Review: #3.12 Rastlos
Nachdem das Team von "Chicago Fire" in der letzten Folge eine schockierende Entdeckung an einem Tatort über Shays Tod gemacht hat, betreiben nun Gabby und Severide weitere Nachforschungen über die damalige Brandursache. Währenddessen muss Casey eine schwere Entscheidung treffen und Mills hadert mit den Geschehnissen rund um seine Entführung.
"All souls mean the same." – "What?" – "One life isn't worth any more than the other. That's what the Chaplain told me when Shay died."
Der Einsatz des "Chicago Fire"–Teams war für die Serie eigentlich relativ gewöhnlich und stand dementsprechend auch überhaupt nicht im Mittelpunkt dieser Folge. Was daran aber speziell war und schließlich auch für einen sehr guten Handlungsstrang sorgte, war das einer der Beteiligten des Unfalles ein guter Freund und ein Mitglied der Chicago–Feuerwehr ist. So muss Casey gleich am Unfallort selber eine schwerwiegende Entscheidung fällen, die sowohl ihn, wie auch die anderen, die Episode über beschäftigt.
Wir haben in "Chicago Fire" bereits öfters gesehen, dass man in diesem Job auch oft sehr schwierige Entscheidungen zu fällen hat, Entscheidungen die Leben oder Tod besiegeln können. Vor allem in Folgen, in der eine große Anzahl Menschen verletzt werden, wurden solche schwierigen und für Außenstehende sicher auch manchmal schwer nachvollziehbaren, Entscheidungen thematisiert. Ich denke hier beispielsweise an die Episode #1.08 Entscheidende Ereignisse, in welcher das Team zu einem Zugunglück gerufen wird oder dann natürlich die Crossover-Folge mit "Chicago PD" - #2.20 Ein schwarzer Tag, die ein Bombenattentat auf ein Krankenhaus zeigt. Hier wird gezeigt wie die Ärzte und auch Feuerwehrleute darüber entscheiden müssen, welche Menschen es noch lohnt zu retten und welche schon so stark verletzt sind, dass ihre Chance zu überleben nur noch sehr gering ist und man die Zeit für deren Betreuung lieber einer andere Person schenkt.
In dieser Episode wird klar, wie schnell solche Entscheidungen getroffen werden müssen und vor allem wie schwierig es sicherlich ist, wenn ein Freund oder einer der eigenen Leuten involviert ist. Dieses Mal trifft es Casey, der bei einem Unfall darüber urteilen muss, welche der schwer verletzten Personen man zuerst aus den verunglückten Autos holt. Dass hier die menschliche, emotionale Seite über die professionelle Seite Überhand zu nehmen droht, ist sicherlich begreiflich und es ist schön, dass hier wieder einmal Caseys Professionalität gezeigt wird, der hier innerhalb von Sekunden die richtige Entscheidung trifft und die anderen anweist, zuerst die junge Frau zu retten, da diese, würde man erst Orlovsky aus dem Auto befreien, wahrscheinlich nicht überleben könnte. Als ich mir die Episode zum ersten Mal angeschaut habe, habe ich nur gespannt auf Caseys Entscheidung gewartet, beim zweiten Mal ist mir aber der Konkurrenzkampf zwischen Squad-Team und Drehleiter wieder eingefallen, und dass Mills irgendwann Casey gefragt hat, weswegen er nie Ambitionen für das Squad-Team gezeigt hat. In dieser Episode hat Casey gezeigt, dass seine Position genauso wichtig und genauso herausfordernd ist, wie diejenige von Severide. Denn es ist Casey, der hier in Abwesenheit von Boden die Entscheidungen trifft, was auch Severide ganz klar zum Ausdruck bringt, indem er Caseys Entscheidung ohne irgendwelche Bemerkungen akzeptiert und diese dann auch ausführt.
Es hat mir im Allgemeinen gut gefallen, dass keiner Caseys Entscheidung hinterfragt oder kritisiert. Und zwar nicht nur gerade in dem Moment, indem die Entscheidung gefällt wird, sondern auch später stehen alle hinter Casey und bestärken ihn in seinem Entschluss. Einzig Dawson hat sich am Unfallort eingemischt, hat sich da jedoch auch sofort wieder zurückgezogen und das getan, wozu sie Casey beauftragt hat. Später, als alle zurück auf der Feuerwache sind, sucht sie Casey sogar auf und versucht ihm den Rücken zu stärken, was sicherlich in gewisser Weise auch eine Entschuldigung für ihren Ausbruch am Unfallort war. Da Orlovsky für sie eine spezielle Bedeutung hat, aufgrund dessen was er für sie nach Shays Tod getan hat, ist es auch verständlich, dass bei ihr für kurze Zeit die Emotionen ihrer Professionalität Überhand genommen haben. Außerdem ist Dawson jemand, der immer sagt, was sie denkt und deshalb passt es eigentlich zu ihrem Charakter, dass sie sich kurz gegen Caseys Entscheidung gestellt hat.
Auch Casey selbst hat wieder einmal seine Professionalität aber auch seine Menschlichkeit unter Beweis gestellt und so wieder schön bewiesen, dass er ganz sicher als Lieutenant an der richtigen Stelle steht. So ist es natürlich besonders schön, dass Orlovsky überlebt und Caseys Gewissen bei dessen Besuch im Krankenhaus auch etwas erleichtern kann.
"Look Leslie Shay wasn't just some victim in this fire, she wasn't just a paramedic at 61. She was my partner for five and a half years and his best friend. So if there is even the slightest bit of maybe, we walk to hell to know for sure."
Der zweite Haupthandlungsstrang dreht sich um Shays Tod und setzt somit an den Cliffhanger der letzten Folge an. Eigentlich kam es mir immer etwas komisch vor, dass der Vorfall welcher zu Shays Tod geführt hat, so schnell als Unfall abgetan wurde und mir gefällt es eigentlich ganz gut, dass man dies jetzt einige Folgen später noch einmal thematisiert und man nun herausfindet, dass es sich dabei eben doch nicht um einen Unfall gehandelt hat. So kann man schön alle Emotionen, die Shays Tod verursacht hat, noch einmal hervorholen und in einer etwas anderen Art noch einmal thematisieren. Denn jetzt kommt schließlich dazu, dass die Erkenntnis da ist, dass Shay ermordet wurde.
Dass die ganze Angelegenheit Gabby und Severide wieder etwas näher zusammenführt, gefällt mir sehr gut, weil die zwei zusammen eine schöne Dynamik haben, die zu wahnsinnig emotionalen Szenen geführt hat. Da war einerseits der Moment als Gabby und Severide das Haus, in dem die Explosion stattgefunden hat, erneut betreten und über dem Platz knien, an dem Shay gestorben ist. Doch auch Gabbys Ansprache damit sie und Severide die Ermittlungsergebnisse zu Shays Tod einsehen dürfen, war sehr rührend und man hat während der ganzen Zeit wieder den Schmerz der beiden über Shays Verlust gefühlt. Doch nicht nur bei Gabby und Severide kommt der Verlust von Shay wieder hoch, sondern auch beim Zuschauer. Mir wurde gerade in dieser Folge wieder einmal stark bewusst, wie sehr mir Shay doch fehlt und ich frage mich immer öfter, ob die Autoren hier wirklich die richtige Entscheidung getroffen haben. Klar sind durch Shays Tod schöne Handlungsstränge, vor allem rund um Kelly Severide, entstanden, trotzdem fehlt immer ein sehr wichtiges Teammitglied und eine liebe Freundin, die den Zuschauern genauso ans Herz gewachsen ist, wie dem ganzen Team. Trotzdem freue ich mich natürlich jetzt erstmal auf die Aufklärung von Shays Tod, der ja in einem Crossover zwischen "Chicago Fire" und "Chicago PD" thematisiert werden soll und bin gespannt was alles dahinter steckt und wie Severide, Gabby und die anderen die Vorkommnisse anschließend verarbeiten werden.
"That's what I told Wallace. Wrap him tight like a little burrito."
Boden muss sich gleich mit dem nächsten Schicksalsschlag auseinandersetzen. Nachdem sein kleiner Sohn Terrence nun über den Berg ist und es ihm gut zu gehen scheint, muss er erfahren, dass sein Vater unter unheilbarem Krebs leidet. Diese Krankheit scheint auch der Grund zu sein, dass Wallace Boden Sr. sich momentan so rührend um seinen Enkelsohn kümmert, damit Donna aber verständlicherweise etwas auf die Nerven fällt. Ein Kind bedeutet eine riesen Veränderung im Alltag und in der Ehe, da braucht man sicherlich am Anfang nicht auch noch einen Schwiegervater der andauernd vor Ort ist und dann auch immer noch alles besser weiß oder für jede Tätigkeit einen Ratschlag auf den Lippen hat.
Für Boden selber ist die Schwierigkeit, dass er zwischen seiner Ehefrau und seinem Vater steht und wohl unweigerlich einen davon verletzten wird. Entweder Donna, wenn er mit seinem Vater nicht Klartext spricht und ihm sagt, dass er sich nicht in alles was Terrence angeht, einmischen darf oder Donna wenn er nichts sagt und das Verhalten seines Vaters einfach akzeptiert. Die ganze Dynamik wird sich durch die Krankheit natürlich jetzt verändern und ich bin gespannt wie sowohl Donna und auch Boden selber auf die Diagnose von Wallance Boden Sr. reagieren und ob sie ihm die letzte Zeit mit seinem Enkel genießen lassen. Es ist zu hoffen.
Weiter stellt sich natürlich die Frage, wie Boden diesen weiteren Schicksalsschlag meistern wird. Ein Elternteil zu verlieren ist immer hart, egal wie alt man ist und egal ob es sich um eine enge oder weniger enge Beziehung handelt. Und obwohl Boden eine sehr starke Persönlichkeit ist, wird es ihm doch sehr nahe gehen. Ich hoffe ja, dass man dadurch die Beziehung von ihm und Donna wieder etwas mehr thematisieren wird und man so wieder vermehrt einen Einblick in die Beziehung bekommt.
"Hey not trying to get in your business. Just checking on my partner." – "I'm fine."
Nach der Episode #3.11 Entführt habe ich eigentlich gedacht, dass Sylvie mit den Ereignissen schwer zu kämpfen hat und sich hier eine Storyline rund um die Sanitäterin auftut. Doch diese Folge konzentriert sich im Bezug auf die Entführung von Sylvie und Mills eher auf den Letzteren. Denn im Gegensatz zu Sylvie, die sofort erkannt, dass die Ereignisse für sie psychische Folgen haben könnten und sich Hilfe sucht, verschließt sich Mills, mimt nach Außen hin den Starken und tut so, als würde ihn das ganze nicht belasten. Dass alles an ihm nicht spürbar vorüber gegangen ist, wird aber bei seiner Arbeit klar, vor allem als er später dann erneut den Mann aufsucht, der seine Ehefrau schlägt, ihn verprügelt und ihm droht. Etwas was sonst nicht unbedingt Mills Charaktereigenschaften entspricht.
Das Grundgerüst dieser Storyline gefällt mir sehr gut, vor allem weil man den Fokus auf Mills und nicht wie gedacht auf Sylvie legt. Die Ausführung ist meiner Ansicht nach aber leider nicht so gelungen. Für mich wurde nämlich fast zu wenig klar, dass Mills Verhalten mit den Ereignissen von seiner und Sylvies Entführung zusammenhängen. Ich habe nämlich eher gedacht, dass er schon einmal Erfahrungen mit Gewalt in der Ehe sammeln musste, dass er gerade in diesem Fall so emotional und extrem reagiert. Erst das Gespräch zwischen ihm und Sylvie, in welchem sie ihm klar macht, dass er sich Hilfe suchen soll, wenn er mit den vergangenen Ereignissen nicht klar kommt, hat mir die Augen geöffnet, in welche Richtung die Autoren mit dieser Storylien gehen wollen. Außerdem ging das Ganze neben den Handlungssträngen um Shays Tod und um Orlovsky fast ein wenig unter, so dass ich mich gefragt habe, ob man in dieser Episode die Schwierigkeiten vielleicht kurz hätte anschneiden können, um sie dann in einer der nächsten Folgen richtig zu thematisieren.
Randbemerkungen und persönliche Notizen
- Neben den Hauptstorylines hatten Otis und Cruz die schwierige Aufgabe Herrmann beizustehen, als der wieder als Trainer der Kinderhockeymannschaft einsteigt. Dabei gab es einige witzige Szenen und man hat wieder einmal etwas von Herrmann erfahren, was man noch nicht wusste. Außerdem war die Teambildung durch die Wohnungsrenovierung von Orlovsky schön passend und bildete einen guten Abschluss des Handlungsstranges um den Kaplan.
- Zu Herrmann fällt mir aber auch immer wieder ein, dass er doch eigentlich die Lieutenantprüfung bestanden hat und ich mich immer wieder frage, ob er sich in diesem Bereich nicht auch mal eine Stelle suchen will. Denn irgendwie geht das ganze langsam etwas unter und wird auch unglaubwürdig. Schließlich hat Herrmann eine Großfamilie zu versorgen und wäre sicherlich auf die Gehaltserhöhung die durch diesen Aufstieg entfallen würde, angewiesen.
- Sylvie und Dawson sind nun also Mitbewohnerinnen. Ich hoffe natürlich, dass sich zwischen den beiden Frauen eine Freundschaft entwickelt, habe aber etwas bedenken, dass sich das ganze ein wenig als Abklatsch zu der Freundschaft zwischen Dawson und Shay herausstellt. Hier müssen die Autoren meiner Meinung nach also ganz vorsichtig und gut überlegt vorgehen, damit diese Beziehung das Interesse des Zuschauers wecken kann.
Fazit
Eine Folge, die mit den zwei Haupthandlungssträngen punkten konnte und vor allem mit der Storyline und dem Cliffhanger um Shay viel Potential für das kommende Crossover schafft. Mills Verhalten war leider zu wenig konkret auf die vergangenen Ereignisse zurückzuführen, was ich ein bisschen schade fand, dafür gab es ein paar witzige Szenen mit Otis, Cruz und Herrmann, die mit ihrer Hockeymannschaft zum Schluss mit einer schönen Geste den Handlungsstrang um Orlovsky beendeten.
Maria Schoch - myFanbase
Die Serie "Chicago Fire" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Ambush PredatorErstausstrahlung (US): 13.01.2015
Erstausstrahlung (DE): 11.01.2016
Regie: Joe Chappelle
Drehbuch: Tiller Russell
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