Review: #1.01 Einsatz in Chicago
Sieht man sich die heutige Serienlandschaft genauer an, so fällt auf, dass es eine Art Patentrezept zu geben scheint, will man erfolgreiches Fernsehen betreiben: Die Hauptcharaktere einer Show brauchen einen akzeptablen Beruf, der interessante Geschichten verspricht und beim Publikum als ein klein bisschen heroisch akzeptiert wird. Polizisten, Ärzte und auch Anwälte scheinen also geradezu prädestiniert dafür zu sein. Auch wenn Letztere in den vergangenen Jahren im öffentlichen Interesse einiges an Glaubwürdigkeit eingebüßt haben, so sind die Geschichten, die man um sie spinnen kann, jedoch unglaublich interessant, was beispielsweise das "Law & Order"-Franchise oder "Good Wife" Woche für Woche beweisen.
Aus irgendeinem Grund haben es die Feuerwehrmänner jedoch niemals in diese Liste der respektablen und gewinnbringenden Berufsgruppen für Serienmacher geschafft, obwohl es durchaus erfolgreiche Versuche gab, diesen Berufsstand im wöchentlichen Turnus zu etablieren. "Rescue Me" begeisterte sieben Jahre lang mit guter Charakterarbeit, während man New Yorks Feuerwehrmänner dabei beobachtete, wie sie sich nach dem elften September 2001 in ihrem Beruf zurechtfanden. Und auch "Third Watch - Einsatz am Limit", ebenfalls in New York angesiedelt, erntet Lob und Anerkennung, nicht nur von den Zuschauern vor den Bildschirmen, sondern auch von richtigen Feuerwehrleuten.
Wie kommt es also, dass es dennoch so wenige Serien über Feuerwehrleute im TV gibt? Ein namhafter amerikanischer Kritiker schob es dem Gegner der Feuerwehrleute zu, dem Feuer selbst. Denn die Männer in Uniform jagen hier keinen psychopathischen Killer. Sicher, ein Feuer ist eine Angst einflößende Naturgewalt, jedoch fehlt dieser das nötige Profil. Es gibt keine Interaktion der Charaktere mit dem Feuer, sondern nur den blanken Kampf. Um eine Serie über Feuerwehrleute attraktiv zu gestalten, müssen also die Charaktere selbst genug Feuer in sich besitzen, um den Zuschauer Woche für Woche zum einschalten zu bewegen.
"Chicago Fire" ist Dick Wolfs Versuch, die Feuerwehrmänner zurück ins Fernsehen zu bringen. Bislang zeichnete er sich in erster Linie verantwortlich für das erfolgreiche "Law & Order"-Franchise, das über die letzten zwanzig Jahre in verschiedenen Variationen die Fernsehzuschauer begleitet hat. Ein gutes Vorzeichen also für die neue Serie, die auf NBC ihren Platz gefunden hat.
Der Anfang der Pilotfolge lässt sich durchaus sehen. Die Feuerwache 51 des Chicago Fire Departement stürzt sich in die Flammen, geführt von den Lieutnants Kelly Severide und Matthew Casey, zwei junge, draufgängerische Männer, die sich mutig der Feuerbrunst in den Weg stellen. So in medias res geworfen zu werden und den Charakteren bei ihrer täglichen Arbeit zuzusehen, hat etwas und fesselt zunächst einmal vor den Bildschirm. Dass dann auch noch kurz vor dem Vorspann einer der Feuerwehrmänner das Zeitliche segnet, lässt auf spannendes Drama hoffen.
Und das bekommt der Zuschauer auch durchaus geboten, auch wenn man sich als Nicht-Amerikaner erst einmal auf der Feuerwache zurecht finden muss. Da gibt es zum einen den Löschzug, angeführt von Lt. Casey, hervorragend besetzt durch Jesse Spencer, der bis vor einem Jahr noch an der Seite von Dr. House als Arzt in verzwickten medizinischen Fällen ermittelt hat. Hier trifft man auf ihn gänzlich seines australischen Akzents beraubt, was in den ersten Momenten ein wenig befremdlich wirkt. Aber zurück zur Show. Zum Löschzug gehören die Veteranen Mouch, Vargas und Herrmann, letzterer hervorragend besetzt durch David Eigenberg, besser bekannt als Steve Brady aus "Sex and the City".
Neben dem Löschzug gibt es dann noch einen Truck, der den Namen Rüstgruppe 3 (Squad 3) erhält und anscheinend primär für Rettungsaktionen eingesetzt wird und nicht zur Brandbekämpfung per se. Ein wenig unverständlich für einen Laien, vor allem da sich schnell zeigt, dass Löschzug und Rüstgruppe fast immer gemeinsam ausrücken und eine Einheit bilden. Rüstgruppe 3 wird angeführt von Lt. Kelly Severide, verkörpert von "Vampire Diaries"-Star Taylor Kinney. Komplettiert wird das Team der Station 51 durch einen Rettungswagen, gefahren von zwei taffen Frauen.
Klingt alles ein wenig stereotyp? Ja, das ist es am Ende der Pilotepisode auch. Die Charaktere sind wenig tiefgründig und bedienen das ein oder andere Klischee, wie etwa die heißblütige Latina, die sich über sämtliche Konventionen hinwegsetzt und auch schon einmal vor Ort eine nicht autorisierte medizinische Behandlung vornimmt, für die sie nicht ausgebildet ist. Oder ihre heiße, lesbische Partnerin, die völlig offen mit ihrer Sexualität umgeht. Es gibt die beiden Helden, die im Zuge einer Katastrophe sich gegenseitig die Schuld zuschieben, während der eine mit gesundheitlichen Problemen kämpft, die er vor seinem fast schon väterlich agierenden, aber dennoch strengen Chief geheim halten will, während der andere seine persönlichen Probleme mit der Freundin ausficht. Es gibt den Veteranen, der so viel schon gesehen hat, dass er auf alles eine Antwort weiß, und den jungen Heißspund, der gerade frisch von der Akademie kommt und von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt.
Auch die Actionszenen wirken jetzt nicht unbedingt spektakulär und irgendwie hat man alles dann doch schon einmal irgendwo anders gesehen. Und dennoch: Trotz dieser Vorzeichen macht es Spaß, den Jungs und Mädels vom Chicago Fire Departement bei ihrer Arbeit zuzusehen. Vielleicht auch teilweise, weil man möchte, dass diese Menschen endlich einmal in den Fokus gerückt werden, denn sie sind es, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um uns zu retten, wenn wir vergessen haben, die Herdplatte auszumachen und daraufhin das halbe Haus in Flammen steht. Oder die todesmutig unsere Katze aus dem Baum retten, wenn sie sich von dort nicht selbst herunter traut.
Fazit
Mit der Pilotepisode leistet Dick Wolf ganz passable Arbeit. Ob es ihm jedoch gelingt, Woche für Woche mit genügend spannenden Situationen aufzuwarten, die über das übliche 0815-Drama hinausgehen, bleibt abzuwarten. Der Einstand in "Chicago Fire" ist jetzt nicht unbedingt phänomenal, aber es gibt durchaus auch schlechtere Methoden, einen Fernsehabend zu verbringen. Und dank des ein oder anderen Eye-Candys im Cast dürfte man der Serie wohl die Chance geben, sich zu entwickeln.
Melanie Wolff - myFanbase
Die Serie "Chicago Fire" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: PilotErstausstrahlung (US): 10.10.2012
Erstausstrahlung (DE): 16.06.2014
Regie: Jeffrey Nachmanoff
Drehbuch: Michael Brandt & Derek Haas
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