Review: #4.12 Nach dem Sturm
Nach Christopher Herrmanns Rückkehr auf die Wache steht nun der Prozess gegen Freddie Clemente an, bei dem er eine nachvollziehbare Entscheidung trifft. Währenddessen sieht es so aus, als würde Matthew Casey eine neue Karriere anstreben und Jessica 'Chili' Chilton rutscht nach ihrem Verlust immer weiter ab.
Eine zweite Chance
Wie auch schon in der letzten Folge dreht sich die Haupthandlung wieder um Herrmann. Mir gefällt diese Entscheidung sehr gut. Denn in der Vergangenheit habe ich es schon mal bemängelt, dass man angebrochene Storylines zu schnell beendet, ohne dabei mehr auf die Gefühlswelt der Charaktere einzugehen. Doch anscheinend hat man aus den Fehlern, wenn man sie denn so nennen möchte, gelernt.
Obwohl sich Herrmann körperlich schon gut von seiner schweren Verletzung durch Freddie erholt hat, merkt man doch auch jetzt noch, dass er seelisch noch immer nicht ganz auf der Höhe ist. Genau das hat diesen Handlungsstrang für mich zu etwas Besonderem gemacht. Man hat es nämlich innerhalb der Folge geschafft, Herrmann von seiner Wut auf seinen Angreifer abzubringen und ihn damit wieder in eine Richtung lenken können, die bereits von Casey angesprochen wurde: Nämlich, dass Herrmann das Herz der Wache ist. Obwohl seine Aussage im Prozess nur sehr vermindert mit der Wache selbst zu tun hat, freut es mich doch, dass man den Bogen dahin geschlagen hat.
Dabei war seine anfängliche Wut und Sichtweise auf Freddie sehr nachvollziehbar. Ja, Freddie hat eine schwere Tat begannen. Ja, Herrmann hat allen Grund, ihn als Verbrecher anzusehen und hat eigentlich damit auch Joe Cruz darin unterstützt, der es ähnlich sieht. Jedoch bin sehr froh darüber, dass die Autoren dem Charakter die Möglichkeit gegeben haben, seine Wut vergehen zu lassen. Ebenso bin ich froh, dass er offenbar nichts auf die Warnung von Cruz gegeben hat, nachdem dieser erfahren hat, dass Herrmann den Vater von Freddie im Gefängnis besuchen sollte. Wobei ich natürlich anfangs selbst Zweifel hatte, was man damit bezwecken will.
Wie ich schon sagte, hat man hier sehr schön den Bogen dahin geschlagen, dass Herrmann das Herz der Wache ist. Denn ich denke, kein anderer der Kollegen wäre dazu in der Lage gewesen a) überhaupt ins Gefängnis zu gehen und damit eigentlich noch einmal mit den Geschehnissen konfrontiert zu werden und b) sich überhaupt die Geschichte von Freddies Vater anzuhören. Doch genau das war wichtig, damit Herrmann nochmal alles überdenken und erkennen kann, was ihm selbst am Wichtigsten ist. Letztlich ist Herrmann nämlich ein Familienmensch und selbst ein Vater, der alles für seine Kinder tun bzw. immer seine Kinder vor anderen verteidigen würde. Genau das war auch der Schüssel für seine Entscheidung, Freddie eine zweite Chance zu geben. Ich gehe stark davon aus, dass es Freddies Vater zu verdanken ist, warum Herrmann sich dafür entscheiden hat, damit sein Angreifer nicht nur eine Bewährungsstrafe bekommt, sondern auch Therapiestunden. In einer meiner letzten Reviews hatte ich bereits die Vermutung gehabt, dass in Freddies Kindheit einiges schief gelaufen ist, und dass er nun durch Herrmann die Chance bekommt, mal etwas Besseres aus seinem Leben zu machen. Leider bezweifle ich, dass mit der Urteilsverkündung nun der Handlungsstrang beendet ist.
Neue Karriere für Casey?
Nach dem Tornado bekommen wir zwar nur am Rande mit wie es den Menschen nach der Katastrophe geht, allerdings lag der Fokus sowieso vielmehr auf dem Jungen Lucas und seinen Eltern. Durch den Tornado wurde nicht nur der Familienvater getötet, sondern Lucas und seine schwangere Mutter stehen ohne Unterkunft da. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie schwer es in Zukunft für die beiden sein wird. Allerdings bin ich mir sehr sicher, dass Casey eine wichtige Bezugsperson für die beiden werden wird. Eine Kostprobe davon wurde den Zuschauern in dieser Folge geboten. Ich finde es sehr gut, dass man durch Lucas' Verlust auch nochmal die Vergangenheit von Casey thematisiert hat. In der ersten Staffel erfuhren wir, warum die Mutter von Casey und seiner Schwester im Gefängnis saß und was mit seinem Vater geschehen ist. Auch wenn der Vater von Lucas bei einem Rettungsversuch gestorben ist, während Caseys Vater ermordet wurde, ändert es nichts daran, dass der Schmerz über den Verlust der gleiche ist. Wenn ich mich auch richtig erinnere, war er ungefähr im gleichen Alter wie Lucas. Ich bin gespannt, ob man aus der aufkeimenden Freundschaft noch mehr entwickeln wird. Etwas schade finde ich es aber, dass man Mouch in die Sache gar nicht einbezogen hat. Schließlich hatte er ein schlechtes Gewissen, dass er der Frau nichts davon gesagt hat, dass ihr Mann verstorben ist. Wenn man ihn hier jetzt eingebunden hätte, hätte man Mouch die Möglichkeit gegeben, etwas wieder 'gut zu machen'.
Aber vielleicht schlagen die Autoren auch noch einen anderen Weg ein, wie man ihn in die Sache einbeziehen kann. So wie es nämlich momentan aussieht, ist die Handlung noch nicht abgeschlossen. Ich verstehe sowieso nie, warum für Hilfsorganisationen so wenig Geld da ist. Dennoch denke ich, im Falle der Unterbringung der Tornado-Opfer liegt das Problem wahrscheinlich ganz woanders und es hat nur im weitesten Sinne etwas mit den Spendengeldern zu tun. Ich weiß nicht, ob ich falsch mit meiner Einschätzung liege, dennoch könnte ich mir vorstellen, dass Colin Becks in seine eigene Tasche wirtschaftet und vielleicht Casey nur deswegen dazu animiert hat, bei der Veranstaltung zu sprechen. Auf jeden Fall könnte ich mir vorstellen, dass Casey der Sache nachgehen wird und Mouch mit ins Boot holt, der ja selbst politisch engagiert ist, wenn auch 'nur' als Gewerkschaftsvertreter der Feuerwehr.
Sie rutscht immer weiter ab
Wie wir ja wissen, ist Chilis Schwester gestorben und das Ganze ist auf eine ziemlich dramatische und schockierende Weise geschehen. Das erklärt auch ihr ganzes Verhalten, was sie in den letzten Wochen an den Tag gelegt hat. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie es in ihrer Wohnung ausgesehen hat, als Jimmy Borrelli dort gewesen ist. Schon damals habe ich mir gewünscht, dass mehr hinter ihrem Verhalten steckt. Allerdings bin ich mir nun nicht mehr ganz sicher, ob mir diese Handlung auf längere Sicht gefallen wird. Natürlich ist es schlimm, wenn die eigene Schwester in so einer Abstiege gefunden wird. Ich verstehe auch, dass jeder auf seine Art trauert, dennoch sind für mich noch einige Fragen offen, die unbedingt geklärt werden sollten.
Zum einen ist da das Verhältnis zwischen Chili und ihrer Schwester. Wenn ich mich richtig erinnere, erzählte sie bei ihrem Dienstantritt, dass das Verhältnis der beiden nicht so ausgeprägt ist. Aber selbst wenn sie doch ein engeres Verhältnis hatten, so wäre es doch mal schön gewesen, etwas mehr über die Beziehung zu erfahren. Daneben wurde bei mir auch die Frage aufgeworfen, als Chili und Sylvie Brett bei dem Einsatz gewesen sind, warum sie sich offenbar so gut mit der aufgetauchten Droge ausgekannt hat. Ich könnte mir vorstellen, dass das Wissen etwas mit ihrer Vergangenheit und ihrer Schwester zu tun hat.
Viel wichtiger finde ich aber noch, wann Chili dazu bereit ist, sich von ihren Kollegen und Freunden helfen zu lassen. Mir gefällt die Freundschaft bzw. die Konstellation zwischen Chili, Brett und Gabriela Dawson sehr gut. Ich hoffe nur, dass es nicht durch Chilis momentanes Verhalten zerstört wird. Aber vielleicht wachsen so Dawson und Brett mehr zusammen. Wie gesagt ist es sehr schade, dass Chili nur bedingt auf das Hilfsangebot von den beiden eingegangen ist. Ich denke, dass definitiv noch mehr dahintersteckt, als nur die Trauer um ihre Schwester. Aber wahrscheinlich muss Chili erst richtig am Boden sein, bevor sie sich helfen lässt.
Vielleicht wäre es diesbezüglich auch konsequent, wenn Chief Boden sie erst einmal beurlaubt. Sehr gut hat mir auch sein Einfühlungsvermögen gefallen, das nicht nur gezeigt hat, dass er der Beste für den Posten ist, sondern er auch etwas von sich preis gegeben hat, damit Chili auch wirklich versteht, dass sie in ihrer aktuellen Lebenssituation nicht alleine ist. Dennoch war abzusehen, dass es nichts bringen wird und Boden härtere Geschütze auffahren muss, indem er ihr angedroht hat, ihren Job in ganz Chicago verlieren zu können. Ich bin mal gespannt, ob es nicht doch noch dazu kommt.
Was sonst noch so war
- Richtig angetan bin ich davon nicht, dass man es innerhalb einer Staffel fertig gebracht hat, Kelly Severide gleich zwei Affären anzudichten. Trotzdem bin ich mir sicher, dass die Sache mit Alex Ward weitreichendere Konsequenzen haben wird. Nicht zuletzt, dass man hier einen Handlungsstrang anstrebt, der sich mit einem möglichen Terroranschlag beschäftigt, der sich wahrscheinlich über den Rest der Staffel erstrecken wird.
- Ich muss mich noch etwas daran gewöhnen, dass Otis keinen Schnauzbart mehr hat und ich bin noch nicht sicher, ob es mir zusagt oder eben nicht. Dazu kommt noch die kleine, aber vielleicht wichtige Szene zwischen ihm und Connie. Ich bin mir fast sicher, dass diese Szene nicht umsonst entstanden ist.
Fazit
Nach dem Sturm ist vor dem Sturm. Die begonnen Storylines aus der letzten Folge werden in #4.12 Nach dem Sturm fortgeführt und es hat den Anschein, als würde bald das nächste Unwetter über Casey und Chili wüten. Alles in allem bot man den Zuschauern eine sehr spannende und gute Folge, sodass die Autoren ruhig so fortfahren dürfen.
Daniela S. - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Not Everyone Makes ItErstausstrahlung (US): 26.01.2016
Erstausstrahlung (DE): 16.06.2017
Erstausstrahlung (Pay-TV): 24.05.2016
Regie: Reza Tabrizi
Drehbuch: Tiller Russell
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