Bewertung

Review: #5.08 Zu nah an der Sonne

Nach der doch sehr schwachen vierten Staffel von "Chicago Med" war klar, dass sich etwas tun muss. Zwar fand ich den Weggang von Dr. Connor Rhodes sehr schade, aber ohne ihn und Dr. Ava Bekker war natürlich ohne Frage Raum für neue Geschichten da. Zunächst hat sich mit Staffel 5 aber Ernüchterung bei mir breit gemacht, denn trotz Potenzial wurde ähnlich viel falsch gemacht wie zuvor. Doch seit dem großen OneChicago-Crossover sehe ich Licht am Ende des Tunnels, denn es werden tatsächlich neue Geschichten entwickelt, das Privatleben darf sich überraschend frei ausleben und die Charaktere werden in ihren Interaktionen wild gemischt, so dass sich nicht mehr jede Episode wie die davor anfühlt. Wie läuft es also diesmal für "Chicago Med"?

In der letzten Episode hat Dr. Noah Sexton ausgesetzt, aber es war klar, dass seine Beherbergung von Gangmitglied Jacinta noch Folgen haben würde. Diese erleben wir nun, da er von den übrigen Gangmitgliedern übel zusammengeschlagen wird. Genau das sind die Momente, die "Chicago Med" zuletzt viel zu selten hatte. Auch einmal das eigene Personal zu Patienten zu machen, wurde eher an unbedeutenden Nebencharakteren aufgezeigt oder aber aus einer Figur wie Dr. Natalie Manning wurde viel zu wenig herausgeholt. Bei Noah wurde aber alles rausgeholt, denn da er in Staffel 4 völlig ignoriert worden ist, habe ich wirklich Sorge um ihn gehabt, denn es hätte mich nicht gewundert, wenn man ihn hätte sterben lassen.

Um Noahs Verletzungen herum wird nun das neue Liebesdreieck der Staffel rumgebaut. April Sexton und Dr. Ethan Choi sind natürlich sofort an Noahs Seite, aber zurecht werden sie von Sharon Goodwin auf die Ersatzbank geschoben, da sie emotional viel zu sehr involviert sind. Während Ethan also anderweitig beschäftigt wird, will sich Dr. Crockett Marcel immer wieder in die Behandlung von Noah einmischen, die Dr. James Lanik übernommen hat. April weist ihn aber scharf zurecht, da sie zum einen noch ihren Beinahe-Kuss im Hinterkopf hat und zum anderen ahnt, dass er ihr etwas zum Grund von Noahs Verletzungen verschweigt. Genau dieses sture Verhalten bringt Noah dann erst recht in Bedrängnis, denn Marcel hat mit seiner Einschätzung richtig gelegen und kann seinem Schützling das Leben durch eine OP retten. Hiernach ist April demütig, denn sie weiß genau, dass sie wegen ihrer Gefühle nicht richtig urteilen konnte. Also dankt sie ihm artig, was wiederum Ethan mitbekommt. Sein skeptischer Blick war schon sehr eindeutig, wobei ich mich frage, woher er den Hinweis haben sollte, dass seine Freundin und sein neuer Kollege sich nähergekommen sein sollten. Möglicherweise hat sich April emotional etwas von Ethan entfernt, aber als Erklärung hierfür steht erstmal die Baby-Thematik im Raum, aber kein potenzielles Fremdgehen. Hier ist also klar, dass diese Dreiecksgeschichte vorangetrieben werden soll und ich sehe schon viele verletzte Gefühle für die kommenden Episoden.

Beim Patientenfall hat es Ethan mit einem Social-Media-Star zu tun, denn Dennis und seine Freundin Aviva haben sich eine Fanbase aufgebaut, indem sie alle Entscheidungen zur Wahl stellen und genau diese dann auch befolgen. Neben der Sorge um Noah war dieser Fall definitiv der spannendste, denn die Tücken der sozialen Medien wurden wirklich brutal offengelegt. Als Ethan bei Dennis nicht mehr weiter weiß, als dieser für die Behandlung seiner Blinddarmentzündung abstimmen lässt, holt er sich Dr. Daniel Charles zur Hilfe, der zunächst auch hilflos ist. Denn Dennis fällt nicht in die Kategorie einer Geisteskrankheit, sondern er ist nur einer fremden sozialen Welt verfallen, die mit den Auswirkungen auf die menschliche Psyche noch nicht ergründet ist, weil alles so neu ist. Daniel kommt schließlich auf eine geniale Idee, als er darüber abstimmen lässt, ob sich Dennis vom Dach stürzen soll oder nicht. Die zwischenzeitliche Sturheit von Dennis kam einem verrückt vor, aber gleichzeitig hat man geahnt, dass er genauso für genug Menschen läuft, die zwischen Realität und sozialen Netzwerken nicht mehr unterscheiden können.

Daniel hat aber ebenfalls mit seinem Privatleben zu kämpfen, wenn auch nur unterschwellig, denn der Zustand seiner Frau Caroline verschlechtert sich offenbar. Sharon wollte ihrer Freundin einen Gefallen tun und sie für ein Doppeldate mit sich und Bert Goodwin einladen, die sich weiterhin ganz langsam einander annähern. Doch obwohl das Carolines Herzenswunsch war, schafft sie es nicht zu der Verabredung. Da wir nur eine Episode vor dem großen Herbstfinale stehen, würde es mich nicht wundern, wenn es mit ihr nun zu Ende gehen würde.

Auch Maggie Lockwood sieht dem Tod ins Auge, aber zum Glück vorerst nicht ihrem, sondern dem von ihrer Bekanntschaft Ben, der sich die Masern eingefangen hat und aufgrund seines durch die Chemo heruntergefahrenen Immunsystems nichts entgegensetzen kann, so dass nur noch mit wenigen Tagen für ihn zu rechnen ist. Ich habe mir sofort gedacht, dass uns Ben nicht lange begleiten wird, aber nichtsdestotrotz hat mich diese Entwicklung emotional voll packen können. Ben ist genau zum richtigen Zeitpunkt für Maggie aufgetaucht und hat sie mit Lebensfreude angesteckt. Dass er nun ausgerechnet an einer Masernerkrankung sterben wird, scheint daher so unfair. Maggie bleibt trotz der Prognose erstaunlich positiv, doch in ihren verzweifelten Aktionen, die sogar zur Fälschung von Natalies Unterschrift führen, zeigen sich doch auch Ängste. Zum einen will sie Ben unbedingt zum Sterben nach Hause bringen. Dies verdeutlicht, dass sie auch gerne über die Art und Weise ihres Todes bestimmen will. Zum anderen bekommt sie so schonungslos vor Augen geführt, wie schnell es gehen kann. Selbst wenn ihre Chemo den Brustkrebs in den Griff kriegen oder gar besiegen könnte, kann ein kleiner Infekt das Ende bedeuten. Es ist daher ein gewaltiger Rückschritt für Maggie und ich bin gespannt, wie es nun für sie weitergehen wird.

Abschließend wurde noch die Schwärmerei von Elsa Curry für Dr. Will Halstead weitergeführt. Zunächst möchte ich aber hervorheben, dass mir Elsa in dieser Episode wirklich gut gefallen hat. Nach ihrem vorangegangenen Gespräch mit Natalie, die ihr eingeschärft hat, dass Emotionen einen zu einer besseren Ärztin machen können, sieht man doch einige Veränderungen in ihrem Verhalten, als ob sie hat loslassen können. Zum einen erkundigt sich bei einer neuen Schwester nach ihrem ersten Arbeitstag und zum anderen zeigt sie bei ihrem gemeinsamen Fall mit Will richtig Leidenschaft, die mal nicht von ihrer praktisch denkenden Seite bestimmt ist, sondern von tatsächlicher Sorge um die Patientin. Will dagegen hat Scheuklappen vor den Augen, denn er durchschaut an keiner Stelle, wie sehr die Medizinstudentin für ihn schwärmt und dass sie ihn gerne zu einem Konzert als Begleitung einladen würde. Er ist einfach so von seiner Liebe zu Natalie geblendet, dass er nichts anderes mehr mitbekommt. Auch wenn ich die beiden nach wie vor nicht als Paar sehe, hatte ich doch Mitleid mit Elsa, die sich wahrscheinlich schon wieder ärgert, hier zu viel zu fühlen. Lachen musste ich aber an der Stelle, als Will gegenüber Elsa erklärt, dass man als Arzt mit der Zeit lernt, seinen Instinkten zu vertrauen und so bessere Entscheidungen trifft. Das sagt ausgerechnet der Arzt, der sich in seiner schwarz-weiß-Welt selbst oft genug verrennt...

Fazit

"Chicago Med" bringt erneut eine gute Woche hinter sich, denn die Emotionalität bei Noahs Überlebenskampf und bei Maggies Sorge um ihren neu gewonnen Freund waren ergreifend. Zudem hatten Ethan und Daniel einen wirklich starken Patientenfall, der in seiner ganzen Idee neu wirkte. Sorge bereitet mir nur ein neues Liebesdreieck, indem es ohnehin nur Verlierer geben wird.

Lena Donth – myFanbase

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