Bewertung

Review: #2.09 Neuland

Foto: Deron J. Powell & Yaya DaCosta, Chicago Med - Copyright: Elizabeth Sisson/NBC
Deron J. Powell & Yaya DaCosta, Chicago Med
© Elizabeth Sisson/NBC

Meistens ist es schwierig wenn man Neuland betritt. Das müssen in #2.09 Neuland von "Chicago Med" ganz besonders Daniel Charles und Natalie Manning erkennen, die mit Fällen konfrontiert werden, die sie sehr beanspruchen. Und auch in den Beziehungen von Natalie und April Sexton ziehen erste dunkle Wolken auf, die den weiteren Verlauf interessant machen.

Freundlichkeit macht einiges leichter

Fangen wir mit dem Handlungsstrang an, der mich anfangs nicht sonderlich interessiert hat, zum Ende hin aber deutlich an Fahrt aufgenommen hat und sich in eine Richtung entwickelt hat, die ich nicht erwartet habe. Nach einem Boxkampf werden zwei Verletzte eingeliefert, bei denen nach wenigen Minuten klar wird, dass sie nicht nur Konkurrenten im Ring sind, sondern ganz klar verfeindet. Ehrlich gesagt hat mich diese Tatsache bereits genervt, weil es nun mal keine Seltenheit ist.

Interessant fand die Position von Ethan Choi in dieser ganzen Angelegenheit. Bereits in der letzten Folge zeigte er deutlich, wie sehr es ihm eigentlich missfällt Menschen zu behandeln, die ein falsches Spiel mit anderen treiben oder eben anders aussehende Menschen auf brutalste Art und Weise zusammenschlagen. Letzteres traf diesmal ein und ich war ein bisschen enttäuscht darüber, dass man uns eine Wiederholung von Ethans Verhalten zeigt. Denn man hat wieder deutlich gesehen, wie sehr es ihm eigentlich missfiel, einen der beiden Verletzten zu behandeln. Dass er dabei an seine eigene Vergangenheit erinnert wird, spielt dabei natürlich eine enorme Rolle und ich kann auch nachvollziehen, dass es ihm extrem schwer fällt, seine wahren Gefühle zu verbergen. Dahingehend fand ich die Handlung eher etwas dürftig. Das Spannende und zugleich Überraschende zeigte sich dann aber am Ende der Folge, bei dem Ethan auch einen Schwachpunkt eingestanden hat.

Nachdem einer der Verletzten, für den Ethan mehr Verständnis aufgebracht hat, ins Wachkoma gefallen ist, sah es so aus, als würde das die angespannte Lage nur noch mehr verhärten. Doch anstatt das noch mehr Hass geschürt wurde, geschah genau das Gegenteil, was mich erstaunte. Wobei man natürlich zugeben muss, dass es ohne den Vater des Patienten sicherlich nicht dazu gekommen wäre, der dem 'Feind' sozusagen die Hand gereicht hat, damit alle gemeinsam hoffen und beten können. Ich denke, mir wäre es ähnlich wie Ethan gegangen und ich hätte es nicht hinbekommen den ersten Schritt zu machen. Nicht nachdem das Geschehene erst wenige Stunden her ist, aber vielleicht hat der Vater erkannt, dass wirkliche Reue im Spiel ist.

Mir hat es sehr gut gefallen, dass sich Ethan daran ein Beispiel genommen hat und auf Ricky Wade zugegangen ist. Das zeigt, wie sehr er von der Geste des Vaters beeindruckt gewesen ist und vielleicht fließt diese Haltung demnächst bei Ethans weiteren Behandlungen bei Patienten mit ein, denen er sehr kritisch gegenübersteht.

Es war nicht vorhersehbar

Ich hatte schon einmal angemerkt, dass Natalie die emotionalsten Fälle hat. Leider hat sich das in dieser Folge erneut bestätigt und ehrlich gesagt hat mich der Fall auch etwas erschreckt. Der junge Ted kommt mit Magenschmerzen in die Notaufnahme und bei den Untersuchungen stellt sich zunächst heraus, dass er unter Gallensteinen leidet, was erst einmal nicht schlimm ist. Es hatte sogar den Effekt, dass er gesünder leben wollte. Wer hätte denn auch ahnen können, dass Ted unter einem Lungentumor leidet.

Das Schlimmere daran ist vor allem, dass jede Hilfe zu spät kam und Ted noch während einer Untersuchung starb. Ich darf mir gar nicht vorstellen, wie der Vater sich fühlen muss, wenn es Natalie schon so schwer getroffen hat. Aber ich denke auch, dass sie nichts anders hätte machen können, auch wenn es unglaublich hart klingt. Dennoch hat sie ihr Bestes getan und ich denke, dass das auch dem Vater von Ted irgendwann klar wird, auch wenn es in der letzten Szene so aussah, als würde er Natalie die Schuld dafür geben. Schön, dass Will Halstead an ihrer Seite gewesen ist und ihr nochmals versichert hat, dass sie an Teds Tod keine Schuld trägt. Es könnte sogar sein, dass Will von nun an noch mehr zu Natalies Vertrauensperson wird, aber darauf komme ich gleich nochmals genauer.

Selbstdisziplin ist gefragt

Ein bisschen enttäuscht bin ich von Daniel. Bereits in einer der vergangenen Folgen machte er deutlich, dass er dann und wann von seiner Vergangenheit beeinflusst wird und das bei seiner Behandlung manchmal eher schädlich ist. Vor wenigen Folgen wollte er Sarah Reese davon abhalten, dass sie Danny Jones bei sich unterkommen lässt, da er selbst einmal eine Patientin hatte, die sich kurz darauf das Leben genommen hat. Ich konnte durchaus sein Verhalten verstehen und war froh darüber, als er durch ein Gespräch mit Natalie ein Einsehen hatte. Allerdings bin ich eher enttäuscht darüber, dass man nun dasselbe Spiel noch einmal spielt, nur die Konstellationen etwas anders sind.

Im Auftrag von Sharon Goodwin soll Daniel eine Patientin begutachten, die ein neues Herz benötigt. Das Ganze gestaltet sich schon so schwierig, allerdings kommt bei der Patientin Meghan Scott erschwerend noch hinzu, dass sie ein Alkoholproblem hat. Zudem geht sie nicht zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker, sondern hält ihre Sucht selbst in Schach. Im ersten Moment fand ich diese Vorgehensweise etwas befremdlich, da man immer wieder von Rückfällen hört. Als Meghan aber ihre Gründe für ihre Entscheidung offen darlegte, habe ich sie verstanden und konnte ihre Entscheidung durchaus nachvollziehen. Ich glaube schon, dass manche Rückfälle darauf zurückzuführen sind, weil man durch die Geschichten der anderen Teilnehmer solcher Treffen deprimiert wird und dann so oder so wieder in den Sog zurückgezogen wird.

Ich kann zwar auch verstehen, dass Daniel Vorbehalte durch seinen jüngeren Bruder hat, der den Kampf gegen seine Sucht leider verloren hat, doch damit hat er auch ein Bild gezeichnet, dass er als Psychiater selbst alle über einen Kamm schert und dabei das Wesentliche aus den Augen lässt: Die Persönlichkeit des Menschen, denn darauf kommt es letztlich am meisten an. Am Ende hat er zwar eingelenkt, was ich auch gut finde, ich hätte mir nur gewünscht, dass es nicht sofort in dieser Folge abgehandelt wird, sondern er vielleicht auch noch einmal mit Sharon über alles spricht. Aber möglich ist es, dass es noch einmal zur Sprache kommt. Etwas Positives hat Daniels Verhalten auch gebracht: Robyn Charles hat von sich aus das Gespräch mit ihrem Vater gesucht, was ihn wahrscheinlich auch zu seiner Meinungsänderung geführt hat.

Erste dunkle Wolken ziehen auf

Ein bisschen verwirrt war ich am Anfang dieser Folge schon, dass April so schnell aus dem Krankenhaus entlassen wurde, nachdem ihr das wirksame Medikament verabreicht wurde. Aber ich bin mir auch nicht sicher, in welcher Zeitspanne wir die Folgen zu sehen bekommen. Dennoch freue ich mich, dass sie sich so schnell erholt hat. Allerdings hält die freudige Stimmung nicht allzu lange an.

Wie wir erfahren haben, könnte dieses wirksame Medikament auch dem ungeborenen Baby schaden. Zugegeben bin ich ab diesem Zeitpunkt nicht davon ausgegangen, dass es ohne Komplikationen abläuft, sonst hätte man diese Möglichkeit wahrscheinlich nicht deutlich gesagt. Aber ich hätte nicht gedacht, dass wir schon jetzt mit den möglichen Komplikationen konfrontiert werden. Bei der Ultraschalluntersuchungen kam heraus, dass mit dem Baby etwas nicht stimmt. Zwar weiß man noch nicht genau, was ihm genau fehlt, allerdings kann man schon jetzt davon ausgehen, dass es wahrscheinlich ein Schaden auf Lebensdauer ist. Dass das erst einmal hart zu verdauen ist, war mir klar. Doch ich bin sehr schockiert über Tate Jenkins und unterstreicht leider auch Aprils Befürchtungen. Nachdem bei ihr die Tuberkulose wieder ausgebrochen ist und die Schwangerschaft bekannt wurde, machte sich bei ihr der Gedanke breit, Tate könnte mit der möglichen Doppelbelastung (Baby und kranke Ehefrau) überfordert sein.

Meine Bedenken dahingehend hatten sich aber in Luft ausgelöst, nachdem er sich unglaublich auf seine zweite Vaterschaft gefreut und April das Gefühl gegeben hat, dass alles gut wird und sie sich keine Gedanken machen muss. Ich kann seine Angst zwar verstehen, weil er nicht weiß, wie schlimm das Kind beeinträchtigt sein könnte, aber seine sofortige ablehnenden Haltung erschreckt mich sehr. Natürlich ist das der erste Schock, jedoch macht Tate nicht den Eindruck, als würde er von seiner Meinung abweichen und für ihn nichts anderes ins Frage als eine Abtreibung. Das macht ihn für mich in diesem Punkt leider etwas unsympathisch, da ich mir vorstellen kann, dass für April die Prioritäten ganz alleine beim Kind liegen und sie sich vielleicht auch schuldig fühlt, da das Baby aufgrund des Medikaments nicht normal entwickeln wird. Ich bin wirklich gespannt, wie es bei den beiden weitergehen wird.

Ebenso bin ich bei Natalie und Jeff Clarke gespannt, bei denen auch dunkle Wolken aufgezogen sind. Ich hatte bereits am Anfang der Staffel zeitweise ein ungutes Gefühl, nachdem Natalie und Jeff in Rekordzeit zusammengekommen sind und es eine lange Zeit sehr rosig gewesen ist. Natürlich habe ich mich auch schon gefragt, warum sich Jeff und Natalie aus den Augen verloren haben, obwohl sie so gute Freunde waren. Allerdings ist das manchmal einfach so, deswegen habe ich mir darüber keine weiteren Gedanken gemacht. Doch jetzt ist die Bombe geplatzt: Natalies Mann Jeff wollte keinen Kontakt mehr, da sein bester Freund ihm gestand hat, in Natalie verliebt zu sein.

Das Ganze geschah zwar unter Alkoholeinfluss, allerdings sagt man auch, dass kleine Kinder und Betrunkene immer die Wahrheit sagen. Also kann man wohl oder übel davon ausgehen, dass auch bei Jeff viel Wahrheit dahintersteckt und ich vermute, dass Natalie dies ebenso klar ist. Dass sie sich von Jeff hintergangen fühlt, kann ich durchaus verstehen. Für sie muss es den Anschein haben, dass sie von Jeff absichtlich hinters Licht geführt wurde, weil er ihr nicht schon vor einer ganzen Weile die Wahrheit gesagt hat. Ich denke, mit seinem Geständnis hat der Anfang vom Ende angefangen und es ist letztlich nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich die beiden trennen und Natalie sich eindeutig über ihre Gefühle für Will klar wird.

Fazit

Die Handlungsstränge von #2.09 Neuland haben einige interessante und überraschende Wendungen gezeigt, die für Ethan positiver Natur waren, während sich Natalie und April Gedanken über den Fortlauf ihrer Beziehungen machen müssen.

Daniela S. - myFanbase

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