersetzen. Leider wurde die Storyline jedoch nicht richtig ausgereizt, denn kaum getrennt, sind sie auch schon wieder zusammen und dies ohne ihre Differenzen (Kinderwunsch von Casey) überhaupt auszudiskutieren. Meines Erachtens bahnt sich hier schon der nächste Konflikt an, vor allem, da ich bei dem Barbecue das starke Gefühl hatte, dass Hallie gemerkt hat, was Dawson für Casey empfindet. Dass Casey Hallie um einen Neuanfang bittet, kann man ihm kaum zum Vorwurf machen. Ich glaube durch die Ereignisse rund um Andys Tod, sowie durch seine Arbeit als Feuerwehrmann, ist ihm wieder bewusst geworden, wie wenig planbar das Leben ist. Ich bin mir also durchaus sicher, dass er nun einfach hofft, dass Hallie ihre Meinung bezüglich einer Familie ändert.

Hallie im Gegenzug erscheint mir ziemlich egoistisch, als sie so schnell bei Matts Bitte um einen Neuanfang zustimmt. Hat sie ihn doch kurz vorher mit den Kindern von Heather beobachtet und gesehen wie liebevoll er mit ihnen umgeht. So ist es nicht ganz fair ihm gegenüber, die Hoffnung weiterbestehen zu lassen, wenn sie genau weiß, dass sie aufgrund ihrer Karriere keine Familie gründen kann/will. Ich kann mir hier vorstellen, dass bei ihrer Entscheidung zu Casey zurückzukehren auch ein Stück Eifersucht mitschwingt, da sie am Beispiel von Dawson gemerkt hat, dass es für Matt durchaus andere Möglichkeiten gibt und sie damit verständlicherweise momentan nicht umgehen kann.

"Oh Candidate dress blue is for barbecue."

Peter Mills und sein Kandidatenstatus wird hemmungslos ausgenutzt, was beim Zuschauer, jedenfalls bei mir, einerseits Belustigung und andererseits Mitleid hervorruft. Doch sehr wahrscheinlich gehört dies zur Stellenbeschreibung des Neuen, dass auf seine Kosten Späße veranstaltet werden und ich gehe auch stark davon aus, dass Peter Mills sich einerseits dessen bewusst war und andererseits auch damit umgehen kann. Auf alle Fälle wirkt er auch nach der zweiten Folge unglaublich sympathisch und ist sicher eine Bereicherung für das Team. Natürlich ist zu hoffen, dass ihm, sowie allen anderen Charakteren auch, noch etwas mehr Profil verliehen wird. Der Anfang wurde in dieser Folge mit Kelly gemacht und dies hat in meinen Augen schon ziemlich gut funktioniert, denn man darf nicht vergessen, dass "Chicago Fire" nicht ausschließlich eine Serie ist, die sich um einzelne Charaktere und ihre Beziehungen untereinander dreht, sondern eben auch noch die Fälle der Woche abhandelt und diese natürlich auch Screentime benötigen.

Randnotizen

  • Bei den Fällen der Woche ist vor allem derjenige um Peter (Jeffrey DeMunn), den verschütteten Bauarbeiter zu erwähnen. Schon an der Unfallstelle war es schön mit anzusehen, wie Kelly und er sich sofort verstanden haben. Das Video, welches er kurz vor seinem Tod aufgenommen hat und das Severide am Ende der Folge Peters Frau zeigt, ist herzzerreißend schön. Und somit ist es eine schöne Geste, dass Georgies Worte an ihren toten Ehemann - "Mon amour" - der Folge den Titel geben.
  • Für den Fun-Faktor waren, neben den Späßen an Mills, Otis und Herrmann zuständig. Und auch wenn beide mit ihren Handlungen eigentlich nur Lückenfüller waren, schafften diese Szenen die Folge etwas aufzulockern, was meiner Meinung nach in solchen Serien wie "Chicago Fire", welche sich häufig um Katastrophen und Tode drehen, doch auch wichtig ist. Schön ist es auch zu sehen, dass Herrmann wieder bei guter Gesundheit und somit bald wieder im Einsatz ist.

Fazit

Die zweite Folge kann mit einem mitreißenden Fall und vor allem mit Kelly Severide, auf den der Fokus gelegt wird, trumpfen. Der zweite wichtige Handlungsstrang um Casey und Hallie war leider etwas zu überstürzt und zu wenig ausgearbeitet. Weiter hoffe ich, dass in den nächsten Folgen vermehrt Charakterarbeit betrieben wird, so dass die einzelnen Personen der Feuerwehrwache 51 Profil erhalten und dem Zuschauer somit noch mehr ans Herz wachsen, als es bisher schon geschehen ist.

Maria Schoch - myFanbase

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