Review: #1.06 Blutsbande

Nach dem großen Crossover wird es etwas ruhiger im "Chicago Med", jedoch nicht weniger emotional. Dafür sorgt zum einen die Geburt von Natalie Mannings Sohn, die Vergangenheit von Connor Rhodes, als auch der Fall von Sarah Reese und Daniel Charles. Alles in allem konnte #1.06 Blutsbande gut punkten.

Willkommen in der Welt, Owen!

Fangen wir doch mit dem freudigsten Ereignis aus dieser Folge an: Die Geburt von Natalies Baby. Ich hatte bereits in der letzten Folge den Eindruck, dass Natalie bereits Vorwehen hat und somit die Geburt ihres Kindes nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird. Zudem bin ich auch sehr froh darüber, dass sich die Autoren dazu entschlossen haben, diesen Handlungsstrang nicht allzu dramatisch werden zu lassen.

Eine ebenfalls gute Entscheidung fand ich, dass sich Natalie bereits im Krankenhaus befunden hat, als bei ihr die Fruchtblase geplatzt ist. So waren gleich fast alle Personen zur Stelle, um ihrer Kollegin und Freundin beizustehen. Auch wenn es sicherlich nicht allzu üblich ist, dass man hochschwangere Frauen bis kurz vor der Geburt noch arbeiten lässt, aber wir befinden uns ja bei "Chicago Med" noch immer in einer fiktiven Welt, wo man schon mal ein Auge zudrücken kann. Denn durch diesen Umstand, dass Natalie noch immer gearbeitet hat und dabei die Fruchtblase geplatzt ist, haben die Autoren die Gelegenheit gleich dafür genutzt, um Sarah etwas mehr Eigenständigkeit zu verpassen, das aber erstmals nur am Rande.

Viel interessanter fand ich nämlich, dass nicht nur Maggie Lockwood Natalie als Geburtspartnerin zur Seite stand, sondern auch Will Halstead. Wobei das sicherlich nicht allzu verwunderlich sein dürfte, da Will bereits kürzlich angekündigt hatte, dass er ihr bei der Geburt beistehen würde. Ich bin ganz froh darüber, dass es letztlich doch Maggie gewesen ist, die den Löwenanteil als Geburtspartnerin bei der Geburt von Owen geleistet hat. Zu verdanken ist das vor allem Helen. Dass sie als außenstehende Person und Mutter von Natalies verstorbenen Mann erkannt hat, dass Will mehr für seine Freundin empfindet, als bloße Freundschaft, finde ich nur allzu verständlich. Zwar bin ich mir nicht sicher, wie lange Natalie mit Jeff verheiratet bzw. zusammen gewesen ist, allerdings reichte die Zeit anscheinend aus, damit Helen ihre Schwiegertochter gut genug einschätzen kann. Obwohl sich "Chicago Med" noch immer ein wenig in den Kinderschuhen befindet, gab es in dieser kurzen Zeit bereits zwei Fälle, in denen Natalie durch an ihren Schicksalsschlag erinnert wurde und man als Zuschauer einmal mehr erkennen konnte, dass der Tod ihres Mannes in solch besonderen Momenten noch immer an ihr nagt. Ich denke, dass selbst wenn Natalie das gleiche für Will empfinden würde, es über eine längere Zeit nicht gut gehen würde. Umso besser fand ich es dann auch, dass Will Helens Bedenken akzeptiert und sich später zurückgezogen hat, damit Natalie sich auf die Geburt konzentrieren konnte.

Die Geburt war nämlich alles andere als leicht. Ich bin allerdings sehr froh, dass sie letztlich doch nicht so dramatisch beendet wurde, wie es zeitweise den Anschein hatte. Wobei ich schon davon ausgegangen bin, dass der kleine Owen überleben wird, alles andere hätte ich den Autoren auch nicht verziehen. Wäre Owen, dessen Namen im Irischen 'kleiner Kämpfer' bedeutet, bei der Geburt gestorben, wäre das nicht nur ein weiterer Schicksalsschlag für Natalie gewesen, sondern hätte die Freundschaft zu Maggie schwer belastet oder gar zerstört und das hätte mir schon das Herz gebrochen. Denn neben der Freundschaft der beiden Frauen, mag ich auch Maggies Durchsetzungsvermögen sehr. Ich denke, wenn Will bei der Geburt dabei gewesen, hätte er die Entscheidung von Maggie, das Kind im Bauch zu drehen, nicht gutgeheißen. Dies hätte bestimmt zu einem Streit zwischen den beiden geführt, der Natalie alles andere als geholfen hätte. Auch könnte ich mir durch Maggies Entscheidung vorstellen, dass sie ein wichtiger Bestandteil in Owens Leben wird. Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie man mit dem Charakter von Torrey DeVitto nun weitermachen wird.

Eine unheilbare und vererbbare Krankheit

Neben der Geburt von Owen gab es auch für Sarah einen sehr emotionalen Fall, an dem sie in meinen Augen auch wieder etwas mehr als Ärztin gewachsen ist. Der kleine Parker Kindler kommt wegen seines Sturzes, der einen Schlüsselbeinbruch zur Folge hat, ins Krankenhaus und bekommt dann die Diagnose, dass er eine unheilbare Krankheit hat. Mich packen solche Schicksalsschläge bei Kindern immer besonders, weil mir nicht nur das Kind unglaublich leid tut, sondern auch die Eltern. So war es auch diesmal. Ich muss zugeben, dass ich bis zu der Folge zwar schon etwas von Morbus Chrom gehört habe, aber noch nie etwas von Morbus Krabbe. Wie dem auch sei. Fakt ist zumindest, dass es eine unheilbare Erbkrankheit ist, für die es kein Heilmittel, das den Verlauf verlangsamen könnte. Ich kann mir somit auch nur im Mindesten vorstellen, was in Parkers Eltern vorgeht. Gerade bei Erbkrankheiten empfinden Eltern immer eine Schuld, da es eben in den Genen liegt und sie somit schuldig sind, dass ihr Kind krank ist. Ähnliches empfand ich eben auch bei Parkers Eltern.

Umso schöner fand ich es, dass man nicht nur Sarah und zeitweise auch Natalie in den Fall eingebunden hat, sondern auch Daniel. Wie ich schon einer meiner vorherigen Reviews geschrieben habe, sehe ich Daniel eher als Mentor an, der auch diesmal als solcher fungiert hat. Ich mag seine ruhige Art, gerade wenn er Kindern und Jugendlichen etwas erklärt. Auch könnte ich mir vorstellen, dass er mit dafür verantwortlich ist, dass Parker für seinen kleinen Bruder Seth (der glücklicherweise nicht an dieser Krankheit leidet) das Video macht. Überhaupt fand ich die Reaktion von Parker auf die Diagnose gut. Dazu muss man aber auch bedenken, dass Kinder ein völlig anderes Zeitgefühl haben. Es wäre aber denkbar, dass Parkers Zuversicht hilft, damit seine Eltern besser mit diesem Schicksalsschlag umgehen können.

Kurz möchte ich nochmal auf Sarah eingehen: Während sie in den ersten Folgen noch das verunsicherte Küken gewesen ist, scheint sie sich immer mehr in ihren Beruf einzufinden. Meiner Meinung nach benötigt sie eigentlich nur noch eine sichere Hand, eine Art Schwimmhilfe wenn man so will, damit sie nicht untergeht. Ich zumindest wünsche ich mir für die Zukunft, dass es noch weitere Szenen zwischen Sarah und Daniel geben wird, da ich der Meinung bin, dass er genau der richtige Ansprechpartner für sie ist.

Was ist damals wirklich geschehen?

Eigentlich habe ich immer Probleme damit, wenn man die Patientenfälle mit der (aktuellen) Lebenssituation der Ärzte verbindet und dabei unübersehbare Parallelen zieht. So habe ich immer das Gefühl, dass keine der beiden für sich alleine steht. "Chicago Med" schafft es bisher aber ganz gut, bei dieser Eindruck bei mir nicht entsteht. Am Anfang wirkte es nämlich so, als hätten die beiden Flüchtlinge keinerlei Verbindung zu Connor.

Miguel rettet seine Schwester Maria davor, von ihrem Vater verkauft zu werden. Alleine dieser Aspekt warf bei mir die Frage auf, ob hier irgendeine Religion eine Rolle spielt bzw. es einfach zur Kultur gehört, in der die Tochter vom Vater verkauft wird. Aber darum geht es auch gar nicht, sondern vielmehr darum, dass die beiden Geschwister zusammengehalten haben und sich bei ihrer Flucht verletzt haben, sodass sie ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Obwohl mir bereits klar war, dass der Fall nicht gut ausgehen wird, fand ich ihn recht interessant.

Vor allem lag das auch daran, dass ich das Gefühl hatte, dass Connor über seine eigene Beziehung zu seiner Schwester nachdenkt, die ja alles andere als harmonisch ist. Doch das wird sich durch den Tod Miguels und Marias Abschiebung sicherlich ändern. Dazu müsste aber erst einmal geklärt werden, warum Connor damals seine Familie tatsächlich verlassen hat. Ein bisschen Licht ins Dunkel wird durch Cornelius' Stiftung für eine psychiatrische Station gebracht - bei der ich es fast schon lächerlich finde, diese nach seiner verstorbenen Frau zu benennen. Das vermittelt den Eindruck, dass er sich noch mehr in den Vordergrund drängen will. Durch diese Spende erfuhr nicht nur Will, dass Connors und Claires Mutter an Depressionen litt und sich vom Dach gestürzt hat, sondern auch der Zuschauer.

Durch die Offenbarung des Freitods von Elizabeth empfand ich dann auch ein bisschen Mitgefühl für Cornelius, der mir dadurch ein bisschen sympathischer wurde. Ich hätte mir gewünscht, dass bei dieser Storyline nicht noch was nachkommt, doch leider waren die Autoren anderer Meinung. Denn bei einem Gespräch unter vier Augen zwischen Vater und Sohn bekommen die Zuschauer mit, dass offensichtlich damals noch etwas anders zum Tod von Elizabeth geführt hat und vor allem Cornelius etwas damit zu tun hat, von dem nur Connor und er etwas wissen. Mein erster Gedanke ist es gewesen, dass Cornelius eine Affäre hatte, seine Frau davon erfahren hat und das ihre Depressionen so sehr verstärkt hat, dass für sie nur noch der Tod in Frage gekommen ist. Leider wäre das einfach zu serientypisch und einfallslos. Zudem erklärt es noch immer nicht, warum Connors Vater etwas gegen die Berufswahl seines Sohnes hat. Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als die nächsten Folgen abzuwarten.

Randnotizen

• Obwohl Brian Tee zum Hauptcast gehört, empfinde ich Ethan Choi noch immer eher als Mitläufer. Man bekommt zwar hin und wieder mit, dass ihm der ein oder andere Patientenfall ziemlich an die Nieren geht, doch so richtig erfährt man nichts über ihn. Ich hoffe, das entwickelt sich bald in eine andere Richtung.
• Sehr gut hat mir die Schlussszene der Folge gefallen, als das Personal Natalie besucht und ihr zum Baby gratuliert. Dadurch zeigte man einmal deutlich, dass nicht nur "Chicago Fire" und "Chicago P.D." familiär ist, sondern auch "Chicago Med".
• Ich bin mir sicher, dass es hin und wieder noch immer eine gewisse Rivalität zwischen Will und Connor geben wird, dennoch kann ich mir auch gut vorstellen, dass sie nun so etwas wie Freunde werden, nachdem Will erfahren hat, was mit Connors Mutter geschehen ist. Ich bin auf jeden Fall gespannt.

Fazit

Durch die Geburt von Natalies Kind und dem Fall von Sarah und Daniel konnte #1.06 Blutsbande nicht nur emotional punkten, sondern auch die Beziehungen untereinander wachsen lassen. Weiterhin interessant bleibt Connors Vergangenheit, die durch die Spende von Cornelius weitere Details aufzeigt, welche unbedingt weiterverfolgt werden sollten.

Daniela S. - myFanbase

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