Review: #2.14 Kaltfront
Sobald es zu Glatteis und Schnee kommt, sind die Straßen gefährlich. Es kommt zu schweren Unfällen und das Personal vom Krankenhaus bekommt eine Menge zu tun. Nach einem Massen-Auffahrunfall bricht im Chicago Med der Notstand aus und die Ärzte sind gezwungen, schwierige Entscheidungen zu treffen.
Leben oder Sterben?
Ich weiß noch, dass ich als Kind sehr gerne Ärztin werden wollte. Aber nachdem ich bereits einige Krankenhausserien gesehen habe, in denen die Ärzte mitunter sehr schwere Entscheidungen über Leben und Tod treffen müssen, wurde ich von diesem Vorhaben mehr als 'geheilt'. Denn auch in dieser "Chicago Med"-Folge standen Natalie Manning und Will Halstead vor einer Entscheidung, bei der es um Leben und Tod ging. So etwas ist immer schwierig, doch besonders emotional wird es, wenn es dabei um Kinder geht. Nach dem Massen-Auffahrunfall sind viele Patienten auf Blut angewiesen. Das sorgt natürlich auch dafür, dass der Vorrat umso schneller zur Neige geht und man dann sehen muss, wer die besten Überlebenschancen hat. Wie gesagt, so eine Entscheidung will ich beim besten Willen nicht treffen, denn letztlich sind Ärzte immer darum bemüht, jeden ihrer Patienten zu retten.
Das Besondere bei Natalies und Wills Fall war nicht nur, dass es sich um zwei Kinder handelte, sondern dass beide Cousins sind und die Mutter bzw. Tante darüber entscheiden musste, wer von den beiden Jungs überleben sollte: Ihr eigener Sohn oder ihr Neffe. Eigentlich sollte die Entscheidung für eine Mutter klar sein. Doch die Frau ist so mit der Entscheidung überfordert, dass sie die Ärzte bittet, für sie zu handeln. Ich glaube, in so einem Schockmoment kann man gar nicht klar denken, denn als Schwester denkt man wahrscheinlich auch daran, wie sich die eigene Schwester fühlen muss, wenn ihr Kind stirbt. Allerdings kann ich auch die Fassungslosigkeit des Vaters verstehen, der nicht begreifen konnte, wie seine eigene Frau das Leben ihres Kindes über das eines anderen stellen konnte und bin seiner Ansicht. Andererseits tut mir auch die Frau sehr leid, die erst nach der Rettung ihres Sohnes begreifen konnte, welchen Fehler sie gemacht hat und nun unter massiven Schuldgefühlen leidet.
Dabei hätte man das Drama sicherlich abkürzen können, indem jemand sofort auf die Idee gekommen wäre, das Personal um eine Blutspende zu bitten. Mich wunderte es schon, dass Natalie erst in letzter Minute darauf gekommen ist, wobei die Lösung so klar auf der Hand lag. Das mindert in meinen Augen diesen Handlungsstrang etwas. Denn irgendwie habe ich den Eindruck, dass es letztlich nur darauf hinauslief, zu erkennen, dass Will noch immer starke Gefühle für Natalie hat und sie für eine großartige Ärztin hält. Zudem gab es eine Szene, die sehr an Wills Verhalten in der ersten Staffel erinnert hat. In der ersten Staffel gab es eine Folge, in der darüber entschieden werden musste, welcher Fall der beiden oberste Priorität hat, bei dem Will Natalie auch vorgeworfen hat, zu emotional zu sein. Ich fand es ein bisschen schade, dass man wieder darauf zurückgegriffen hat, da es meiner Meinung nach nicht hätte sein müssen.
Der letzte Wunsch
Bei dem Unfall auf dem Highway gab es auch einen Brand, bei dem ein Mann sich schwerste Verbrennungen zugezogen hat, bei denen es nach kurzer Zeit klar war, dass er diese nicht überleben würde. Ich finde es immer besonders schlimm Verbrennungsopfer zu sehen. Denn auch wenn man genau weiß, dass sie es nicht überleben werden, so hofft man doch, dass sie zumindest noch soviel Zeit haben, um sich von ihren Liebsten zu verabschieden. Ich fand es großartig von Ethan Choi, dass er seinem Patienten diese Möglichkeit geben wollte. Selbst als er ihm auf Connor Rhodes' Bitte hin das Beatmungsgerät überlassen hat und es bereits in diesem Moment danach aussah, als würde Ethans Patient eine Chance mehr bleiben, sich von seiner Frau zu verabschieden. Wie wichtig Ethan dieser Wunsch war, hängt vielleicht auch damit zusammen, weil er in seiner Kriegszeit ähnliche Fälle hatte und den Opfern dort auch nicht mehr helfen konnte. Umso trauriger fand ich es, als sein Patient selbst erkannt hat, wie wichtig es ist, dass Ethan anderen Menschen hilft und vielleicht ist das ein Trost für Ethan und die Frau des Verstorbenen.
Nach Aufmerksamkeit gieren
Einen sehr speziellen Fall hatten Daniel Charles und Sarah Reese, bei dem ich mich frage, wie dreist Menschen sein können. Dadurch, dass die Notaufnahme restlos überfüllt ist und sich die Ärzte erst einmal um die schweren Fälle kümmern, müssen sich die 'leichteren Fälle' umso mehr gedulden. Dass das eine Menge Geduld erfordert und einige dabei die Nerven verlieren, kann man verstehen. Doch der Patient von Daniel und Sarah hat die Grenze für Verständnis (bei mir) überschritten.
Jack Kellogg sucht die Notaufnahme auf, da er dringend auf Medikamente angewiesen ist. Der erste Eindruck lässt allerdings eher darauf schließen, dass er einfach nur wütend ist, dass er weiterhin zum Warten verdammt ist. Nicht gerade sympathisch und ich bewundere Daniel immer wieder dafür, wie ruhig er bei so etwas bleibt und dem Wutausbruch keine weitere Beachtung schenkt und er sein Versprechen einhalten wollte, sich später um ihn zu kümmern. Umso schockierter war ich, als Daniel erfahren musste, dass sich Jack erschossen hat. Natürlich kommt einem dabei als Psychiater sofort der Gedanke, dass man den Patienten vielleicht falsch diagnostiziert hat und somit eine Mitschuld trägt. Bei Daniel gab es allerdings noch einen völlig anderen Faktor, der ihn persönlich betroffen hat.
In einer der vergangenen Folgen erfuhren wir, dass Daniel mal eine Musikerin betreut hat, die unter Depressionen litt und trotz aller Bemühungen Selbstmord begannen hat. Schon damals hatte Daniel ja Schuldgefühle, für die Tat verantwortlich zu sein und ähnlich war es auch bei Jack der Fall. Ich fand es großartig, dass Sarah sich daran erinnerte und sich um ihren Mentor gesorgt hat. Das zeigt, wie viel Einfühlungsvermögen sie hat, und dass sie bei solchen Fällen die richtige Ansprechpartnerin ist. Umso schockierter war ich, als klar wurde, dass Jack ein sehr mieses Spiel getrieben hat, um endlich die Aufmerksamkeit zu bekommen, von der er glaubt, dass sie ihm zusteht! Manchmal frage ich mich wirklich, wie dreist Menschen sein können. Ich bin mir nicht sicher, ob bei Jack eine Persönlichkeitsstörung oder Ähnliches vorliegt, aber mich hätte sehr interessiert, was die beiden am Ende besprochen haben. Vielleicht erfahren wir das ja noch irgendwann.
Die Sache mit den Gefühlen
Ich glaube, der eigentliche Faktor, warum ich letztlich doch von dem Wunsch abgekommen bin, Ärztin werden zu wollen, ist das Emotionale. Besonders bei dieser Folge spielten Emotionen eine große Rolle. Sicherlich sollte man als Arzt eine objektive Meinung haben, aber gleichzeitig sollte man auch Empathie besitzen und manchmal ist es ein echter Balanceakt. Da ist es manchmal wirklich besser, seine Gefühle und Emotionen außen vor zu lassen und sich auf die wesentlichen Fakten zu konzentrieren. Kein Wunder also, dass Connor in gewisser Hinsicht neidisch auf Isidore Lathams Asperger-Erkrankung ist. Wobei ich auch den Eindruck habe, als ob Latham gerne etwas mehr Empathie hätte. So oder so scheinen sich die beiden immer mehr zu einem klasse Team zu entwickeln.
In welche Richtung sich Jason Wheeler entwickelt, weiß ich noch nicht genau. Nach seinem Alkoholvergehen in einer der letzten Folgen, war ich mir sehr sicher, dass er seine Lektion gelernt hat. Zwar lässt er jetzt die Finger vom Alkohol, jedoch anscheinend nicht von Pillen. Wobei ich glaube, dass er nur mit ganz speziellen Patientenfällen nicht klarzukommen scheint. Jason behandelt eine schwangere Patientin, bei der zunächst alles in Ordnung zu sein scheint, bis es zu einer Fruchtwasserembolie kommt. Obwohl ihm keiner die Schuld daran gibt, kommt Jason nicht damit klar, so dass er Sarah um ein Rezept für Tabletten bittet. Ich bin mal gespannt, ob Sarah sich an Daniel oder Will wendet und was dann mit Jason passiert. Ich persönlich fände es sehr schade um ihn, allerdings glaube ich, dass die Notaufnahme nichts für ihn ist und er vielleicht sogar am besten im Labor aufgehoben wäre.
Randnotizen
- Ein kleines Crossover zwischen "Chicago Fire" und "Chicago Med". Ich finde es immer wieder schön, wenn Charaktere von Wache 51 beim Chicago Med auftauchen. Auch hier konnten Wallace Boden, Kelly Severide und Matthew Casey unter Beweis stellen, dass sie genau die Richtigen für einen Führungsposten sind.
- Ich finde ja, wenn es möglich ist, sollte sich Sarah sowohl auf die Psychiatrie wie auch auf Notfallmedizin konzentrieren. In beiden Bereichen ist sie mittlerweile sehr gut geworden.
- Mir hat die letzte Szene sehr gut gefallen. Diese hatte wenig Text, unterstrich aber umso deutlicher, dass das Personal des Krankenhauses in jeder Situation zusammenhält.
Fazit
Direkt nach dem Schauen dieser Folge hätte ich die volle Punktzahl vergeben. Nachdem der Inhalt bei mir allerdings gesackt ist, wurde mir klar, dass es ein bis zwei Dinge gab, die mir etwas missfielen. Die Fälle von Natalie und Will hatten für meinen Geschmack letztlich etwas unnötiges Drama.
Daniela S. - myFanbase
Die Serie "Chicago Med" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Cold FrontErstausstrahlung (US): 16.02.2017
Erstausstrahlung (DE): 08.12.2017
Erstausstrahlung (Pay-TV): 05.06.2017
Regie: Michael Waxman
Drehbuch: Diane Frolov, Andrew Schneider & Danny Weiss
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