Bewertung

Review: #4.16 Der Organspender

Foto: Brian Tee, Chicago Med - Copyright: 2018 NBCUniversal Media, LLC; Elizabeth Sisson/NBC
Brian Tee, Chicago Med
© 2018 NBCUniversal Media, LLC; Elizabeth Sisson/NBC

Die vergangene Episode hat in dieser vierten Staffel wirklich ein Novum bereitet, da erstmals keinerlei Dramatik zwischen den Paaren der Serie fortgeführt wurde, was der Serie richtig gutgetan hat. Zwar fällt man mit dieser Folge nun wieder in alte Muster zurück und dennoch macht man dabei bei zwei Paaren einen entscheidenden Schritt vorwärts.

In meiner vergangenen Review habe ich doch glatt den Umstand vergessen zu erwähnen, dass Dr. Will Halstead einen älteren Hund bei sich aufnimmt, der nach dem Terroranschlag herrenlos geblieben ist. Dieses spontane Bedürfnis, seinem Leben einen neuen Impuls zu geben, konnte man schon als einen wichtigen Schritt vorwärts empfinden. In dieser Episode lassen die Drehbuchautoren ihn konsequent weiter seinen Weg gehen. Zwar hängt er Dr. Natalie Manning immer noch sehr nach und kann auch den Gedanken nicht ertragen, dass sie für Phillip Davis sogar schon Hausbesuche vornimmt. Dabei fährt er zur höchsten Eifersuchtsstufe hoch, was mich schon Schlimmes befürchten ließ, daher war ich positiv überrascht, dass es dann ausgerechnet ein Patientenfall ist, der ihm seine Situation vor Augen führt. Die halb erfrorene Emma erweist sich nämlich wie er als eine Person, die mit ihrer Beziehung noch nicht abschließen kann und dabei sogar zum Stalker wird und ihr Leben riskiert. Zwar ist es mit Will so weit nicht gekommen, aber es war schon wichtig für ihn zu sehen, dass er nicht mehr viele Schritte von einer Obsession entfernt ist. Symbolisch für den Neuanfang ist dann, dass er sich endlich für eine neue Wohnmöglichkeit entscheidet und dabei auch ganz auf die Bedürfnisse seines neuen Hundepartners Cole achtet, der eine Hundewiese direkt um die Ecke geboten bekommt. Dort trifft Will dann zufällig auf FBI-Agentin Ingrid Lee. Zwar würde ich es nicht gutheißen, wenn er sich direkt in eine neue Beziehung stürzt, aber die Begegnung mit ihr war doch eine große Überraschung und sie steht eben für den Neuanfang, den Will so bitter nötig hat.

Seit dem Auftauchen von Phillip war eigentlich klar, dass er Natalie näherkommen soll. Ich habe lange Zeit gedacht, dass er wirklich nur als Mittel zum Zweck da ist, um so Will zu provozieren. Genau so wurde auch verfahren, aber da Natalie ihn nun von sich aus geküsst hat, sind wir einen gewaltigen Schritt weitergegangen. Und damit bin ich überhaupt nicht glücklich. Ich bin zwar definitiv dafür, dass Natalie und Will auf längere Sicht kein Paar mehr werden sollten, aber dennoch finde ich es schade, dass Natalie hier diesen Weg geht. Zwar war Will immer derjenige, bei dem man das Gefühl hatte, dass er mehr in ihre Beziehung investiert, aber gerade nach dem Heiratsantrag war es doch Natalie, die konstant an seiner Seite stand und mit ihren Entscheidungen, einen Schritt zurück zu gehen, auch immer sein Wohl im Sinn hatte. Gerade jetzt aber, wo sie Will so vehement verneint hatte, dass etwas zwischen ihr und Phillip läuft, finde ich es sehr schade, dass sie sich ihre eigenen Worte widerlegt. Zudem hat Phillip nach wie vor für mich kaum Profil und da Will nun ebenfalls nach vorne zu sehen scheint, frage ich mich doch, wohin die Autoren nun mit den beiden wollen.

Bei Dr. Ethan Choi und April Sexton wurde nun länger auf den Pausenknopf gedrückt, was ich auch sehr, sehr gut fand, da zwischen den beiden auch zu viel (und dazu immer dasselbe!) vorgefallen war. Nun gibt es wieder eine Annäherung, die nachvollziehbar von April ausging, da sie ihn aufgrund verletzter Gefühle als guten Freund abgewiesen hatte. Sie ist nun mal ein offenherziger, familiärer Mensch, der wenig nachtragend ist, daher passte es zu ihr. Prompt arbeiten sie auch wieder zusammen und bekommen auch einen Fall, der mir sehr nahegegangen ist. Aus Filmen wie Beim Leben meiner Schwester kennt man das Thema künstliche Befruchtung zum Wohle eines todkranken Geschwisterkindes schon zu genüge, aber ich bin immer wieder erschüttert, wenn es verarbeitet wird, wie jetzt eben in "Chicago Med".

Es hat mir das Herz gebrochen, den jüngeren Bruder Gavin isoliert und zu Tode erschrocken zu erleben, aber ich habe natürlich auch mit Thomas mitgefühlt, der seiner Leukämieerkrankung nicht mehr viel entgegensetzen kann und immer mehr leiden muss. Bei diesem Thema fällt es mir unheimlich schwer, eine Meinung zu haben, da man vermutlich selbst einmal in so einer Situation gewesen sein muss, um die emotionale Belastung nachvollziehen zu können. Dennoch war es schlichtweg erschütternd zu sehen, wie Gavin sich den Untersuchungen alleine stellen muss, während seine Eltern nur um Thomas herumschwirren. Daher war ich in Tränen aufgelöst, als Thomas schließlich gesteht, dass er keinen Lebenswillen mehr hat und dass er auch seinem Bruder die schmerzhaften Eingriffe nicht mehr zumuten will. Damit trifft er eine erwachsenere Entscheidung als es seine Eltern jemals gekonnt hätten. Leider verfolgen wir das Geschehen bei der Familie Kramer ja nicht weiter, aber trotzdem schwirrte mir ständig die Frage im Kopf herum, wie es für Gavin und seine Eltern sein wird, wenn Thomas tatsächlich gestorben ist? Werden sie eine normale Familie sein können? Man merkt deutlich, dass mich dieser Patientenfall wirklich sehr beschäftigt...

Auch April und Ethan haben sich damit sehr intensiv beschäftigen müssen, weil sie in die verängstigte Sicht von Gavin blicken und sich dabei hilflos fühlen mussten. Schließlich ist es vor allem April, die sich dem Jungen liebevoll annimmt und ihm auch durch eine Panikattacke hilft. Auch zu Thomas findet sie einen Zugang und all das bringt ihr bewundernde Blicke durch Ethan ein, der abseits von ihren beruflichen Missverständnissen mal wieder merkt, für welche Werte und für welche Charaktereigenschaften April tatsächlich steht. Genau in dieser Folge war es dann natürlich passend, dass er sich endlich über seine Gefühle klar wird und ein ehrliches Gespräch mit Vicky Glass sucht. Natürlich war der Moment mehr als undankbar, weil sie so aufgeregt war, ihn endlich ihren Eltern vorzustellen. Aber andererseits konnte ich gut nachvollziehen, dass Ethan ausgerechnet deswegen die Reißleine gezogen hat. Denn er hätte wirklich nicht respektloser sein können, wenn er ihren Eltern etwas vorgespielt hätte, wohlwissend, dass er zweifelt. Auch wenn ich auch von dem Hickhack zwischen den beiden oftmals genug hatte, sind Ethan und April doch das Pärchen, das ich noch als hoffnungsvoll bezeichnen würde, da man mit ihnen neue Schritte gehen könnte, die bei Will und Natalie beispielsweise gescheut wurden. Nun bleibt natürlich die spannende Frage, ob April sich ihm begeistert in die Arme stürzen wird oder ob sie mehr Zeit einfordern wird.

Um das Wohlbefinden von Caroline Charles entwickeln sich gleich zwei Storylines, wovon ich die eine nur wieder schwerlich ertragen konnte. Bei Dr. Connor Rhodes und Dr. Ava Bekker wird es immer bedenklicher und nach wie vor kann ich nicht absehen, wohin das Hinauszögern einer endgültigen Trennung führen soll. Erneut wird an Avas psychischer Verfassung geschraubt, da sie als rücksichtlose Chirurgin inszeniert wird, die sich vermeintlich aus niederen Motiven in die Behandlung von Caroline einmischt. Da wir Avas Perspektive kaum noch geboten bekommen, wird es tatsächlich immer schwerer, ihre Motive nachzuvollziehen. Dennoch halte ich es immer noch für falsch, sie zu einer Soziopathin aufzubauen, da ihr das irgendwie nicht gerecht wird. Zwar war sie stets nur mit Connor involviert und hat nur einmal einen Fall ganz abseits von ihm bekommen, so dass sie nie ein wirklich tiefes Profil bekommen hat und doch ist sie in meinen Augen mehr als die Ärztin, die vielleicht irgendwann verrückt wird.

Wesentlich besser sind da doch ganz klar die Gespräche zwischen Dr. Daniel Charles und Caroline. In der Beziehung der beiden gibt es noch so viel zu erkunden, aber schon jetzt kann man großen Respekt für ihren Umgang miteinander haben. Zwar merkt man ihr deutlich an, dass vermutlich ein Knackpunkt ihrer Beziehung war, dass Daniel alles und jeden einem psychiatrischen Urteil unterziehen muss, aber andererseits merkt man auch deutlich, wie gut er sie kennt und wie innig ihr Vertrauen ist. Nach der Einführung von Jackie, die aber plötzlich kein Thema mehr ist, bin ich aber doch etwas überrascht, dass man Daniel und Caroline wieder aneinanderbringen will. Kritisch sehe ich das aber gar nicht, da es der Serie bestimmt gut tun würde, jemanden wie Caroline dabei zu behalten, die ja auch eine innige Verbindung zu Sharon Goodwin und eben Dr. Robin Charles hat, die ich auch nicht aus der Serie jagen möchte. Man merkt vermutlich deutlich, dass mir nach 2/3 einer Staffel, die kaum mal etwas Neues bieten konnte, jeder Impuls gern gesehen ist.

Fazit

Obwohl man wieder sehr verdichtet mit den Paarungen der Serie agiert, gibt es bei gleich zweien davon neue Entwicklungen, die durchaus in die richtige Richtung gehen. Nur bei Connor und Ava scheint man kein Ende finden zu können, was ich durchaus als wöchentliche Belastungsprobe empfinde. Insgesamt habe ich aber eine solide Episode gesehen, die mich vor allem mit einem Patientenfall mitten ins Herz treffen konnte.

Lena Donth – myFanbase

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