Review: #5.09 Ohne Zukunft
Midseason-Finals sind handlungstechnisch oft sehr dicht erzählt und enden im Idealfall in einem Cliffhanger, um die Wartezeit bis zur Auflösung quälend lange erscheinen zu lassen. Welchen Weg wählt "Chicago Med", um sich vom Jahr 2019 zu verabschieden?
Fangen wir mal mit dem Liebesdreieck an, das in dieser Woche seinen Tiefpunkt erreicht, da vor allem April Sexton impulsiv und irrational handelt und damit die Wut vieler Fans wohl auf sich gezogen hat. Wenn es in der Beziehung von ihr zu Dr. Ethan Choi Probleme gegeben hat, dann lag das meist an ihm. Doch diesmal ist der schwarze Peter klar auf ihrer Seite. Natürlich hat ihr zugesetzt, von ihrer Gynäkologin zu erfahren, dass sie sich bereits in einer Vorstufe der Menopause befindet, was eine Schwangerschaft auf natürliche Weise eher unwahrscheinlich macht. Dennoch war es absurd, sich in eine negative Spirale gegen Ethan hineinzureden, die damit endete, dass sie ihm seinen Kinderwunsch zu Lasten legt und behauptet, dass sie möglicherweise gar kein Kind mehr wolle. Rekapitulieren wir noch mal, dass sie bereits einmal schwanger, vom Verlust ihres Kindes tief getroffen und anschließend bei jedem Fall mit Baby sehr emotional war. Hier wird deutlich, dass sie sich nichts sehnlicher wünscht als ein Baby. Dass sie sich wohl am meisten unter Druck gesetzt hat, dieses Kind auch tatsächlich zu bekommen und die Nachricht der geringen Wahrscheinlichkeit wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein muss, ist absolut nachvollziehbar. Aber all diese Gefühle nun gegen Ethan zu wenden, der wohl vor allem Verständnis gezeigt hätte, ist unfair.
Richtig übel wurde es dann, als sie ihre Wut auch in ihrem gemeinsamen medizinischen Fall auslebt. Gemeinsam mit Dr. Crockett Marcel hat sie einen Patienten, der dringend eine neue Niere braucht und dessen Werte auf eine Mutter eines Patienten passen, deren Sohn ebenfalls eine Niere braucht, die wiederum der Bruder des ersten Patienten liefern könnte. Der andere Fall wiederum war in den Händen von Ethan, so dass sie zunächst eine gemeinsame Strategie fahren können, da sie die Leben gleich zweier Patienten retten wollen. Doch das Blatt wendet sich, als der Sohn bereits vor der Nierentransplantation verstirbt, während seiner Mutter gerade für den anderen Patienten eine Niere entnommen wird. Das war wirklich eine emotionale Situation, in der es gar kein richtig oder falsch geben konnte, aber es war unverschämt von April, ihre Glücksgefühle darüber, dass ihr Patient überleben wird, auf Ethan übertragen zu wollen, der wiederum kurz davor steht, der Mutter sagen zu müssen, dass ihr Sohn gestorben ist und sie trotzdem eine Niere gespendet hat. Es war nur konsequent von ihm, hiernach Abstand zu April halten, zumal er ohnehin sechs Wochen bei der Navy verbringen wird. Und was macht sie? Sie flüchtet sich in die Arme von Marcel und hintergeht ihren Freund, weil sie sich ihren Gefühlen nicht stellen kann. Das Schlimmste bei dem Ganzen ist aber, dass es möglicherweise einen Zeitsprung von sechs Wochen geben wird und vielleicht ist es zwischen April und Marcel zu mehr als einem Kuss gekommen. Wie klischeehaft wäre es, wenn sie prompt schwanger werden würde? Ich hoffe wirklich sehr, dass es so nicht kommen wird, denn diese irrationalen Entscheidungen und verletzten Gefühle sind nur schwer zu ertragen.
Ein weiteres Beziehungsdrama wird diesmal wieder aufgefrischt, denn Dr. Natalie Manning erhält ihre Erinnerungen zurück. Zuvor ist ihr noch einmal vor Augen geführt worden, wie manipulativ Philip Davis wirklich war, denn wo er Natalie als Partnerin an seiner Seite verloren hat, sieht er den Zweck in seiner kranken Tochter nicht mehr und gibt sie einfach in die Hände seiner Schwester. Eigentlich hätte es dieser Enthüllung nicht mehr gebraucht, denn sie hatte sich doch schon längst von Philip losgesagt. Viel mehr ist nun Dr. Will Halstead wieder ein Thema, denn sie erinnert sich, dass sie ihm ihre Gefühle gestehen wollte, als ihnen plötzlich ein Auto in die Seite gekracht war. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich Natalie innerlich applaudiert habe, als sie auch Will hat stehen lassen, daher war ich nun enttäuscht, als sie ihn sofort wiederhaben will. Wenn er wirklich ihre große Liebe ist, hätten dann fehlende Erinnerungen keinen Unterschied machen müssen? Hätte sie dann nicht immer spüren müssen, dass er der einzig Wahre ist? Da sie das aber nicht getan hat, habe ich es als Beweis gesehen, dass die Verbindung der beiden längst überholt ist.
Richtig positiv überrascht war ich dagegen von Will selbst. Dies lag vor allem an seinem Patientenfall. Zuletzt hat er einige Fälle auf den Leib geschrieben bekommen, wo er als Arzt wieder glänzen konnte und wo er seine Stärken ausleben konnte. Bei Jordy mit dem Down-Syndrom hat das von der ersten Minute an geklappt. Wie liebevoll und aufmerksam er mit ihm umgegangen ist und wie sehr er sich dann für dessen Geschichte erwärmt hat. Jordy lebt nämlich für das Eislaufen, weil er dort frei ist. Daher riskiert er eine gefährliche OP, die Will schließlich selbst befürwortet, da er den Wunsch des jungen Mannes nachvollziehen kann. Er war es schon immer, der aus Patientenfällen Rückschlüsse auf seine eigene Situation zieht, weswegen er nun erkennt, dass er Natalie zu lange nachgelaufen ist und daher verpasst hat, dass er sich ohne sie viel freier fühlt. Diese Ansage fand ich für ihn wirklich bemerkenswert, denn er ist ihr wirklich immer wie ein Schoßhündchen hinterhergelaufen. Es rundet das Bild zu Will in dieser Episode gelungen ab, ohnehin wurde an seinem Image in den letzten Episoden fleißig gefeilt. Aber ob die Autoren diese Beziehung nun wirklich ad acta legen? So wirklich will ich da nicht dran glauben.
Eine vollkommen überraschende Wendung gab es auch bei Maggie Lockwood und ihrem neuen Freund Ben, der aufgrund einer Masernerkrankung nahezu dem Tod geweiht war. Aber als sich alle auf seine letzte Stunde auf Erden vorbereiten, verbessern sich seine Werte plötzlich. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet, da ich eher davon ausgegangen bin, dass Ben sterben wird und dass das Maggie vielleicht in eine Krise stürzt, in der sie denkt, dass sich das Kämpfen nicht mehr lohnt. Aber ich mag es, wenn Dinge anders kommen, als ich gedacht habe, da so der Vorhersehbarkeit ein Schnippchen geschlagen wird. Aber was haben die Autoren nun mit Ben und Maggie vor? Das wird eine spannende Frage für das neue Jahr werden!
Ein definitiver Abschied steht uns aber bei Caroline Charles bevor. Ihr Zustand hat sich so verschlechtert, dass Dr. Daniel Charles sie auf ihre Hochzeitreise mitnehmen will, damit sie dort in Frieden von dieser Erde gehen kann. In Bezug auf diese Handlung war die Atmosphäre hochgradig emotional und eines Midseason-Finales würdig. Als schon Daniel in der Küche zusammenbricht, weil er in Gegenwart seiner Frau stark bleiben will und sich seine eigenen Momente nehmen muss, war ich selbst mit Tränen dabei. Und es wurde durch das Auftauchen von Dr. Robin Charles nur schlimmer. Diese will mit auf die Reise, um bei ihrer Mutter zu sein, aber diese will, dass ihre Tochter sie in besserer Erinnerung behält. Es ist ein nachvollziehbarer Wunsch und auch hier gibt es kein richtig oder falsch. Aber es war herzzerreißend, als Robin erkennt, dass dies nun die letzten Momente mit ihrer Mutter sein werden. Den Serientod von Caroline werden wir also nicht miterleben, aber diese Episode war so voller Abschied, dass ich das gerne gelten lassen. Mit dem voraussichtlichen Zeitsprung von sechs Wochen wird es dann spannend sein, wie es Daniel dann gehen wird.
Fazit
Dieses Midseason-Finale von "Chicago Med" hatte Licht, aber auch Schatten. Emotionalität war durch den bevorstehenden Verlust von Caroline da. Positive Überraschungen gab es in der Gesundung von Ben und in der Charakterentwicklung von Will. Ansonsten war das Beziehungsdrama mal wieder zu präsent und wenn dabei dann nur falsche Entscheidungen getroffen werden, dann schaudert es einen. Dennoch ist es ein Abschied von 2019, der viel Potenzial für 2020 bereithält.
Lena Donth – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: I Can't Imagine The FutureErstausstrahlung (US): 20.11.2019
Erstausstrahlung (DE): 28.10.2020
Erstausstrahlung (Pay-TV): 27.04.2020
Regie: Charles S. Carroll
Drehbuch: Diane Frolov & Andrew Schneider
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